In seinem Buch "Marienverehrung und Marienfeste" faßt Walter Lang die damaligen Ereignisse zusammen (228f):
Unter dem Oberbefehl von Kara Mustafa belagerten 1683 zweihunderttausend Muslime die Kaiserstadt. Vor den Gräben und Mauern Wiens entstand eine orientalische Kriegsstadt mit 25000 Zelten. Nach der Eroberung Wiens wollten die Türken in das Herz Europas vorstoßen; ihr Ziel war die Errichtung eines islamischen Weltreiches. Wem würde die Zukunft gehören? Dem Kreuz oder dem Halbmond?
Die christlichen Nationen waren uneins. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. der Erbfeind der Habsburger sympathisierte mit den Türken. Kaiser Leopold I. war zaghaft in seinen Entschlüssen. Erst dem Kapuzinerpater Marcus von Aviano, der sowohl Bußprediger als auch Diplomat war, gelang es die katholischen Fürsten zu gemeinsamen Handeln zu bewegen. Darauf hin konnte der Kaiser, unterstützt durch Papst Innozenz XI., der Marcus de Aviano zum Sonderbotschafter bestellte, ein Netz von militärischen und finanziellen Bündnissen organisieren. In der Stunde höchster Gefahr pilgerte der Kaiser zur Gnadenmutter der immerwährenden Hilfe auf dem Maria-Hilfsberg in Passau und weihte dort sein bedrohtes Reich der Himmelskönigin und ihrem siegreichen Namen.
Von Passau eilte Marcus von Aviano nach Wien. Östlich der Hauptstadt wurde die christliche Heeresmacht zusammengezogen. Beteiligt waren Kurfürst Max Emmanuel von Bayern mit über 10000 Mann, der Kurfürst von Sachsen mit gleicher Heeresstärke, König Sobieski mit 13000 Polen. Mit den kaiserlichen und Reichstruppen standen 64000 gegen 200000 Türken im Feld.
Mit Papst und Kaiser bestürmte die gesamte damalige Christenheit die Muttergottes als die "Hilfe der Christen": Kaiser Leopold gab den jeweils ersten Abteilungen seiner Regimenter eine Fahne mit dem Bild der Immaculata. Der gemeinsame Kampfruf lautete "Jesus und Maria", wie Marcus Aviano empfohlen hatte. Mit diesem Ruf stürmten die vereinigten christlichen Truppen die Hänge des Kahlenberges hinab und, in festem Vertrauen auf die allerseligste Jungfrau, in den Kampf. Ihre Begeisterung erzeugte eine gewaltige Kraft. Bereits am Abend ist Wien frei, die Türken sind besiegt und fliehen. Der Name Mariens hat den Sieg errungen. In großer Dankbarkeit führte Innozenz XI. das Fest Mariä Namen ein und legte es auf den 12. September. Das von ihm angeordnete Gebetsläuten sollte für immer an dieses Eingreifen erinnern.
Josefskirche am Kahlenberg |
Kahlenbergkirche zum hl. Josef |
Gedenktafel zum 300. Jahrestag der Rettung Wiens, soweit mir bekannt ist, wurde dem sel. Marco bis heute keine ähnliche Würdigung zuteil. |
Aus einer Lebensbeschreibung des sel. Marco d´ Aviano:
Es beginnt nun das Wirken des apostolischen Legaten
beim christlichen
Heer gegen die Türken, das er von 1683 bis 1688 jedes Jahr begleitete, und sein
nicht minder wichtiges inoffizielles Wirken am Kaiserhof.
Den Bemühungen des Papstes
Innozenz XI. war es 1683 nach unsäglichen Mühen endlich gelungen, die Allianz
mit Polen zu verwirklichen. P. Markus scheint auch hierbei bereits seine
Vermittlertätigkeit entfaltet zu haben, wie nachweisbar an dem Bündnis mit
Venedig, das im folgenden Jahre zustande kam. Das Reich war in größter Not.
Kara Mustafa war im Frühjahr 1683 mit einem 200.000 Mann starken Heer
herangerückt und begann am 14. Juli die Belagerung von Wien. Nur mühsam gelang
es, die deutschen Truppen und das polnische Heer zum Entsatz heranzuführen. Noch
im letzten Moment drohte die Frage nach der obersten Leitung des Gesamtheeres
das Unglück zu besiegeln. P. Markus aber, der vom Papste mit besonderen
geistlichen Vollmachten ausgerüstet herbeieilte, gelang es, zwischen dem Kaiser
und den Fürsten wie dem ehrgeizigen Polenkönig Sobiesky zu vermitteln. Am 8.
