Sebalduskirche |
Christina Ebner, Patrizierin, Dominikanerin, Mystikerin, *26.3.1277 Nürnberg - + 27.12.1356 Engelthal bei Nbg., im Kloster begraben. Tochter des Syfried Ebner und seiner Frau Elisabeth. 1289 trat sie mit zwölf Jahren in das Kloster Engelthal ein, wurde Nonne, später Abtissin.
Mit 40 Jahren begann sie, ihre Wahrnehmungen aufzuzeichnen und setzte ihre literarische Tätigkeit mit wechselnder Intensität bis an ihr Lebensende fort. Aufzeichnungen darüber bestehen in verschiedenen Fassungen mit dem Titel "Leben und Offenbarungen" über die Gnadenerlebnisse verstorbener Mitschwestern verfaßte sie das sog. Engelthaler Schwesternbuch "Von der Gnaden Überlast", um 1340. Ein Erinnerungsepitaph befindet sich in der Selbalduskirche in Nürnberg.
(Quelle: Nürnberger Künstlerlexikon)
Sieben
Arten von Christen
Als man
das Jahr 1346 nach Gottes Geburt zählte, am Jahrestag mit der Antifon Gaudeamus,
in der es heißt: „Alle Gläubigen, ihr sollt euch freuen“, da fiel der Gedanke
in sie, dass vielfältige Freude durch seine Geburt hergekommen ist.
Die ersten waren
die Sünder: wenn sie ihre Sünde bereuten, dann freuten sie sich ihrer Seele.
Die anderen waren die, die Buße
auferlegt bekommen haben: Die freuten
sich, dass er ihr Helfer sein wollte in der Buße.
Die dritten waren die, die sich eine Tugend erworben
hatten aus Liebe zu Gott: Die freuten
sich auch. Die vierten waren die, die ihr ganzes Leben darauf gesetzt hatten,
stetig Gutes zu tun und nicht davon abzukommen. Die haben davon Freude.
Die
fünften haben den Funken meiner Liebe empfangen, weil ich meinen Leib auf der Welt gelassen habe: die drängen immer mehr danach und ihre Begierde wird nicht mehr von ihnen
genommen, und sie nehmen mich mit großer
Freude. Und das ist angemessen, dass sie sich freuen. Denn die Cherubim und Seraphim haben mich von jeher mit vollkommener
Liebe geliebt, aber es ist ihnen nicht gegeben, mich zu essen und zu trinken, so wie ich den Menschen es aus Liebe
gegeben habe.
Die sechsten freuen sich
über meine milde Barmherzigkeit, die ich hier mit den Leuten auf vielfältige Weise ausübe.
Die siebten
freuen sich über die zukünftige Freude, die sich uns noch auftun wird dort im
Himmelreich, wo unser Freudenhort liegt,
wo wir sehen werden, wie alle Freude in seinem Antlitz spielt und aus
ihm ausströmt.
(aus: das Gnadenleben und die Offenbarungen der Christina Ebner, Matthias Binder)
Maria mit dem neugeborenen Kind, links Sebaldusgrab, Sebalduskirche |
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