Mittwoch, 19. März 2014

Der heilige Joseph in Loreto



1. Wir feiern heute das Hochfest des hl. Josef, des Bräutigams von Maria (Mt 1,24; Lk 1,27). Die Liturgie stellt ihn uns als »Vater« Jesu vor (Lk 2,27.33.41.43.48), der bereit ist, die göttlichen Pläne zu verwirklichen, auch wenn sie das menschliche Verständnis übersteigen. Mit ihm, dem »Sohn Davids« (Mt 1,20; Lk 1,27), haben sich die Schriften erfüllt, und das Ewige Wort ist Mensch geworden durch den Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau Maria. Der hl. Josef wird im Evangelium »gerecht« genannt (Mt 1,19), und er ist für alle Gläubigen ein Vorbild des im Glauben verankerten Lebens.

Traum des hl. Josef, Loreto

2. Das Wort »gerecht« bezeichnet die moralische Rechtschaffenheit, die aufrichtige Anhänglichkeit an die Praxis des Gesetzes und die Haltung vollkommener Offenheit gegenüber dem Willen des himmlischen Vaters. Auch in den schwierigen und manchmal dramatischen Momenten maßt sich der einfache Handwerker von Nazaret nie das Recht an, den Plan Gottes in Frage zu stellen. Er wartet auf den Ruf aus der Höhe, und er respektiert schweigend das Geheimnis, indem er sich vom Herrn leiten läßt. Nachdem er den Auftrag erhalten hat, führt er ihn mit Folgsamkeit und Verantwortungssinn aus: Er hört aufmerksam auf den Engel, als es darum geht, die Jungfrau von Nazaret zur Frau zu nehmen (vgl. Mt 1,18–25), nach Ägypten zu fliehen (vgl. Mt 2,13–15) und nach Israel zurückzukehren (vgl. ebd. 2,19–23). Die Evangelisten beschreiben ihn in wenigen, aber bedeutsamen Zügen als fürsorgenden Beschützer Jesu und als aufmerksamen und treuen Gatten, der die familiäre Autorität in einer beständigen Haltung des Dienstes ausübt. Die Heiligen Schriften erzählen uns sonst nichts über ihn, aber in diesem Stillschweigen ist der Stil seiner Sendung enthalten: ein Dasein, das im grauen Alltag gelebt wird, zugleich aber geprägt ist von einem festen Glauben an die göttliche Vorsehung.

Rückkehr aus Ägypten, Engel halten schützend einen Schleier über die hl. Familie, Nazareth im Hintergrund, Loreto

3. Der hl. Josef mußte tagtäglich durch harte handwerkliche Arbeit für den Unterhalt der Familie sorgen. Deshalb stellt die Kirche ihn als Patron der Arbeiter vor. Das heutige Hochfest ist darum eine gute Gelegenheit, um auch über die Bedeutung der Arbeit im Leben des Menschen, in der Familie und in der Gemeinschaft nachzudenken. Der Mensch ist Subjekt und Protagonist der Arbeit, und man kann im Hinblick auf diese Wahrheit gut den grundlegenden Zusammenhang zwischen Person, Arbeit und Gesellschaft erfassen. Die menschliche Arbeit – so lehrt das II. Vatikanische Konzil – geht aus dem Menschen hervor und ist auf den Menschen hingeordnet. Sie muß gemäß dem Plan und Willen Gottes mit dem wahren Wohl der Menschheit übereinstimmen und »dem Menschen als Einzelwesen und als Glied der Gesellschaft gestatten, seiner ganzen Berufung nachzukommen und sie zu erfüllen« (vgl. Gaudium et spes, 35). Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist eine »erprobte Spiritualität der menschlichen Arbeit« zu pflegen, die fest im »Evangelium der Arbeit« verwurzelt ist, und die Gläubigen sind berufen, den christlichen Sinn der Arbeit in ihren verschiedenen beruflichen Tätigkeiten zu verkünden und zu bezeugen (vgl. Laborem exercens, 26).

Heilige Familie in Nazareth, Jesus betet, Maria meditiert das Wort Gottes, Josef hobelt (Heiligung d. Arbeit), Loreto

 4. Der hl. Josef, ein so großer und so einfacher Heiliger, soll das Vorbild sein, an dem sich die christlichen Arbeiter orientieren, indem sie ihn in jeder Situation um Fürbitte anrufen. Dem fürsorglichen Beschützer der Heiligen Familie von Nazaret möchte ich heute die jungen Menschen anvertrauen, die sich auf ihren Beruf vorbereiten, die Arbeitslosen und diejenigen, die unter dem Mißstand des Beschäftigungsmangels leiden, die Familien und die ganze Welt der Arbeit mit den Erwartungen und Herausforderungen, den Problemen und Aussichten, die sie kennzeichnen. Der hl. Josef, der universale Schutzpatron der Kirche, wache über die ganze kirchliche Gemeinschaft und erlange als Mann des Friedens, der er war, für die ganze Menschheit, besonders für die in diesen Stunden vom Krieg bedrohten Völker, das wertvolle Geschenk der Eintracht und des Friedens.

