Montag, 28. April 2025

Gründung der Töchter der Weisheit für die Krankenpflege

 

Chapelle de la Sagesse, Saint Laurent sur Sevre

Grignion von Montfort übergibt Marie Louise Trichet den Habit "der Weisheit"
im Hintergrund: Maria als salus infirmorum (Heil der Kranken)

„Ich glaube nicht, dass eine Person eine innige Vereinigung mit unserem Herrn und eine vollkommene Treue zum Heiligen Geist erlangen kann, ohne eine sehr enge Verbindung mit der heiligsten Jungfrau.“ Dies ist ein Grundsatz der Spiritualität von Ludwig Maria Grignion von Montfort. „Unsere ganze Vollkommenheit – schrieb er – besteht darin, Jesus ähnlich, mit ihm vereint und ihm geweiht zu sein“, und Maria nachzuahmen bedeutet, „dem Geschöpf zu folgen, das Jesus am ähnlichsten ist“.

Als zweites von achtzehn Kindern wurde er am 31. Januar 1673 in Montfort-la-Cane in der Bretagne in eine tief christliche Familie geboren und einen Tag nach seiner Geburt getauft. Schon als Kind zeigte er eine Neigung zum inneren Leben.

Verteidiger der Wahrheit gegen den Jansenismus

Ludwig war ein Mann des Gebets und der Tat. Er verteidigte den katholischen Glauben gegen Rationalismus, Protestantismus, Gallikanismus und den weit verbreiteten Jansenismus. Er war als Kaplan im Krankenhaus von Poitiers tätig, wo er für seine missionarische Hingabe geliebt wurde, aber auch auf Widerstand stieß und seines Amtes enthoben wurde.

Pilgerreise zum Papst und Mission in Frankreich

1706 pilgerte er nach Rom, wo Clemens XI. ihm den Titel „Apostolischer Missionar“ verlieh. Zurück in Frankreich widmete er sich der Evangelisierung in der Bretagne und der Vendée und baute kaputte Kapellen wieder auf.

„Wahre Marienverehrung ist christozentrisch“

Laut Montfort führt der Weg über Maria zu Christus. Er verbreitete den Rosenkranz und organisierte Marienprozessionen.

Das Kreuz als „Quelle der Weisheit“

Ludwig Maria nahm das Kreuz an, auch als er Verfolgung erlebte. Der Bischof von Nantes verbot z. B. die Einweihung des von ihm errichteten Kalvarienbergs. Ludwig ließ sich nicht entmutigen: „Wenn wir das Kreuz nicht hier errichten können, werden wir es in unserem Herzen errichten.“

Totus Tuus

Er starb am 28. April 1716 im Alter von 44 Jahren. Sein Wahlspruch „Totus Tuus“ inspirierte später Papst Johannes Paul II. Montfort gründete die Gesellschaft Mariens (1705) und die Töchter der Weisheit (1703). Sein „Traktat über die wahre Andacht zur Heiligen Jungfrau“ gilt bis heute als Meisterwerk marianischer Spiritualität.

Quelle

Sonntag, 27. April 2025

Das Haus der hl. Schwester Faustyna in Vilnius

 

 

Die heilige Faustyna (geborene Helena Kowalska, 1905 – 1938) lebte in dem Haus (heutige Adresse: V. Grybo Str. 29 a) in den Jahren 1929 und 1933 – 1936.





Streck deine Finger hierher aus

 

 

25 Die anderen Jünger sagten zu ihm:
Wir haben den Herrn gesehen.
Er entgegnete ihnen:
Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe
und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel
und meine Hand nicht in seine Seite lege,
glaube ich nicht.
26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt
und Thomas war dabei.
Da kam Jesus bei verschlossenen Türen,
trat in ihre Mitte
und sagte: Friede sei mit euch!

Betrachte die Güte des Herrn: Um einer einzigen Seele willen zeigt er sich mit seinen Wunden, er kommt, um einen einzigen zu retten. (Johannes Chrysostomus)

27 Dann sagte er zu Thomas:
Streck deinen Finger hierher aus
und sieh meine Hände!
Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite
und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

Da steht nun Jesus und wartet nicht, bis er von Thomas gefragt wird, sondern erzeigt, dass er schon da war, als Thomas mit den anderen Jüngern gesprochen hatte, und gebraucht deswegen dessen Worte.
Zuerst weist er ihn zurecht beziehungsweise macht ihm einen Vorwurf, dann belehrt er ihn. Schau nur, welch Zweifel und Unglauben, bevor der Heilige Geist gegeben ward! Danach waren sie für die Zukunft gefestigt.
Es ist eine Frage wert, wieso der unsterbliche Leib die Male der Nägel trug.
Lass dich nicht verwirren, das ist ein Zeichen der barmherzigen Demut des Herrn; die Jünger sollten erkennen, dass er selbst es sei, der gekreuzigt worden war.
(Johannes Chrysostomus, Catena Aurea)