September las er in der Ebene bei Tulln in Gegenwart des gesamten Heeres und
aller Führer die historisch berühmt gewordene hl. Messe, bei der Sobiesky am
Altare diente und mit allen katholischen Heerführern kommunizierte. Nach der
Messe hielt er eine begeisternde Ansprache und erteilte allen den päpstlichen
Segen, der mit einem vollkommenen Ablaß verbunden war.
Doch erst am 12. September nach
der hl. Messe auf dem Leopoldsberg begann die Schlacht. Von den Höhen des
Kahlenberges herab stürzte sich das christliche Heer auf die feindliche
Übermacht. P. Markus eilte während der Schlacht mit dem Kruzifix in der Hand
von Ort zu Ort, segnend und ermutigend. Am Abend war der Sieg errungen. Der
Feind räumte in wilder Flucht das Feld. Die alte Kaiserstadt, die bis zur
Verzweiflung standgehalten hatte, war aus höchster Not gerettet und mit ihr die
Christenheit des 17. Jahrhunderts. Neben Innozenz XL, dem die Geschichte das
größte Verdienst um das Zustandekommen dieses Sieges zugebilligt, steht der
bescheidene, demütige P. Markus von Aviano, der als sein Legat die letzten
Schwierigkeiten, die Uneinigkeit der Führer überwand und das Heer zum Siege
begleitete.
Diese Tat hat den heiligen Kapuziner in Wien, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand, unvergeßlich gemacht. Doch mit dem Entsatz von Wien war der Türkenkrieg nicht zu Ende.
Das wußte keiner besser als P. Markus, und jedes folgende Jahr bis Mitte 1688
begleitete er die Truppen zu Kampf und Sieg.
Wien vom Kahlenberg aus gesehen |
Uno City, Transdanubien (Wiener Gemeindegebiet links der Donau) |
Machen die Damen eine Wallfahrt zur Josefskirche am Kahlenberg oder möchten sie die Aussicht auf Wien genießen? |
Gewidmet den ukrainischen Kosaken - den Mitbefreiern Wiens 1683 |
Kosakendenkmal auf dem Leopoldsberg |
Danke und herzlichen Gruß zurück! An der Kirche auf dem Leopoldsberg ist eine Gedenktafel angebracht, auf der steht (sinngemäß): "Mit der Darbringung des Heiligen Meßopfers durch den Kapuzinerpater Marco von Daviano begann hier am 12. September 1683 der Entsatz Wiens und somit die Rettung des christlichen Abendlandes"
AntwortenLöschenAlso gibt es wenigstens einen "Mini-Würdigung" des tapferen Paters...
Die ist mir doch glatt entgangen, man müßte sie in feierlicher Prozession zum Kahlenberg bringen, der ja weitaus bekannter und besser besucht ist als der Leopoldsberg und dort mit einer Statue des sel. Marco aufstellen ;-). Wann wird denn die zu Klosterneuburg gehörige Leopoldskirche wieder offen stehen?
AntwortenLöschenVielen Dank für den informativen Artikel. Ich habe ihn auf facebook verlinkt. Es ist Ihnen doch recht hoffe ich? Wenn ich das so lese denke ich daß wir uns gerade auch in unseren politischen Nöten, im Kampf gegen Atheismus, Relativismus, Kommunismus viel zu selten an die Mutter Gottes wenden.
AntwortenLöschenGerne können Sie verlinken. Bei Ihren Worten denke ich an Mutter Teresa, die immer mit dem Rosenkranz in ihren Händen zu sehen war. oder wie der hl. Bernhard sagt: Folge ihr, dann wirst du dich nicht verirren. Rufe sie an, dann kannst du nicht verzweifeln, denk an sie, dann irrst du nicht. Hält sie dich fest, kannst du nicht fallen. Schützt sie dich, dann fürchte nichts! Führt sie dich, wirst du nicht müde. Ist sie dir gnädig, dann kommst du sicher ans Ziel!
LöschenWelch eine tolle Geschichte - und so schöne Bilder! Danke, wieder was gelernt.
AntwortenLöschenFreut mich, wenn der Post gefällt, danke.
LöschenZur Ergänzung und gefälligen Bedienung die erwähnte Tafel:
AntwortenLöschenhttp://thomassein.blogspot.de/2013/09/leopoldsberg-bei-wien.html