Montag, 19. Dezember 2016

Das Drama Josefs

Josef als Patron der Arbeiter, Josefskirche, Nazareth

Die Geburt Christi war aber also getan. Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertraut war, fand sich's ehe er sie heimholte, daß sie schwanger war von dem heiligen Geist.  Joseph aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.
 Indem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des HERRN im Traum und sprach: Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Gemahl, zu dir zu nehmen; denn das in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen; denn er wird sein Volk selig machen von ihren Sohn. Das ist aber alles geschehen, auf daß erfüllt würde, was der HERR durch den Propheten gesagt hat, der da spricht:  "Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Immanuel heißen", das ist verdolmetscht: Gott mit uns.
Da nun Joseph vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm des HERRN Engel befohlen hatte, und nahm sein Gemahl zu sich.  Und er erkannte sie nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar; und hieß seinen Namen Jesus. (Mt 1)

Traum des Josef, Josefskirche, Nazareth

Da ist zuerst Josef: Während ihn Matthäus groß in den Mittelpunkt seiner Kindheitsgeschichte rückt, hat Lukas ihm nur einen Satz gewidmet: dass er als der Sohn Davids mit Maria, seiner Vermählten, die guter Hoffnung war, nach Bethlehem zieht. Durch die Wortwahl und Wortstellung erinnert er noch einmal daran, dass dieses Kinder seiner Verlobten nicht sein Kind ist, sondern anderen, göttlichen Ursprungs.
Das ganze Drama dieses Lebens leuchtet so in dem einen Satz auf, und der stille Mann wird Anrede an uns. Gott hat seine Lebensidee beiseite geschoben und anderes mit ihm getan, ihn zu anderem gewollt. Dieser Mann war jemand, der `hörsam` gewesen ist für Gott, der eine innere Sensibilität für das geheime Sprechen  und Wollen Gottes hatte, der nach innen und nach oben hören konnte; der nicht nur nach außen wahrnahm - wie es leider bei uns doch weithin ist -, sondern das andere und den anderen.
Er war ein Mann, der Ja zu sagen vermochte zu dem unerwarteten Auftrag, der ihm von Gott her wurde. Er hat sich nicht verquert in seine eigene Lebensidee hinein, die ihm entrissen wurde, sich nicht im Ressentiment innerlich vergiftet, sondern ist frei und bereit aufgestanden, um sich dem Neuen zur Verfügung zu stellen, das auf ihn zukam.
Und so ist er offen, reif und groß geworden. Indem er sich annimmt und Gott so annimmt, wie er ihn will, wird er selbst erfüllt. Sein Leben gewinnt gegen seine Planungen den wirklichen größeren Sinn, dem es zugedacht ist.
Solche Freiheit, sich das Eigene, den Eigen-sinn nehmen zu lassen, solche innere Gelöstheit, die den unerwarteten Willen Gottes annimmt und darin reift, spricht uns an, hilft uns und ruft uns.
(Josef Kardinal Ratzinger)


Josefskirche, Nazareth

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