Freitag, 25. April 2025

Zwerge auf den Schultern von Riesen

 

der Evangelist Markus auf der Schulter des Propheten Daniel
Notre Dame de Chartres

Im Jahr 1997 wurde auf dem Rand der £2-Münzen eine neue Inschrift eingeführt: „AUF DEN SCHULTERN VON RIESEN“. Dabei handelt es sich um ein Zitat von Sir Isaac Newton aus einem Brief an seinen Forscherkollegen Robert Hooke aus dem Jahr 1676, in dem er bescheiden erklärt, dass sein eigener Erfolg nur durch die Errungenschaften anderer möglich war. „Wenn ich weiter blicken konnte“, so schreibt er, „dann nur, weil ich auf den Schultern von Riesen stand.“ Er erkannte, dass sein Werk auf den Gebieten der Physik und Astronomie nicht ohne Galileis und Keplers Arbeiten möglich gewesen wäre.

Newton war allerdings nicht der Erste, der diesen Ausdruck - „auf den Schultern von Riesen“ – verwendet hatte. Im Jahr 1159 schrieb bereits Johannes von Salisbury in seinem Werk Metalogican: „­Bernard von Chartres sagte immer: ‚Wir sind wie Zwerge auf den Schultern von Riesen, sodass wir mehr sehen können als sie und auch Dinge in größerer Entfernung - nicht etwa, weil wir schärfer sähen als sie, oder durch sonstige physikalische Unterschiede, sondern weil wir von ihrer Größe emporgehoben wurden.‘“

Diese Worte waren sicher die Inspiration für die Glasfenster an der Südseite der Kathedrale von Chartres, die im folgenden Jahr­hundert entstanden sind. Unter dem Rosettenfenster befinden sich fünf langgezogene Fenster mit überlebensgroßen Darstellungen der alttestamentlichen Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel, auf deren Schultern, viel kleiner abgebildet, die vier Evangelisten des neuen Testaments sitzen: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

 Die Evangelisten sahen, obwohl sie viel kleiner waren, doch viel mehr als die Propheten des Alten Testaments. Sie sahen den Messias. Die Propheten sprachen zwar von ihm, doch sie haben ihn nie selbst ­gesehen. Und doch haben sie die Welt auf seine Ankunft vorbereitet. Ohne sie hätten die Evangelisten nie sehen können, was sie sahen.

Quelle

die vier Evangelisten auf den Schultern der Propheten, in der Mitte Maria mit Jesus
Notre Dame de Chartres

Montag, 21. April 2025

Wen suchst du?

 

Jesus erscheint Maria Magdalena
Dominikanerkloster Batalha


Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 20

In jener Zeit
11 stand Maria von Mágdala draußen vor dem Grab und weinte.
Während sie weinte,
beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen,
den einen dort, wo der Kopf,
den anderen dort,
wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
13 Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du?
Sie antwortete ihnen:
Sie haben meinen Herrn weggenommen
und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.
14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um
und sah Jesus dastehen,
wusste aber nicht, dass es Jesus war.
15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du?
Wen suchst du?
Sie meinte, es sei der Gärtner,
und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast,
sag mir, wohin du ihn gelegt hast!
Dann will ich ihn holen.
16 Jesus sagte zu ihr: Maria!
Da wandte sie sich um
und sagte auf Hebräisch zu ihm:
Rabbúni!, das heißt: Meister.
17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest;
denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.
Geh aber zu meinen Brüdern
und sag ihnen:
Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater,
zu meinem Gott und eurem Gott.
18 Maria von Mágdala kam zu den Jüngern
und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen.
Und sie berichtete,
was er ihr gesagt hatte.


