Dienstag, 5. September 2017

Klartext: Mutter Teresas Ansprache in Heiligenkreuz

Wandskulptur von Mutter Teresa im Stift Heiligenkreuz vor der Bernhardikapelle


Mutter Teresa von Kalkutta, Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin. Die selige Mutter Teresa hieß mit bürgerlichem Namen Agnes Gonxha Bojaxhiu; sie wurde als Tochter eines Geschäftsmannes in Albanien geboren und katholisch getauft. Im Alter von 18 Jahren schloss sie sich den „Schwestern der Jungfrau von Loreto“ an und erhielt in Dublin ihre Ausbildung als Missionarin. Sie nahm in Erinnerung an Thérèse von Lisieux den Ordensnamen Teresa an.
Anfang 1929 kam sie nach Indien und wurde Lehrerin und Leiterin einer höheren Schule für bengalische Mädchen in Calcutta. Direkt neben der Schule lag ein großes Armenviertel. Am 10. September 1937 entschloss sich Teresa nach geistlichen Exerzitien, ihr Leben in Zukunft den Ärmsten der Armen zu widmen. Diesen Tag bezeichnet sie als den „wichtigsten Tag meines Lebens“. Dennoch wartete sie geduldig 11 Jahre, bis sie erst 1948 die Erlaubnis erhielt, den Orden zu verlassen und unter den Ärmsten im Slum zu leben und zu arbeiten. 1950 genehmigte Pius XII. die Gründung der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ (Missionaries of Charity), die damals 12 Schwestern umfasste. Die Gemeinschaft wuchs und selbst die Anerkennung der Öffentlichkeit blieb nicht aus: Ihre selbstlose Nächstenliebe wurde weltweit bekannt und Mutter Teresa erhielt 1979 den Friedensnobelpreis. Ihre Popularität nützte die bescheidene Ordensfrau, die den Rosenkranz nie aus der Hand legte, um zum Schutz des ungeborenen Lebens aufzurufen, zur eucharistischen Anbetung zu ermutigen und zum Dienst an den Ärmsten der Armen aufzurufen. (Dies tat sie auch vor hunderten Jugendlichen bei ihrem Besuch in Heiligenkreuz am 15. März 1988.) Mutter Teresa starb am 5. September 1997 in Calcutta. Erst aus ihren Schriften konnte die Öffentlichkeit erkennen, dass Mutter Teresa in ihrer Seele schwere Bedrängnisse und Zeiten der Dunkelheit und Gottferne durchleiden musste. Der Selig- und Heiligsprechungsprozess wurde mit Erlaubnis des Papstes schon 2 Jahre nach ihrem Tod eröffnet, sodass sie bereits 2003 selig gesprochen wurde. (Papst Franziskus hat Mutter Teresa am 4. September 2016 heiliggesprochen)
(Martyrologium Sancrucense)

Skulpur von Mutter Teresa in Erinnerung an ihren Besuch am 15.3.1988 in Heiligenkreuz

Ansprache von Mutter Teresa in Heiligenkreuz am 15. März 1988 (zum Anhören):



Lasst uns unsere Liebe Frau bitten, dass wir ein Herz haben, so schön wie das ihre, so rein wie das ihre, so unbefleckt wie das ihre, dass auch wir fähig sind, Jesus in unser Herz aufzunehmen, und in Seiner Liebe den Ärmsten der Armen zu dienen. Wir lesen im Evangelium, dass Gott die Welt so sehr geliebt hat, dass Er uns Jesus durch die arme Magd Maria gab. Und sie, als sie Jesus empfangen hatte, ging mit Eile zu ihrer Kusine Elisabeth, um ihr zu dienen. Sie kam in das Haus Elisabeths um die niedrige Arbeit einer Dienerin zu tun. Es geschah etwas Seltsames, als Maria das Haus betrat. Da sprang der kleine ungeborene Johannes vor Freude im Schoß seiner Mutter. Wie merkwürdig, dass Gott ein ungeborenes Kind benützt, um das Kommen Christi anzukündigen.