(Papst Johannes Paul II. bei der Generalaudienz am 19. März 2003

Tod des hl. Josef, Maria steht ihm fürsorgend bei, Jesus segnet ihn, Loreto

Die Kapelle des hl. Josef (Spanische Kapelle) in der Basilika vom Heiligen Haus in Loreto wurde in
den Jahren 1886 - 1890 durch Spenden Spanischer Katholiken ausgeschmückt. Die Fresken sind von Modesto Faustini und stellen die hl. Familie, den Traum des hl. Josef, die Rückkehr aus Ägypten und den Tod des hl. Josef dar.
Am Altar sind unter der Statue des hl. Josef zwei Reliefs angebracht. Links eine Darstellung von Pius XI., der 1870 den hl. Josef zum Schutzpatron der Kirche erklärte, rechts der hl. Josef, der die hl. Theresia von Avila dazu anregte, seine Verehrung zu verbreiten.

In schwerer Krankheit suchte die hl. Theresia von Avila beim hl. Josef Hilfe:

"Als Fürsprecher und Beschützer wählte ich den glorreichen heiligen Josef aus, dem ich mich eindringlichst anempfahl. Seine Hilfe tat sich auf höchst sichtbare Weise kund. Dieser mitfühlende Vater meiner Seele, dieser hochverehrte Beschützer, zog mich ohne Umschweife aus dem Zustand, in dem mein Körper schmachtete, ebenso wie er mich den viel größeren Gefahren anderer Art entriß, die meine Ehre und mein ewiges Seelenheil bedrohten. Um das Glück voll zu machen, hat er mich stets weit über meine Bitten und meine Hoffnung hinaus erhört!

Bis auf den heutigen Tag erinnere ich mich nicht, ihn je um etwas gebeten zu haben, das er mir nicht gewährt hätte. Was für ein Bild würde ich vor Augen stellen, wäre es mir gegeben, die Gnaden mit denen Gott mich überhäuft hat, aufzuzeichnen oder die Gefahren für Leib und Seele, aus denen Er mich dank der Vermittlung dieses glückseligen Heiligen befreit hat. Der Herrgott gewährt seine Gnade den Heiligen, um uns in diesen oder jenen Nöten zu unterstützen; doch der glorreiche heilige Josef - und das weiß ich aus Erfahrung - breitet seine Macht auf alle aus. Jesus Christus, unser Herr, will uns damit zu verstehen geben, daß er in ihm die Autorität des Nährvaters wie die des Erziehers anerkennt, wie er ja selbst auf dieser Erde der Verbannung ausgesetzt war und wie es ihm beliebt, seiner Fürsprache im Himmel zu willfahren, indem er sein Ansuchen erhört.

Wie ich, haben dies auch andere Leute erfahren, denen ich empfohlen hatte, sich an diesen unvergleichlichen Beschützer zu wenden. Und so kommt es, daß die Zahl derer, die ihn verehren, immer mehr wächst, und die erfreulichen Wirkungen seiner Fürsprache bestätigen von Tag zu Tag die Wahrheit meiner Worte.
Da ich nun heute weiß, aufgrund einer so langen Erfahrung, welches Vertrauen der heilige Josef bei Gott genießt, empfehle ich allen, seiner in besonderer Verehrung zu gedenken. Bisher habe ich stets beobachtet, wie diejenigen, die ihm besondere Zuneigung entgegenbrachten, die auch auf guten Werken beruhten, Fortschritte in der Tugend machten. Denn dieser himmlische Beschützer fördert auf eindringliche Weise die geistige Vertiefung der Seelen, die sich seiner anempfehlen.

Seit einigen Jahren schon erbitte ich mir an seinem Festtag eine besondere Gunst, jedesmal wurden meine Wünsche erfüllt. Wenn aber durch meine Unvollkommenheit meine Bitte irgendwie vom Weg göttlicher Lobpreisung abkam, regelte er sie auf wunderbare Weise so, daß mir weit größere Gnaden gewährt wurden.

Hätte ich die Gabe der Erzählkunst, so würde ich gern viel ausführlicher von den Gnadenerweisen berichten, für die ich und viele Leute diesem großen Heiligen dankbar sind. Um der Liebe Gottes willen bitte ich jene, die mir nicht glauben wollen, selbst den Beweis zu machen. Durch den Versuch werden sie bald erfahren, wie ratsam es ist, diesem großen Heiligen zu vertrauen und ihm eine besondere Verehrung entgegenzubringen. Die Personen, die dem Gebet besonders zugetan sind, sollten ihn mit kindlicher Zuneigung lieben.

Ich begreife nicht, wie man an die Königin der Engel denken kann und all die Unbill, die sie während des zarten Kindesalters des göttlichen Jesus erdulden mußte, ohne dem heiligen Josef zu danken, wie er mit völliger Hingabe beiden zur Seite stand. Und wer fände bei Josef nicht die Hingabe, mit der er dem einen wie dem anderen zur Hilfe kam! Wer niemand hat, der ihm das Beten lehrt, möge sich diesen wunderbaren Heiligen als Meister wählen, unter dessen Führung er nicht fürchten muß, Irrwege zu gehen.
Schließlich ließ er über mir seine Macht und Güte aufleuchten: dank ihm fühlte ich, wie meine Kräfte wiederkamen, ich erhob mich, konnte laufen und war nicht mehr gelähmt."

(Aus dem Leben der hl. Thersia)

Altar des hl. Josef, Loreto

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