Jesus und die Emmausjünger, frühes 14. Jh., Saint Pierre, Chartres |
Im Gespräch der Jünger mit dem unbekannten Wanderer
besticht das Wort, das der Evangelist Lukas einem von ihnen in den Mund legt:
„Wir aber hatten gehofft…“ (24,21). Dieses Wort in der Vergangenheitsform
besagt alles: Wir haben geglaubt, wir sind nachgefolgt, wir haben gehofft…,
aber nun ist alles zu Ende. Auch Jesus von Nazareth, der in Werken und Worten
gezeigt hatte, dass er ein mächtiger Prophet war, ist gescheitert, und wir sind
enttäuscht worden.
Dieses Drama der Emmaus-Jünger erscheint wie ein Spiegel der Situation vieler
Christen unserer Tage. Es scheint, dass die Hoffnung des Glaubens gescheitert
wäre. Der Glaube selbst gerät aufgrund der negativen Erfahrungen, durch die wir
uns auch vom Herrn verlassen und verraten fühlen, in eine Krise. Aber diese
Straße nach Emmaus, auf der wir gehen, kann ein Weg der Reinigung und der Reife
unseres Glaubens an Gott werden. Auch heute können wir mit Jesus in ein
Gespräch eintreten, indem wir sein Wort hören. Auch heute bricht er das Brot
für uns und gibt sich selbst als unser Brot. Und so schenkt uns die Begegnung
mit dem auferstandenen Christus, die auch heute möglich ist, einen tieferen und
echteren Glauben, der sozusagen durch das Feuer des Osterereignisses geläutert
ist; einen kräftigen Glauben, da er nicht durch menschliche Ideen genährt wird,
sondern durch das Wort Gottes und seine reale Gegenwart in der Eucharistie.
Dieser wunderbare Text des Evangeliums enthält bereits die Struktur der
Heiligen Messe: im ersten Teil das Hören des Wortes durch die Heilige Schrift,
im zweiten die eucharistische Liturgie und die Gemeinschaft mit dem im
Sakrament seines Leibes und seines Blutes gegenwärtigen Christus. Dadurch, dass
sich die Kirche an diesem zweifachen Tisch speist, wird sie unaufhörlich und
Tag für Tag erbaut; in Glaube, Hoffnung und Liebe erneuert.
(Benedikt XVI, Regina Coeli, 7. April 2008)
Altarbereich, Wort und Sakrament, Saint Pierre, Chartres |
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