Donnerstag, 25. September 2025

Ein Turm im Dienste Gottes

Mit sechzehn Jahren sah der junge Bauer aus der Ranftschlucht einen hohen Turm aufwachsen und er erkannte, daß er selber ein solcher Turm im Dienste Gottes und der Heimat werden sollte.

Malerei aus dem frühen 16. Jhdt, Untere Ranftkapelle

 

Mittwoch, 24. September 2025

Rupert

St, Peter und Festung Hohensalzburg
 

Rupert, wahrscheinlich aus dem rheinfränkischen Geschlecht der Rupertiner, kam von Worms nach Bayern und gründete um 700 das Bistum Salzburg sowie die Klöster St. Peter und Nonnberg. Hier wurde seine Nichte Erentrud erste Äbtissin. Gestorben am 27. März eines unbekannten Jahres. Reliquien im Dom und in St. Peter zu Salzburg.

Heiliger Rupert, bitte für uns!

Dienstag, 23. September 2025

Das Gebet - Pater Pio

Kapuzinerkirche in Klagenfurt

Hochgelobt und gepriesen bist Du Herr Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament des Altares!

Wenn du zum Herrn im Gebet sprechen kannst, dann tue es, lobe Ihn.
Wenn du aber nicht sprechen kannst, weil dir die richtigen Worte fehlen, dann betrübe dich nicht.
Bleibe in deiner Kammer nach Art der Höflinge, und bezeige Ihm deine Ehrfurcht.
Er, der dich sieht, wird sich über dich freuen und dein Schweigen bevorzugen, und du wirst wieder einmal getröstet sein, wenn Er dich bei der Hand nimmt.

Man muß Seelen retten durch immerwährendes Gebet!

Das Gebet muß beharrlich sein, denn Beharrlichkeit ist ein Zeichen des Glaubens. 

Das Gebet der Heiligen im Himmel und der Gerechten auf Erden ist ein Duft, der niemals schwindet.


Pater Pio, Guten Tag, 28ff

Heiliger Pater Pio, bitte für uns und lehre uns beten

Donnerstag, 18. September 2025

Josef von Copertino

 

Verherrlichung des hl. Josef von Copertino

Josef, dessen Vater noch vor seiner Geburt starb, erblickte 1603 in der Diözese Nardo im Königreich Neapel im Bauerndorf Copertino das Licht der Welt.

Bereits als Kind schien er für seine Mitmenschen für nichts zu taugen. Entbehrungen, Krankheiten und Lernschwierigkeiten kennzeichneten seine Kindheit. Statt mit anderen Kindern zu spielen, bevorzugte er es zur Kirche zu gehen und schenkte bereits in jugen Jahren Jesus sein Herz. Staunend betrachtete der kränkliche "Taugenichts" die Dinge des Lebens und war von der Größe Gottes so sehr beeindruckt, dass er oft mit weitem Mund herumlief, sodass er den Spottnamen "offener Mund" erhielt.

Vom Taugenichts zum Priester

Später versuchte Josef das Handwerk des Schuhmachens zu erlernen, scheiterte aber. Da er eine geistliche Berufung verspürte, schloss er sich den Kapuzinern an, welche ihn nach acht Monaten jedoch wieder wegschickten, weil er nichts richtig machen konnte. Unter anderem ließ er einen Stapel Geschirr fallen oder vergaß immer wieder das zu tun, was ihm aufgetragen wurde. So musste der Tollpatsch zurück nach Hause. Seine Mutter war gar nicht erfreut, den achtzehnjährigen Burschen wieder bei sich beherben zu müssen.

In dieser Zweit wuchs allerdings seine Demut und Sanftmut, welche eine Frucht des Heiligen Geistes sind. Josef wurde vorsichtiger und erfolgreicher in seiner Arbeit. Er begann mehr zu beten und übte sich in freiwillige Handlungen der Buße.

Schließlich konnte er in den Franziskanerorden der Minoriten eintreten und sogar studieren, was ihm nicht einfach von der Hand ging. Er wusste, dass er auf normalen Weg niemals geweiht werden konnte, weil ihm unter anderem die Fähigkeit fehlte, Evangelienstellen auswendig aufzusagen, die für die Weihe zum Diakon Voraussetzung waren. Die einzige Stelle, die er sich merken konnte lautet: "Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat!" (Lk 11,27). Mit Gottvertrauten wagte Josef dennoch zur Prüfung anzutreten. Monsignor Giovanni Franchi, der diese abnahm, öffnete das Evangelium und sein Auge fiel auf genau jene Stelle, die Josef auswendig und auslegen konnte. Der Mindererbruder schaftte die Prüfung und wurde am 20. März 1627 zum Diakon geweiht.

Die Prüfung zur Priesterweihe war jedoch noch härter, die in einer kleinen Gruppe von Monsignor Giovanni Battista Deti abzulegen war. Durch Fügung des Himmels antwortete der erste Kandidat die Frage des Professors so brilliant, dass der rigoros geltende Prüfer alle anderen bestehen ließ. Somit musste Josef keinen einzigen Satz sagen und wurde am 4. März 1628 zum Priester geweiht.

Der schwebende Bruder

Josefs Liebe zum Herrn war so groß, dass alles, was er sah, ihn zu einer tieferen Einheit in Gott hinzog. Schon die bloße Erwähnung von Gott oder einer geistlichen Angelegenheit reichte aus, um seiner Umgebung zu "entfliehen".

Nach seiner Priesterweihe begannen bei Josef die sogenannten Levitationen (freies Schweben des Körpers). Das erste Wunder begab sich zu Weihnachten: Josef schwebte wie ein Vogel zehn Meter durch die Luft zum großen Altar und umarmte mit beiden Händen den Tabernakel. Weitere "fliegenden Wunder" folgten, besonders an Feiertagen. Zudem wurde er hell leuchtend gesehen und mit Glut in seinen Händen, ohne zu verbrennen. Er hatte prophetische Gaben, kannte die Geheimnisse anderer Menschen und konnte von weitem böse Einflüsse erkennen und aufdecken.

Die Menschen strömten in Scharen zu ihn und baten den Bruder im Beichtstuhl um Hilfe und Rat. Josef half dabei vielen, ein wahrhaft frommes christliches Leben zu führen.

Zeit der Prüfungen

Allerdings blieben dem demütigen Diener Gottes viele schwere Prüfungen und Versuchungen nicht erspart. Unter anderem musste er vor der Inquisition erscheinen. Diese verlangte von ihm, dass er die hl. Messe zelebrieren solle, was er zweimal tat. Es wird berichtet:

„Alles ging in Ruhe vor sich. Es ereignete sich dabei nichts Auffälliges. Am Ende der Messe aber durchbrach ein Schrei die Stille. Seiner Sinne völlig entrückt, flog er mit offenen Armen Richtung Altar und blieb dort unbeweglich. […] Nach einem kurzen Augenblick glitt Br. Josef wieder auf den Boden, kniete nieder, sang und tanzte lobend vor der Gottesmutter.“

Der Richter fragte Josef nach der Ekstase, was geschehen sei und erhielt die Antwort, dass er sich nicht erinnere und nicht wisse, was mit ihm dabei geschehe. Dennoch gibt er bereitwillig zu, dass ihm diese Ereignisse „Unbehagen“ bereiteten. „Dieses Fortgerissen-werden geschieht häufig beim betrachtenden Gebet, und wenn ich Gott Dank sage. Ich habe daher besonders acht auf mich und übe das Gebet abgesondert, allein für mich […], damit man mich nicht sehe, wenn jene Bewegungen über mich kommen.“

Schutzpatron der Lernschwachen

Die letzten Jahre seiner irdischen Pilgerschaft verbrachte Josef im Kloster von Osimobis, wo er am 18. September 1663 starb und in der heute zu seiner Ehre geweihte Basilika begraben ist. 1767 wurde er von Papst Clemens XIII. heiliggesprochen.

Josef von Copertino ist der Schutzpatron der Flugreisenden, Piloten und für Menschen, die mit Lernschwächen zu kämpfen haben.
(katholischekirchekärnten)

Heiliger Josef von Copertino, bitte für uns!

S. Giuseppe da Copertino, Osimo

Leiden als Gnade

als Lehrmeister des Gebets

Patron der Piloten und Flugreisenden
Basilika und Grab des hl. Josef von Copertino

Mittwoch, 17. September 2025

Du leuchtender Stern in den Wirren der Zeit

 

Marktbrunnen in Bingen, Heiliger Willigis, bitte für uns




Heilige Hildegard, bitte für uns!

Litanei zur heiligen Hildegard von Bingen

Herr, erbarme Dich.
Christus, erbarme Dich.
Herr, erbarme Dich.
Christus, höre uns. Christus, erhöre uns.
Gott Vater im Himmel, erbarme Dich unser.
Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Dich unser.
Gott Heiliger Geist, erbarme Dich unser.
Heiliger Dreifaltiger Gott, erbarme Dich unser.

Heilige Maria, bitte für uns.
Heilige Hildegard, bitte für uns.
Du gottgeweihte Jungfrau,
Du Spiegel der Herrlichkeit Gottes,
Du Leuchte der Kirche,
Du Künderin von Gottes Wort und Werk,
Du Harfe Gottes,
Du Lehrmeisterin zur Vollkommenheit,
Du Kämpferin für Wahrheit und Recht,
Du leuchtender Stern in den Wirren der Zeit,
Du Ratgeberin in Schwierigkeiten,
Du Beschützerin der Schwachen,
Du Helferin der Kranken.

Heilige Hildegard, erfüllt von prophetischem Geist,
heilige Hildegard, demütig in der Erwählung Gottes,
heilige Hildegard, glühend von Liebe zu Gott und den Menschen,
heilige Hildegard, unbeirrt in der Liebe zur Kirche,
heilige Hildegard, begnadet mit der Kraft der Heilung,
heilige Hildegard, in Schwachheit stark durch Gottes Kraft,
dass wir die Wege Gottes wissen und gehen, hilf uns, heilige Hildegard!
Dass wir den Geist Gottes in der Schöpfung Gottes tiefer erkennen,
dass wir Gott in allem und über alles lieben,
dass wir dem Anruf Gottes allezeit folgen,
dass wir uns durch sein Wort und Beispiel leiten lassen.

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt; Herr, verschone uns!
Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt; Herr, erhöre uns!
Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt; Herr, erbarme Dich!
Bitt für uns, heilige Hildegard.
Auf dass wir würdig werden der Verheißung von Christi!

Lasset uns beten:
Gott, Du hast die heilige Hildegard mit himmlischen Gaben beschenkt. Wir bitten Dich: Verleihe uns, dass wir ihren Spuren und Weissagungen folgen und so aus der Finsternis dieser Welt in Dein herrliches Licht gelangen. Durch Christus, unsern Herrn. Amen.
(von einem Gebetszettel des Beuroner Kunstverlags, D-88361 Beuron)

 



Dienstag, 16. September 2025

Cyprian - über das Vaterunser

 

Cyprian von Karthago, St Cyprian´s Clarence Gate, London

Die Gebote des Evangeliums sind nichts anderes als
göttliche Lehren,
Grundlagen zur Erbauung der Hoffnung,
Stützen zur Festigung des Glaubens,
Speisen zur Erquickung des Herzens,
ein Steuerruder auf dem richtigen Weg
und ein Hilfsmittel zur Behauptung des Heils,
und indem sie den gelehrigen Sinn der gläubigen auf Erden unterweisen, führen sie zum himmlichen Reich.

Vieles wollte Gott auch schon durch den Mund seiner Diener, der Propheten, verkündigen und uns vernehmen lassen; doch wieviel erhabener ist, was der Sohn spricht, was das Wort Gottes, das in den Propheten wohnte, mit eigener Stimme bezeugt. Denn es befiehlt nicht mehr, dem Kommenden den Weg zu bereiten, sondern es kommt selbst und eröffnet und zeigt uns den Weg, damit wir, die wir in der Finsternis des Todes umherirrten und zuvor unachtsam und blind waren, erleuchtet durch das Licht der Gnade, unter der Führung und Leitung des Herrn, den Weg des Lebens wandeln.

(Cyprian, über das Gebet des Herrn, Texte der Kirchenväter 3, Kösel) 

 

St Cyprian´s Clarence Gate, London

Montag, 15. September 2025

Vom Schwert durchbohrte Mutter, bitte für uns

 

das durchbohrte Herz Mariens, Dom zu Graz

Herr, erbarme Dich unser
Christus, erbarme Dich unser
Herr, erbarme Dich unser
Christus, höre uns
Christus, erhöre uns
Gott Vater vom Himmel, - erbarme Dich unser
Gott Sohn, Erlöser der Welt, - erbarme Dich unser
Gott Heiliger Geist, - erbarme Dich unser
Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, - erbarme Dich unser
Heilige Maria, ohne Makel der Erbsünde empfangen, bitte für uns
Heilige Gottesgebärerin, bitte für uns
Mutter Christi, bitte für uns
Mutter unseres gekreuzigten Erlösers, bitte für uns
o schmerzhafte Mutter, bitte für uns
o tränenreiche Mutter, bitte für uns
o betrübte Mutter, bitte für uns
o verlassene Mutter, bitte für uns
o trostlose Mutter, bitte für uns
Vom Schwert durchbohrte Mutter, bitte für uns
Du Königin der Märtyrer, bitte für uns
Du Mutter der Bedrängten, bitte für uns
Du Trösterin der Betrübten, bitte für uns
Du Helferin der Notleidenden, bitte für uns
Du Schutz der Verlassenen, bitte für uns
Du Stütze der Witwen und Waisen, bitte für uns
Du Hoffnung der Bekümmerten, bitte für uns
Du Stärke der Kleinmütigen, bitte für uns
Du Zuflucht der Sünder, bitte für uns
Du Heil der Kranken, bitte für uns
Du Hoffnung der Sterbenden, bitte für uns
Du Mutter der Barmherzigkeit, bitte für uns
Durch deine Armut im Stalle zu Bethlehem, bitte für uns
Durch deinen Schmerz bei der Weissagung Simeons, bitte für uns
Durch deine traurige Flucht nach Ägypten, bitte für uns
Durch dein angstvolles Suchen nach dem verlorenen Kinde, bitte für uns
Durch deine Betrübnis bei der Verfolgung deines göttlichen Sohnes, bitte für uns
Durch deine Angst und Not über Jesu Gefangennahme, bitte für uns
Durch deinen Schmerz über Judas' Verrat und Petri Verleugnung, bitte für uns
Durch die schmerzliche Begegnung mit deinem Sohne auf dem blutigen Kreuzwege, bitte für uns
Durch die Marter deines Herzens bei Jesu Kreuzigung, bitte für uns
Durch deinen Todesschmerz bei Jesu Sterben, bitte für uns
Durch das Schwert des Schmerzes, das deine Seele durchdrang, als das Herz Jesu durchbohrt wurde, bitte für uns
Durch deine Klage um den heiligen Leichnam in deinem Schoße, bitte für uns
Durch deine Trauer am Grabe, bitte für uns
Durch deine trostlose Verlassenheit nach dem Begräbnisse, bitte für uns
Durch die Tränen, die du um deinen geliebten Sohn vergossen hast, bitte für uns
Durch die wunderbare Ergebung, mit der du all dein Weh ertragen hast, bitte für uns
o Königin des Friedens, bitte für uns
In all unseren Trübsalen, bitte für uns
In Krankheit und Schmerz, bitte für uns
In Kummer und Bedrängnis, bitte für uns
In Elend und Verlassenheit, bitte für uns
In Ängsten und Gefahren, bitte für uns
In allen Versuchungen, bitte für uns
In der Stunde des Todes, bitte für uns
Im letzten Gericht, bitte für uns
O Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. - Verschone uns, 0 Herr!
O Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. - Erhöre uns, 0 Herr!
O Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. - Erbarme Dich unser!
Christus, höre uns - Christus, erhöre uns
Herr, erbarme Dich unser
Christus, erbarme Dich unser
Herr, erbarme Dich unser
Bitt für uns, o schmerzensreichste Jungfrau.
Auf daß wir würdig werden der Verheißungen Christi.

