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Papst Alexander II. übergibt Petrus Damiani die Ordensregel,
Francesco Mancini, 1751, S. Gregorio Magno al Celio, Rom |
Eremitenregel (Vatikanische Museen) und Papst Benedikt XVI. über Petrus Damiani
Gebet zum Gekreuzigten von Petrus Damiani
Leben des Kirchenlehrers Petrus Damiani - Kempten
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S. Gregorio Magno al Celio, seit 1576 im Besitz der Kamaldulenser |
An den Ehrwürdigen Pater
GUIDO INNOCENZO GARGANO
Oberer des Klosters »San Gregorio al Celio«
Das heutige Fest des hl. Petrus Damiani bietet mir die willkommene Gelegenheit,
einen herzlichen Gruß an alle Mitglieder des verdienstvollen Ordens der
Kamaldulenser zu richten, sowie auch an diejenigen, die sich mit Bewunderung an
der Gestalt und am Werk dieses großen Zeugen des Evangeliums inspirieren. Er
war einer der Protagonisten der mittelalterlichen Kirchengeschichte und
zweifellos der produktivste Schriftsteller des 11. Jahrhunderts. Die Tausendjahrfeier
seiner Geburt stellt eine äußerst günstige Gelegenheit dar, die Aspekte zu
vertiefen, die bezeichnend sind für seine vielseitige Persönlichkeit als
Gelehrter, Eremit und Mann der Kirche, vor allem aber als Mensch, der Christus
liebte. In seinem Leben zeigt der hl. Petrus Damiani eine glückliche Synthese
von Eremitenleben und pastoraler Tätigkeit. Als Eremit verkörpert er jene
evangeliumsgemäße Radikalität und jene vorbehaltlose Liebe zu Christus, die in
der Regel des hl. Benedikt so trefflich zum Ausdruck kommen: »Nichts, überhaupt
nichts der Liebe zu Christus voranstellen«. Als Mann der Kirche wirkte er mit
weitblickender Weisheit und traf, wenn nötig, auch kühne und mutige
Entscheidungen. Seine ganze menschliche und geistliche Geschichte befindet sich
im Spannungsfeld zwischen Eremitenleben und kirchlichen Verpflichtungen.
Der hl. Petrus Damiani war vor allem ein Eremit, er war sogar der letzte
Theoretiker des Eremitenlebens in der lateinischen Kirche, zu der Zeit, als
sich das Schisma zwischen Ost und West vollzog. In seinem interessanten Werk
mit dem Titel »Vita Beati Romualdi« hat er uns eine der bedeutendsten Früchte
der monastischen Erfahrung der ungeteilten Kirche hinterlassen. Für ihn ist das
Eremitenleben eine nachdrückliche Mahnung an alle Christen, den Primat Christi
und seine Herrschaft anzuerkennen. Es ist eine Einladung, die Liebe zu
entdecken, die Christus, ausgehend von seiner Beziehung zum Vater, zur Kirche
hat, eine Liebe, die der Eremit seinerseits nähren muß »mit, durch und in«
Christus gegenüber dem ganzen Volk Gottes. Er verspürte so stark die Gegenwart
der Universalkirche im Eremitenleben, daß er in der ekklesiologischen
Abhandlung mit dem Titel »Dominus vobiscum« schrieb, die Kirche sei eine in
allen ihren Gliedern und zugleich ganz in jedem ihrer Glieder.
Dieser große Eremit und Heilige war auch ein herausragender Mann der Kirche,
der bereit war, die Einsiedelei zu verlassen und sich überall dorthin zu
begeben, wo seine Anwesenheit nötig war, um zwischen Streitenden zu vermitteln,
seien dies Kirchenmänner, Mönche oder einfache Gläubige. Obgleich er radikal
auf das »unum necessarium« konzentriert war, entzog er sich nicht den
praktischen Erfordernissen, die die Liebe zur Kirche ihm auferlegte. Er war
getrieben von dem Wunsch, daß die kirchliche Gemeinschaft sich stets als
heilige und makellose Braut zeigen möge, bereit für ihren himmlischen
Bräutigam, und er brachte mit lebhafter »ars oratoria« seinen aufrichtigen und
uneigennützigen Eifer für die Heiligkeit der Kirche zum Ausdruck. Nach jeder
kirchlichen Mission kehrte er jedoch in den Frieden der Einsiedelei von »Fonte
Avellana« zurück. Frei von jedem Ehrgeiz ging er sogar soweit, endgültig auf
die Kardinalswürde zu verzichten, um sich nicht von der Eremiteneinsamkeit zu entfernen,
der Zelle seines in Christus verborgenen Daseins.
Schließlich war der hl. Petrus Damiani die Seele der »Gregorianischen Reform«,
die den Übergang vom ersten zum zweiten Jahrtausend prägte und deren Herz und
Antriebskraft der hl. Gregor VII. war. Konkret ging es darum, Entscheidungen
auf institutioneller Ebene und von theologischem, disziplinärem und geistlichem
Charakter umzusetzen, die im zweiten Jahrtausend eine größere »libertas
Ecclesiae« zuließen, indem der Atem der großen Theologie zurückgewonnen wurde
mit Bezug auf die Kirchenväter und insbesondere auf den hl. Augustinus, den hl.
Hieronymus und den hl. Gregor den Großen. In Wort und Schrift wandte er sich an
alle: Von den Eremiten, seinen Mitbrüdern, verlangte er den Mut zur radikalen Hingabe
an den Herrn, einer Hingabe, die dem Martyrium möglichst nahekommen sollte; vom
Papst, von den Bischöfen und von den hochrangigen Kirchenmännern forderte er
einen evangeliumsgemäßen Abstand von Ehren und Privilegien bei der Erfüllung
ihrer kirchlichen Funktionen; die Priester erinnerte er an das sehr hohe Ideal
ihrer Sendung, die sie ausüben müssen, indem sie die Sittenreinheit und eine
wirkliche persönliche Armut pflegen.
In einer Epoche, die gezeichnet war von Parteilichkeiten und Ungewißheiten, da
sie keine einigenden Prinzipien besaß, vermittelte Petrus Damiani, der sich der
eigenen Grenzen bewußt war – er liebte es, sich als »peccator monachus« zu
bezeichnen –, seinen Zeitgenossen das Bewußtsein, daß sich nur durch eine
beständige harmonische Spannung zwischen zwei grundlegenden Polen des Lebens –
der Einsamkeit und der Gemeinschaft – ein wirksames christliches Zeugnis
entfalten kann. Gilt diese Lehre vielleicht nicht auch für unsere Zeit? Ich
bringe gern den Wunsch zum Ausdruck, daß die Tausendjahrfeier seiner Geburt
dazu beitragen möge, nicht nur die Aktualität und die Tiefe seines Denkens und
Handelns wiederzuentdecken, sondern daß sie auch eine günstige Gelegenheit sein
möge zur persönlichen und gemeinschaftlichen Erneuerung, durch einen ständigen
Neubeginn in Jesus Christus, »derselbe gestern, heute und in Ewigkeit« (Hebr
13,8).
Ich versichere Sie und alle Kamaldulensermönche eines Gedenkens im Gebet und
sende allen einen besonderen Apostolischen Segen, in den ich gern auch
diejenigen einschließe, die Ihre Spiritualität teilen.
Aus dem Vatikan, am 20. Februar 2007
BENEDICTUS PP. XVI