Da wurden ihre Augen aufgetan

 

Jesus mit Emmausjüngern, Tabernakel in Pottenstein,NÖ

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 24

13 Am ersten Tag der Woche
waren zwei von den Jüngern Jesu
auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus,
das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
14 Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
15 Und es geschah:
Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten,
kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.
16 Doch ihre Augen waren gehalten,
sodass sie ihn nicht erkannten.
17 Er fragte sie: Was sind das für Dinge,
über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?
Da blieben sie traurig stehen
18 und der eine von ihnen – er hieß Kléopas – antwortete ihm:
Bist du so fremd in Jerusalem,
dass du als Einziger nicht weißt,
was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19 Er fragte sie: Was denn?
Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret.
Er war ein Prophet,
mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk.
20 Doch unsere Hohepriester und Führer
haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21 Wir aber hatten gehofft,
dass er der sei, der Israel erlösen werde.
Und dazu ist heute schon der dritte Tag,
seitdem das alles geschehen ist.
22 Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis
haben uns in große Aufregung versetzt.
Sie waren in der Frühe beim Grab,
23 fanden aber seinen Leichnam nicht.
Als sie zurückkamen,
erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen
und hätten gesagt, er lebe.
24 Einige von uns gingen dann zum Grab
und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten;
ihn selbst aber sahen sie nicht.
25 Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen,
deren Herz zu träge ist,
um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
26 Musste nicht der Christus das erleiden
und so in seine Herrlichkeit gelangen?
27 Und er legte ihnen dar,
ausgehend von Mose und allen Propheten,
was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
28 So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren.
Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29 aber sie drängten ihn
und sagten: Bleibe bei uns;
denn es wird Abend,
der Tag hat sich schon geneigt!
Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30 Und es geschah:
Als er mit ihnen bei Tisch war,
nahm er das Brot,
sprach den Lobpreis,
brach es und gab es ihnen.
31 Da wurden ihre Augen aufgetan
und sie erkannten ihn;
und er entschwand ihren Blicken.
32 Und sie sagten zueinander:
Brannte nicht unser Herz in uns,
als er unterwegs mit uns redete
und uns den Sinn der Schriften eröffnete?
33 Noch in derselben Stunde brachen sie auf
und kehrten nach Jerusalem zurück
und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren.
34 Diese sagten:
Der Herr ist wirklich auferstanden
und ist dem Simon erschienen.
35 Da erzählten auch sie,
was sie unterwegs erlebt
und wie sie ihn erkannt hatten,
als er das Brot brach.


Sonntag, 20. April 2025

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Frohe Ostern!

 

die Frauen beim leeren Grab, Diözsanmuseum Palma de Mallorca



Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 24

1 Am ersten Tag der Woche
gingen die Frauen
mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten,
in aller Frühe zum Grab.
2 Da sahen sie,
dass der Stein vom Grab weggewälzt war;
3sie gingen hinein,
aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.
4 Und es geschah:
Während sie darüber ratlos waren,
siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern
zu ihnen.
5 Die Frauen erschraken und blickten zu Boden.
Die Männer aber sagten zu ihnen:
Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
6 Er ist nicht hier,
sondern er ist auferstanden.
Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat,
als er noch in Galiläa war:
7 Der Menschensohn
muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert
und gekreuzigt werden
und am dritten Tag auferstehen.
8 Da erinnerten sie sich an seine Worte.
9 Und sie kehrten vom Grab zurück
und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen.
10 Es waren Maria von Mágdala,
Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus,
und die übrigen Frauen mit ihnen.
Sie erzählten es den Aposteln.
11 Doch die Apostel hielten diese Reden für Geschwätz
und glaubten ihnen nicht.
12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab.
Er beugte sich vor,
sah aber nur die Leinenbinden.
Dann ging er nach Hause,
voll Verwunderung über das, was geschehen war.

Osternachtsevangelium

Samstag, 19. April 2025

Die große Macht des Todes, von allen Völkern stets gefürchtet, ist vernichtet

 

Der auferstandene Herr zeigt seiner Mutter die Erlösten, Adam und Eva ganz vorne
Diözesanmuseum Mallorca


Eusebius Gallicanus (5. Jh) Mönch

dann Bischof

Homilie 12 A; CCL 101,145 (ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Gott, du hast diese Nacht hell gemacht durch den Glanz der Auferstehung unseres Herrn“ (Tagesgebet)

„Frohlocke, du Himmel! Und freue dich, du Erde!“ (vgl. Ps 95(96),11). Dieser Tag ist über uns aufgeleuchtet durch den Glanz aus dem Grabe, heller als durch die Strahlen der Sonne. Die Unterwelt soll jubeln, denn sie hat nun einen Ausgang; ja, sie soll sich freuen, denn dies ist der Tag ihrer Heimsuchung. Jauchzen soll sie, denn nach so vielen Jahrhunderten sah sie ein Licht, das sie nicht kannte. Und in der Dunkelheit ihrer tiefen Nacht atmete sie endlich auf! O schönes Licht, das man von der Höhe des erbleichenden Himmels heraufdämmern sah [...],mit deiner jähen Klarheit umkleidest du jene, „die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“ (Lk 1,79).