Und wir wissen, was für schreckliche Dinge heute passieren, dass die Mutter selbst ihr ungeborenes Kind tötet durch die Abtreibung. Abtreibung ist der größte Zerstörer des Friedens geworden, denn sie zerstört die Liebe, sie zerstört das Bild Gottes, sie zerstört das wunderbare Geschenk, das Kind, das geschaffen wurde (…) , um zu lieben und um geliebt zu werden. 
Lasst uns unseren Eltern danken, dass sie uns gewollt haben, dass sie uns geliebt haben, dass sie uns die Freude zu leben gegeben haben. Jesus ist gekommen, um uns die Frohe Botschaft zu bringen, dass Gott die Liebe ist. Und dass Er uns liebt und von uns möchte, dass wir einander lieben, wie er jeden von uns liebt.

Um es uns einfach zu machen, den Nächsten zu lieben, hat Jesus gesagt: Was ihr den Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Wenn ihr ein einziges Glas Wasser jemandem gebt in meinem Namen, gebt ihr es mir. Und wenn ihr ein kleines Kind in meinem Namen aufnehmt, nehmt ihr mich auf. Und wenn wir sterben und zu Gott gehen, dann wiederum wird Gott uns richten nach der Liebe, die wir einander gegeben haben. Er wird zu jedem von uns sagen: Kommt ihr Gesegneten meines Vaters, nehmt das Reich in Besitz, das für euch geschaffen worden ist, denn ich war nackt und ihr habt mich bekleidet. Ich war obdachlos und ihr habt mir ein Heim gegeben.

Wo beginnt diese Liebe? In unserer eigenen Familie. Wie beginnt sie? Wenn wir miteinander beten. Eine Familie, die zusammen betet, bleibt zusammen. Und wenn ihr zusammen bleibt, liebt ihr einander, wie Gott jeden von uns liebt.
Lehrt eure Kinder zu beten und betet mit ihnen. Denn wer betet hat ein reines Herz, wer ein reines Herz hat, kann Gott schauen. Die Frucht des Gebetes ist die Vertiefung des Glaubens, die Frucht des Glaubens ist die Liebe, die Frucht der Liebe ist der Dienst. Die Frucht des Dienstes ist der Friede.
Deshalb beten wir miteinander, damit wir die Freude haben einander zu lieben wie Jesus jeden von uns geliebt hat.

Wenn wir auf das Kreuz schauen, wissen wir, wie sehr Jesus uns geliebt hat.
Aber wenn wir auf den Tabernakel schauen, wissen wir, wie sehr Jesus uns JETZT liebt.

Bittet euren Pfarrer, euch die Freude der Anbetung zu geben, wenigstens einmal in der Woche, damit ihr allein mit Jesus sein könnt und die Freude teilen könnt bei ihm zu sein.

Von Jesus werdet ihr die Gnade und die wunderschöne Gabe von Berufungen für eure Kinder empfangen. Es ist ein wunderschönes Geschenk Gottes an die Familie, einen Sohn als Priester zu haben oder eine Tochter als Ordensfrau.
Gott hat unsere Gemeinschaft gesegnet mit vielen wunderbaren Berufungen.  Die Aufgabe unserer Gemeinschaft ist es, den Durst Jesu am Kreuz zu stillen, den Durst nach Liebe und nach Seelen, indem wir für das Heil und die Heiligung der Ärmsten der Armen arbeiten.

Ich werde für euch beten, dass ihr wachst in Heiligkeit durch diese gegenseitige Liebe. Und betet auch für uns, damit wir Gottes Arbeit mit großer Liebe weiterführen können.
Damit wir alle zusammen etwas Schönes für Gott tun können. Gott segne euch.




Stiftskirche Heiligenkreuz

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