Montag, 10. November 2025

Leo der Große - nicht die Bekehrung aufschieben

 

Papst Leo der Große, Normannenpalast, Palermo

Jeder Christ halte Gericht mit seinem Gewissen, damit er seine Bekehrung nicht von Tag zu Tag aufschiebe und die Zeit seiner Bußleistung nicht erst auf sein Lebensende festsetze. Bei der menschlichen Gebrechlichkeit und Unwissenheit ist es gefährlich, sich in solcher Verfassung auf den ungewissen Zeitraum weniger Stunden zu vertrösten und eine so knappe Zeit zu wählen, die weder für das Bekenntnis des Büßers noch für die Aussöhnung durch den Priester ausreichet.

Doch auch der Not solcher muß man in der Weise zuhilfekommen, daß man ihnen weder die Bußleistung noch die Kommunion verweigert, auch wenn sie nicht mehr sprechen, sondern nur noch durch Zeichen ihr Bewußtsein kundtum und darum nachsuchen können. Sind sie aber schon so geschwächt, daß sie das, was sie kurz vorher begehrten, nun im Beisein des Priesters nicht mehr ausdrücken können, so soll ihnen das Zeugnis der umgebenden Gläubigen dazu verhelfen, daß sie die Wohltat der Buße und Wiederaussöhnung erlangen.
Ist aber einer von denen, für die wir zum Herrn flehen, durch ein Hindernis um das Geschenk der Verzeihung auf dieser Welt gekommen, so kann er das, was er zu Lebzeiten nicht empfing, nach Entkleidung von der fleischlichen Hülle nicht mehr erlangen. Es ist unnötig, die Verdienste und Handlungen der so Verstorbenen zu untersuchen. Unser Herr und Gott, dessen Gerichte unbegreiflich sind, hat seiner Gerechtigkeit vorbehalten, was das priesterliche Amt nicht mehr erfüllen konnte.
Auf diese Weise will er, daß man seine Macht fürchte, damit dieser Schrecken allen nütze und jeder sich vor dem fürchte, was einige Laue und Lässige traf. Es ist also sehr nützlich und notwendig, daß die Sündenschuld vor dem letzten Tag durch das priesterliche Gebet getilgt werde.
(Brief von Leo dem Großen an Bischof Theodor, 3-5, in: Franz Jehle, Leo der Große, 35f)

Mosaik von Leo dem Großen in St. Paul vor den Mauern

Das Grabmal Leo des Großen 

Kurzbiographie von Leo dem Großen

Leo I., Umkehr und Vergebung (Vatikanische Museen) Leo tritt Attila entgegen



Petrus und Pauls vor Christus, Normannenpalast

Sonntag, 9. November 2025

Das erste Heilige Jahr im Lateran

 

Lateranbasilika

Papst Bonifatius VIII. verkündet das erste Heilige Jahr 1300


Dieses Fragment ist wahrscheinlich Teil einer großen Wanddekoration der antiken "Loggia delle Bededizioni" (Loggia der Segnungen). Papst Bonifatius VIII. ließ die Loggia hinter dem Konzilssaal des Lateranpalastes errichtet, die dann zerstört und von Domenico Fontana im Jahr 1586 an der nördlichen Stirnseite des Querhauses wieder aufgebaut wurde. 
Das erhalten gebliebene Freskenfragment stellt, gemäß einer von Maddalo (1983) angeführten, glaubwürdigen Hypothese, den Einzug von Papst Bonifatius VIII.  in den Lateran am 23. Januar 1295 dar.

Der Papst zeigt sich auf der Loggia des Laterans und steht dort neben seinem Vorgänger, d.h. Cölestin V. (dem Geistlichen mit der Tonsur auf der rechten Seite, der die Pergamentrolle abwickelt) und dem Kardinal Matteo Rosso Orsini (der dicken bärtigen Gestalt auf der linken Seite), dem damaligen Erzpriester des ehrwürdigen Kapitels des Petersdoms im Vatikan.
Der mächtige Orsini, ein erbitterter Rivale der Colonna, verzichtete zugunsten der legitimen Amtsübernahme von Seiten Benedetto Orsinis auf die päpstliche Tiara.