Denn als Christus hinabstieg, leuchtete die ewige Nacht der Unterwelt mit einem Mal auf, und die Schreie der Gequälten verstummten; die Fesseln der Verurteilten zerrissen und fielen ab. Die bösen Geister wurden vom Schrecken gerührt wie vom Donnerschlag. [...]
Sobald Christus hinabsteigt, murmeln die dunklen Türhüter, blind in ihrem schwarzen Schweigen und vor Angst sich krümmend, untereinander: „Wer ist dieser Furchtbare, der da im Glanz erstrahlt? Niemals hat unsere Hölle einen solchen aufgenommen; niemals hat die Welt einen solchen in unseren Schlund geworfen. [...] Wäre er schuldig, so hätte er nicht diese Kühnheit. Würde irgendein Vergehen ihn beschmutzten, könnte er niemals unsere Finsternis durch seinen Glanz vertreiben.
Wenn er aber Gott ist, was macht er dann im Grab? Wenn er Mensch ist, wie kann er es wagen? Wenn er Gott ist, warum kommt er dann? Wenn er Mensch ist, wie sollte er dann die Gefangenen befreien? [...] Oh, dieses Kreuz, das unsere Lust vereitelt und unser Unglück gebiert! Jenes Holz [des Paradieses] hatte uns reich gemacht und dieses Holz [des Kreuzes] ruiniert uns. Die große Macht [des Todes], von allen Völkern stets gefürchtet, sie ist vernichtet!“ 

Quelle



Freitag, 18. April 2025

Heilig Kreuz, du Baum der Treue

 

Kreuzigung, St Mary´s Haddington, Schottland

Heilig Kreuz, du Baum der Treue,
edler Baum, dem keiner gleich,
keiner so an Laub und Blüte,
keiner so an Früchten reich:
Süßes Holz, o süße Nägel,
welche süße Last an euch.

Beuge, hoher Baum, die Zweige,
werde weich an Stamm und Ast,
denn dein hartes Holz muß tragen
eine königliche Last,
gib den Gliedern deines Schöpfers
an dem Stamme linde Rast.

Du allein warst wert, zu tragen
aller Sünden Lösegeld,
du, die Planke, die uns rettet
aus dem Schiffbruch dieser Welt.

Du, gesalbt vom Blut des Lammes,
Pfosten, der den Tod abhält.
Lob und Ruhm sei ohne Ende
Gott, dem höchsten Herrn, geweiht.

Preis dem Vater und dem Sohne
und dem Geist der Heiligkeit.
Einen Gott in drei Personen
lobe alle Welt und Zeit.
Amen.

Mein Volk, was habe ich dir getan?

A: Mein Volk, was habe ich dir getan,
womit nur habe ich dich betrübt?

Antworte mir.

V:
Aus der Knechtschaft Ägyptens habe ich dich herausgeführt.
Du aber bereitest das Kreuz deinem Erlöser.

A:
Mein Volk, was habe ich dir getan,
womit nur habe ich dich betrübt?

Antworte mir.

St Giles Cathedral, Edinburg, Verrat des Judas

Donnerstag, 17. April 2025

Wacht und betet mit mir!

 

St Giles Cathedral, Edinburg, Jesus betet am Ölberg

Das ist mein Leib für euch

Jesus, der Herr,
nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot,
24 sprach das Dankgebet,
brach das Brot
und sagte: Das ist mein Leib für euch.
Tut dies zu meinem Gedächtnis!
1 Korinter 11

Abendmahl,St Giles Cathedral, Edinburgh

Gott ist uns immer voraus

Fußwaschung

Glasfenster, Notre Dame du Finistere, Brüssel (B16, Gründonnerstag 2006)

Glasfenster in Kathedrale Chalons en Champagne (Augustinus) 


Kreuzgang in Heiligenkreuz

Fußwaschung des Petrus, Heiligenkreuzer Kreuzgang

 

Wenn wir dem Evangelium achtsam zuhören, können wir in der Begebenheit von der Fußwaschung zwei verschiedene Aspekte feststellen. Die Waschung, die Jesus seinen Jüngern schenkt, ist zunächst einfach seine Tat – Gabe der Reinheit, der Gottfähigkeit, die er ihnen schenkt.
Aber die Gabe wird dann zum Beispiel, zum Auftrag, gegenseitig füreinander dasselbe zu tun. Die Väter haben diese Zweiheit der Aspekte der Fußwaschung mit den Worten sacramentum und exemplum bezeichnet.
Sacramentum meint dabei nicht ein bestimmtes Sakrament von den sieben, sondern das Mysterium Christi als ganzes, von der Inkarnation hin zu Kreuz und Auferstehung: Dies Ganze wird zur heilenden und heiligenden Kraft, zur verwandelnden Kraft für die Menschen, wird unsere Metabasis, unsere Umformung in ein neues Sein hinein, in die Offenheit für Gott und in die Gemeinschaft mit ihm.

