Der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat", Rosenkranzbasilika Lourdes |
34 Wie Wir schon oben andeuteten, Ehrwürdige
Brüder, beruht das Hauptargument, auf dem sich die königliche Würde Mariens
gründet und das aus den Texten der alten Tradition und aus der heiligen
Liturgie hervorleuchtet, ohne Zweifel auf ihrer göttlichen Mutterschaft. In der
Tat sagt man in den heiligen Büchern über den von der Jungfrau geborenen Sohn:
„Er wird Sohn des Allerhöchsten heißen und Gott der Herr wird ihm den Thron
Davids, seines Vaters geben; er wird herrschen im Hause Jakobs ewiglich und
seines Reiches wird kein Ende sein" (40); und weiterhin wird Maria genannt
„Mutter des Herrn" (41). Folgerichtig ergibt sich daraus,
dass sie selbst Königin ist, da sie einem Sohne das Leben gab, der seit dem
Augenblick seiner Empfängnis, auf Grund der hypostatischen Union der
menschlichen Natur mit dem (göttlichen) Wort, selbst als Mensch König und Herr
aller Dinge ist. Der heilige Johannes von Damaskus schreibt somit zu Recht:
„Sie ist wahrhaftig die Herrscherin der ganzen Schöpfung geworden, in dem
Augenblick wo sie Mutter des Schöpfers wurde" (42), und der Erzengel Gabriel selbst
kann der erste Herold der Königswürde Mariens genannt werden.
35 Indessen muss
die seligste Jungfrau als Königin verkündet werden nicht allein auf Grund ihrer
göttlichen Mutterschaft, sondern auch weil sie nach dem Willen Gottes in dem
Werk unseres ewigen Heiles eine besonders hervorragende Rolle spielte. „Welcher
schönere Gedanke" –schrieb unser unvergessliche Vorgänger Pius XI.
–„könnte unserem Geist kommen: Christus ist unser König nicht allein durch das
Recht der Geburt, sondern auch durch ein erworbenes Recht, nämlich durch die
Erlösung? Möchten alle Menschen, die so leicht den Preis vergessen, den unser
Erlöser entrichtet hat, sich daran erinnern: Ihr seid nicht mit Gold oder
Silber oder vergänglichen Gütern losgekauft, sondern durch das kostbare Blut
Christi, des unbefleckten und untadeligen Lammes (43). Wir gehören darum nicht mehr uns
selbst (44), weil Christus uns mit einem
großen Lösegeld erkauft hat" (45).
36 Bei der
Vollendung der Erlösung wurde die Allerseligste Jungfrau sicher eng mit
Christus verbunden; auch singt man mit gutem Recht in der heiligen Liturgie:
„Die Heilige Maria, Königin des Himmels und Herrscherin der Welt, gebrochen von
Schmerz stand sie neben dem Kreuz unseres Herrn Jesus Christus" (46). Und ein frommer Schüler des
heiligen Anselmus konnte im Mittelalter schreiben: „Wie ... Gott, indem er alle
Dinge durch seine Macht erschuf, der Vater und Herr von allem ist, so ist Maria
die Mutter und Herrin von allem, indem sie alle Dinge durch ihre Verdienste
erneuerte: Gott ist der Herr aller Dinge, weil er sie in ihrer eigenen Natur
durch sein Machtwort begründete, und Maria ist Herrin aller Dinge, weil sie sie
in ihrer ursprünglichen Würde erneuerte durch die Gnade, welche ihr zukam"
(47).
37 Wahrlich „Wie
Christus, da er uns losgekauft hat, unser Herr und unser König auf Grund
besonderen Rechtes ist, so ist die
Allerseligste Jungfrau gleichfalls unsere Königin und Herrin auf Grund
der einzigartigen Weise, in der sie zu unserer Erlösung half; sie gab ihrem
Sohne das Leben, opferte ihn freiwillig für uns und wünschte, erbat und
erwirkte unser Heil in ganz besonderer Weise" (48).
