Donnerstag, 2. Juli 2020

Das "kleine Pfingsten"

Mariä Heimsuchung, S. Maria sopra Minerva, Rom


In unserem Herzen erklingen die Worte des Evangelisten Lukas: »Als Elisabet den Gruß Marias hörte, […] wurde [sie] vom Heiligen Geist erfüllt« (Lk 1,41). 

Die Begegnung zwischen der Gottesmutter und ihrer Kusine Elisabet ist eine Art »kleines Pfingsten«. Ich möchte dies heute abend, wenige Tage vor dem Hochfest des Heiligen Geistes, besonders herausstellen.
 
Im Bericht des Evangeliums folgt die Heimsuchung unmittelbar auf die Verkündigung: Die allerseligste Jungfrau, die den Sohn in ihrem Schoß trägt, den sie durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen hatte, strahlt Gnade und geistliche Glückseligkeit aus. Die Gegenwart des Geistes in Ihr läßt den Sohn Elisabets vor Freude hüpfen: Es ist Johannes, der dazu bestimmt ist, dem menschgewordenen Gottessohn den Weg zu bereiten.
 
Wo Maria ist, da ist Christus; und wo Christus ist, da ist sein Heiliger Geist, der im hochheiligsten Mysterium des trinitarischen Lebens aus dem Vater und aus Ihm hervorgeht. Die Apostelgeschichte betont mit gutem Grund die betende Anwesenheit Marias im Abendmahlssaal zusammen mit den Aposteln, die dort in Erwartung der »Macht von oben« versammelt waren. Das »Ja« der Jungfrau läßt diese Gabe Gottes der Menschheit zuteil werden: ebenso wie bei der Verkündigung, so auch an Pfingsten, und so geschieht es auch weiterhin auf dem Weg der Kirche.
 
Mit Maria im Gebet vereint erbitten wir die überreiche Ausgießung des Heiligen Geistes über die ganze Kirche, auf daß sie im dritten Jahrtausend mit vollen Segeln hinausfahre. Insbesondere erbitten wir dies für alle, die sich täglich im Dienst des Apostolischen Stuhls einsetzen, damit die Arbeit eines jeden stets vom Geist des Glaubens und des apostolischen Eifers beseelt sei.
 
Es ist besonders bedeutsam, daß am letzten Tag des Monats Mai das Fest der Heimsuchung gefeiert wird. Es scheint, als wollten wir mit diesem Abschluß zum Ausdruck bringen, daß jeder Tag dieses Monats für uns eine Art Heimsuchung war. Wir erlebten während des Maienmonats eine ständige Heimsuchung, so wie sie Maria und Elisabet erlebten. Seien wir also Gott dafür dankbar, daß uns die Liturgie heute an dieses biblische Ereignis erinnert.  
(Johannes Paul II., 31. Mai 2001)



Heimsuchung
Glasfenster in S. Maria Maggiore in Triest
Bildnis im Baptisterium des Lateran
Glasbild in der Pfarrkirche zum hl. Jakobus, Medjugorje 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen