Lebensdaten: geboren um 1046 auf Burg Réka bei Mecseknádasd, Ungarn, gestorben am 16. November 1093 in Edinburgh
Lebensgeschichte: Margareta, die Schwester des
späteren englischen Königs Edgar Ætheling, kam in Ungarn zur Welt, wo
ihre Familie infolge der dänischen Eroberung in der Verbannung lebte.
Mit zehn Jahren kam sie zur Erziehung an den englischen Hof ihres
Großonkels, des Bekennerkönigs Eduard. Nach dem Sieg Wilhelms des
Eroberers bei der Schlacht von Hastings 1066 floh sie nach Schottland.
Dort heiratete sie den als aufbrausend und grausam bekannten König
Malcolm III., der entsetzlichen Vergeltungsmaßnahmen im Zuge des
Macbeth-Mordes wegen auch „der Blutige“ genannt. Margaretas liebevolles
Wesen vermochte jedoch den Gatten zu besänftigen, unter anderem durch
das Vorlesen aus der Bibel. Sie bekamen acht Kinder, von ihren Söhnen
wurden drei Könige von Schottland.
Margaretas Frömmigkeit und Demut auch Armen gegenüber, denen sie bei
Tisch aufgewartet haben soll, wurden zum Maßstab für den schottischen
Thron. Neben ihrer Sorge für Bedürftige widmete sich Margareta bis tief
in die Nacht dem Gebet, stickte Paramente und las aus der Bibel und
anderen Büchern, die ihr Mann kostbar ausstatten ließ. Außerdem setzte
sie mit Hilfe von Lanfrank, dem späteren Erzbischof von Canterbury, eine
Reform des kirchlichen Lebens in Schottland durch; der römische Ritus
mit seinem Kalender wurde gegen die keltischen Kirchentraditionen
eingeführt, die christliche Erziehung der Kinder eingeführt. Schließlich
gründete sie noch die Benediktinerabtei Dunfermline als geistliches
Zentrum ihrer Reformen.
Mit etwa 50 Jahren starb die überaus beliebte und geschätzte „Mutter
des ganzen Volkes“ am 16. November 1093, drei Tage nach dem gewaltsamen
Tod ihres Mannes und ihres ältesten Sohnes in der Schlacht von Alnwick
gegen die Engländer.
Verehrung: Margaretas Leichnam wurde neben dem ihres
Mannes in der Abteikirche Dunfermline beigesetzt. 1250 wurde sie im
Zuge der englischen Annektionsbemühungen seliggesprochen. Während der
Reformation wurden die sterblichen Überreste des Königspaares nach
Madrid überführt und im Escorial beigesetzt, wo sie aber nicht mehr
auffindbar sind. Margaretas Haupt verblieb in Schottland, zeitweise in
Verwahrung von Maria Stuart, die es sich 1560 für ihre Niederkunft ans
Bett bringen ließ, wurde 1597 in die Jesuitenkirche von Douai verbracht –
und verschwand. 1693 wurde Margareta heiliggesprochen – als Zeichen für
die in England unterdrückten und verfolgten Katholiken.
Darstellung: als Königin, ihre Krone zu Füßen, oder als Ordensfrau, häufig bei der Versorgung von Armen
Er verwaltete das Zeitliche so, daß er das Ewige nicht aus den Augen verlor. Vierzig Jahre regierte er das Land Österreich. Während in anderen Ländern Mord und Totschlag herrschten, erhielt er das ihm anvertraute Land in langem Frieden. (Bulle zur Heiligsprechung Leopolds, in Lektionar zum Stundenbuch, II/8)
Lebensdaten: geboren um 1340 in Šibenik, Kroatien, gestorben am 14. November 1391 in Jerusalem
Lebensgeschichte: Der kroatische Adelige Nikola
Tavelić wurde Franziskanermönch und 1365 zum Priester geweiht. Von 1372
bis etwa 1384 wirkte er in Bosnien als Missionar unter den Bogumilen,
einem Zweig der Katharer.
