Donnerstag, 21. September 2017

Die Matthäusbilder von Caravaggio

S. Luigi dei Francesi, Rom


Die 1518 begonnene französische Nationalkirche S. Luigi dei Francesi ist berühmt wegen der Contarelli-Kapelle mit drei von Caravaggio geschaffenen Gemälden mit Szenen aus dem Leben des hl. Evangelisten Matthäus.
Diese zeigen von links die Berufung, die Inspiration durch den Engel und das Martyrium.
Sie waren der erste öffentliche Auftrag an den Künstler, der durch seinen Realismus, die Betonung von Licht und Schatten und die Einführung einer neuen Farbskala mit der herkömmlichen Historienmalerei brach und so der Malerei des 17. Jh. neue Wege wies, zu seinen Lebzeiten aber viel Kritik und Diskussionen auslöste.
(Gatz, Roma Christiana, 277)

3schiffige Pfeilerbasilika mit Kapellenreihen ohne Querhaus, S. Luigi dei Francesi, Rom

Hochaltarbild Aufnahme Maria, F. Bassano

Die Capella Contarelli, die 5. am linken Seitenschiff, ist die Grabstätte eines
Mäzens des Kirchenbaus, des Kardinals Mathieu Cointrel (+1585). Caravaggio
hat den Raum 1599 bis 1602 mit Bildern aus dem Leben des Namenspatrons
Contarellis, des Apostels Matthäus, ausgestattet.

Inspiration durch den Engel und Martyrium des Mätthäus

Nach dem Tode des Herrn wirkte er (Matthäus) zunächst in der Umgebung Judäas und verfasste sein Evangelium in der damaligen Volkssprache der Juden, dem Aramäischen. Als sich dann die Apostel für die Verkündigung den Erdkreis aufteilten, fiel dem M. Äthiopien zu, welches er in 33 Jahren Mission bekehrte.
Auch König Egippus ließ sich samt Familie und Gefolge taufen. Iphigenie, die Tochter des Königs sollte zusammen mit 200 anderen Jungfrauen ein Kloster gründen. Plötzlich jedoch starb Egippus und den Thron bestieg Hirtacus. Der begehrte Iphigenie in rasender Leidenschaft und versprach M. die Hälfte des Reichs, wenn er sie zur Ehe zu bewegen vermöge. M. lud ihn zur nächsten Sonntagsmesse ein, bei der Iphigenie und ihre Jungfrauen bereit wären, einen Ehebund zu schließen. Der König dachte, M. wolle sie zu seinen Gunsten überreden, und fand sich erwartungsvoll in der Kirche ein. Da sprach der Apostel: "Weil die Ehe so rein ist, hätte jeder den Tod verdient, der die Braut des Köngs rauben würde. Doch auch für dich gilt dies, König. Wie kannst du wagen, dem die Braut zu rauben, der mächtiger ist als du?"
Der Herrscher verließ wutschnaubend die Kirche und befahl einem Schergen, Matthäus zu töten. Dieser stürmte zum Altar und erschlug den Apostel von hinten mit dem Beil.
An das Gebäude, in dem Iphigenie und die 200 Jungfrauen wohnten, ließ Hirtacus Feuer legen. Doch die Flammen verschonten das Haus und sprangen auf den Königspalast über. Nur der Herrscher selbst und sein Sohn entrannen dem Brand. In den Sohn aber fuhr der Teufel und zwang ihn, am Grab des Apostels die Missetat zu gestehen. Der Vater, von unheilbarem Aussatz befallen, stürzte sich ins eigene Schwert. Daraufhin wählte das Volk Iphigenies Bruder zum Herrscher, der Jahre regierte und die Kirche Äthiopiens stark machte.
(Sellner, Rebellen Gottes, 424f)


Berufung des Matthäus und Inspiration durch den Engel



Caravaggio teilte die Beteiligten im Geschehen in zwei Gruppen auf: die beiden Personen rechts, der Matthäus mit einer Geste berufende Jesus und Simon Petrus, und die Gruppe links, der Matthäus selbst angehört, der mit dem Finger fragend vor Erstaunen auf sich zeigt, und seine Begleitfiguren.
In einer neueren Interpretation sieht die Kunsthistorikerin Sara Magister jedoch in dem jungen Mann ganz links Matthäus. Die seltsam kraftlose Geste, mit der Jesus auf Matthäus hinweist, ist der Geste des Adams von Michelangelo nachgebildet. Obwohl Jesus eigentlich die zentral handelnde Figur ist, stellte ihn Caravaggio dennoch nicht in das Zentrum des Bildes, sondern, um die Dramatik zu steigern, an den rechten Rand und ließ ihn dazu noch von Simon Petrus halb verdecken.
Die Petrusfigur fügte Caravaggio erst nachträglich ein, wie nach einer Untersuchung festgestellt wurde. (wikipedia)


Berufung des Matthäus, S. Luiggi dei Francesi




Katechese von Papst Benedikt XVI. über den Apostel und Evangelisten Matthäus

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen