Donnerstag, 3. September 2015

Gregor der Große

Büstenreliquiar des Papstes Gregor des Großen, Saint Sernin, Toulouse



Das wichtigste und berühmteste Werk ist aber zweifellos die Regula pastoralis, das der Papst zu Beginn seines Pontifikats mit einer deutlich programmatischen Zielsetzung schrieb.

Wenn wir diese Werke einer schnellen Durchsicht unterziehen wollen, so müssen wir vor allem festhalten, dass Gregor in seinen Schriften nie Sorge darum zeigt, seine „eigene“ Lehre, seine eigene Originalität zu umreißen.

Es ist vielmehr seine Absicht, die traditionelle Lehre der Kirche erklingen zu lassen; er will einfachhin der Mund Christi und seiner Kirche auf dem Weg sein, der zu durchlaufen ist, um zu Gott zu gelangen.

(Papst Benedikt XVI. über Gregor den Großen, Generalaudienz, 4. Juni 2008)




Aus der Pastoralregel:
 Der Seelsorger darf weder über der Sorge für die äußeren Dinge das Innenleben vernachlässigen, noch in seinem Eifer für das Innenleben die äußeren Dinge übersehen; denn sonst wird er ganz veräußerlichen und das innere Leben einbüßen; oder er wird ausschließlich nur dem Inneren leben und den Mitmenschen nicht bieten, was er ihnen in bezug auf äußere Dinge schuldet.

Manchmal hat es nämlich den Anschein, als würden Seelenhirten ganz darauf vergessen, daß sie um der Seelen der Brüder willen zu Vorstehern gemacht wurden, so sehr hängen sie ihr Herz an die zeitlichen Geschäfte; gibt es gerade solche Geschäfte, so erledigen sie dieselben mit Wonne; gibt es keine, so suchen sie solche und grübeln Tag und Nacht in aufgeregten Gedanken darüber nach. 

Müssen sie einmal, weil die Gelegenheit fehlt, in dieser Beziehung sich ruhig verhalten, so werden sie durch diese Ruhe ganz müde und matt. Denn es ist ihnen eine Lust, von Geschäften schier erdrückt zu werden, und sie halten es für eine Last, wenn sie mit zeitlichen Geschäften nichts zu tun haben. Daher kommt es dann, daß sie vor lauter Freude am Geräusch des Weltlärmes nichts wissen vom inneren Leben, das sie doch andere lehren sollten. Ohne Zweifel werden dadurch die Untergebenen lau; denn ihr Verlangen nach geistigem Fortschritt stößt in dem Beispiel des Vorstehers auf ein Hindernis mitten auf dem Wege.
(Quelle:  Bibliothek der Kirchenväter)

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