Eine andere Auslegung besagt, dass die Freske die von Papst Bonifatius VIII. durchgeführte feierliche Ausrufung des Heiligen Jahres 1300 darstellt.
(Riccardo Cattani, St. Johannes Lateran)

« Incarnationis mysterium » (Johannes Paul II.)

VERKÜNDIGUNGSBULLE
DES GROSSEN JUBILÄUMS
DES JAHRES 2000

Zur Wallfahrt gesellt sich das Zeichen der Heiligen Pforte, die zum ersten Mal während des Jubeljahres 1423 in der Basilika des heiligsten Erlösers im Lateran geöffnet wurde. Sie erinnert an den Übergang von der Sünde zur Gnade, den zu vollziehen jeder Christ aufgerufen ist. Jesus hat gesagt: »Ich bin die Tür« (Joh 10, 7), um anzuzeigen, daß niemand zum Vater Zugang hat, außer durch ihn.
Diese Selbstbestimmung Jesu bezeugt, daß er allein der vom Vater gesandte Erlöser ist. Es gibt nur einen Zugang, der den Eintritt in das Leben der Gemeinschaft mit Gott aufschließt: dieser Zugang ist Jesus, der einzige und absolute Heilsweg. Auf ihn allein läßt sich das Wort des Psalmisten in vollem Ausmaß anwenden: »Das ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein« (Ps 118, 20).

Der Hinweis auf die Tür erinnert an die Verantwortung jedes Gläubigen, deren Schwelle zu überschreiten. Durch jene Tür gehen, heißt bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, und den Glauben an ihn stärken, um das neue Leben zu leben, das er uns geschenkt hat. Es ist eine Entscheidung, welche die Freiheit der Wahl und zugleich den Mut zum Loslassen voraussetzt im Wissen darum, daß man das göttliche Leben gewinnt (vgl. Mt 13, 44–46). In diesem Geist wird der Papst als erster in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1999 durch die Heilige Pforte gehen. Während er ihre Schwelle überschreitet, wird er der Kirche und der Welt das Heilige Evangelium zeigen, die Quelle des Lebens und der Hoffnung für das bevorstehende dritte Jahrtausend. Durch die Heilige Pforte, die in symbolischer Hinsicht am Ende eines Jahrtausends größer ist,[13] wird uns Christus tiefer in die Kirche, seinen Leib und seine Braut, einführen. So verstehen wir, wie bedeutungsvoll der Hinweis des Apostels Petrus ist, wenn er schreibt, daß, vereint mit Christus, auch wir uns »als lebendige Steine zu einem geistigen Haus, zu einer heiligen Priesterschaft aufbauen lassen, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen« (1 Petr 2, 5).


rechtes Mittelschiff, zweiter Pfeiler,

Lateranbasilika und -palast

Samstag, 8. November 2025

Am Grab des sel. Johannes Duns Scotus

Minoritenkirche in Köln, Grabstätte von Adolf Kolping und Johannes Duns Scotus

Deckengemälde mit Franzisus und Duns Scotus in der Franziskanerkirche Dubrovnik

Glasfenster im Mansfield College, Oxford (Vita und B16 am 7. Juli 2010 über Duns Scotus)




Grab des sel. Duns Scotus


Johannes Paul II. hat am 20. März 1993 bestätigt, dass Duns Scotus selig ist:

Der um 1265 in Schottland geborene Johannes Duns Scotus wurde bald nach seinem frommen Tod, der sich am 8. November 1308 in Köln ereignete, selig genannt. In dieser Diözese, wie auch in den Diözesen von Edinburgh und Nola sowie im Rahmen des Seraphischen Ordens wurde ihm im Laufe der Jahrhunderte öffentlicher Kult erwiesen, den die Kirche am 6. Juli 1991 feierlich anerkannte (vgl. AAS 84 [1992] 396-399) und den sie heute bestätigt. An die erwähnten Teilkirchen, die heute Abend in der Vatikanischen Basilika mit ihren verdienten Hirten sowie der ganzen großen Franziskanerfamilie anwesend sind, richte ich meinen Gruß und alle lade ich dazu ein, den Namen des Herrn zu preisen, dessen Herrlichkeit in der Lehre und Heiligkeit des Lebens des seligen Johannes, Künder des fleischgewordenen Wortes und Verteidiger der Unbefleckten Empfängnis Mariens, erstrahlt.

4. In unserer Zeit, die zwar reich an gewaltigen menschlichen, technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten ist, in der viele aber den Sinn des Glaubens verloren haben und ein Leben fern von Christus und seinem Evangelium führen (vgl. Redemptoris missio, 33), zeigt sich der selige Duns Scotus nicht nur mit der Schärfe seines Verstandes und der außergewöhnlichen Fähigkeit, in das Geheimnis Gottes einzudringen, sondern auch mit der Überzeugungskraft seiner Heiligkeit des Lebens, die ihn für die Kirche und für die ganze Menschheit zu einem Meister des Denkens und Lebens macht.

Seine Lehre, von der aus, wie mein verehrter Vorgänger Paul VI. sagte, „wir klare Waffen ableiten, um die schwarze Wolke des Atheismus
, die unser Zeitalter trübt, zu bekämpfen und abzuwehren“ (Epist. Apost. Alma Parens : AAS 58 [1966] 612) baut die Kirche kraftvoll auf und unterstützt sie in ihrer dringenden Mission der Neuevangelisierung der Völker der Erde.

Insbesondere für die Theologen, Priester, Seelenhirten, Ordensleute und in besonderer Weise für die Franziskaner stellt der selige Duns Scotus ein Beispiel für die Treue zur offenbarten Wahrheit, der fruchtbaren priesterlichen Handlung, des ernsthaften Dialogs auf der Suche nach Einheit dar.
Johannes  Gerson sagte, 
dass er "nicht aus einem besonderen Eifer, zu streiten bewegt wurde, sondern aus der Demut, Eintracht zu suchen". (Lectiones duae “Poenitemini”, lect. alt., consid. 5: cit. in Epist. Apost. Alma Parens: AAS 58 [1966] 614).  

Mögen sein Geist und und die Erinnerung an ihn die Mühen und die Hoffnungen unserer Gesellschaft mit dem Christi erleuchten. (übersetzt mit Hilfe von KI)







Seliger Duns Scotus, bitte für uns!

Freitag, 7. November 2025

Die Ausrottung des Heidentums (Willibrord)

1. Leben und Wirken des hl. Willibrord in den Fenstern von Echternach (Geburt, Erziehung, Klostereintritt)

2. Priesterweihe und Aufbruch zur Mission

3. Anfang der Missionstätigkeit

4. Verkündigung und Kirchengründung

5. Willibrord wird Bischof 

Am Grab des hl. Willibrord von Friesland in Echternach

 

Sämtliche Bilder dieses Fensters von Gust Zander beziehen sich auf die Insel Walcheren, die vor der niederländischen Küste liegt und heute mit dem Festland verbunden ist.

Willibrord ist aus Rom zurückgekehrt und soll auf Wunsch Pippins weiter an der Ausrottung des Heidentums im fränkischen Reich arbeiten. Seinen Bischofssitz hat er, ebenfalls gemäß einer Weisung des Hausmeiers, in Utrecht aufgeschlagen.
Auf der Insel Walcheren trifft der Missionar auf ein altes Götzenbild, das er mit einem Hammer zerstört. Der Hüter des Heiligtums schlägt mit dem Schwert nach dem Heiligen, kann ihn aber nicht verletzen. So berichtet Alkuin.

Willibrord zerstört das Götzenbild, Echternacher Basilika
 

In den drei mittleren Feldern darunter steht Willibrord an der Meeresküste und zeichnet mit seinem Stab eine Linie, die das Wasser begrenzt und zurückdrängt. Dadurch werden die Ufer befestigt und das Land wird nicht mehr wie bisher überflutet. Diese Begebenheit schildert Thiofrid im 13. Kapitel seiner Willibrord-Vita.

Willibrord setzt die Grenze von Wasser und Land, Basilika Echternach


Die seitlichen Lanzetten beziehen sich auf historische Ereignisse, die lange nach Willibrords Tod stattfanden.
1103 streiten die Inselbewohner untereinander. Als Vermittler rufen sie den Vorsteher der Abtei Echternach herbei, die vermutlich über bedeutenden Grundbesitz auf Walcheren verfügt. Die rechte Lanzette zeigt den Abt bei der Fahrt übers Meer. Es gelingt ihm, die Verhältnisse zu ordnen und Ruhe zu schaffen. Klugerweise lässt er sich bei seiner Mission von dem Echternacher Mönch Ekehard beraten, der einer angesehen Familie aus Walcheren entstammt. Die Vermittlerrolle des Echternacher Prälaten zeigt, wie eng die Beziehungen zwischen der Insel und den Nachfolgern des heiligen Willibrord an der der Spitze seines Klosters geblieben sind. Bis zur Reformation gibt es in Westkapelle eine Pfarrkirche, die den Namen Willibrords trägt.

Der Abt unterwegs zur Streitschlichtung
 

Im Jahre  1067 kommt es zu einer Schlacht zwischen den Einwohnern der Insel Walcheren und dem späteren flämischen Grafen Robrecht. Die Inselbewohner befestigen Willibrordreliquien an ihrer Standarte und siegen. Oben flieht der Graf mit seinen Truppen. Auf der Insel kehrt Friede ein, dargestellt in Form einer weißen Taube.
(Das Leben und Wirken des hl. Willibrord dargestellt in den Seitenschifffenstern der Echternacher Basilika)

Sieg durch die Fürsprache des hl. Willibrod

Donnerstag, 6. November 2025

Leonhard von Noblac

 

Leonhard befreit Gefangene, Unterolberndorf, Josef Salomon, 1850

Heiliger Leonhard, bitte für uns!

Er lebte als Einsiedler im heutigen St-Léonard-de-Noblac bei Limoges. Die Überlieferung schreibt ihm Abstammung aus edlem fränkischem Geschlecht und neben vielen Wundern besonders die Fürsorge für die Gefangenen zu. Der Kult verbreitete sich über das ganze Abendland, besonders über den Süden des deutschen Sprachgebietes. Gestorben wahrscheinlich am 6. November eines unbekannten Jahres im 6. Jahrhundert.


Barmherziger Gott, du hast den heiligen Einsiedler Leonhard berufen,
Gefangene zu befreien
und Sünder auf den rechten Weg zu führen.
Löse uns aus den Fesseln der Sünde
und erhalte uns in der Freiheit,
zu der du uns berufen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Pfarrkirche Unterolberndorf zum hl. Leonhard

Sonntag, 2. November 2025

Maria ist Mutter der Barmherzigkeit

 

Maria tritt fürbittend bei Jesus für die Armen Seelen ein
 

Maria ist für die Armen Seelen die Mutter der Barmherzigkeit. Wenn ihr Namen im Fegfeuer ertöne, empfänden die Seelen eine große Freude.
An Maria Himmelfahrt sagte eine Arme Seele, Maria habe bei ihrem Tod Jesus gebeten, dass alle Seelen, die sich damals im Fegfeuer befanden, erlöst würden, und Christus habe diese Bitte seiner Mutter bei ihrem Heimgang erfüllt.
Diese Seelen hätten Maria in den Himmel begleitet, weil sie damals als Mutter der Barmherzigkeit und Mutter der göttlichen Gnade gekrönt worden sei. 
Maria teile im Fegfeuer die Gnaden nach dem Willen Gottes zu; sie gehe oft durch das Fegfeuer. So sah es Maria Simma.
(Maria Simma, Meine Erlebnisse mit Armen Seelen, Christiana, 38)

Arme Seelen Altar in der Basilika St. Michael, Mondsee
 

„O Maria, du Mutter der Barmherzigkeit,
erbarme dich der Armen Seelen im Fegfeuer
und erflehe ihnen baldige Befreiung aus ihren Leiden.“

(aus: Andachtsbuch für das ganze Kirchenjahr, Regensburg 1907)

Samstag, 1. November 2025

Als Lichter in der Welt leuchten

 

Heilige und Engel versammelt um den dreifaltigen Gott, S. Gimignano, Dom

Am heutigen Hochfest Allerheiligen ist es eine große Freude, den heiligen John Henry Newman in den Kreis der Kirchenlehrer aufzunehmen und ihn anlässlich der Heilig-Jahr-Feier des Bildungswesens zusammen mit dem heiligen Thomas von Aquin zum Mit-Patron all jener zu ernennen, die am Bildungsprozess teilhaben. Die beeindruckende kulturelle und geistliche Größe Newmans wird inspirierend sein für kommende Generationen, deren Herzen sich nach Unendlichkeit sehnen und die bereit sind, mittels Forschung und Erkenntnis jene Reise unternehmen, die uns, wie die Alten sagten, per aspera ad astra, also durch Mühen zum Erfolg führt.

Das Leben der Heiligen bezeugt uns nämlich, dass es möglich ist, in der Komplexität unserer Zeit begeistert leben, ohne den apostolischen Auftrag zu vernachlässigen, „als Lichter in der Welt zu leuchten“ (vgl. Phil 2,15). Bei dieser feierlichen Gelegenheit möchte ich den Lehrern bzw. Erziehern und den Bildungseinrichtungen erneut sagen: „Leuchtet heute als Lichter in der Welt“, durch die Authentizität eures Engagements bei der gemeinsamen Suche nach der Wahrheit, bei deren glaubwürdigen und großherzigen Weitervermittlung durch euren Dienst an den jungen Menschen, insbesondere den Armen, und bei der täglichen Erfahrung, dass „die christliche Liebe ihrem Wesen nach prophetisch ist, dass sie Wunder vollbringt“ (vgl. Apostolische Exhortation Dilexi te, 120).

(...)  

Zum bleibenden Vermächtnis des heiligen John Henry gehören in diesem Sinne einige sehr bedeutende Beiträge zur Theorie und Praxis der Bildung. So schrieb er: »Gott hat mich geschaffen, damit ich ihm einen bestimmten Dienst erweise; er hat mir eine Aufgabe übertragen, die er keinem anderen übertragen hat. Ich habe meinen Auftrag – den ich in diesem Leben möglicherweise nie erfahren werde, aber im nächsten Leben wird er mir offenbart werden.« (Meditations and Devotions, III, I, 2). In diesen Worten kommt auf wunderbare Weise das Geheimnis der Würde eines jeden Menschen und auch das der Vielfalt der von Gott verteilten Gaben zum Ausdruck.

Das Leben wird nicht dadurch hell, dass wir reich, schön oder mächtig sind. Es wird hell, wenn einer in sich diese Wahrheit entdeckt: Ich bin von Gott gerufen, ich habe eine Berufung, ich habe eine Mission, mein Leben dient etwas, das größer ist als ich! Jedes einzelne Geschöpf hat eine Rolle zu übernehmen. Der Beitrag, den ein jeder zu bieten hat, ist von einzigartigem Wert, und die Aufgabe der Bildungsgemeinschaften besteht darin, diesen Beitrag zu fördern und zu Geltung zu bringen. Vergessen wir nicht: Im Mittelpunkt der Bildungswege stehen keine abstrakten Individuen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, insbesondere diejenigen, die nach den Maßstäben einer Wirtschaft, die ausgrenzt und tötet, scheinbar wenig leisten. Wir sind dazu aufgerufen, Menschen zu bilden, damit sie in ihrer vollen Würde wie Sterne leuchten.

(aus der Homilie von Papst Leo anlässlich der Ernennung von John Henry Newman zum Kirchenlehrer) 


Dienstag, 28. Oktober 2025

Gebet zum hl Judas Thaddäus (Crescentia von Kaufbeuren)

Verehrung des hl. Judas Thaddäus durch Klemens Maria Hofbauer, Michaelerkirche in Wien

Simon und Judas im Lateran

Simon und Judas im Wiener Neustädter Dom 

Glasmalereien in St Mary Abbots, London

Relief des Simon in der Stadtpfarrkirche Krems, St. Veith

Judas Thaddäus
 

Gebet der hl. Crescentia von Kaufbeuren zum hl. Judas Thaddäus

Mit zerknirschtem und demütigem Herzen komme ich zu dir, o Tröster der Betrübten, heiliger Apostel Judas Thaddäus, und bitte Dich auf meinen Knien, wie wenn ich dich hier vor meinen Augen gegenwärtig sähe, sieh an meine Leiden und die schwere Last des Kreuzes, unter der ich seufze.

Zu dir nehme ich vertrauensvoll meine Zuflucht, da du ja das seltene Vorrecht besitzt, jenen mit augenscheinlicher Hilfe beizuspringen, die vom Unglück verfolgt werden und fast an jeder Hoffnung verzweifeln. Komm auch mir Armseligem jetzt in meiner Not (hier nenne das Anliegen) zu Hilfe, aus der ich mich aus eigener Kraft nicht mehr zu retten weiß.
Gedenke, heiliger Judas Thaddäus, welch große Gnade dir Gott dadurch gezeigt hat, dass er dich zu einem sicheren Nothelfer in allen Anliegen gemacht hat und, um deinen Namen zu ehren, allerlei Notleidende und Bedrängte zu dir sendet. Lass auch mich deine allbekannte und oft erprobte Güte erfahren und zeige jetzt deine Macht.
Ich versichere und verspreche dir, dass ich diese Gnade und Wohltat mein Leben lang nicht vergessen werde, dich als meinen besonderen Beschützer stets verehren und vor aller Welt kundtun will, dass du wirklich ein mächtiger, rascher und sicherer Helfer bist in allen Trübsalen und Bedrängnissen. Amen.


Simon Kananäus

St. Veith am Vogau, Steiermark

 

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Der Ursprung der Familie


Johannes Paul II., mit bürgerlichem Namen Karol Józef Wojtyła, wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice, einer kleinen Stadt südwestlich von Krakau in Polen, geboren. Seine Familie spielte eine bedeutende Rolle in seiner frühen Prägung – sowohl im Glauben als auch im Charakter.

Sein Vater, Karol Wojtyła Sr., war ein ehemaliger Offizier der österreichisch-ungarischen Armee und später Beamter. Er war ein tief religiöser Mann, der seinem Sohn ein Vorbild in Disziplin, Gebet und Fürsorge war. Nach dem Tod seiner Frau kümmerte er sich liebevoll allein um Karol.

Die Mutter, Emilia Kaczorowska, starb früh – Karol war gerade einmal neun Jahre alt, als sie 1929 an einer Herz- und Nierenerkrankung verstarb. Emilia war Lehrerin und stammte aus einer Familie mit ländlich-bürgerlichem Hintergrund. Ihr Tod war der erste schwere Verlust im Leben des jungen Karol.

Karol hatte zwei Geschwister: Edmund, sein älterer Bruder, war Arzt. Er starb 1932 im Alter von nur 26 Jahren an Scharlach, den er sich bei der Behandlung einer Patientin zuzog. Karol verehrte seinen Bruder sehr, der ihm ein weiteres Vorbild im Dienst an anderen war. Seine Schwester Olga starb bereits vor seiner Geburt, vermutlich kurz nach der Geburt.

Nach dem Tod seiner Mutter und seines Bruders blieb Karol mit seinem Vater allein zurück. Die beiden führten ein bescheidenes, aber geistlich tief geprägtes Leben. Sein Vater starb 1941 während der deutschen Besatzung Polens, als Karol 21 Jahre alt war. Damit war seine gesamte engere Familie schon früh verstorben – eine Erfahrung, die seinen Glauben, seine Reife und seine Sensibilität für menschliches Leid prägte.

Johannes Paul II. erinnerte sich später oft an seinen Vater als seinen „ersten geistlichen Lehrer“. In einem Interview sagte er:

„Ich konnte sehen, wie mein Vater betete. Das hat sich mir tief eingeprägt. Es war vielleicht der entscheidende Moment meines geistlichen Weges.“

Die schmerzhaften Verluste, die Karol Wojtyła in jungen Jahren erlebte, formten einen Mann mit großer seelischer Tiefe, Mitgefühl und innerer Stärke – Eigenschaften, die später sein Pontifikat prägten.
(chatgpt)


die Eltern von Johannes Paul II.

 

Die Familie hat ihren Ursprung in derselben Liebe, mit der der Schöpfer die geschaffene Welt umfängt, wie es schon »am Anfang« im Buch Genesis (1,1) ausgesprochen wurde. Eine letzte Bestätigung dafür bietet uns Jesus im Evangelium: »Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab« (Joh 3,16). Der mit dem Vater wesensgleiche einzige Sohn, »Gott von Gott und Licht vom Licht«, ist durch die Familie in die Geschichte der Menschen eingetreten: »Durch die Menschwerdung hat sich der Sohn Gottes gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschenhänden hat er gearbeitet, ... mit einem menschlichen Herzen geliebt. Geboren aus Maria, der Jungfrau, ist er in Wahrheit einer aus uns geworden, in allem uns gleich außer der Sünde« (Gaudium et spes, 22). Wenn daher Christus »dem Menschen den Menschen selbst voll kundmacht«[ebd.], tut er das, angefangen von der Familie, in die er hineingeboren werden und in der er aufwachsen wollte. Wie man weiß, hat der Erlöser einen großen Teil seines Lebens in der Zurückgezogenheit von Nazaret verbracht, als „Menschensohn“ seiner Mutter Maria und Josef, dem Zimmermann, »gehorsam« (Lk 2,51). Ist nicht dieser kindliche „Gehorsam“ bereits der erste Ausdruck jenes Gehorsams gegenüber dem Vater »bis zum Tod« (Phil 2,8), durch den er die Welt erlöst hat?

Das göttliche Geheimnis der Fleischwerdung des Wortes steht also in enger Beziehung zur menschlichen Familie. Nicht nur zu einer Familie, jener von Nazaret, sondern in gewisser Weise zu jeder Familie, entsprechend der Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Sohn Gottes, der »sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt [hat]« (Gaudium et spes, 22). In der Nachfolge Christi, der in die Welt »gekommen« ist, »um zu dienen« (Mt 20,28), sieht die Kirche den Dienst an der Familie als eine ihrer wesentlichen Aufgaben an. In diesem Sinne stellen sowohl der Mensch wie die Familie »den Weg der Kirche« dar.

Johannes Paul II., Aus dem Brief an die Familien, 1994 


Karol Józef Wojtyła als Kleinkind