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Heimsuchungskirche, Ain Karem, |
Am heutigen Fest der Heimsuchung hören wir in der Liturgie erneut den Abschnitt des Lukasevangeliums, der Marias Weg von Nazaret zum Haus der älteren Kusine Elisabet erzählt. Wir können uns den Seelenzustand der Jungfrau nach der Verkündigung, als der Engel von ihr gegangen war, vorstellen. Maria trägt jetzt, geborgen in ihrem Schoß, ein großes Geheimnis in sich; sie weiß, daß etwas ganz Einzigartiges geschehen ist; sie ist sich bewußt, daß das letzte Kapitel der Heilsgeschichte der Welt begonnen hat. Aber um sie herum hat sich nichts verändert, und das Dorf Nazaret weiß nichts von dem, was ihr geschehen war.
Maria denkt aber zuerst nicht an sich selbst, sondern an die ältere
Elisabet, die, wie sie erfahren hatte, hochschwanger war. Gedrängt vom
Geheimnis der Liebe, das sie soeben in sich empfangen hat, macht sich Maria
»eilends« auf den Weg, um ihr beizustehen. Das ist die einfache und zugleich
erhabene Größe Marias! Als sie das Haus von Elisabet betritt, geschieht etwas,
dessen Schönheit und tiefe Wirklichkeit kein Maler je wiedergeben könnte. Das
innere Licht des Heiligen Geistes umstrahlt ihre Personen. Und Elisabet, vom
Heiligen Geist erfüllt, ruft aus: »Gesegnet bist du mehr als alle anderen
Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, daß die Mutter
meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte
das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich
erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ« (Lk 1,42–45).
(Benedikt XVI., 3. Mai 2008)