Aber dieses neue Sein, das er uns einfach gibt ohne unser Verdienst, muß dann zur Dynamik neuen Lebens in uns werden. Das Miteinander von Geschenk und Beispiel, das wir im Fußwaschungs-Evangelium finden, ist charakteristisch für das Wesen des Christentums überhaupt. Christentum ist nicht eine Art Moralismus, ein bloßes ethisches System. Am Anfang steht nicht unser Tun, unsere moralische Tüchtigkeit.

Christentum ist zuallererst Geschenk: Gott gibt sich uns – nicht etwas gibt er uns, sondern sich selbst. Und dies steht nicht nur am Anfang, im Augenblick der Bekehrung. Er bleibt immerfort der Schenkende. Er beschenkt uns immer wieder. Er ist uns immer voraus. Deshalb ist der zentrale Akt des Christseins Eucharistie: Dankbarkeit für das Beschenktsein, Freude über das neue Leben, das er uns gibt.
(B16, Gründonnerstag, 2008)




Mittwoch, 16. April 2025

Doch weh dem Menschen

 

Judas Iskariot, Rosenkranzbasilika, Lourdes 

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 26

In jener Zeit
14 ging einer der Zwölf namens Judas Iskáriot
zu den Hohepriestern
15 und sagte: Was wollt ihr mir geben,
wenn ich euch Jesus ausliefere?
Und sie boten ihm dreißig Silberstücke.
16 Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.
17 Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote
gingen die Jünger zu Jesus
und fragten:
Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
18 Er antwortete:
Geht in die Stadt zu dem und dem
und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen:
Meine Zeit ist da;
bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern.
19 Die Jünger taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte,
und bereiteten das Paschamahl vor.
20 Als es Abend wurde,
begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch.
21 Und während sie aßen,
sprach er: Amen, ich sage euch:
Einer von euch wird mich ausliefern.
22 Da wurden sie sehr traurig
und einer nach dem andern fragte ihn:
Bin ich es etwa, Herr?
23 Er antwortete:
Der die Hand mit mir in die Schüssel eintunkt,
wird mich ausliefern.
24 Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen,
wie die Schrift über ihn sagt.
Doch weh dem Menschen,
durch den der Menschensohn ausgeliefert wird!
Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.
25 Da fragte Judas, der ihn auslieferte:
Bin ich es etwa, Rabbi?
Jesus antwortete: Du sagst es.

Dienstag, 15. April 2025

Was du tun willst, das tu bald

das letzte Abendmahl, St Etheldreda´s Church, Verrat durch Judas

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 13

In jener Zeit,
21 als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war,
wurde er im Geiste erschüttert
und bezeugte: Amen, amen, ich sage euch:
Einer von euch wird mich ausliefern.
22 Die Jünger blickten sich ratlos an,
weil sie nicht wussten, wen er meinte.
23 Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu;
es war der, den Jesus liebte.
24 Simon Petrus nickte ihm zu,
er solle fragen, von wem Jesus spreche.
25 Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu
und fragte ihn: Herr, wer ist es?
26 Jesus antwortete:
Der ist es,
dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde.
Dann tauchte er das Brot ein,
nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskáriot.
27 Als Judas den Bissen Brot genommen hatte,
fuhr der Satan in ihn.
Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tue bald!
28 Aber keiner der Anwesenden verstand,
warum er ihm das sagte.
29 Weil Judas die Kasse hatte,
meinten einige, Jesus wolle ihm sagen:
Kaufe, was wir zum Fest brauchen!
oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben.
30 Als Judas den Bissen Brot genommen hatte,
ging er sofort hinaus.
Es war aber Nacht.
31 Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus:
Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht
und Gott ist in ihm verherrlicht.
32 Wenn Gott in ihm verherrlicht ist,
wird auch Gott ihn in sich verherrlichen
und er wird ihn bald verherrlichen.
33 Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch.
Ihr werdet mich suchen,
und was ich den Juden gesagt habe,
sage ich jetzt auch euch:
Wohin ich gehe,
dorthin könnt ihr nicht gelangen.
36 Simon Petrus fragte ihn:
Herr, wohin gehst du?
Jesus antwortete ihm:
Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen.
Du wirst mir aber später folgen.
37 Petrus sagte zu ihm:
Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen?
Mein Leben will ich für dich hingeben.
38 Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben?
Amen, amen, ich sage dir:
Noch ehe der Hahn kräht,
wirst du mich dreimal verleugnen.