Um 1385 reiste er ins Heilige Land, dessen Seelsorge den
Franziskanern anvertraut war, lernte Arabisch und widmete sich im
Erlöserkloster auf dem Berg Zion den Pilgern, Armen und Kranken – unter
den wachsamen Augen der muslimischen Eroberer.
Am 11. November 1391 sprach er mit seinen Mitbrüdern Deodatus Aribert
von Rodez, Stephan von Cuneo und Petrus von Narbonne beim Stadtrichter
(Qādī) von Jerusalem vor und kündigte eine öffentliche Predigt auf dem
Platz vor der Omer-Moschee an.
Daraufhin wurden die vier Franziskaner verprügelt, in den Kerker
geworfen und zum Tod verurteilt. Man zerrte sie vor das Jaffa-Tor, wo
sie gevierteilt und anschließend verbrannt wurden. Ihre Asche wurde
außerhalb der Stadt verstreut.
Verehrung: 1889 gemeinsam mit seinen Gefährten
seliggesprochen, wurde Nikola 1970 als erster Kroate heiliggesprochen.
Seit 1937 erinnert eine Kirche auf dem Ölberg an Pater Tavelić. Häufig
tragen kroatische Auslandsgemeinden seinen Namen.
Ein Engel stoppt die Kutsche des Bruders Paul, der Stanislaus zurückholen möchte, ein weiterer führt ihn über den Fluss, August 1567
reblogged: Bericht
von Stanislaus über seine Flucht aus Wien (Brief an seinen Freund Ernst in
Wien, geschrieben aus Dillingen):
Liebster
Freund! Ich grüße Dich von Herzen. Mit der Gnade Gottes und durch die Fürbitte
der seligen Gottesmutter Maria habe ich in vollkommener Gesundheit die Hälfte
meiner Reise zurückgelegt. Mein Jesus und meine liebe Mutter, die seligste
Jungfrau, haben mir mehr als ein Kreuz mit auf den Weg gegeben. Gleich hinter
Wien gewahrte ich unsere beiden Diener. Schnell verbarg ich mich im nahen Wald.
Schon war
ich glücklich durch mancherlei Wälder und Berge gelangt, als ich am zweiten Tag
gegen Mittag, da ich eben an einer frischen Quelle rastete, Pferdegetrappel
hörte. Ich stand auf und interessierte mich für den schneidigen Reiter, der
daherkam. Es war mein Bruder Paul. Das Pferd schäumte, das Gesicht meines
Bruders glühte. Denke Dir, lieber Ernst, wie ich erschrak. Zur Flucht war keine
Möglichkeit mehr, so schnell galoppierte sein Pferd daher. Ich nahm allen Mut zusammen,
näherte mich dem Reiter und bat um ein Almosen. Er begann mich gleich nach
seinem Bruder zu fragen, beschrieb mir die Kleidung, die Gestalt und das Gesicht
desselben und sagte, er sei mir ähnlich. Ich antwortete ihm, sein Bruder sei
diesen Morgen auf dem gleichen Weg dahergekommen, worauf er mir, ohne sich noch
einen Augenblick aufzuhalten, ein Geldstück zuwarf und davonsprengte. Ich dankte
der seligsten Jungfrau, meiner Mutter, und verbarg mich in einem nahen
Dickicht, falls Paul wieder umkehren sollte. Nach einiger Zeit setzte ich
meinen Weg wieder
fort.
Noch eine andere Schwierigkeit muss ich Dir mitteilen, damit Du siehst,
mit welchen Kreuzen mich der Heiland gesegnet hat und Du ihn mit mir lobst.
Mein Bruder hatte in den Ortschaften und Dörfern, durch die mein Weg führte,
Wächter aufstellen lassen, die mich festnehmen sollten, sobald ich daherkäme.
