Simeon hält das Kind, daneben Hanna, Maria und Josef, St. Agatha, Hausleiten |
Liebe Brüder und Schwestern!
Der hl. Lukas unterstreicht in seiner Erzählung von
der Kindheit Jesu, daß Maria und Josef dem Gesetz des Herrn treu waren. Mit
großer Frömmigkeit erfüllen sie all das, was nach der Geburt eines männlichen Erstgeborenen
vorgeschrieben ist. Es handelt sich um zwei sehr alte Vorschriften: eine davon
betrifft die Mutter, die andere das neugeborene Kind. Für die Frau ist
vorgeschrieben, daß sie sich 40 Tage der rituellen Praktiken enthalten und
danach ein zweifaches Opfer darbringen soll: ein Lamm als Brandopfer und eine
junge Taube oder Turteltaube als Sündopfer; wenn die Frau aber arm ist, dann
braucht sie nur zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben zu opfern (vgl. Lev
12,1–8). Der hl. Lukas erläutert, daß Maria und Josef das Opfer der Armen
darbrachten (vgl. 2,24), um zu unterstreichen, daß Jesus in einer Familie
einfacher, armer, aber sehr gläubiger Menschen geboren wurde: eine Familie, die
zu jenen Armen Israels zählt, die das wahre Volk Gottes bilden. Für die
männliche Erstgeburt, die nach dem Gesetz des Mose Eigentum Gottes ist, war
dagegen eine Auslösung vorgeschrieben, deren Preis auf fünf Schekel festgelegt
war, die einem Priester an jedem beliebigen Ort gezahlt werden konnten. Dies
geschah zu ewigem Gedenken der Tatsache, daß Gott in der Zeit des Exodus die
Erstgeborenen der Juden verschont hatte (vgl. Ex 13,11–16).
Es ist wichtig festzustellen, daß es für diese
beiden Akte – die Reinigung der Mutter und die Auslösung des Sohnes – nicht
notwendig war, sich in den Tempel zu begeben. Maria und Josef dagegen wollen
alles in Jerusalem erfüllen, und der hl. Lukas zeigt, wie die ganze Szene auf
den Tempel zuläuft und sich damit auf Jesus ausrichtet, der den Tempel betritt.
Und damit wird gerade durch die Gesetzesvorschriften das Hauptereignis ein
anderes, nämlich die »Darstellung« Jesu im Tempel Gottes, die bedeutet, daß der
Sohn des Höchsten dem Vater, der ihn gesandt hat (vgl. Lk 1,32.35),
übergeben wird.
Diese Erzählung des Evangelisten findet eine
Entsprechung im Wort des Propheten Maleachi, das wir zu Beginn der ersten
Lesung gehört haben: »Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich
bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der
Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt! … Er reinigt die Söhne
Levis … Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen « (3,1.3).
Offensichtlich ist hier nicht von einem Kind die Rede, und dennoch findet
dieses Wort seine Erfüllung in Jesus, denn dank des Glaubens seiner Eltern
wurde er »sofort, plötzlich « in den Tempel gebracht; und im Akt seiner
»Darbringung« oder seines persönlichen »Opfers« an Gottvater klingt wie im
Abschnitt aus dem Propheten deutlich das Thema des Opfers und des Priestertums
an. Das Jesuskind, das sofort im Tempel dargebracht wird, ist derselbe, der als
Erwachsener den Tempel reinigen (vgl. Joh 2,13 – 22; Mk 11,15,19
parr.) und vor allem selbst zum Opfer und Hohenpriester des Neuen Bundes werden
wird.
Das ist auch die Perspektive des Hebräerbriefs,
aus dem in der zweiten Lesung ein Abschnitt verkündet wurde, mit dem das Thema
des neuen Priestertums unterstrichen wird: eines Priestertums – des von Jesus
begründeten Priestertums –, das grundlegend ist: »Denn da er selbst in
Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in
Versuchung geführt werden « (Hebr 2,18). Und so stoßen wir auch auf das
Thema des Leidens, das im Evangeliumsabschnitt stark hervortritt, wo Simeon
sein prophetisches Wort über das Kind und die Mutter ausspricht: »Dieser ist
dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele
aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. …
Dir selbst aber, [Maria], wird ein Schwert durch die Seele dringen« (Lk 2,34–35).
Das »Heil«, das Jesus seinem Volk bringt und das er selbst verkörpert, geht
über das Kreuz, über den gewaltsamen Tod, den er durch das Opfer des Lebens aus
Liebe besiegen und verwandeln wird. Dieses Opfer ist in der Geste der
Darstellung im Tempel bereits ganz angekündigt, eine Geste, die sicherlich von
den Traditionen des Alten Bundes veranlaßt ist, die aber innerlich beseelt ist
von der Fülle des Glaubens und der Liebe, die der Fülle der Zeit entspricht,
der Gegenwart Gottes und seines Heiligen Geistes in Jesus. Der Geist schwebt in
der Tat über der gesamten Szene der Darstellung im Tempel, insbesondere über
der Gestalt Simeons, aber auch Hannas. Er ist der »Paraklet«, der den »Trost
Israels« bringt und die Schritte und Herzen derer bewegt, die ihn erwarten. Es
ist der Geist, der die prophetischen Worte von Simeon und Hanna anregt, Worte
des Segens, des Lobes an Gott, des Glaubens an seinen Gesalbten, des Dankes,
weil unsere Augen endlich »sein Heil« sehen und in die Arme nehmen können (vgl.
2,30).
»Ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und
Herrlichkeit für dein Volk Israel« (2,32): So beschreibt Simeon den Messias des
Herrn am Ende seines Lobgesangs. Das Thema des Lichtes, das das erste und
zweite Lied vom Gottesknecht im Deuterojesaja (vgl. Jes 42,6; 49,6)
anklingen läßt, ist in dieser Liturgiefeier stark präsent. Sie hat begonnen mit
einer eindrücklichen Prozession, an der die Generaloberen und Generaloberinnen
der hier vertretenen Institute des geweihten Lebens mit brennenden Kerzen
teilgenommen haben. Dieses für die liturgische Tradition des Festes
charakteristische Zeichen ist sehr ausdrucksstark. Es verdeutlicht die
Schönheit und den Wert des geweihten Lebens als Widerschein des Lichtes
Christi; ein Zeichen, das auf den Einzug Marias in den Tempel verweist: die
Jungfrau Maria, die Gottgeweihte par excellence, trug das Licht selbst auf den
Armen, das fleischgewordene Wort, das gekommen ist, um mit der Liebe Gottes die
Finsternis aus der Welt zu vertreiben.
Darstellung des Herrn, St. Agatha, Hausleiten |
Mariä Lichtmess im Musee des Beaux Arts - Brüssel
Alte Gebete zur Kerzenweihe
Mariä Lichtmess in S. Maria in Trastevere - Rom (Johannes Paul II. in Redemptoris Mater)
Mariä Lichtmess in Alba de Tormes (Hymnus)
Mariä Lichtmess in der Basilika Frauenkirchen (Papst Benedikt XVI. über das gottgeweihte Leben am 2.2.2006)
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