Montag, 14. April 2025

Mich aber habt ihr nicht immer

 

Maria mit dem Ölgefäß, dahinter Martha und Lazarus und zwei Apostel,
Die Inschrift aus Lk 10,42 "nur eines ist nötig" identifiziert die Frau mit
Maria von Bethanien, St Mary church, Oxford


Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt!

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 12

1 Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betánien,
wo Lázarus war, den er von den Toten auferweckt hatte.
2 Dort bereiteten sie ihm ein Mahl;
Marta bediente
und Lázarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren.
3 Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl,
salbte Jesus die Füße
und trocknete sie mit ihren Haaren.
Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt.
4 Doch einer von seinen Jüngern,
Judas Iskáriot, der ihn später auslieferte, sagte:
5 Warum hat man dieses Öl
nicht für dreihundert Denáre verkauft
und den Erlös den Armen gegeben?
6 Das sagte er aber nicht,
weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte,
sondern weil er ein Dieb war;
er hatte nämlich die Kasse
und veruntreute die Einkünfte.
7 Jesus jedoch sagte:
Lass sie,
damit sie es für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt!
8 Die Armen habt ihr immer bei euch,
mich aber habt ihr nicht immer.
9 Eine große Menge der Juden hatte erfahren, dass Jesus dort war,
und sie kamen, jedoch nicht nur um Jesu willen,
sondern auch um Lázarus zu sehen,
den er von den Toten auferweckt hatte.
10 Die Hohepriester aber beschlossen, auch Lázarus zu töten,
11 weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.

Sonntag, 13. April 2025

Dort wollte er Leiden und Tod auf sich nehmen, dort sollte er auch auferstehen

 

Kathedrale von Salamanca

Hosanna dem Sohne Davids!
Gepriesen, der kommt im Namen des Herrn,
der König von Israel. Hosanna in der Höhe!

Der Priester begrüßt die Gemeinde mit etwa folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern!
In den Tagen der Fastenzeit haben wir uns auf Ostern vorbereitet; wir haben uns bemüht um die Bekehrung unseres Herzens und um tätige Nächstenliebe. Heute aber sind wir zusammengekommen, um mit der ganzen Kirche in die Feier der österlichen Geheimnisse unseres Herrn einzutreten.
Christus ist in seine Stadt Jerusalem eingezogen; dort wollte er Leiden und Tod auf sich nehmen, dort sollte er auch auferstehen.
Mit Glauben und innerer Hingabe begehen wir das Gedächtnis seines Einzugs. Wir folgen dem Herrn auf seinem Leidensweg und nehmen teil an seinem Kreuz, damit wir auch Anteil erhalten an seiner Auferstehung und seinem Leben.

Dann spricht der Priester:

Allmächtiger, ewiger Gott,
segne diese (grünen) Zweige,
die Zeichen des Lebens und des Sieges,
mit denen wir Christus, unserem König, huldigen.
Mit Lobgesängen begleiten wir ihn in seine heilige Stadt;
gib, dass wir durch ihn zum himmlischen Jerusalem gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Einzug in Jerusalem, Kathedrale von Salamanca

Donnerstag, 10. April 2025

Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte.

 

Abraham, Jesus College, Cambridge

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 8

In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden:
51 Amen, amen, ich sage euch:
Wenn jemand an meinem Wort festhält,
wird er auf ewig den Tod nicht schauen.
52 Da sagten die Juden zu ihm:
Jetzt wissen wir, dass du von einem Dämon besessen bist.
Abraham und die Propheten sind gestorben,
du aber sagst:
Wenn jemand an meinem Wort festhält,
wird er auf ewig den Tod nicht erleiden.
53 Bist du etwa größer als unser Vater Abraham?
Er ist gestorben und die Propheten sind gestorben.
Für wen gibst du dich aus?
54 Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst verherrliche,
ist meine Herrlichkeit nichts.
Mein Vater ist es, der mich verherrlicht,
er, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott.
55 Doch ihr habt ihn nicht erkannt.
Ich aber kenne ihn,
und wenn ich sagen würde: Ich kenne ihn nicht,
so wäre ich ein Lügner wie ihr.
Aber ich kenne ihn
und halte an seinem Wort fest.
56 Euer Vater Abraham jubelte,
weil er meinen Tag sehen sollte.
Er sah ihn und freute sich.
57 Die Juden entgegneten:
Du bist noch keine fünfzig Jahre alt
und willst Abraham gesehen haben?
58 Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch:
Noch ehe Abraham wurde, bin ich.
59 Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen.
Jesus aber verbarg sich
und verließ den Tempel.

