Samstag, 31. März 2018

Das Heilige Land 23 - Das Heilige Grab in der Grabeskirche - Anastasis


Nordschiff der Grabeskirche

Nördlich direkt gegenüber dem Heiligen Grab ist der Eingang zur Sakramentskapelle der Franziskaner,
auch Kapelle der Erscheinungen genannt.

Nur einen Steinwurf entfernt von der Kreuzigungsstätte (Golgota) befindet sich das leere Grab Jesu:

Blick von Golgota Richtung Grabeskapelle


Die Grabkapelle (vor der Restaurierung 2016) des Herrn


Grabkapelle im Zentrum der Rotunde, überwölbt von der Kuppel

Zwischen 1863 und 1869 wurde die einsturzgefährdete Kuppel mit einer Eisenkonstruktion neugebaut und die Mittelöffnung der Kuppel mit einem Schutz versehen, sodaß es nicht mehr hereinregnete.
Die Kuppel über der Grabeskapelle hat einen Durchmesser von 20 m und eine Höhe von 35 m und erhielt nach Sanierungsarbeiten 1997 eine neue Ausmalung: Von der Sonne, Symbol der Auferstehung Christi, gehen 12 goldene Strahlen aus und erhellen den sternenübersäten Himmel; die indirekt angeleuchteten Strahlen versinnbilden die Ausstrahlung der Kirche in die ganze Welt.



Der Rundbau, die Rotunde des Heiligen Grabes hat einen Durchmesser von 35 m. Umschlossen wird die Ädikula (Grabkapelle) von 7,15 m hohen Säulen aus rötlichem Marmor. 6 Pfeiler, 12 große Säulen und 4 kleinere Doppelsäulen tragen über zwei Galerien die Kuppel von 1868.
In der Mitte der Rotunde steht die Kapelle des Heiligen Grabes (8,30 x 5,90 m, 5,90 m hoch), gekrönt von einem Turm mit russischer Haube.


Eingang zum Grab Jesu

An der Stirnseite der Kapelle hängen vier Reihen Lampen, die obere Reihe wird von den Lateinern, die zwei mittleren von den Griechen und die untere von den Armeniern unterhalten.
Durch die äußere Tür betritt man die Engelskapelle, eine fast quadratische Vorkammer zum Grab. Hier hat der Engel den Frauen verkündet: "Er ist nicht hier, er ist auferstanden!" (Lk 24,6)
Im Mittelpostament eingemauert ist ein Reststück des seit alters her verehrten Auferstehungssteines zu sehen. Hier handelt es sich um ein Bruchstück des Rollsteines, der einst das Grab Jesu verschloss (Mk 16,4). Vermutlich wurde der Stein beim Persereinfall 614 zerbrochen.




Marmorpostament mit Bruchstück des Rollsteines, der das Grab Jesu verschloss


links die beiden Frauen, rechts der Engel, oben der Auferstandene


Ein 1,33 m hoher Durchgang führt in die Grabkammer Jesu, die nur 2,07 m lang und 1,93 m breit ist.







Blick zum Ausgang

Im Grab Jesu:


Grab Jesu

Rechts unter der Marmorplatte, die heute als Altarstein dient, ist der Fels verborgen, der als Ruhestätte des Herrn diente. 43 Öllampen stehen als Sinnbild für die Anbetung der christlichen Gemeinschaften, drei Bilder des Auferstandenen verkünden seine Auferstehung.

Vom Grab ist leider nicht viel erhalten. Ursprünglich lag es an der Felswand eines ehemaligen Steinbruchs, der zu einem Garten umgestaltet worden war. Kaiser Hadrian überbaute das Gebiet, ohne dabei das Grab zu verändern. Beim Bau der Grabeskirche unter Kaiser Konstantin kam es zu einschneidenden Maßnahmen. Der Hofbaumeister Zenobius bearbeitete das Grab so lange, bis nur noch die eigentliche Grabkammer und der sie umgebende Stumpf des Felsgesteins übrig waren, die er dann kunstvoll umkleidete.
Sieben Jahrhunderte später, im Oktober 1009, ließ der Fatimiden-Kalif al-Hakim die Grabeskirche gründlich zerstören und den Felsen des Heiligen Grabes fast gänzlich wegmeißeln. Nur die Steinbank, auf der der Leichnam Jesu lag, trotzte der Gewalt.
Ein Aufschrei der Empörung ging damals durch ganz Europa und führte Ende des 11. Jahrhunderts zum ersten Kreuzzug.






43 Lampen symbolisieren die Anbetung des Herrn


Ein folgenreiches Unglück war der Brand von 1808 in der Grabeskirche, ein Augenzeuge berichtet:
"Das Feuer brach während der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 1808 in der Kapelle der Armenier auf einer Galerie der Kirche aus. Der Sakristan der Franziskaner, welcher während der Nacht die Lampen zu besorgen hatte, bemerkte es zuerst und rief um Hilfe. Aber das Feuer war schon so weit fortgeschritten, daß man gleich im Anfang die Hoffnung aufgeben mußte, das Gebäude zu retten. Nach zwei Stunden stürzte die Kuppel über dem Heiligen Grab ein, riß die Galerien und einen Teil der Mauern mit fort und zerschmetterte die Säulen und Kapellen, welche es umgaben. Man wurde erst nach langer Zeit Herr des Brandes."

Neubau der Grabeskapelle 1810 durch die Griechen, das russiche Türmchen
gibt den Hinweis, woher die Mittel kamen.

Gebet, das angeblich 1505 beim Grab Jesu gefunden wurde:


„Gebenedeit sei der Herr Jesus Christus, der an dem Holz des hl. Kreuzes für unsere Sünden gestorben ist.

O hl. Kreuz Christi, sei mit mir.
O hl. Kreuz Christi, sei mein Vertrauen.
O hl. Kreuz Christi, sei mir ein wahrhaftiges Licht meiner Seele und Seligkeit.
O hl. Kreuz Christi, wend' ab von mir alle feindlichen Waffen.
O hl. Kreuz Christi, entferne von mir alle Übel.
O hl. Kreuz Christi, gieße mir ein alles Gute, durch Dich o hl. Kreuz komme ich auf den Weg meiner Seligkeit.
O hl. Kreuz Christi, bewahre mich vor aller körperlichen Not.
O gekreuzigter Jesus von Nazareth, erbarme Dich meiner, damit der böse Feind von mir weichen möge, sichtbar und unsichtbar von nun an bis in Ewigkeit.
Zur Ehre des Leidens Jesu,
zur Ehre seines teuren Blutes,
zur Ehre seines schändlichen Todes,
zur Ehre seiner hl. Menschwerdung und Auferstehung, wodurch er uns zu unserer Seligkeit hat bringen wollen.

So wahr, wie Jesus in der hl. Christnacht ist geboren worden,
so wahr, wie Jesus ist beschnitten worden,
so wahr, wie die hl. 3 Könige am 13. Tag Geschenke gebracht,
so wahr, wie Jesus am hl. Karfreitag ist gekreuzigt worden,
so wahr, wie Josef und Nicodemus Jesus vom Kreuze genommen und ins Grab gelegt,
so wahr, wie Jesus am 3. Tag von den Toten auferstanden und zum Himmel aufgefahren ist,
ebenso inbrünstig hoffe ich, dass der Herr Jesus mich bewahren wolle gegen alle meine sichtbaren und unsichtbaren Feinde von nun an bis in Ewigkeit.

O Himmlischer Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist und Seele. Jesus, Maria, Anna, Jesus, Maria, Josef, Jesus, Maria, Joachim, begleite mich durch das Leben und zur ewigen Freude."

„O Herr Jesus, durch die Bitterkeiten, die du für mich am hl. Kreuze gelitten hast, besonders als deine allerheiligste Seele aus deinem allerheiligsten Leibe geschieden ist, erbarme dich meiner armen Seele, wenn sie aus dieser Welt scheiden wird. O Jesus, gib mir Mut, mein Kreuz mit dir zu tragen.
Lehre mich ohne Klagen zu leiden, in dem Leiden zu frohlocken und aus Not eine Tugend zu machen. Die Allmacht des Vaters wolle mich bedecken, die Weisheit des Sohnes wolle mich regieren, die Gnaden und die Kraft des Hl. Geistes wolle mich bewahren; die Allerheiligste Dreifaltigkeit wolle mich aufnehmen und meine Seele bringen in das ewige Leben."






An der Rückseite der Grabeskapelle haben die Kopten einen Altar im Jahr 1537 erlangt, als die Franziskaner von den Türken eingesperrt waren. Wer sich unter den Altar kniet, kann an der unteren linken Ecke zwischen den gemauerten Steinen ein kleines Stück vom originalen Grabfelsen berühen.

Kapelle der Kopten


Gegenüber der Kapelle der Kopten gelangt man zwischen zwei Pfeilern in die ärmliche Kapelle der orthodoxen Syrer. Die Kapelle trägt die noch die Brandspuren von 1808. Eine Restaurierung ist bis heute ausgeblieben, weil die verschiedenen Parteien befürchten, aus einer Restauration könnten Besitzansprüche abgeleitet werden, die den Status quo verletzen.
An der Südseite führt eine niedrige Tür in eine Grabkammer, vielleicht eine Grabstätte von Josef von Arimathäa.

Kapelle der Syrer, Grabkammer rechts

Kapelle der Kopten




Seitenansicht der Grabkapelle, Richtung Norden




Platz der frommen Frauen: wenn man von Golgota zum Heiligen Grab geht stößt man auf ein turmartiges Tempelchen über einer runden Steinplatte. Es erinnert an die Frauen, die bei der Kreuzigung ausgeharrt haben: "Es sahen aber auch Frauen von ferne zu, unter ihnen Maria Magdalena und Maria, die Frau des Jakobus des Jüngeren und des Joses, und Salome. Sie wahren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient." (Mk 15,40)

Verwendete Literatur:
M. Ramm, Heiliges Land
H. Fürst, Im Land des Herrn

Platz der frommen Frauen

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