Samstag, 16. November 2024

Margarete von Schottland

 

hl. Margareta, bitte für uns!

Königin, Wohltäterin, Klostergründerin
Namensdeutung: Perle (griech.)
Namenstage: Margareta, Margarete, Marguerite, Marga, Margit, Margot, Maggie, Greta, Maret, Margitta, Marika
Gedenktag: 16. November

Lebensdaten: geboren um 1046 auf Burg Réka bei Mecseknádasd, Ungarn, gestorben am 16. November 1093 in Edinburgh

Lebensgeschichte: Margareta, die Schwester des späteren englischen Königs Edgar Ætheling, kam in Ungarn zur Welt, wo ihre Familie infolge der dänischen Eroberung in der Verbannung lebte. Mit zehn Jahren kam sie zur Erziehung an den englischen Hof ihres Großonkels, des Bekennerkönigs Eduard. Nach dem Sieg Wilhelms des Eroberers bei der Schlacht von Hastings 1066 floh sie nach Schottland. Dort heiratete sie den als aufbrausend und grausam bekannten König Malcolm III., der entsetzlichen Vergeltungsmaßnahmen im Zuge des Macbeth-Mordes wegen auch „der Blutige“ genannt. Margaretas liebevolles Wesen vermochte jedoch den Gatten zu besänftigen, unter anderem durch das Vorlesen aus der Bibel. Sie bekamen acht Kinder, von ihren Söhnen wurden drei Könige von Schottland.

Margaretas Frömmigkeit und Demut auch Armen gegenüber, denen sie bei Tisch aufgewartet haben soll, wurden zum Maßstab für den schottischen Thron. Neben ihrer Sorge für Bedürftige widmete sich Margareta bis tief in die Nacht dem Gebet, stickte Paramente und las aus der Bibel und anderen Büchern, die ihr Mann kostbar ausstatten ließ. Außerdem setzte sie mit Hilfe von Lanfrank, dem späteren Erzbischof von Canterbury, eine Reform des kirchlichen Lebens in Schottland durch; der römische Ritus mit seinem Kalender wurde gegen die keltischen Kirchentraditionen eingeführt, die christliche Erziehung der Kinder eingeführt. Schließlich gründete sie noch die Benediktinerabtei Dunfermline als geistliches Zentrum ihrer Reformen.

Mit etwa 50 Jahren starb die überaus beliebte und geschätzte „Mutter des ganzen Volkes“ am 16. November 1093, drei Tage nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes und ihres ältesten Sohnes in der Schlacht von Alnwick gegen die Engländer.

Verehrung: Margaretas Leichnam wurde neben dem ihres Mannes in der Abteikirche Dunfermline beigesetzt. 1250 wurde sie im Zuge der englischen Annektionsbemühungen seliggesprochen. Während der Reformation wurden die sterblichen Überreste des Königspaares nach Madrid überführt und im Escorial beigesetzt, wo sie aber nicht mehr auffindbar sind. Margaretas Haupt verblieb in Schottland, zeitweise in Verwahrung von Maria Stuart, die es sich 1560 für ihre Niederkunft ans Bett bringen ließ, wurde 1597 in die Jesuitenkirche von Douai verbracht – und verschwand. 1693 wurde Margareta heiliggesprochen – als Zeichen für die in England unterdrückten und verfolgten Katholiken.

Darstellung: als Königin, ihre Krone zu Füßen, oder als Ordensfrau, häufig bei der Versorgung von Armen

Patronin: von Schottland

St Mary´s Cathedral, Interness

Freitag, 15. November 2024

Heiliger Leopold, Friedenstifter, bitte für uns!

 

Er verwaltete das Zeitliche so, daß er das Ewige nicht aus den Augen verlor.
Vierzig Jahre regierte er das Land Österreich.
Während in anderen Ländern Mord und Totschlag herrschten, erhielt er das ihm anvertraute Land in langem Frieden.