Alle hatten eine genaue Beschreibung von mir. In dieser Verlegenheit kam ein Wagen
mir einem Pater aus Wien, der nach Dillingen fuhr. Er erkannte mich sofort. Ich
erzählte ihm, was mich zur Reise und zur Verkleidung veranlasst hatte, ebenso
von der Verfolgung meines Bruders und seinen Maßnahmen, mich zu ergreifen, von
denen ich erfuhr. Er wusste bereits von allem, nahm mich gleich in seinen Wagen
und so kam ich unbemerkt an den Posten vorbei. Der Pater wollte mich bis nach
Dillingen mitnehmen, aber ich wollte die Reise lieber als armer Pilger machen
und für meinen Jesus etwas erdulden.
Auf der Kuppel von Saint Martin in Tours befindet sich in 51 Metern Höhe eine Statue des
Heiligen, der die gesamte Stadt segnet. Sie wurde von dem Bildhauer Jean
Hugues aus Bronze gegossen. Sie ist 4,25 Meter hoch und wiegt 1.692 kg.
Als "Mönchsbischof", der darüber hinaus herumzieht und christianisiert, bringt Martin die Berufungen, die kontemplative und die apostolische, in Einklang. In all seinen Funktionen gibt er das Maß vor, er behält den Überblick über die organisierten Strukturen, über den Dienst am Nächsten, den Dienst am Leben. "Er war so würdig, wie ein Bischof sein soll, hielt aber an seinem Mönchsleben und seiner Mönchstugend fest", so Sulpicius Severus.
In seiner Funktion als Bischof bleibt Martin bleibt bescheiden. Nie habe er sich in der Sakristei auf den Bischofsstuhl, sondern immer auf einen gewöhnlichen Schemel gesetzt, nie habe ihn in der Kirche überhaupt jemand sitzen gesehen, so Martins Schüler Gallus im "Zweiten Dialog" mit Sulpicius Severus. Gallus berichtet auch über eine Art zweite Mantelteilung mit einem frierenden Bettler. Kurz vor Beginn eines Gottesdienstes schenkt Martin diesem sein Untergewand und kann erst beginnen, nachdem ihm der Diakon bei einem Händler eiligst ein neues beschafft hat.
Eine Tafel im Martinsmuseum in Tours fasst des Heiligen komplexe Aufgabenerfüllung zusammen:
"Sein Wirken als Bischof ging über die üblichen bischöflichen Pflichten hinaus, und er wird zum Apostel, der die Heiden bekehrt, ein Missionar der Barmherzigkeit, ein Beschützer der Unterdrückten, ein Zerstörer der Götzenbilder und des Aberglaubens. Dadurch, wie er das Beispiel für die Evangelisierung der Landbevölkerung gab, hat er der endgültigen Bekehrung ganz Galliens und der Nachbarländer den Weg geebnet: durch die Einrichtung seiner Landpfarreien, den Bau von Kirchen und Klöstern hat er die Zeremonie des Gottesdienstes den Bauern verständlich und dadurch ihre Rückkehr zum Heidentum unmöglich gemacht."
SCHREIBEN VON PAPST BENEDIKT XVI. AN DEN ERZBISCHOF VON MAILAND AUS ANLASS DES 400. JAHRESTAGES DER HEILIGSPRECHUNG VON KARL BORROMÄUS
LUMEN CARITATIS
An den verehrten Mitbruder Kardinal DIONIGI TETTAMANZI Erzbischof von Mailand
»Lumen caritatis«. Das Licht der Liebe des hl. Karl
Borromäus hat die ganze Kirche erleuchtet und dadurch, daß es die Wunder
der Liebe Christi, unseres Höchsten und Ewigen Hirten, erneuert hat,
der Herde Gottes, die schmerzliche und schwierige Zeiten durchmachte,
neues Leben und neue Jugend gebracht. Daher schließe ich mich von ganzem
Herzen der Freude der Mailänder Erzdiözese an, die den 400. Jahrestag
der Heiligsprechung dieses großen Hirten begeht, welche am 1. November
1610 erfolgte.
