Freitag, 13. Juni 2014

Die Geburtskirche des hl. Antonius von Lissabon




Antonius von Padua, Franziskanerpriester und Prediger. Antonius war Portugiese, er hieß Fernandez Martin de Bulhorn und wurde als Adeliger 1195 in Lissabon geboren. Er war zuerst Augustiner-Chorherr. Fernandez trat aber 1220 bei den Minderbrüdern zu Coimbra ein und nahm den Namen des Klosterpatrons Antonius an. Von 1227 an war Antonius als Bußprediger in Oberitalien tätig, zugleich wurde er Ordensprovinzial in der Emilia Romagna mit Sitz in Padua. Franziskus ernannte ihn zum Lektor der Theologie für die Minderbrüder an der Universität in Bologna. 1230 legte er, entkräftet von den anstrengenden Reisen, seine Ämter nieder und lebte eine Zeit lang auf einem Nussbaum bei Padua. Seine Fastenpredigten in Padua im Jahre 1231 hatten sensationellen Erfolg, keine Kirche war groß genug, die Predigt musste ins Freie verlegt werden. Die ganze Region schien wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, Dirnen kehrten ins ehrbare Leben zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Die Gnaden hatten ihren Preis: Antonius starb im selben Jahr 1231 am 13. Juni erschöpft im Alter von nur 36 Jahren zu Arcella bei Padua. Die Heiligsprechung erfolgte schon 11 Monate später, Antonius ist damit der am raschesten kanonisierte Heilige. An seinem Grab ereigneten sich zahllose Wunder. In Padua wurde die Basilika San Antonio als Grabkirche errichtet, seine Gebeine wurden 1236 dorthin überführt. Schon Bonaventura meinte: „Suchst du Wundertaten, gehe zu Antonius!“ Er ist der meistverehrte Heilige in Italien, in Portugal und in den von Portugiesen missionierten Gebieten. Antonius von Padua wird als jugendlicher Franziskaner mit Jesuskind und Lilie dargestellt. 
(Martyrologium Sancrucense)

Label Antonius von Padua

S. Antonio, die Geburtskirche des hl. Antonius, Igreja de Santo António de Lisboa, Lissabon; im Hintergrund sieht man
die Türme der Kathedrale "Catedral Sé Patriarcal", auch Igreja de Santa Maria Maior




Auf dem Platz des Elternhauses von Fernandez, das neben der Lissabonner Kathedrale lag, wurde im 15. Jahrhundert eine Kapelle erbaut. Unter König Manuel I. (16. Jhdt) und König Johann V. (der Großherzige) erfolgten Neu- und Umbauten. Das Erdbeben von 1755 zerstörte die Antoniuskirche, nur die Hauptkapelle blieb stehen. Die Kirche, die heute besichtigt werden kann, errichtete 1767 der Architekt Mateus Vicente de Oliveira .



Am 5. Mai 1982 segnete Johannes Paul II. anlässlich seines Lissabonbesuchs
diese Antoniusstatue






In der Krypta bezeichnet eine hinter einem Gitter gelegene Kapelle den Geburtsort des Heiligen.

Das Fliesenbild zeigt Johannes Paul II., der 1982 am Geburtsort des hl. Antonius  betete.






Die Wunder klingen durch die Welt,
und unvergänglich ist dein Glanz;
erhöre unser Bittgebet
und neig dich unsrem Flehen zu.

Du edler Sproß aus Portugal,
du deiner fernen Heimat Ruhm,
Gott ließ dich leuchten als ein Licht,
das hell in seiner Kirche strahlt.

Du hast verschmäht des Standes Ehr´,
Familienstolz, Besitz und Macht,
und auch den Ruhm der eitlen Welt
hast du mir Jesu Kreuz getauscht.

Betrachtet hast du Gottes Heil,
und Tränen klärten deinen Weg:
in deiner tiefsten Seele wuchs
die Sehnsucht nach dem ewgen Wort.

Vom hohen Himmel steh uns bei,
wir rufen zu dir in der Not.
Erfleh, daß Gott uns gnädig sei
bei Krankheit, Hunger und Gefahr.

Ruhm, Ehre, Lob sei immerdar
dem Vater und dem einz´gen Sohn
in Einheit mit dem Tröster Geist
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
(Franziskanisches Proprium, Hymnus zur Vesper)



Über die Stadt des heiligen Antonius
Man hat mir erzählt, daß sich im Westen des Reiches von Portugal eine Stadt erhebt, die an der äußersten Grenze der Welt liegt; ihre Bewohner nennen sie Ulisbona (Lissabon), denn der landläufigen Meinung nach wurde sie von Odysseus (lat. Ulixes) gegründet. Innerhalb der Mauern dieser Stadt ragt eine Kirche bewundernswerter Größe empor (Kathedrale, in der Fernando getauft wurde), die der seligen Jungfrau Maria geweiht ist; dort ruht der kostbare und ehrwürdige Leichnam des heiligen Vinzenz (von Saragossa), der mit allen Ehren aufbewahrt wird.
An der Westseite dieses Gotteshauses besaßen Antonius´ glückliche Eltern eine Wohnstätte, die ihrer Stellung würdig war, und ihre Tür befand sich in der Nähe des Eingangs zur Kirche. Sie waren in der Blüte ihrer Jugend, als die diesen glücklichen Sohn zur Welt brachten, und an der heiligen Taufquelle gaben sie ihm den Namen Fernando.
Und sie vertrauten ihn eben dieser Kirche an, die der heiligen Gottesmutter geweiht ist, damit der das heilige Schrifttum erlerne und, als wären sie von einer Weissagung geleitet, beauftragten sie die Diener Gottes mit der Erziehung des zukünftigen Boten Christi.
(Assidua, Das Leben des hl. Antonius von  einem Zeitgenossen erzählt, 12f)

Antoniuskirche, dahinter die Kathedrale von Lissabon

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