Sonntag, 24. April 2022

Die Heilung des Misstrauens

Thomas berührt die Wundmale, S. Thomas, Unterpremstätten/Stmk

Liebe Brüder und Schwestern!

Der heutige Sonntag beschließt die Osteroktav, die wie ein einziger „vom Herrn gemachter" Tag ist, der sich durch die Auferstehung und die Freude der Jünger, Jesus zu sehen, auszeichnet. Seit der Antike wird dieser Sonntag „in albis" genannt, vom lateinischen Namen „alba", wie das weiße Gewand heißt, das die Neophyten bei der Tauf in der Osternacht trugen und nach acht Tagen ablegten. Der ehrwürdige Diener Gottes Johannes Paul II. hat diesen Sonntag anlässlich der Heiligsprechung von Schwester Maria Faustyna Kowalska am 20. April 2000 der Göttlichen Barmherzigkeit geweiht.

Reich an Barmherzigkeit und göttlicher Güte ist der Abschnitt aus dem Evangelium des heiligen Johannes (20, 19-31) vom heutigen Sonntag. Es wird berichtet, dass Jesus nach der Auferstehung die Jünger besuchte und dabei durch die verschlossenen Türen des Abendmahlssaales trat. Der heilige Augustinus erklärt: „Der Körpermasse aber, worin die Gottheit war, leisteten die verschlossenen Türen keinen Widerstand. Der nämlich konnte, ohne dass sie geöffnet wurden, eintreten, bei dessen Geburt die Jungfräulichkeit der Mutter unverletzt blieb" (In Ioh. 121,4: CCL 36/7, 667); und der heilige Gregor der Große fügt hinzu, dass unser Erlöser nach seiner Auferstehung mit einem unvergänglichen und tastbaren Leib, jedoch in einem Zustand der Herrlichkeit gekommen ist (vgl. Hom. in Evag., 21,1: CCL 141, 219). Jesus zeigt die Zeichen der Passion und gewährt dem ungläubigen Thomas sogar, sie zu berühren. Wie aber ist es möglich, dass ein Jünger zweifeln kann? Tatsächlich gestattet es uns das göttliche Entgegenkommen, jenseits der gläubigen Jünger auch von der Ungläubigkeit des Thomas zu profitieren. Denn als der zögernde Jünger die Wundmale des Herrn berührt, heilt er nicht nur sein eigenes Misstrauen, sondern auch das unsrige.

Der Besuch des Auferstandenen beschränkt sich nicht auf den Bereich des Abendmahlssaals, sondern geht darüber hinaus, damit alle das Geschenk des Friedens und des Lebens mit dem „schöpferischen Hauch" empfangen können. Zweimal nämlich sagte Jesus zu den Jüngern: „Friede sei mit euch!", und er fügte hinzu: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch". Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert". Das ist der Auftrag der Kirche, der der Paraklet stets zur Seite steht: allen die frohe Botschaft zu bringen, die freudige Wahrheit der barmherzigen Liebe Gottes, „damit ihr glaubt - wie der heilige Johannes sagt -, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen" (20,31).

Im Licht dieses Wortes ermutige ich vor allem alle Hirten, dem Beispiel des heiligen Pfarrers von Ars zu folgen, der „in seiner Zeit das Herz und das Leben so vieler Menschen zu verwandeln vermocht (hat), weil es ihm gelungen ist, sie die barmherzige Liebe des Herrn wahrnehmen zu lassen. Auch in unserer Zeit ist eine solche Verkündigung und ein solches Zeugnis der Wahrheit der Liebe dringend" (Schreiben zum Beginn des Priesterjahres). Auf diese Weise werden wir immer vertrauter und näher mit dem, den unsere Augen nicht gesehen haben, dessen unendlicher Barmherzigkeit wir jedoch absolut gewiss sind haben. Die Jungfrau Maria, Königin der Apostel, bitten wir, die Sendung der Kirche zu unterstützen, und sie rufen wir voller Freude jubelnd an: Regina Caeli.....

(B16, 12.4.2010


 

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