Lasset uns beten: 0 Herr Jesus Christus, die geheiligte Seele der seligsten Jungfrau Maria, Deiner geliebten Mutter, wurde in der Stunde Deines Leidens vom Schwert der Schmerzen durchbohrt. Wir bitten Dich, laß sie jetzt und in der Stunde unseres Todes unsere Fürsprecherin bei Deiner Barmherzigkeit sein; der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
 
Pieta, St. Agidius Dom, Graz

Sonntag, 14. September 2025

Vom Holz herab herrscht unser Gott

 

Kreuzkapelle im Grazer Dom St. Agidius
 

Seinen Ursprung hat das Fest Kreuzerhöhung in Ierusalem: Am 13. September 326 fand hier die Hl. Helena, Mutter von Kaiser Konstantin dem Großen, das Kreuz Christi. Genau neun Jahre später (13. September 335) wurde ebenfalls in Ierusalem die Konstantinische Basilika über dem Heiligen Grab Christi („Grabeskirche“) eingeweiht und einen Tag später, also am 14. September, ließ Patriarch Makarius das Kreuz Christi erstmals auf dem Felsen Gologotha zur öffentlichen Verehrung aufstellen. Hier entspringt auch der Name des Festes „Erhöhung des Kreuzes“. Im Jahr 614 wurde das heilige Kreuz durch den Perserkönig Chosroes geraubt, aber wenige Jahre später von Kaiser Heraklius dank eines Sieges über die Perser zurückgeholt und am 14. September 628 wieder feierlich auf seinem ursprünglichen Platz aufgestellt.

Steinrelief, Kathedrale von Como

Mosaik San Clemente, Rom 

Mose in der Wüste, Glasfenster, Saint Aignan, Chartres 

Musee beaux arts, Rennes

Kreuzerhöhung - in diesem Zeichen wirst du siegen (Baptisterium von S. Giovanni in Laterano)

Die Kreuzreliquie in S. Croce in Gerusalemme

Altarbild der Auffindung des Kreuzes durch Helena, Pfarrkirche zur hl. Notburga, Eben, Aachensee

Die Kreuzauffindungskapelle in der Grabeskirche 

Apsismosaik in S. Croce in Gerusalemme (Kreuzauffindung)

1) Der König siegt, sein Banner glänzt,
geheimnisvoll erstrahlt das Kreuz,
an dessen Balken ausgestreckt
im Fleisch des Fleisches Schöpfer hängt.

2) Geschunden hängt der heil’ge Leib,
vom scharfen Speere roh durchbohrt,
uns rein zu waschen von der Schuld,
strömt Blut und Wasser von ihm aus.

3) Erfüllt ist nun, was David einst
im Liede gläubig kundgetan,
da er im Geiste prophezeit’:
Vom Holz herab herrscht unser Gott.

4) O edler Baum im hehren Glanz,
von königlichem Purpur rot,
du werter, du erwählter Stamm,
du trägst den Lösepreis der Welt.

5) O heil’ges Kreuz, sei uns gegrüßt,
du einz’ge Hoffnung dieser Welt.
Den Treuen schenke neue Kraft,
den Sündern tilge alle Schuld.

6) Dir, höchster Gott, Dreifaltigkeit,
lobsinge alles, was da lebt;
du hast uns durch das Kreuz erlöst:
Bewahre uns in Ewigkeit.


Grazer Dom St. Ägidius

Donnerstag, 11. September 2025

Bischof Maternus


Maternus, Bischof. Maternus ist der erste geschichtlich bezeugte Bischof von Köln, er war ein Vertrauter Kaiser Konstantins und ist 313 bei einer Lateransynode in Rom und 314 bei einer Synode in Arles bezeugt. Die Bischofslisten von Köln und Tongern nennen ihn an erster Stelle. Eine Legende behauptet, dass Maternus später Bischof des in römischer Zeit weit bedeutenderen Trier geworden sein soll. Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass Köln niemals Gebeine des Maternus besessen hat, während die Reliquien des Maternus seit 760 in Trier aufgetaucht sind.

(Martyrologium Sancrucense) 

Heiliger Maternus, bitte für uns, Trierer Dom

Maternusportal des Kölner Doms

das Petrus-Maternus Fenster im Kölner Dom 

 

Altar der hl. Katharina

 

Mittwoch, 10. September 2025

Pulcheria Aelia - das Trierer Elfenbein

Die Elfenbeinschnitzerei des 5. Jahrhunderts ist ein Hauptwerk der Kunst der Spätantike, sie zeigt uns ein detailliertes Bild einer Reliquien-Prozession und des byzantinischen Hofzeremoniells.

Wegen seiner Seltenheit, seiner Aura und weil es gut zu bearbeiten ist, war Elfenbein in der Spätantike und im Mittelalter ein sehr begehrter Werkstoff, aus dem man Figürchen oder Reliefs schnitzte.

Die 13 x 26 cm große Reliefplatte könnte ursprünglich zum Schmuck eines Reliquienbehälters gedient haben. Sie zeigt eine von links nach rechts ziehende Prozession. Auf einem prachtvoll geschmückten vierrädrigen und von zwei Maultieren gezogenen Wagen sitzen zwei Geistliche, die einen Reliquienschrein in eine Stadt bringen.

Das Bild zeigt also die feierliche Überführung einer Reliquie an ihren neuen Bestimmungsort. Kerzentragende Männer schreiten voran. Sie werden von einer Kaiserin empfangen. Hinter ihr erkennt man die Kirche, für die die Reliquie bestimmt ist. Die Kirchen konnte nicht mehr rechtzeitig fertiggestellt werden, Handwerker arbeiten noch auf dem Dach.

