Dienstag, 6. Oktober 2015

Bruno von Köln

links Severin, Bischof von Köln, rechts Bruno der Kartäuser, Stephanusfenster im Kölner Dom


In der Zurückgezogenheit des Klosters und in der Einsamkeit der Zelle weben die Kartäuser geduldig und in Schweigen gehüllt am Hochzeitskleid der Kirche, »bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat« (Offb 21,2). Sie tragen jeden Tag die Welt vor Gott und laden die ganze Menschheit zum Hochzeitsfest des Lammes ein. Die Feier des eucharistischen Opfers stellt die Quelle und den Höhepunkt des ganzen Lebens in der Wüste dar, indem all jene Christus selbst gleich zu werden versuchen, die sich der Liebe hingeben, um die Gegenwart und das Wirken des Erlösers in der Welt sichtbar werden zu lassen für das Heil aller Menschen und zur Freude der Kirche.

Im Herzen der Wüste – der Ort der Prüfung und Läuterung des Glaubens – führt der Vater die Menschen auf einen Weg der Entäußerung, der sich aller Logik des Besitzens, des Erfolges und der illusorischen Glückseligkeit widersetzt. Guigues der Kartäuser hörte nicht auf, all jene zu ermutigen, die nach dem Ideal des hl. Bruno leben wollten, um »dem Beispiel des armen Christus zu folgen (damit) […] sie teilhaben an seinen Reichtümern« (Sur la vie solitaire, 6).

Diese Entäußerung ist von einem radikalen Bruch mit der Welt gekennzeichnet, was nicht eine Geringschätzung der Welt bedeutet, sondern eine Orientierungshilfe bietet, die man sich für das ganze Leben vorgenommen hat auf der Suche nach dem einzigen Gut: »Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören« (Jer 20,7). Selig ist die Kirche, denn sie besitzt das Zeugnis der Kartäuser, die sich völlig dem Geist hingaben und ganz für Christus gelebt haben!

(aus der Botschaft von Papst Johannes Paul II an die Kartäuser zum 900 Todestag des hl. Bruno im Jahre 2001)

Eucharistischer Segen bei der Jugendvigil in Heiligenkreuz, Kreuzkirche
"Dem, der mich liebt, schon jetzt in die Augen schauen"


"Welchen Gewinn und göttlichen Genuss die Einsamkeit und das Schweigen der Einöde denen bereiten, die sie lieben, wissen nur jene, die es erfahren haben", schrieb Guigo von Chastel fast 70 Jahre nach der Gründung des Ordens um 1130 in ihrer Regel und auch dies: "Das arme Leben in Einsamkeit ist zu Beginn schwer, wird mit der Zeit leicht und am Ende himmlisch."
Stimmt das noch? Ja, sagt der Prior, doch die Prüfungen seien schwer. "Die meisten gehen wieder. Der Orden bleibt. Einige verlassen uns nach Stunden, andere nach Tagen, manche erst nach 20 Jahren."
Wie kommt es so spät noch zur Trennung? "Wie in einer Ehe", sagt der Mönch, "wenn der Dialog verkümmert und irgendwann aufhört."
Der Dialog mit den Männern des Schweigeordens? "Nein, nein, der Dialog mit Gott natürlich. Das Leben eines Kartäusers ergibt doch nur Sinn durch dieses ständige Gespräch mit ihm, selbst wenn wir hadern und streiten, selbst wenn wir ihn zur Not verzweifelt anschreien. Doch es ist aus, wenn wir anfangen, ihn anzuschweigen! Das ist das Ende. Wir leben doch eine Liebesgeschichte. Wie sonst ließen sich die Härten ertragen und die Einsamkeit? Wir warten doch Tag und Nacht auf nichts anderes als dies: eines Tages dem, der mich liebt, in die Augen zu sehen."
(Paul Badde im Interview mit dem Prior der Kartause Marienau)

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