Sonntag, 9. April 2017

Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn

Einzug Jesu in Jerusalem, Notre Dame de Paris, Paris

Jesus zog auf einem Esel in die Heilige Stadt ein, noch dazu auf einem, der ihm nicht einmal gehörte. Er selbst hatte keinen. Er griff damit, jedem in seinem Volk verständlich, eine Prophetie aus Sacharja (9,)) auf: Die Pferde, damals Symbol militärischer Macht und Entsprechung zu dem, was heute der Panzerwagen ist, werden verschwinden; der wahre König Israels wird nicht auf einem Pferd kommen, sich nicht in den Streit der Weltmächte mischen und nicht selber Macht spielen wollen, er wird auf einem Esel einreiten, dem Symbol des Friedens, dem militärisch wertlosen Tier der Armen. Der Einzug auf dem Esel, dem geliehenen, ist Symbol der irdischen Ohnmacht, Einlösung der prophetischen Verheißung...
Aber was ist dann sein Königtum) Der geliehene Esel ist Ausdruck irdischer Machtlosigkeit, zugleich aber Ausdruck für das vollkommene Vertrauen auf die Macht Gottes. Sie ist in Jesus dargestellt. Er hat kein eigenes Königtum aufgerichtet neben dem Königtum Gottes, sondern allein dieses bezeugt.
Sein Nichts ist ein Alles. Es steht nicht für irdische Gewalt, sondern für Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe - für Gott. Dieses Köngtum bleibt zerbrechlich in der Welt. Aber allein von ihm her wird die Welt lebenswert, menschlich. Nicht die Revolutionäre machen die Welt menschlich - auch nicht die wohlmeinenden unter ihnen; sie hinterlassen Scherben und Blut.
Was uns in der Welt leben läßt, ist die Güte, die Wahrhaftigkeit, die Treue und die Gewißheit, daß Gott selbst dies alles ist. Was uns leben läßt, ist der Glaube, daß Gott so ist wie Jesus Christus: daß Jesus Gott ist; daß er, der Mann auf dem geliehenen Esel, der wahre König, die wahre und letzte Macht der Welt ist.
(Josef Kardinal Ratzinger, Mitarbeiter der Wahrheit, 101; aus: Gottes Angesicht suchen)

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