Johannes, Apostel und Evangelist. Johannes war der Sohn des Zebedäus und der Salome, somit der Bruder Jakobus’ des Älteren. Von Beruf war er Fischer. Vor seiner Berufung war er Jünger des Täufers Johannes gewesen und wurde dann Lieblingsjünger des Herrn (Joh 19,26). Ihr energischer und aufbrausender Charakter hatte Jakobus und Johannes den Beinamen „Boanerges“, „Donnersöhne“ eingebracht (Mk 3,17). Die Zebedäussöhne genossen mit Simon Petrus eine gewisse Vorrangstellung: Petrus, Jakobus und Johannes durften sowohl bei der Verklärung als auch im Garten Gethsémani anwesend sein. Johannes war der Jünger, den Jesus liebte und dem er unter dem Kreuz seine Mutter Maria anvertraute.
Später zählte Johannes zu den „Säulen“ der Gemeinde von Jerusalem und Samária, wie Paulus sich ausdrückt. Alles weitere ist kirchliche Überlieferung ohne historische Gewähr: demnach hat Johannes in Ephesus gewirkt und wurde unter Kaiser Domitian auf die Insel Patmos verbannt, wo er die Apokalypse verfasste. Als Johannes nach Ephesus zurückgekehrt war, verfasste er dort das vierte Evangelium und die Briefe. In Ephesus sei Johannes dann auch in hohem Greisenalter um das Jahr 100 gestorben. Tatsächlich wird schon um 200 eine Johanneskirche mit seinem Grab in Ephesus erwähnt. Die historisch-kritische Exegese unterscheidet zwischen dem Verfasser des Evangeliums und dem Verfasser der Apokalypse.
Umstritten ist auch, ob der Johannes, der sich in Joh 21,24 Verfasser des Evangeliums nennt, identisch ist mit dem geheimnisvollen Jünger, „den der Herr liebte“. (Joh 21,24) Der Charakter des 4. Evangeliums unterscheidet sich deutlich von den drei synoptischen Evangelien. Schon die Väter bezeichneten Johannes als „den Theologen“ und schrieben ihm wegen seiner „hohen Theologie“ als Symbol den Adler zu. Am Johannestag wird der nach Johannes benannte Wein gesegnet und die sogenannte „Johannesminne“ getrunken, die an die Liebe des Jüngers zu Jesus erinnert, die sich beim letzten Abendmahl so ausdrückte, dass er an der Brust des Herrn ruhen durfte. Johannes gilt als der einzige der zwölf Apostel, der jungfräulich geblieben war, sowie der einzige, der eines natürlichen Todes gestorben ist.
(Martyrologium Sancrucense)
Johannes der Evangelist, Kloster St. Johannes, Marchegg |
Gemäß der Tradition ist Johannes der
"Lieblingsjünger", der im vierten Evangelium während des Letzten
Abendmahls sein Haupt an die Brust des Meisters lehnt (vgl. Joh 13,21); der
zusammen mit der Mutter Jesu unter dem Kreuz steht (vgl. Joh 19,25) und der
schließlich Zeuge sowohl des leeren Grabes als auch der Anwesenheit des
Auferstandenen ist (vgl. Joh 20,2; 21,7). Wir wissen, dass diese Identifikation
von den Gelehrten diskutiert wird, von denen einige in ihm einfach den
Prototypen des Jüngers Jesu sehen. Wir überlassen es jetzt den Exegeten, diese
Frage zu klären, und begnügen uns hier damit, daraus eine wichtige Lehre für
unser Leben zu ziehen: Der Herr will aus jedem von uns einen Jünger machen, der
in persönlicher Freundschaft mit ihm lebt. Um das zu verwirklichen, reicht es
nicht, ihm äußerlich zu folgen und zuzuhören; man muss auch mit ihm und wie er
leben. Das ist nur im Kontext einer sehr vertrauten Beziehung möglich, die von
der Wärme eines vollkommenen Vertrauens beseelt wird. So ist es zwischen
Freunden, und deshalb sagte Jesus auch eines Tages: "Es gibt keine größere
Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt… Ich nenne euch
nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr
habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von
meinem Vater gehört habe" (Joh 15,13.15).
(…) Der Überlieferung nach starb er unter Kaiser Trajan in einem Moment intensiver Kontemplation, ja beinahe in der Haltung eines Menschen, der zum Schweigen auffordert.
Ohne angemessene Sammlung ist es tatsächlich unmöglich, sich dem höchsten Geheimnis Gottes und seiner Offenbarung zu nähern. Das erklärt, warum der Ökumenische Patriarch Athenagoras – derjenige, den Papst Paul VI. bei einer denkwürdigen Begegnung umarmte – vor Jahren sagen konnte: "Johannes steht am Anfang unserer tiefsten Spiritualität. Wie er kennen die 'Stillen' jenen geheimnisvollen Herzensaustausch; sie rufen die Gegenwart des Johannes an, und ihr Herz entflammt" (O. Clément, "Dialoghi con Atenagora", 159).
(…) Der Überlieferung nach starb er unter Kaiser Trajan in einem Moment intensiver Kontemplation, ja beinahe in der Haltung eines Menschen, der zum Schweigen auffordert.
Ohne angemessene Sammlung ist es tatsächlich unmöglich, sich dem höchsten Geheimnis Gottes und seiner Offenbarung zu nähern. Das erklärt, warum der Ökumenische Patriarch Athenagoras – derjenige, den Papst Paul VI. bei einer denkwürdigen Begegnung umarmte – vor Jahren sagen konnte: "Johannes steht am Anfang unserer tiefsten Spiritualität. Wie er kennen die 'Stillen' jenen geheimnisvollen Herzensaustausch; sie rufen die Gegenwart des Johannes an, und ihr Herz entflammt" (O. Clément, "Dialoghi con Atenagora", 159).
Der Herr möge uns helfen, damit wir in die Schule
des Johannes gehen, um die große Lektion der Liebe zu lernen: damit wir uns von
Christus geliebt fühlen "bis zur Vollendung" (Joh 13,1) und unser
Leben für ihn hingeben.
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 5. Juli 2006)
O
heiliger Johannes, du leuchtend heller Stern der Kirche,
das Licht
des Vaters strahlst du wider und offenbarst uns das Geheimnis:
das Ew’ge
Wort im Schoß des Vaters, Quell des Lebens und der Wahrheit.
O
Liebesjünger Jesu Christi, folgtest dem Wort das Fleisch geworden;
beim Mahl
lagst du an seinem Herzen und tauchtest ein in sein Geheimnis:
Der
vielgeliebte Sohn des Vaters ist der Erlöser aller Menschen.
O
vielgeliebter Sohn Mariens,
beim Kreuz vertraute dir der Herr das Liebste seines Herzens an.
beim Kreuz vertraute dir der Herr das Liebste seines Herzens an.
Als
treuer Jünger bist du Zeuge, des durchbohrten Herzens Jesu.
Wir
bitten dich, sei uns ein Vater, mach du uns würdig, stark und treu,
zu wahren
Kindern uns’res Vaters, die in seinem Lichte sind,
entzündet
durch das Liebesfeuer im Herzen des Agapetos,
geführt
vom Heil’gen Geist, dem Beistand, der Lebensfülle uns verleiht.
Gib, dass
Maria, Jesu Mutter, auch uns’re liebe Mutter sei.
(Gebet des Gründervaters der Johannesgemeinschaft Marie-Dominique Philippe)