1. Karl Borromäus lebte in einer für die Christenheit recht
schwierigen Zeit. Der Erzbischof von Mailand gab in ihr ein
hervorragendes Beispiel dafür ab, was es heißt, für die Reform der
Kirche zu wirken. Es galt, wegen vieler Unregelmäßigkeiten Sanktionen zu
erteilen, viele Irrtümer zu korrigieren, viele Strukturen zu erneuern;
jedoch wirkte Karl Borromäus für eine tiefgehende Reform der Kirche,
indem er von seinem eigenen Leben ausging. So führte der junge
Borromäus das erste und radikalste Erneuerungswerk bei sich selbst
durch. Sein Lebenslauf hatte gemäß den damaligen Vorstellungen
vielversprechend begonnen: für den jüngsten Sohn der adeligen Familie
Borromeo zeichnete sich eine Zukunft voller Wohlstand und Erfolg ab, ein
kirchliches Leben, reich an Ehren, aber ohne amtliche Pflichten; hinzu
kam auch die Möglichkeit, die Leitung der Familie nach dem plötzlichen
Tod des Bruders Federico zu übernehmen.
Und doch achtete Karl Borromäus, von der Gnade erleuchtet, auf den
Ruf, mit dem der Herr ihn an sich zog und ihn dem Dienst an seinem Volk
weihen wollte. So vermochte er, sich klar und heldenhaft von dem
Lebensstil zu distanzieren, der für seine weltmännische Würde
charakteristisch war, und sich ganz dem Dienst für Gott und die Kirche
zu weihen. In Zeiten, die durch zahlreiche Prüfungen für die christliche
Gemeinschaft verdunkelt waren, durch Spaltungen und Unsicherheiten
hinsichtlich der Lehre, durch Trübung der Reinheit des Glaubens und der
Sitten sowie das schlechte Vorbild vieler Amtsträger, beschränkte sich
Karl Borromäus nicht darauf, zu klagen oder zu verurteilen oder einfach
zu wünschen, die anderen mögen sich verändern, sondern er begann, sein
eigenes Leben umzugestalten, das, nachdem er auf Reichtümer und
Bequemlichkeiten verzichtet hatte, von Gebet, Buße und liebevoller
Hingabe an sein Volk erfüllt war. Der hl. Karl lebte auf heldenhafte
Weise die evangelischen Tugenden der Armut, Demut und Keuschheit, auf
einem steten Weg asketischer Läuterung und christlicher Vervollkommnung.
Er war sich bewußt, daß eine ernsthafte und glaubwürdige Reform
gerade bei den Hirten ansetzen mußte, um sich segensreich und dauerhaft
auf das ganze Volk Gottes auszuwirken. Bei diesem reformierenden Wirken
wußte er aus den traditionellen und immer lebendigen Quellen der
Heiligkeit der katholischen Kirche zu schöpfen: die Zentralität der
Eucharistie, in der er die anbetungswürdige Gegenwart Jesu, des Herrn,
und seines Liebesopfers für unsere Erlösung erkannte und darbot; die
Spiritualität des Kreuzes, als erneuernde Kraft, die die tägliche
Ausübung der dem Evangelium gemäßen Tugenden anzuregen vermag; der
häufige Empfang der Sakramente, in denen glaubend das Handeln Christi
selbst empfangen wird, der seine Kirche erlöst und läutert; das Wort
Gottes, das der Tradition folgend gelesen, interpretiert und betrachtet
wird; die Liebe zum Papst und seine Verehrung, in bereitem und
kindhaftem Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen, als Garantie der
wahren und vollen kirchlichen Gemeinschaft.
