Montag, 9. Dezember 2019

Einer geht noch - die älteste Wandmalerei im deutschen Sprachgebiet

Wandmalerei aus dem 8. Jahrhundert, St. Prokulus, Naturns


Der hl. Prokulus (S. Procolo) +um 320, war der vierte Bischof von Verona. Er überlebte die Christenverfolgung unter Diokletian. Nach seiner Gefangennahme und Vertreibung aus Verona kehrte er im hohen Alter nach Verona zurück. Er ist in der Kirche S. Procolo begraben. Der Gedenktag des Heiligen ist der 9. Dezember.




An der Südwand der Prokulus Kirche im Weinort Naturns im Meraner Landsitzt der Heilige auf einer Schaukel – eine symbolische Darstellung seiner Flucht über die Stadtmauern Veronas.

Die Fresken der St. Prokulus Kirche in Naturns gehören zu den ältesten im deutschsprachigen Raum. Erbaut im 7. Jahrhundert in Gedenken an den Heiligen Prokulus – Bischof von Verona und später als Viehpatron und Wasserheiliger verehrt – zählen die Fresken aus dieser Zeit (wir schreiben das vorkarolingische Zeitalter) zu den bedeutendsten Kunstschätzen in Mitteleuropa.



Der Heilige (Nimbus) wird an einem Seil (mit einem Korb?) aus einem Fenster an einer Mauer hinabgelassen

Nach einer späteren Legende besuchte Prokulus als Bischof eifrig Gefangene (die Befreiung Gefangener gehörte zu den vornehmsten Aufgaben eines Bischofs), darunter die späteren Märtyrer Rusticus und Firmus. Prokulus suchte den Märtyrertod, scheiterte allerdings und musste sich mit einer gewaltsamen Vertreibung aus Verona zufriedengeben. Die Szene in Naturns könnte sich auf seine Flucht beziehen. Als Greis kehrte Prokulus wieder nach Verona zurück und starb dort eines natürlichen Todes. In Verona werden auch die Reliquien des Heiligen aufbewahrt.

Bei dem „Schaukler“ könnte es sich aber auch um Paulus handeln, der bei seiner Flucht aus Damaskus in einem Korb über eine Mauer abgeseilt wurde. Angeblich sprechen Stirnglatze und Bart eher für Paulus, aber wer weiß schon, wie Paulus ausgesehen hat. Nur, dass es sich bei dem Abgebildeten um einen Heiligen handelt ist sicher, klar erkennbar an seinem Nimbus.

Die Frage nach der Identität des Fliehenden wird heute zugunsten des Bischofs Prokulus von Verona beantwortet, der vor dem Martyrium flieht, die Darstellung einer Rinderherde bezieht sich auf den Heiligen als Patron des Viehs.


Die Rinder .....

An der Westwand von St. Prokulus findet sich eine Rinderprozession, die sich in Richtung des Heiligen bewegt. Angeführt werden die Rinder von einem Herdenhund von stattlicher Größe, dessen Wachsamkeit sich an den aufgestellten Ohren und dem übergroßen Auge zeigt. Der heilige Proculus galt auch als Beschützer des Viehs. Huftiere hatten für das Vinschgau große wirtschaftliche Bedeutung.
Manche sehen in den zwölf Rindern eine symbolische Darstellung der Apostel. Der Hund wäre dann als Christus zu sehen.
(vgl. hier und hier)

Hirtenhund mit heraushängender Zunge

.... und der Hirte


Und der hl. Syrus wird auch heute gefeiert.

St. Prokulus, Naturns

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