(Bulle zur Heiligsprechung Leopolds, in Lektionar zum Stundenbuch, II/8)

Kirchenportal der Stiftskirche Klosterneuburg

Glasfenster in der Mariahilfer Kirche/Haydnkirche

Alter Relquienschrein des hl. Leopold, Steinstatue, Predigt v. Nuntius Zurbriggen

Zur Einführung des kirchlichen Feiertages des hl. Leopold 1663


Donnerstag, 14. November 2024

Sveti N. Tavelicu, hvala ti! (Votitvtafel links von der Statue)


rechts der Altar des hl. Nikolaus Tavelikc

Heiliger Nikolaus, bitte für uns!

 

Ordenspriester und Märtyrer

Namensdeutung: Sieger des Volkes (griech.)

Namenstage: Nikola, Nikolaus, Nicolas, Niklaus, Niklas, Nicki, Niko, Niels, Nikolai, Nicolo, Klaus, Collin, Miklós, Mikołaj, Kai, Kolja, weibl.: Nikola, Nicole, Nicki
Gedenktag: 14. November

Lebensdaten: geboren um 1340 in Šibenik, Kroatien, gestorben am 14. November 1391 in Jerusalem

Lebensgeschichte: Der kroatische Adelige Nikola Tavelić wurde Franziskanermönch und 1365 zum Priester geweiht. Von 1372 bis etwa 1384 wirkte er in Bosnien als Missionar unter den Bogumilen, einem Zweig der Katharer.

Um 1385 reiste er ins Heilige Land, dessen Seelsorge den Franziskanern anvertraut war, lernte Arabisch und widmete sich im Erlöserkloster auf dem Berg Zion den Pilgern, Armen und Kranken – unter den wachsamen Augen der muslimischen Eroberer.

Am 11. November 1391 sprach er mit seinen Mitbrüdern Deodatus Aribert von Rodez, Stephan von Cuneo und Petrus von Narbonne beim Stadtrichter (Qādī) von Jerusalem vor und kündigte eine öffentliche Predigt auf dem Platz vor der Omer-Moschee an.

Daraufhin wurden die vier Franziskaner verprügelt, in den Kerker geworfen und zum Tod verurteilt. Man zerrte sie vor das Jaffa-Tor, wo sie gevierteilt und anschließend verbrannt wurden. Ihre Asche wurde außerhalb der Stadt verstreut.

Verehrung: 1889 gemeinsam mit seinen Gefährten seliggesprochen, wurde Nikola 1970 als erster Kroate heiliggesprochen. Seit 1937 erinnert eine Kirche auf dem Ölberg an Pater Tavelić. Häufig tragen kroatische Auslandsgemeinden seinen Namen.

(bistumaugsburg)

Kathedrale von Sibenik



Mittwoch, 13. November 2024

Von Engeln behütet

 

Ein Engel stoppt die Kutsche des Bruders Paul, der Stanislaus zurückholen möchte,
ein weiterer führt ihn über den Fluss, August 1567

 

reblogged: Bericht von Stanislaus über seine Flucht aus Wien (Brief an seinen Freund Ernst in Wien, geschrieben aus Dillingen):


Liebster Freund! Ich grüße Dich von Herzen. Mit der Gnade Gottes und durch die Fürbitte der seligen Gottesmutter Maria habe ich in vollkommener Gesundheit die Hälfte meiner Reise zurückgelegt. Mein Jesus und meine liebe Mutter, die seligste Jungfrau, haben mir mehr als ein Kreuz mit auf den Weg gegeben. Gleich hinter Wien gewahrte ich unsere beiden Diener. Schnell verbarg ich mich im nahen Wald.

Schon war ich glücklich durch mancherlei Wälder und Berge gelangt, als ich am zweiten Tag gegen Mittag, da ich eben an einer frischen Quelle rastete, Pferdegetrappel hörte. Ich stand auf und interessierte mich für den schneidigen Reiter, der daherkam. Es war mein Bruder Paul. Das Pferd schäumte, das Gesicht meines Bruders glühte. Denke Dir, lieber Ernst, wie ich erschrak. Zur Flucht war keine Möglichkeit mehr, so schnell galoppierte sein Pferd daher. Ich nahm allen Mut zusammen, näherte mich dem Reiter und bat um ein Almosen. Er begann mich gleich nach seinem Bruder zu fragen, beschrieb mir die Kleidung, die Gestalt und das Gesicht desselben und sagte, er sei mir ähnlich. Ich antwortete ihm, sein Bruder sei diesen Morgen auf dem gleichen Weg dahergekommen, worauf er mir, ohne sich noch einen Augenblick aufzuhalten, ein Geldstück zuwarf und davonsprengte. Ich dankte der seligsten Jungfrau, meiner Mutter, und verbarg mich in einem nahen Dickicht, falls Paul wieder umkehren sollte. Nach einiger Zeit setzte ich meinen Weg wieder fort.