Aus seinem heiligmäßigen Leben, in dem er sich immer mehr an Christus
ausrichtete, geht auch das außergewöhnliche Reformwerk hervor, das der
hl. Karl innerhalb der Strukturen der Kirche umsetzte, in vollkommener
Treue gegenüber dem Auftrag des Konzils von Trient. Wunderbar war sein
Werk der Leitung des Gottesvolkes, als gewissenhafter Gesetzgeber und
genialer Organisator. All dies jedoch bezog Kraft und Fruchtbarkeit aus
dem persönlichen Bemühen um Buße und Heiligkeit. Denn in jeder Zeit ist
das die erste und dringendste Erfordernis in der Kirche, daß jedes ihrer
Mitglieder sich zu Gott bekehrt. Auch in unseren Tagen fehlt es der
kirchlichen Gemeinschaft nicht an Prüfungen und Leiden, und sie zeigt
sich der Reinigung und der Reform bedürftig.
Das Beispiel des hl. Karl möge uns dazu anspornen, immer von dem
ernsthaften Bemühen um persönliche und gemeinschaftliche Umkehr
auszugehen, um die Herzen zu verwandeln und mit fester Gewißheit an die
Macht des Gebetes und der Buße zu glauben. Ich ermutige auf besondere
Weise die Amtsträger, die Priester und Diakone, ihr Leben zu einem
mutigen Weg der Heiligkeit zu machen, nicht die Leidenschaft jener
vertrauensvollen Liebe zu Christus zu fürchten, aufgrund derer Bischof
Karl bereit war, sich selbst zu vergessen und auf alles zu verzichten.
Liebe Mitbrüder im Priesteramt, möge die Mailänder Kirche in Euch
stets einen klaren Glauben und ein einfaches und reines Leben finden,
die den apostolischen Eifer erneuern, über den der hl. Ambrosius, der
hl. Karl und so viele Eurer heiligmäßigen Hirten verfügten!
2. Während des Episkopats des hl. Karl fühlte sich seine ganze
weitreichende Diözese von einer Strömung der Heiligkeit erfaßt, die sich
im gesamten Volk verbreitete. Auf welche Weise ist es diesem so
anspruchsvollen und strengen Bischof gelungen, das Volk der Christen zu
begeistern und zu erobern? Die Antwort ist einfach: der hl. Karl hat es
mit der Glut seiner Liebe erleuchtet und mitgerissen. »Deus caritas
est«, und wo die lebendige Erfahrung der Liebe ist, da offenbart sich
das tiefe Antlitz Gottes, der uns anzieht und zu den Seinen macht.
Die Liebe des hl. Karl Borromäus war vor allem die Liebe des Guten
Hirten, der bereit ist, sein Leben ganz für die Herde hinzugeben, die
seiner Fürsorge anvertraut ist, und die Anforderungen und Pflichten des
Amtes jeder Form von persönlichem Interesse, Bequemlichkeiten oder
Vorteilen voranzustellen. So besuchte der Erzbischof von Mailand, getreu
den Vorgaben von Trient folgend, mehrfach die riesige Diözese bis in
die entlegendsten Winkel, sorgte sich um sein Volk, indem er es ständig
mit den Sakramenten und durch eine reiche und wirksame Verkündigung des
Wortes Gottes stärkte; er hatte nie Angst davor, sich
Auseinandersetzungen und Gefahren zu stellen, um den Glauben der
einfachen Menschen und die Rechte der Armen zu verteidigen.
Der hl. Karl war dann als wirklich liebevoller Vater der Armen
anerkannt. Die Liebe drängte ihn, seinen Hausrat zu verkaufen und seinen
Besitz zu verschenken, um die Notleidenden zu unterstützen, den
Hungernden zu helfen, um die Kranken zu kleiden und ihnen Erleichterung
zu verschaffen. Er gründete Einrichtungen mit dem Ziel, den Bedürftigen
beizustehen; doch seine Liebe zu den Armen und Leidenden erstrahlte auf
außergewöhnliche Weise während der Pest im Jahr 1576, als der heilige
Erzbischof bei seinem Volk bleiben wollte, um es zu ermutigen, um ihm zu
dienen und um es mit den Waffen des Gebets, der Buße und der Liebe zu
verteidigen.
Die Liebe drängte Borromäus zudem, ein wirklicher und engagierter
Erzieher zu werden: für sein Volk durch die Schulen der christlichen
Lehre; für die Geistlichen durch die Einrichtung von Seminaren; für die
Kinder und Jugendlichen durch besonders auf sie ausgerichtete
Initiativen und durch die Ermutigung, religiöse Kongregationen und
Laienbruderschaften zu gründen, die sich der Ausbildung von Kindern und
Jugendlichen widmen sollten. Die Liebe war auch der tiefe Beweggrund für
die Strenge, mit welcher der hl. Karl das Fasten, die Buße und die
Selbstkasteiung beachtete. Für den heiligen Bischof handelte es sich
nicht nur um asketische Praktiken, die auf seine geistliche
Vollkommenheit ausgerichtet waren, sondern um ein wahres Werkzeug des
Amtes, um Schuld zu sühnen, für die Bekehrung der Sünder zu beten und
Fürsprache für die Bedürfnisse seiner geistlichen Kinder einzulegen.
In seinem ganzen Dasein können wir also das Licht der Liebe des
Evangeliums betrachten, der langmütigen, geduldigen und starken Liebe,
die »alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, allem standhält« (vgl. 1 Kor 13,7).
Ich danke Gott, weil die Kirche von Mailand immer reich an Berufungen
war, die besonders der Liebe geweiht waren; ich lobe den Herrn für die
herrlichen Früchte der Liebe zu den Armen, des Dienstes für die
Leidenden und der Fürsorge für die jungen Menschen, auf die sie stolz
sein kann. Mögen das Beispiel und das Gebet des hl. Karl erwirken, daß
Ihr diesem Erbe treu bleibt, so daß jeder Getaufte in der heutigen
Gesellschaft jene faszinierende Verheißung zu leben weiß, die die Liebe
des in uns lebendigen Christus in jeder Zeit darstellt.
3. Man könnte jedoch die Liebe des hl. Karl Borromäus nicht
verstehen, wenn man seine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit dem
Herrn nicht kennen würde. Diese Liebe hat er in den heiligen
Geheimnissen der Eucharistie und des Kreuzes betrachtet, die er in enger
Verbindung mit dem Geheimnis der Kirche verehrt hat. Die Eucharistie
und der Gekreuzigte haben den hl. Karl in die Liebe Christi eintauchen
lassen, und das hat sein ganzes Leben verwandelt und mit Glut entzündet,
seine im Gebet verbrachten Nächte erfüllt, sein ganzes Handeln beseelt,
die mit dem Volk gefeierte feierliche Liturgie angeregt und seine Seele
so berührt, daß er häufig Tränen vergoß.
Der betrachtende Blick auf das heilige Geheimnis des Altars und auf
den Gekreuzigten erweckte in ihm Gefühle des Mitleids für das Elend der
Menschen und entzündete in seinem Herzen das apostolische Verlangen,
allen das Evangelium zu verkünden. In der Kirche gibt es bekanntlich
keine Mission, die nicht aus dem »Verbleiben« in der Liebe des Herrn
hervorgeht, der im Eucharistischen Opfer für uns gegenwärtig wird.
Begeben wir uns in die Schule dieses großen Geheimnisses!
Machen wir die Eucharistie zum wahren Mittelpunkt unserer
Gemeinschaften und lassen wir uns von diesem Abgrund der Liebe erziehen
und formen! Jedes apostolische und karitative Werk wird aus dieser
Quelle Kraft und Fruchtbarkeit empfangen!