(Evangelium von Donnerstag der 5. Fastenwoche)

Opferung Isaaks
"Durch Isaak wirst du Nachkommen haben"

Adam, Henoch, Noah und Abraham, Fenster von Edward Burne Jones, Jesus College, Cambridge

Mittwoch, 9. April 2025

Sie sind unversehrt und der vierte sieht aus wie ein Göttersohn

 

Drei Jünglinge mit dem Engel im Feuerofen, Kings College, Cambridge


Lesung aus dem Buch Daniel 3

In jenen Tagen
14 sprach König Nebukadnézzar:
Ist es wahr, Schadrach, Meschach und Abed-Nego:
Meinen Göttern dient ihr nicht
und das goldene Standbild, das ich errichtet habe,
verehrt ihr nicht?
15 Nun, wenn ihr bereit seid,
sobald ihr den Klang der Hörner, Pfeifen und Zithern,
der Harfen, Lauten und Sackpfeifen
und aller anderen Instrumente hört,
sofort niederzufallen
und das Standbild zu verehren, das ich habe machen lassen,
ist es gut;
verehrt ihr es aber nicht,
dann werdet ihr noch zur selben Stunde
in den glühenden Feuerofen geworfen.
Wer ist der Gott, der euch retten könnte aus meiner Hand?
16 Schadrach, Meschach und Abed-Nego
erwiderten dem König Nebukadnézzar:
Wir haben es nicht nötig, dir darauf zu antworten:
17 Siehe, unser Gott, dem wir dienen,
er kann uns retten.
Aus dem glühenden Feuerofen
und aus deiner Hand, König, wird er uns retten.
18 Und wenn nicht,
so sei dir, König, kundgetan,
dass wir deinen Göttern nicht dienen
und das goldene Standbild, das du errichtet hast,
nicht verehren.
19 Da wurde Nebukadnézzar wütend;
sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn
über Schadrach, Meschach und Abed-Nego.
Er ließ den Ofen siebenmal stärker heizen,
als man ihn gewöhnlich heizte.
20 Dann befahl er,
einige der stärksten Männer aus seinem Heer
sollten Schadrach, Meschach und Abed-Nego fesseln
und in den glühenden Feuerofen werfen.
21Da wurden die Männer, wie sie waren gefesselt
und in den glühenden Feuerofen geworfen.
49aAber der Engel des Herrn
war zusammen mit ihnen in den Ofen hinabgestiegen.
91Der König Nebukadnézzar fragte seine Räte:
Haben wir nicht drei Männer gefesselt ins Feuer geworfen?
Sie gaben dem König zur Antwort: Gewiss, König!
92 Er erwiderte:
Ich sehe aber vier Männer frei im Feuer umhergehen.
Sie sind unversehrt und der vierte sieht aus wie ein Göttersohn.
95 Da rief Nebukadnézzar aus:
Gepriesen sei der Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos.
Denn er hat seinen Engel gesandt und seine Diener gerettet.
Im Vertrauen auf ihn
haben sie lieber den Befehl des Königs missachtet
und ihr Leben dahingegeben,
als dass sie irgendeinen anderen als ihren eigenen Gott
verehrten und anbeteten.

Holzrelief in der Kathedrale von Cordoba

Montag, 7. April 2025

Erziehung zu guten Menschen und wahren Christen

 

Heiliger Johannes Baptist, bitte für Lehrer und Schüler

In Reims 1651 geboren und seit 1678 Priester, sah er früh die Not des einfachen Volkes und widmete sich besonders der Jugenderziehung durch seine Freischulen, mit denen er neue Wege des Unterrichts anbahnte. Mit einigen Getreuen gründete er die Genossenschaft der Schulbrüder, die sich Widerständen gegenüber zu behaupten hatte. Gestorben am 7. April 1719 in Rouen.