Noch eine andere Schwierigkeit muss ich Dir mitteilen, damit Du siehst, mit welchen Kreuzen mich der Heiland gesegnet hat und Du ihn mit mir lobst. Mein Bruder hatte in den Ortschaften und Dörfern, durch die mein Weg führte, Wächter aufstellen lassen, die mich festnehmen sollten, sobald ich daherkäme. Alle hatten eine genaue Beschreibung von mir. In dieser Verlegenheit kam ein Wagen mir einem Pater aus Wien, der nach Dillingen fuhr. Er erkannte mich sofort. Ich erzählte ihm, was mich zur Reise und zur Verkleidung veranlasst hatte, ebenso von der Verfolgung meines Bruders und seinen Maßnahmen, mich zu ergreifen, von denen ich erfuhr. Er wusste bereits von allem, nahm mich gleich in seinen Wagen und so kam ich unbemerkt an den Posten vorbei. Der Pater wollte mich bis nach Dillingen mitnehmen, aber ich wollte die Reise lieber als armer Pilger machen und für meinen Jesus etwas erdulden.
(nach: Rupert Müller, Fröhliche Freiheit - Stanislaus Kostka, Wien 1950, 47-49.)

Reliquie des hl. Stanislaus in der Kostka Kapelle in Wien

Stanislaus auf der Flucht

Am Grab des hl. Stanislaus Kostka in Rom

Das Sterbezimmer des hl. Stanislaus Kostka in Rom

Die Stanislaus Kostka Kapelle in Wien

nochmal die Kapelle in Wien

 

Sant´Andrea al Quirinale, 2013

Montag, 11. November 2024

Der "Mönchsbischof" Martin

 


Auf der Kuppel von Saint Martin in Tours befindet sich in 51 Metern Höhe eine Statue des Heiligen, der die gesamte Stadt segnet. Sie wurde von dem Bildhauer Jean Hugues aus Bronze gegossen. Sie ist 4,25 Meter hoch und wiegt 1.692 kg.


Als "Mönchsbischof", der darüber hinaus herumzieht und christianisiert, bringt Martin die Berufungen, die kontemplative und die apostolische, in Einklang. In all seinen Funktionen gibt er das Maß vor, er behält den Überblick über die organisierten Strukturen, über den Dienst am Nächsten, den Dienst am Leben.
"Er war so würdig, wie ein Bischof sein soll, hielt aber an seinem Mönchsleben und seiner Mönchstugend fest", so Sulpicius Severus.

In seiner Funktion als Bischof bleibt Martin bleibt bescheiden. Nie habe er sich in der Sakristei auf den Bischofsstuhl, sondern immer auf einen gewöhnlichen Schemel gesetzt, nie habe ihn in der Kirche überhaupt jemand sitzen gesehen, so Martins Schüler Gallus im "Zweiten Dialog" mit Sulpicius Severus. Gallus berichtet auch über eine Art zweite Mantelteilung mit einem frierenden Bettler. Kurz vor Beginn eines Gottesdienstes schenkt Martin diesem sein Untergewand und kann erst beginnen, nachdem ihm der Diakon bei einem Händler eiligst ein neues beschafft hat.

Eine Tafel im Martinsmuseum in Tours fasst des Heiligen komplexe Aufgabenerfüllung zusammen:

"Sein Wirken als Bischof ging über die üblichen bischöflichen Pflichten hinaus, und er wird zum Apostel, der die Heiden bekehrt, ein Missionar der Barmherzigkeit, ein Beschützer der Unterdrückten, ein Zerstörer der Götzenbilder und des Aberglaubens. Dadurch, wie er das Beispiel für die Evangelisierung der Landbevölkerung gab, hat er der endgültigen Bekehrung ganz Galliens und der Nachbarländer den Weg geebnet: durch die Einrichtung seiner Landpfarreien, den Bau von Kirchen und Klöstern hat er die Zeremonie des Gottesdienstes den Bauern verständlich und dadurch ihre Rückkehr zum Heidentum unmöglich gemacht."