4. Die herrliche Gestalt des hl. Karl Borromäus gibt mir eine weitere
Überlegung ein, die sich vor allem an die Jugendlichen richtet. Denn
die Geschichte dieses großen Bischofs wird ganz von einigen mutigen »Ja«
bestimmt, die er in noch sehr jungen Jahren gesprochen hat. Mit gerade
24 Jahren faßte er die Entscheidung, auf die Führung der Familie zu
verzichten, um großherzig auf den Ruf des Herrn zu antworten; im
folgenden Jahr empfing er als wahren göttlichen Auftrag die Priester-
und die Bischofsweihe. Mit 27 Jahren übernahm er die Mailänder Diözese
und widmete sich ganz seinem Hirtenamt. In seinen Jugendjahren verstand
der hl. Karl, daß die Heiligkeit möglich ist und daß die Umkehr seines
Lebens jede ihr entgegenstehende Gewohnheit besiegen konnte. So machte
er seine Jugend zu einem Geschenk der Liebe an Christus und an die
Kirche und wurde ein »Gigant« der Heiligkeit aller Zeiten.
Liebe Jugendliche, laßt Euch durch diesen Aufruf erneuern, der mir
sehr am Herzen liegt: Gott will, daß Ihr heilig seid, weil er Euch
zutiefst kennt und Euch mit einer Liebe liebt, die jedes menschliche
Verständnis übersteigt. Gott weiß, was in Eurem Herzen ist, und er
wartet darauf, jenes wunderbare Geschenk blühen und Früchte tragen zu
sehen, das er in Euch gelegt hat. Wie der hl. Karl könnt auch ihr
Christus und Euren Brüdern und Schwestern Eure Jugend anbieten. Wie er
könnt Ihr in dieser Zeit Eures Lebens beschließen, auf Gott und auf das
Evangelium zu »setzen«. Ihr, liebe Jugendliche, seid nicht nur die
Hoffnung der Kirche; Ihr seid bereits Teil ihrer Gegenwart! Und wenn Ihr
die Kühnheit besitzt, an die Heiligkeit zu glauben, werdet Ihr der
größte Schatz eurer Mailänder Kirche sein, die auf den Heiligen erbaut
wurde.
Mit Freude vertraue ich Ihnen, verehrter Mitbruder, diese
Überlegungen an, und während ich um die himmlische Fürsprache des hl.
Karl Borromäus und den beständigen Schutz der allerseligsten Jungfrau
Maria erbitte, erteile ich Ihnen und der ganzen Erzdiözese von Herzen
meinen besonderen Apostolischen Segen.
Aus dem Vatikan, am 1. November 2010, dem 400. Jahrestag der Heiligsprechung des hl. Karl Borromäus.
Die wertvollste Hilfe ist zweifellos das Hl. Messopfer, aber nur insoweit, als es die betreffenden Verstorbenen zeitlebens geschätzt haben. Auch hier gilt: Was man sät, wird man ernten. Im übrigen werden auch die Werktagsmessen berechnet, nicht nur die Pflichtmessen an Sonn- und Feiertagen.
Freilich könnten nicht alle am Werktag dem Hl. Messopfer beiwohnen; man hat seine Berufsarbeit, seine Aufgaben und die Pflicht kommt zuerst.
Aber so mancher könnte gehen, ohne eine Pflicht zu verletzen, z. B. ein Rentner; er ist gesund, kann gut aufstehen, wohnt nahe bei der Kirche, aber er sagt sich: Am Sonntag bin ich verpflichtet, die Woche hindurch nicht, also gehe ich nicht. Wer so denkt und handelt, muss nach dem Tod lange warten, bis ihm eine Hl. Messe zugute kommt, weil er sie im Leben gering geachtet hat. (aus: Maria Simma, Meine Erlebnisse mit Armen Seelen, 54)
2 Ich, Johannes, sah vom Aufgang der Sonne her einen anderen Engel emporsteigen;
er hatte das Siegel des lebendigen Gottes
und rief den vier Engeln, denen die Macht gegeben war, dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu und sprach: 3 Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes das Siegel auf die Stirn gedrückt haben! 4 Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet waren.
Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen: 9 Danach sah ich und siehe, eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen;
niemand konnte sie zählen.
Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen. 10 Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm. 11Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier Lebewesen.
Sie warfen sich vor dem Thron auf ihr Angesicht nieder,
beteten Gott an 12 und sprachen: Amen, Lob und Herrlichkeit,
Weisheit und Dank,
Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen 13 Da nahm einer der Ältesten das Wort und sagte zu mir: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen,
und woher sind sie gekommen? 14 Ich erwiderte ihm: Mein Herr, du weißt das.
Und er sagte zu mir: Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen;
sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.
Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in Ewigkeit
Romano Guardini († 1968)
Aus dem Buch "Vorschule des Betens".
In den Heiligen strahlt die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes Die
im Namen Christi sterben, gehen nicht ins Wesenlose, sondern in die
Fülle heiliger Wirklichkeit ein. Das unwillkürliche Gefühl meint, die
Toten würden schattenhaft, wendet sich von ihnen ab und sucht das warme
Licht der irdischen Sonne; oder es glaubt, sie bekämen eine unheimliche,
zerstörende Macht, und sucht sich davor zu schützen. Diese Empfindungen
werden aber im Glauben überwunden. Er sagt uns, dass die in der Gnade
Heimgegangenen zur "Herrlichkeit der Kinder Gottes" und zur reinen
Vollendung ihres Wesens im ewigen Lichte gelangen. Liegt es da nicht
nahe, jene Menschen, die schon auf Erden Zeugen göttlicher Liebe und
Macht gewesen sind, auch in ihrer Erfüllung aufzusuchen? So ist es denn
auch geschehen, und wir finden von den frühesten christlichen Zeiten an
eine lebendige Beziehung der Glaubenden zu jenen, die sich auf Erden in
besonderer Weise als Freunde Gottes erwiesen haben, den Heiligen. Und
zwar ist diese Beziehung sehr mannigfaltig. Auf
den ersten Blick scheint sie ganz in der Bitte um Hilfe zu bestehen,
und diese Bitte hat recht, denn die Not des Daseins ist groß. In ihr die
Liebe derer zu suchen, die ganz in Gottes Gemeinschaft eingegangen, mit
seinem Willen eins und seiner Gnade voll sind, bedeutet nichts anderes
als die Verbundenheit des gläubigen Daseins. Neben
der Bitte tritt aber auch das Lob hervor: die Freude an dem frommen und
edlen Leben der Heiligen; an der göttlichen Führung, die darin deutlich
wird, an ihren Überwindungen und Taten. Sie sind Zeugen der Erlösung. Die
neue Schöpfung, die immerfort aus Christi Tat hervorgeht, ist verhüllt;
alles widerspricht ihr, und der Glaube hat Mühe, sich der einstigen
Vollendung gewiss zu halten. In den Heiligen strahlt "die Freiheit und
Herrlichkeit der Kinder Gottes" (Röm 8,21) auf und hilft der Hoffnung. Die
Heiligen können auch eine besondere Bedeutung für die Weise erhalten,
wie der einzelne sein Leben führt. Sie öffnen den Reichtum Christi.
Dieser ist "das Licht", einfach und alleinbegreifend zugleich; die
Heiligen aber sind wie Prismen, welche seine Unbegreiflichkeit
aufbrechen und bald diese, bald jene Farbe daraus erstrahlen lassen. So
können sie dem Glaubenden helfen, sich selber besser aus Christus heraus
zu verstehen und den Weg zu finden, den er gehen soll. Was aber im
Tiefsten zu den Heiligen treibt, ist doch wohl einfach der Wunsch, bei
ihnen zu sein, mit ihnen umzugehen, Anteil an ihnen zu haben. Es ist die
Liebe, welche die Gemeinschaft derer sucht, die ganz in der Liebe
gelebt haben und nun in ihr vollendet sind.