Den Hintergrund bildet ein großes Gebäude, aus dessen Fenstern zahlreiche Personen schauen, die Hymnen singen und Weihrauchfässer schwingen. Auch wenn das Gebäude an die Porta Nigra erinnert und man bei der Kaiserin mit dem Stabkreuz an Helena, die Mutter Kaiser Konstantins denkt, die der Trierer Kirche der Überlieferung nach zahlreiche Reliquien geschenkt hat, dürfte die Elfenbeinschnitzerei keine Bezüge nach Trier aufweisen: Die Tafel gelangte erst im 19. Jahrhundert aus einer Privatsammlung in den Domschatz.

Das wohl im 5. Jahrhundert in Konstantinopel entstandene Relief gehört allein schon aufgrund der meisterlichen Qualität der Arbeit des Bildschnitzers, der viele Figuren annähernd vollplastisch herausgearbeitet und auch die Architektur sehr anschaulich geschildert hat, zu den besten Werken seiner Zeit. Zudem ist es aufgrund der minutiösen Schilderung der Gesten und Gewänder ein Schlüsseldokument für das byzantinische Hofzeremoniell und eine wichtige Quelle zu den Formen der Reliquienverehrung der Spätantike.

Autor: Prof. Dr. Wolfgang Schmid (Quelle)

Trierer Elfenbein, Reliquienprozession, 5. Jhdt

Der Ort der Prozession ist somit eindeutig als Konstantinopel zu bestimmen, dabei handelte es sich um
den einstigen Schauplatz der Reliquienüberführung der rechten Hand des Heilige Stephanus
in Anwesenheit von Kaiser Theodosius II und seiner Schwester Kaiserin Pulcheria in dem
Jahr 421. Diese Translation ist meiner Meinung nach auf dem Trierer Elfenbein zusammen
mit dem Kaiserpaar Theodosius II und seiner Schwester Kaiserin Pulcheria abgebildet. Der
Basilikalbau auf dem Trierer Elfenbein ist somit eindeutig als die Stephanuskirche zu
identifizieren. 
(aus der Masterarbeit von Regina Haibel über das Trierer Elfenbein, Wien 2018)

die Kaiserin nimmt die Reliquie vom Kaiser in Empfang

Pulcheria Aelia, Kaiserin. Pulcheria wurde 399 in Byzanz als Enkelin Theodosius des Großen geboren. Im Alter von 15 Jahren wurde sie zur Regentin für ihren noch jüngeren Bruder Theodosius II. ernannt. Nach dessen Amtsantritt im Jahr 416 beeinflusste Pulcheria weiterhin die Geschicke des Reiches. Sie lebte als gottgeweihte Jungfrau am kaiserlichen Hof, ließ Kirchen bauen und bekämpfte den Nestorianismus. Den wachsenden Einfluss der monophysitischen Partei am Kaiserhof konnte sie zunächst nicht verhindern. 447 zog sie sich in ein Kloster zurück. Als ihr kaiserlicher Bruder 450 starb, heiratete sie aus politischer Räson den ihr ergebenen Feldherrn Marcion, der damit nominell Kaiser war. In Wirklichkeit regierte Pulcheria, und zwar zum Segen für den katholischen Glauben.
Sie berief nach dem Skandal der Räubersynode von Ephesus 449 für das Jahr 451 eine Konzilsversammlung nach Chalkedon ein. Dieses 4. Ökumenische Konzil verurteilte sowohl den Nestorianismus als auch den Monophysitismus und definierte in ausgewogener Weise die unvermischte Einheit von Gottheit und Menschheit in der Person Christi. Kaiserin Pulcheria starb im Juli 453 in Konstantinopel.
(Martyrologium Sancrucense)

Die Kirche gedenkt heute auch des hl. Nikolaus von Tolentino.

Hochaltar in Tolentino, Christus umarmt Nikolaus, 1 und 2

Gebet zum hl. Nikolaus von Tolentino

Aus dem Leben des hl. Nikolaus von Tolentino

Die Kapelle des hl. Nikolaus von Tolentino

Nikolaus und die Rebhühner 

Maria hilft Nikolaus in schwerer Krankheit

Geburt und Sterben des hl. Nikolaus

Nikolaus und die Armen Seelen 

Dienstag, 9. September 2025

Sklave für die Sklaven

 

Petrus Claver und die ankommenden Sklaven, Museum von Loyola

Gott, du hast den heiligen Petrus Claver zum Sklaven für die Sklaven gemacht
 und ihm die Kraft gegeben, ihnen mit wunderbarer Liebe und Geduld zu helfen.
Auf seine Fürsprache lass auch uns nach dem streben,
was Jesus Christus angehört, und in Tat und Wahrheit die Nächsten lieben. 
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Glasfenster in St Aloysius, Glasgow

Statue in der Basilika von Loyola 

 

 

Montag, 8. September 2025

Mariä Geburt

Pfarrkirche Mariä Geburt, Trenčín, Slowakeibu 


In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu danken
und am Fest der seligen Jungfrau Maria das Werk deines Erbarmens zu rühmen.
Du hast sie aus allen Menschen erwählt und gesegnet vor allen Frauen.
In ihr leuchtete auf die Morgenröte der Erlösung,
sie hat uns Christus geboren, die Sonne der Gerechtigkeit.
Durch ihn preisen dich deine Erlösten
und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit:
(Präfation von Mariä Geburt)

Mariä Geburt

Anna und Maria, Pfarrkirche Trencin

Sonntag, 7. September 2025

Die Märtyrer von Kosice - wer nicht sein Leben gering achtet ....

An der Stelle der heutigen Kirche stand ursprünglich das im Mittelalter errichtete Königshaus, als Sitz der Königlichen Kammer, die für Abgaben, Zölle und Einnahmen im östlichen und nordöstlichen Königreich Ungarn zuständig war. Im Rahmen der Rekatholisierung der im frühen 17. Jahrhundert protestantischen Stadt Kaschau lud Andreas Dóczy, Kapitän von Oberungarn, Jesuiten in die Stadt ein und stellte Wohnräume sowie eine Kapelle im Königshaus zur Verfügung. Während des Aufstands von Gabriel Bethlen folterten Haiducken in der Nacht zum 7. September 1619 drei Jesuiten, nämlich Markus Stephan Crisinus, Stefan Pongrácz und Melchior Grodziecki, zu Tode, seither sind diese als Märtyrer von Kaschau bekannt.

Nach diesem Ereignis stand das Haus jahrzehntelang leer, für die königliche Kammer wurde ein neues Haus in einem anderen Teil der Stadt gebaut. Erst Sophia Báthory, Gattin von Georg II. Rákóczi erwarb das Gebäude, ließ es abreißen und an der Stelle einen Sakralbau nach dem Vorbild der Kirche Il Gesù in Rom bauen. Die Bauarbeiten begannen 1671 und wurden bis 1681 abgeschlossen. Da die Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft der historischen Kaschauer Universität (Universitas Cassoviensis) lag, erhielt sie auch die Bezeichnung Universitätskirche. Nach der Auflösung des Jesuitenordens erhielten 1811 die Prämonstratenser die Kirche. (wikipedia)

Universitätskirche oder Jesuitenkirche, Kosice 




Reliquien der Märtyrer Markus Crisin, Stephan Pongracz, Melchior Grodecz
 

Die seligen und heiligen Märtyrer des Grazer Jesuitenkollegs: Johannes Ogilvie, Markus Crisin, Stephan Pongracz, Melchior Grodecz und Jan Sarkander. Das Jesuitenkolleg in Graz, von den Habsburgern zur Rekatholisierung Innerösterreichs gestiftet, hatte in der Zeit der Gegenreformation eine starke Ausstrahlung. Elf seiner Schüler werden als Märtyrer des katholischen Bekenntnisses gerühmt, drei sind selig und zwei sogar heilig gesprochen. Während sie in ihren Heimatländern an je eigenen Gedenktagen gefeiert werden, wird ihrer in Österreich an einem einzigen Tag gedacht. 

Es handelt sich um den Jesuiten John Ogilvie. Er stammte aus einer calvinischen Familie in Schottland, studierte in Graz und wurde Priester. Er wurde am 10. März 1615 in Glasgow öffentlich gehängt. Papst Paul Vl. sprach ihn am 17. Oktober 1976 heilig. – 

Zu den Grazer Jesuitenschülern zählt auch der kroatische Weltpriester Markus Stephan Crisinus, der vom berühmten Kardinal Peter Pazmany zum Rektor des Seminars und Domherrn nach Tyrnau berufen wurde. Er wirkte schließlich in Kaschau, dem heutigen Košice in der Ostslowakei für den katholischen Glauben. In der Rekatholisierungsarbeit standen ihm die Jesuiten Stephan Pongracz und Melchior Grodecz, die ebenfalls in Graz studiert hatten, zur Seite. 

Als Kaschau dem siebenbürgischen Heerführer Rakoczi in die Hände fiel, erlitten Crisinus und Grodecz am 7. September und Pongracz am 8. September 1619 den Tod durch das Schwert. Sie waren zuvor auf grausamste Weise gefoltert worden, weil sie sich geweigert hatten, ihren Glauben zu verleugnen und zum Kalvinismus überzutreten. Markus Crisinus, Stephan Pongracz und Melchior Grodecz wurden von Pius X. 1904 selig gesprochen. – 

Schließlich gehört zur Gruppe der Grazer Jesuitenschüler auch der heilige Pfarrer Jan Sarkander, ein gebürtiger Schlesier. Er wurde nach seinen Studien in Graz und einer kurzen Ehe Priester und Pfarrer zu Holleschau in Mähren. Als solcher starb Jan Sarkander wegen unmenschlicher Folterung durch die Hussiten am 17. März 1620 in Olmütz. Jan Sarkander wurde von Johannes Paul II. heilig gesprochen.


Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 14

In jener Zeit
25 begleiteten viele Menschen Jesus;
da wandte er sich an sie
26 und sagte: Wenn jemand zu mir kommt
und nicht Vater und Mutter,
Frau und Kinder, Brüder und Schwestern,
ja sogar sein Leben gering achtet,
dann kann er nicht mein Jünger sein.
27 Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht,
der kann nicht mein Jünger sein.
28 Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will,
setzt er sich dann nicht zuerst hin
und berechnet die Kosten,
ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?
29 Sonst könnte es geschehen,
dass er das Fundament gelegt hat,
dann aber den Bau nicht fertigstellen kann.
Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten
30 und sagen: Der da hat einen Bau begonnen
und konnte ihn nicht zu Ende führen.
31 Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht,
setzt er sich dann nicht zuerst hin
und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann
dem entgegenstellen kann,
der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
32 Kann er es nicht,
dann schickt er eine Gesandtschaft,
solange der andere noch weit weg ist,
und bittet um Frieden.
33 Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein,
wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.
(Evangelium vom 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C)


Altar mit Reliquien der heiligen drei Märtyrer von Kosice 


Freitag, 5. September 2025

über Mutter Teresa

 

"Es gibt keine größere Kraft als die Macht der Zärtlichkeit"
Interview mit Monsignore Maasburg über seine Erinnerungen an Mutter Teresa

Am 27. August wäre die katholische Ordensgründerin Mutter Teresa 100 Jahre alt geworden. Das vierte Gelübde der Missionarinnen der Nächstenliebe, die Verpflichtung zum „Dienst an den Ärmsten der Armen von ganzem Herzen ohne Gegenleistung" bescherte ihr und ihrem Werk weltweit Verehrung, auch von Muslimen, Hindus und Ungläubigen. In den siebziger Jahren lernte „Father Leo" Mutter Teresa kennen, weil ein Bischof ihn als Dolmetscher für tiefer gehende Gespräche mit ihr benötigte. Der Priester Leo Maasburg, sprachgewandt und polyglott, der neben Theologie auch Jura und Politologie in Innsbruck, Oxford und Rom studiert hatte, war bald nach dieser Begegnung für vielfältige Aufgaben eingespannt.

In den Jahren 1985 bis 1991 begleitete er Mutter Teresa regelmäßig. Als Priester, Ratgeber und Übersetzer war er an ihrer Seite, in Rom und Kalkutta, in Moskau und New York, bei den Ärmsten der Armen und bei höchsten Staatsmännern. In ihrer Nähe erlebte er kleine und große Wunder, im wahrsten Sinn des Wortes „wunderbare Geschichten", die er in dem Buch Mutter Teresa. Die wunderbaren Geschichten in diesem Jahr veröffentlicht hat. Leo Maasburg zu jenem Team, das das Seligsprechungsverfahren für Mutter Teresa vorbereitete. Er ist heute Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (Missio) in Österreich. Michaela Koller sprach mit ihm über das Lebenszeugnis der Seligen.

ZENIT: Welche Tugenden zeichneten Mutter Teresa aus Ihrer Sicht aus?

--Monsignore Maasburg: Güte. Das ist der erste, starke Eindruck, den man bei ihr gewonnen hat. Man hat sich nach kürzester Zeit in ihrer Umgebung ungemein wohl gefühlt und gewusst: 'Diese Frau wird Dich nicht verletzen.' Mit diesem Vertrauen ist dann auch eine Offenheit entstanden. Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, ihr gegenüber Geheimnisse zu haben. Und dann ihre Treue zum Auftrag. Sie hatte einen Lebensrhythmus, der uns Junge bei weitem überfordert hat. Wir sind am Abend todmüde ins Bett gefallen, da ist sie noch in die Kapelle gegangen und hat für ein, zwei Stunden gebetet. Wenn wir um sechs Uhr zur Messe gekommen sind, war sie schon seit drei Uhr früh wieder aufgestanden.

Während ich schon am Rollfeld im Flugzeug geschlafen habe, fing sie bereits an zu beten. Dann hat sie ein dickes Bündel Papier ausgepackt und geschrieben. 'Wenn wir das nicht tun, das will Jesus nicht', sagte sie oft. 'Ich habe Jesus noch nie nein gesagt und werde jetzt in meinem hohen Alter damit nicht anfangen'. Aber sie war nur hart gegen sich selbst, von anderen hat sie dies nicht verlangt.

ZENIT: Und das menschliche Miteinander litt nicht unter der Emsigkeit?

--Monsignore Maasburg: Mutter Teresa hat sehr schnell Situationen erfasst und besonders schnell gemerkt, wenn Spannungen zwischen Menschen oder im Menschen da waren. Sie hat sofort versucht, was sie tun konnte, um diese Spannungen zu lösen, sei es mit einer heiteren Bemerkung oder dass sie jemanden einfach anderswo hingesetzt hat. Darin war sie Meisterin. Sie hat ununterbrochen zwischen Kulturen wandern müssen und das sind ja auch naturgegebene Spannungen. Die hat sie meisterhaft überwunden.

Ich bin einmal zusammen mit circa 20 Ehrenamtlichen in Kalkutta ins Haus gekommen und war am Morgen mit einem vollkommen zerbissenen Arm aufgewacht. Ich dachte erst, es waren Moskitos, aber es waren Wanzen, die in der Matratze gelebt haben. Unter den 20 Leuten hat Mutter Teresa, die immer sehr aufmerksam war, mich sofort angesprochen: 'Father Leo, was haben Sie da?' 'Moskitos', sagte ich. Darauf sie: 'Nein, das ist ein Geschenk Gottes. Sie gehen zum Arzt und ich bete.' Für Mutter Teresa war jedes Leiden ein Geschenk Gottes, das man ihm aufopfern konnte.

ZENIT: Diese Haltung und diese Strenge mit sich selbst ist sicher schwer erreichbar. Inwiefern kann Mutter Teresa konkret ein Vorbild heute sein?

--Monsignore Maasburg: Sie ist ein so breit gefächerter Glanz, dass jeder etwas an ihr für sein Leben entdecken kann. Den einen spricht mehr ihre Sozialaktivität an, den anderen ihre eucharistische Frömmigkeit oder ihre Mystik. Und in jedem dieser „Fächer" ist sie sehr profund. Ich glaube, dass wir noch lange nicht zur Tiefe ihrer Persönlichkeit vorgedrungen sind. Ganz sicherlich wird Mutter Teresa eines Tages zu Kirchenlehrerin ernannt. Wir haben über 5.400 profunde ausgiebige theologische Schriften von ihr vorliegen, zu einzelnen Gruppen, für Familien, für Kinder, für Theologen, für Ordensleute und so weiter, die sie auf ihren Reisen geschrieben hat. Jeden Monat hat sie eine Ordensmitteilung geschrieben, die immer spirituellen Inhalts war. Da wird noch viel herauskommen.

ZENIT: Mutter Teresa wurde dennoch vorgeworfen, zu nachgiebig gegenüber korrupten oder diktatorischen Systemen zu sein....

--Monsignore Maasburg: Sie war Ordensfrau und nicht Politikerin. Die wundertätigen Medaillen, die sie mit großer Begeisterung verteilt hat, hat sie jedem gegeben und dabei machte sie keinen Unterschied, ob es Daniel Ortega [erste Präsidentschaft in Nicaragua von 1985 bis 1990, Anm. d. Red.], Präsident Ronald Reagan oder Michail Gorbatschow war. Sie hat auch gleich dem Sekretär daneben, oder wer gerade vorbei gekommen ist, eine geschenkt. Sie hat in erster Linie den Menschen gesehen und nicht seine Funktion. Sie ist jedem persönlich von Herz zu Herz begegnet und hat immer versucht, ihn in irgendeiner Weise mit Christus in Kontakt zu bringen.

ZENIT: Kritische Stimmen waren auch im Hinblick auf die Behandlungsmethoden der Schwestern zu vernehmen. Sie haben aber selbst eigene Beobachtungen gemacht und wissen auch um die Entstehung der Sterbehauses.

--Monsignore Maasburg: Das Sterbehaus ist schon ein tolles Phänomen. Wie ist es zustande gekommen? Mutter Teresa sah eines Tages, ganz am Anfang ihres Dienstes, eine Person auf der Straße im Graben liegen und entdeckte, dass sie im Sterben lag. Sie nahm ihr letztes Geld, rief eine Rikscha und fuhr zum Spital, um sie dort abzugeben. Im Spital bat man sie eine Kaution zu hinterlegen. Sie hatte diese Summe nicht und auch nicht die Person. Dann ist sie in den Armen von Mutter Teresa vor dem Spital gestorben. Dieses erschütternde und prägende Erlebnis war das Motiv das Sterbehaus einzurichten. Es war nicht als Ersatzspital gedacht, sondern nur für die vorgesehen, die niemanden und nichts hatten, eben für die Ärmsten der Armen.

Wenn die Schwestern feststellten, dass eine Krankheit zu behandeln war, die sie nicht kurieren konnten, und sich bereits ein Spital bereit erklärt hatte, die Patienten zu übernehmen, haben sie sie selbstverständlich dorthin gebracht. Daran hat Mutter Teresa sehr gearbeitet. Sie hat in verschiedenen Spitälern Freunde gehabt, wo sie jemanden hinverlegen konnte. Was den Missionarinnen der Nächstenliebe noch wichtiger ist: Dass die Menschen geliebt und mit Würde behandelt werden und im Notfall eben nicht einsam und verlassen sterben.

Mutter Teresa hat oft die Geschichte von einem Mann erzählt, den sie von der Straße aufgeklaubt hat und der zum Teil schon von den Würmern aufgefressen war. Er schaute sie an und sagte: 'Ich habe mein Leben lang wie ein Tier gelebt, in der Gosse, und jetzt sterbe ich geliebt und umsorgt wie ein Engel.' Er starb mit einem schönen Lächeln, berichtete sie. Das war der Sinn der Tätigkeit im Sterbehaus, die Würde des Menschen herauszustellen, auch des Ärmsten der Armen. Genau dies tun die Schwestern bis heute.

ZENIT: Wie ging Mutter Teresa selbst mit Leid und Schmerz um?

--Monsignore Maasburg: Ich glaube, dass sie sehr, sehr viel physisch gelitten hat. Über den physischen Schmerz wird sie vermutlich gesagt haben: 'Das ist ein Geschenk Gottes. Das kann ich ihm darbringen.' Kurz vor ihrem Tod war eine Schwester bei ihr, als sie bereits sterbenskrank war, und hat Mutter Teresa fragen hören: 'Jesus, ist da noch irgendetwas, was ich für Dich tun kann?'

Sie hat aber auch sehr viel moralisches Leid erfahren, weil sie so viel Eigeninteressen und menschliche Schwäche gesehen hat, auch in der Kirche. Da hat sie sicher sehr darunter gelitten. Sie war nie aggressiv. Auch wenn ihr jemand die dümmsten Sachen gesagt hat, versuchte sie einen Witz daraus zu machen, oder es zu überhören. Sie hat ihren Schwestern gesagt: 'Die Art, wie Du Menschen anschaust, die Art, wie Du Menschen zulächelst, die Art, wie Du sie berührst, das zeigt ihnen, ob Du sie liebst. Es gibt keine größere Kraft als die Macht der Zärtlichkeit.'

ZENIT: Wie erklärte die Ordensgründerin leidvolle Erfahrungen theologisch?

--Monsignore Maasburg: Ich habe sie einmal gefragt, warum es so viel Leid in Afrika gibt, warum sich dieser Kontinent nicht entwickelt. Sie antwortete: 'Father, wir denken über diese Sache nicht nach. Wir sehen dieses Leid und wir helfen, wie wir können.' Die zu akademische, theoretisch bleibende Theologie lag nicht in ihrem Interesse. Was bei ihr ausgeprägt war, war die kontemplative Reflexion und die zupackende Nächstenliebe.

[Leo Maasburg, Mutter Teresa - Die wunderbaren Geschichten, Pattloch Verlag, München 2010, 240 Seiten]

uspr. veröffentlicht auf zenit.org, WIEN, 2. August 2010