38 Aus diesen Voraussetzungen
lässt sich folgender Schluss ziehen: In dem Werk unseres geistlichen Heiles war
Maria nach dem Willen Gottes dem Urheber des Heiles, Jesus Christus,
beigegeben, und dies auf ähnliche Weise, wie Eva dem Urheber des Todes, Adam,
beigegeben war; man kann also von unserer Erlösung sagen, dass sie sich in der
Form einer gewissen Wiederholung („recapituiatio“) (49) vollzog, dergestalt, dass das
Menschengeschlecht, dem Tode unterworfen durch eine Jungfrau, durch die
Vermittlung einer Jungfrau auch wieder gerettet wurde. Man kann ferner sagen,
dass diese glorreiche Herrscherin zur Mutter Gottes erwählt wurde, um in der
Tat mit ihm bei der Erlösung des Menschengeschlechtes verbunden zu sein (50). Wahrlich „Sie war es, die, frei
von jeder persönlichen oder Erbschuld, stets eng mit ihrem Sohn verbunden, ihn
auf Golgatha dem ewigen Vater opferte und zugleich ihre Liebe und ihre
mütterlichen Rechte wie eine neue Eva dahingab für die ganze Nachkommenschaft
Adams, die durch dessen elenden Sturz befleckt war" (51). Man kann also mit Recht daraus
schließen: Wie Christus, der neue Adam, unser König ist, da er nicht allein
Gottes Sohn, sondern auch unser Erlöser ist, so kann man in einer gewissen
Analogie ebenfalls sagen, dass die heilige Jungfrau Königin ist, nicht nur weil
sie die Mutter Gottes ist, sondern auch weil sie, wie eine neue Eva, dem neuen
Adam beigegeben war.
39 Es ist sicher,
dass Jesus Christus als alleiniger Gott und Mensch im vollen, eigentlichen und
absoluten Sinn König ist; dennoch nimmt auch Maria an seiner königlichen Würde
teil, obschon in einer begrenzten und analogen Weise, da sie die Mutter Christi
war, der Gott ist, und weil sie dem Werke des göttlichen Erlösers beigegeben
ist in seinem Kampf gegen die Feinde und in seinem Triumph, den er über sie
alle davontrug. Wahrlich erreicht sie durch diese Vereinigung mit Christus, dem
König, eine so erhabene Würde, dass sie den Rang aller geschaffenen Dinge
überragt.; aus dieser gleichen Vereinigung mit Christus fließt jene königliche
Vollmacht, die Schätze des Reiches des göttlichen Erlösers auszuteilen; diese
gleiche Vereinigung mit Christus ist schließlich die Quelle der
unausschöpflichen Wirksamkeit ihrer mütterlichen Fürsprache beim Sohne und beim
Vater.
40 Damit überragt
die heilige Jungfrau ohne Zweifel an Würde die ganze Schöpfung. Sie besitzt bei
ihrem Sohne den Vorrang vor allen. St. Sophronius singt: „Du endlich hast bei
weitem alle Kreatur überragt. Was könnte es Erhabeneres geben, als eine solche
Gnade, die Dir allein zuerteilt wurde nach dem Willen Gottes?" (52). Und St. Germanus geht noch weiter
in seinem Lob: „Deine Würde stellt Dich an die Spitze aller Kreaturen, Deine
Erhabenheit stellt Dich über die Engel" (53). St. Johannes von Damaskus
schließlich kommt dazu, jenes Wort niederzuschreiben: „Der Unterschied zwischen
den Dienern Gottes und seiner Mutter ist unendlich" (54).
41 Um uns zu
helfen, die erhabene Würde zu verstehen, welche die Mutter Gottes über allen
Kreaturen erlangt hat, können wir in Betracht ziehen, dass die heilige Jungfrau
seit dem ersten Augenblick ihrer Empfängnis mit einer solchen Fülle von Gnade
überhäuft wurde, wie sie die Gnade aller Heiligen übersteigt. Wie Unser
Vorgänger Pius IX. seligen Angedenkens in seiner Bulle "IneffabiIis Deus.
sagt.: „Vor allen Engeln und allen Heiligen hat der unaussprechliche Gott Maria
freigebig mit allen himmlischen Gaben beschenkt, die im Schatz der Gottheit
aufgehäuft sind; auch hat sie, immer bewahrt selbst vor dem kleinsten Flecken
der Sünde, ganz schön und vollkommen, eine solche Fülle von Unschuld und
Heiligkeit erlangt, wie man sie sich außer bei Gott größer nicht denken kann
und die niemand außer Gott selbst erfassen wird" (55).
42 Und weiter hat
die Allerseligste Jungfrau nicht allein nach Christus die oberste Stufe der
Erhabenheit und Vollkommenheit erlangt, sondern sie nimmt in gewisser Weise
auch teil an der mit Recht so genannten Herrschaft ihres Sohnes, unseres
Erlösers, über den Geist und den Willen der Menschen. Wenn das göttliche Wort
die Wunder vollbringt und seine Gnade spendet durch das Mittel seiner
Menschheit, wenn er die Sakramente und die Heiligen gleichsam als Instrumente
für das Heil der Seelen gebraucht, warum kann er sich nicht seiner
allerheiligsten Mutter bedienen, um uns die Früchte der Erlösung zu spenden?
„Wahrlich, mit mütterlichem Herzen - so sagt ebenfalls Unser Vorgänger Pius IX.
- ist sie bekümmert um unser Heil, beschäftigt sie sich mit dem
Menschengeschlecht, da sie vom Herrn zur Königin des Himmels und der Erde erhoben
wurde und über den Chören der Engel und aller Heiligen zur Rechten ihres
einzigen Sohnes, Jesus Christus unseres Herrn thront. Sie erlangt Gehör durch
die Macht ihrer mütterlichen Fürbitte, sie erhält alles, was sie erfleht, und
erfährt niemals Ablehnung" (56). Hierzu erklärt ein anderer
Unserer Vorgänger, Leo XIII. seligen Angedenkens, dass die seligste Jungfrau
Maria über eine „fast unbegrenzte Macht verfüge" (57), um Gnade zu erlangen, und der Heilige
Pius X. fügt hinzu, dass Maria dieses Amt „sozusagen kraft mütterlichen
Rechtes" (58) ausübe.
43 Mögen die
gläubigen Christen sich rühmen, der Herrschaft der Jungfrau und Gottesmutter
untergeben zu sein, die über königliche Macht verfügt und von mütterlicher
Liebe entflammt ist.
44 Indessen
möchten doch die Theologen und die Prediger des göttlichen Wortes bei der
Behandlung der Fragen, welche die heilige Jungfrau betreffen, Sorge tragen,
gewisse Abweichungen vom rechten Wege zu vermeiden, um nicht in einen doppelten
Irrtum zu verfallen: sie mögen sich hüten vor unbegründeten Meinungen, deren
übertriebene Ausdrücke die Grenzen der Wahrheit überschreiten, und ebenso vor
einer übertriebenen Enge des Geistes da, wo es sich um diese einzigartige,
erhabene und sogar fast göttliche Würde der Mutter Gottes handelt, die der
engelgleiche Lehrer (Thomas v. A.) uns ihr zuzuerkennen heißt „auf Grund des
unendlichen Gutes, welches Gott selbst ist" (59).
45 Im übrigen ist
in diesem Punkte der christlichen Lehre wie auch in anderen die „unmittelbare
und universale Norm der Wahrheit" für alle das lebendige Lehramt der
Kirche, welches Christus errichtet hat, „auch um diejenigen Fragen aufzuhellen
und zu erklären, die im Glaubensgut nur dunkel und gleichsam eingeschlossen
enthalten sind" (60).
(aus dem Rundschreiben "Ad Caeli Reginam" über das Königtum Mariens und die Einführung des Festes Mariä Königin, Papst Pius XII., 11.10.1954)
auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen |
Gott,
du hast die Mutter deines Sohnes
auch uns zur Mutter gegeben.
Wir ehren sie als unsere Königin
und vertrauen auf ihre Fürsprache.
Lass uns im himmlischen Reich
an der Herrlichkeit deiner Kinder teilhaben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
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