Mittwoch, 3. September 2025

Kann es nun etwas geben, was den Seelen der Verstorbenen zu helfen vermag?

Altar des hl. Papstes Gregor, S. Gregorio Magno al Celio

The reliefs show the pope having a vision of Christ while saying Mass (centre), from which he learned that the celebration of thirty consecutive daily Masses would release a soul from Purgatory. The left hand panel shows the first occurrence of this with the soul of one of his monks, and the right hand one features the pope continuing the practice for many souls.

Bibliothek der Kirchenväter, Viertes Buch der Dialoge, Gregor der Große

LV. Kapitel: Was den Seelen nach dem Tode zur Freisprechung verhelfen kann; von einem Presbyter von Centumcellä und von der Seele des Mönches Justus

Petrus. Kann es nun etwas geben, was den Seelen der Verstorbenen zu helfen vermag?

Gregorius. Wenn die Sünden nach dem Tode nicht untilgbar sind, so pflegt die Darbringung des heiligen Opfers den Seelen auch noch nach dem Tode viel zu nützen, so zwar, daß die Seelen der Verstorbenen es selbst manchmal erbitten.(....über den Presbyter....)
Ich meine, ich darf auch das nicht verschweigen, was sich vor drei Jahren, wie ich mich erinnere, in meinem Kloster zutrug. Ein Mönch namens Justus war in der Arzneikunde bewandert und leistete mir, da ich mich in demselben Kloster befand, viele Dienste; auch pflegte er mich bei meinen beständigen Körperleiden zu behandeln. Er wurde aber von einer Krankheit befallen und kam zum Sterben. Hierbei diente ihm sein leiblicher Bruder namens Copiosus, der jetzt noch hier in der Stadt in der Ausübung der Heilkunde seine zeitliche Existenz findet. Als aber der genannte Justus sah, daß es mit ihm zu Ende ging, verriet er seinem Bruder Copiosus, daß er heimlich drei Goldstücke besitze. Den Brüdern konnte dies natürlich nicht verborgen bleiben, sondern sie forschten sorgfältig nach, durchsuchten all seine Arzneien und fanden die drei Goldstücke in einem Heilmittel versteckt. 
Alsbald wurde mir die Sache mitgeteilt, und ich konnte etwas so Schlimmes von einem Bruder, der gemeinschaftlich mit uns lebte, nicht gleichgültig hinnehmen; denn bei uns im Kloster galt immer die Regel, so in Gemeinschaft zu leben, daß keiner etwas Eigenes besitzen durfte. Tief betrübt dachte ich darüber nach, was ich tun könnte, um den Sterbenden zur Buße zu bringen und um den Lebenden ein abschreckendes Beispiel zu geben. Ich ließ also Pretiosus, den Prior des Klosters, zu mir kommen und sagte zu ihm: „Laß keinen von den Brüdern zu dem Sterbenden; er soll aus ihrem Munde kein Wort des Trostes vernehmen; und falls er beim Sterben nach den Brüdern verlangen sollte, so soll ihm sein leiblicher Bruder sagen, daß er wegen der Goldstücke, die er heimlich in Besitz hatte, von allen Brüdern gemieden werde, damit er wenigstens beim Tode bittere Reue über seinen Fehler empfinde und so sein Herz von der begangenen Sünde reinige. Nach seinem Tode aber soll sein Leichnam nicht auf dem Be gräbnisplatze der Brüder beerdigt werden, sondern machet irgendwo bei der Düngerstätte eine Grube, werfet den Leichnam hinein, werfet die drei Goldstücke, die er hinterlassen hat, auf ihn und rufet dabei alle zusammen: ‘Dein Geld sei mit dir zum Verderben!’  Und dann deckt ihn mit Erde zu.” Durch diese Anordnung wollte ich einerseits dem Sterbenden, andrerseits den lebenden Brüdern nützen; jenem sollte die Bitterkeit seines Todes die Befreiung von seiner Sünde bringen, diese sollte eine so strenge Verurteilung der Habsucht von der Nachahmung des Fehlers abschrecken. Und so geschah es auch. Denn als der Mönch dem Tode näher kam und inständig nach den Brüdern verlangte, um sich ihnen zu empfehlen, keiner aber zu ihm kommen und mit ihm reden wollte, sagte ihm sein leiblicher Bruder, warum er von allen gemieden werde. Da seufzte er aus tiefster Seele wegen seiner Schuld und verschied in seiner Betrübnis; er wurde begraben, wie ich gesagt hatte. 

Die Brüder aber waren alle durch diese Strafe erschüttert, und einer nach dem andern brachte die kleinen und wertlosen Dinge, die sie nach der Regel hätten behalten dürfen, voll Furcht, sie könnten etwas Unrechtes bei sich haben. Als nun nach seinem Tode schon dreißig Tage vergangen waren, empfand mein Gemüt Mitleid mit dem verstorbenen Bruder; mit großem Schmerz dachte ich an seine Qualen und suchte nach einem Mittel, ihn zu befreien. Ich rief deshalb Pretiosus, den Prior unseres Klosters, zu mir und sagte voll Trauer zu ihm: „Lange ist es nun schon her, daß der verstorbene Bruder im Feuer gepeinigt wird; wir müssen ihm ein Werk der Liebe zuwenden und ihm, so gut wir können, dazu verhelfen, daß er erlöst wird. Geh also hin und bringe für ihn an dreißig Tagen nacheinander das heilige Opfer dar, so daß gewiß kein Tag ausfällt, an dem nicht für ihn das heilige Opfer gefeiert wird.”
Pretiosus tat, wie ihm gesagt worden. Während wir nun an andere Dinge dachten und die Tage nicht zählten, erschien der verstorbene Bruder einmal nachts seinem leiblichen Bruder Copiosus in einem Gesichte. Als dieser ihn erblickte, fragte er ihn: „Was gibt es, Bruder, wie geht es dir?” „,Bisher”, antwortete er, „erging es mir schlecht, aber jetzt befinde ich mich wohl; denn heute wurde ich in die Gemeinschaft aufgenommen.”

Sogleich teilte Copiosus dies den Brüdern im Kloster mit. Die Brüder zählten aufmerksam die Tage nach, und siehe, es war gerade der Tag, an welchem für ihn zum dreißigsten Mal das Opfer dargebracht wurde. Während nun Copiosus nichts davon wußte, was die Brüder taten, und die Brüder nicht wußten, was Copiosus gesehen, erfuhr zu ein und derselben Zeit Copiosus, was die Brüder getan, und erfuhren diese, was Copiosus gesehen; es stimmten Gesicht und Opfer miteinander überein, und es war klar, daß der verstorbene Bruder durch das heilige Meßopfer der Pein entrann.

Gregor und seine Mutter Silvia betend vor Stephanus (sagt das heiligenlexikon)
rechts: nach dreißig heiligen Messen wurde der Mönch aus dem Fegefeuer befreit, 
Luigi Caponi, Relief, um 1450

Christus offenbart Papst Gregor den Nutzen der Gregorianischen Messen

Papst Gregor feiert die hl. Messe für die Erlösung der Armen Seelen aus dem Fegefeuer

Nach dem Vorbild Gregors werden bis heute Gregorianische Messen für Verstorbene gelesen, das sind 30 tägliche Messen hintereinander. Gregor begründete diesen Brauch, als er noch Abt des Andreasklosters war. Dort verstarb der Mönch Justus im Ruf, dass er die Armutsgelübde nicht geachtet habe; daraufhin ließ Gregor 30 Messen an 30 aufeinanderfolgenden Tagen für den Mitbruder lesen und der dankte es Gregor dann mit einer Vision, dass er nun aus dem Fegefeuer, befreit sei. (heiligenlexikon)

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