Gott, du hast den heiligen
Johannes Baptist de la Salle berufen,
jungen Menschen den Weg des Heils zu zeigen.
Erwecke in deiner Kirche
verantwortungsbewusste Erzieher
voll schöpferischen Geistes,
die sich mit aller Kraft dafür einsetzen,
gute Menschen und wahre Christen heranzubilden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Kirche der Schulbrüder in Wien, Maria Immaculata

Johannes Baptist de la Salle

in der Kirche der Schulbrüder in Wien

Statue im Petersdom

Am Grab des hl. J. B. de la Salle

nochmal am Grab

 

Samstag, 5. April 2025

Der Herr will die Sünde verurteilen, den Sünder aber retten

 

Jesus und die Ehebrecherin, Tintoretto, Bildergalerie der Prager Burg

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir sind am fünften Sonntag in der Fastenzeit angelangt, an dem uns die Liturgie in diesem Jahr die Episode aus dem Evangelium vorlegt, in der Jesus eine Ehebrecherin vor der Verurteilung zum Tod rettet (Joh 8,1–11). Während Jesus im Tempel lehrt, bringen die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau zu ihm, die beim Ehebruch ertappt worden war, wofür das Gesetz des Mose die Steinigung vorschrieb. Jene Männer fordern Jesus auf, über die Sünderin zu urteilen, mit dem Ziel, »ihn auf die Probe zu stellen« und ihn dazu zu bringen, einen falschen Schritt zu tun. Der Szene mangelt es nicht an Dramatik: von den Worten Jesu hängt das Leben jenes Menschen, aber auch sein eigenes ab. Die heuchlerischen Ankläger tun nämlich so, als ob sie ihm das Urteil überließen, während es gerade er ist, den sie anklagen und richten wollen. Jesus dagegen ist »voll Gnade und Wahrheit« (Joh 1,14): Er weiß, was im Herzen eines jeden Menschen ist, er will die Sünde verurteilen, den Sünder aber retten und die Heuchelei entlarven.
 

Der heilige Evangelist Johannes hebt eine Besonderheit hervor: Während die Ankläger hartnäckig weiterfragen, bückt sich Jesus und schreibt mit dem Finger auf die Erde. Der hl. Augustinus macht die Beobachtung, daß diese Geste Christus als den göttlichen Gesetzgeber zeigt: Gott nämlich schrieb das Gesetz mit seinem Finger auf die Gesetzestafeln (vgl. Tractatus in Ioannis Evangelium, 33,5). Jesus ist also der Gesetzgeber, er ist die Gerechtigkeit in Person. Und was ist sein Urteilsspruch? »Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.« Diese Worte sind von der entwaffnenden Kraft der Wahrheit erfüllt, welche die Mauer der Heuchelei niederreißt und die Gewissen für eine größere Gerechtigkeit öffnet, die Gerechtigkeit der Liebe, welche die Erfüllung eines jeden Gesetzes ist (vgl. Röm 13,8–10). Das ist die Gerechtigkeit, die auch Saulus von Tarsus gerettet und ihn in den hl. Paulus verwandelt hat (vgl. Phil 3,8–14).

Als die Ankläger »einer nach dem anderen [fortgingen], zuerst die Ältesten«, spricht Jesus die Frau von ihrer Sünde los und führt sie damit in ein neues Leben ein, das auf das Gute ausgerichtet ist: »Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.« 

Es handelt sich dabei um dieselbe Gnade, die den Apostel sagen lassen wird: »Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt« (Phil 3,13–14). Gott will für uns nur das Gute und das Leben; er sorgt durch seine geweihten Diener für die Gesundheit unserer Seele, indem er uns durch das Sakrament der Versöhnung vom Bösen befreit, damit keiner verloren gehe, sondern alle die Möglichkeit haben, sich zu bekehren. In diesem Priester-Jahr möchte ich die Hirten ermahnen, den heiligen Pfarrer von Ars im Dienst der sakramentalen Vergebung nachzuahmen, damit die Gläubigen deren Bedeutung und Schönheit neu entdecken und durch die barmherzige Liebe Gottes genesen, der »so weit geht, freiwillig die Sünde zu vergessen, nur damit er uns vergeben kann« (Schreiben zum Beginn des Priesterjahres, 16. Juni 2009).

Liebe Freunde, lernen wir von Jesus, dem Herrn, über den Nächsten weder ein Urteil zu fällen noch ihn zu verurteilen. Lernen wir, unnachgiebig gegenüber der Sünde – angefangen bei unserer eigenen – und nachsichtig mit den Menschen zu sein. Dabei helfe uns die selige Gottesmutter, die – frei von aller Schuld – Mittlerin der Gnaden für jeden reuigen Sünder ist.

Benedikt XVI, Angelus, 21. März 2010 


Jesus und die Ehebrecherin

Tizian im Kunsthistorischen Museum Wien, B16, Predigt 25.3.2007)

Mosaik in S. Pio da Pietrelcina, Johannes Paul II. in mulieris dignitatem

Glasfenster in der Kathedrale von Troyes

 

Blick von der Burg auf Prag

Veitsdom in Prag