(Andreas Drouve, der hl. Martin, 26)


 

Martin - die Geste der Nächstenliebe (Hochaltarfigurengruppe in Lassee)

In seinem Mund war nichts anderes als Christus (St. Martin - Bingen)

Wie Martin Bischof wurde

Im Zeichen des Kreuzes gegen heidnische Kulte (Pachamama und Co)

Mantelteilung, Glasfenster in Canterbury Cathedral, Angelus von Papst Benedikt XVI.

Martin von Tours begegnet Hilarius von Poitiers

Wo Martin seinen Mantel teilte

Warum haben wir nur so geschnattert?

Martin als bischöflicher Exorzist


Eine über 700 Jahre alte Mantelteilung

Am Geburtsort des hl. Martin

Am Grab des hl. Martin

Bonusmaterial: Grab des hl. Martin

In Saint Martin in Tour befindet sich das Grab des hl. Martin

Montag, 4. November 2024

Zum 400. Jahrestag der Heiligsprechung von Karl Borromäus (2010)

 

St Stephen, Skipton

 

SCHREIBEN VON PAPST BENEDIKT XVI.
AN DEN ERZBISCHOF VON MAILAND AUS ANLASS DES 400. JAHRESTAGES DER HEILIGSPRECHUNG VON KARL BORROMÄUS

LUMEN CARITATIS

An den verehrten Mitbruder
Kardinal DIONIGI TETTAMANZI
Erzbischof von Mailand

»Lumen caritatis«. Das Licht der Liebe des hl. Karl Borromäus hat die ganze Kirche erleuchtet und dadurch, daß es die Wunder der Liebe Christi, unseres Höchsten und Ewigen Hirten, erneuert hat, der Herde Gottes, die schmerzliche und schwierige Zeiten durchmachte, neues Leben und neue Jugend gebracht. Daher schließe ich mich von ganzem Herzen der Freude der Mailänder Erzdiözese an, die den 400. Jahrestag der Heiligsprechung dieses großen Hirten begeht, welche am 1. November 1610 erfolgte.

1. Karl Borromäus lebte in einer für die Christenheit recht schwierigen Zeit. Der Erzbischof von Mailand gab in ihr ein hervorragendes Beispiel dafür ab, was es heißt, für die Reform der Kirche zu wirken. Es galt, wegen vieler Unregelmäßigkeiten Sanktionen zu erteilen, viele Irrtümer zu korrigieren, viele Strukturen zu erneuern; jedoch wirkte Karl Borromäus für eine tiefgehende Reform der Kirche, indem er von seinem eigenen Leben ausging. So führte der junge Borromäus das erste und radikalste Erneuerungswerk bei sich selbst durch. Sein Lebenslauf hatte gemäß den damaligen Vorstellungen vielversprechend begonnen: für den jüngsten Sohn der adeligen Familie Borromeo zeichnete sich eine Zukunft voller Wohlstand und Erfolg ab, ein kirchliches Leben, reich an Ehren, aber ohne amtliche Pflichten; hinzu kam auch die Möglichkeit, die Leitung der Familie nach dem plötzlichen Tod des Bruders Federico zu übernehmen.

Und doch achtete Karl Borromäus, von der Gnade erleuchtet, auf den Ruf, mit dem der Herr ihn an sich zog und ihn dem Dienst an seinem Volk weihen wollte. So vermochte er, sich klar und heldenhaft von dem Lebensstil zu distanzieren, der für seine weltmännische Würde charakteristisch war, und sich ganz dem Dienst für Gott und die Kirche zu weihen. In Zeiten, die durch zahlreiche Prüfungen für die christliche Gemeinschaft verdunkelt waren, durch Spaltungen und Unsicherheiten hinsichtlich der Lehre, durch Trübung der Reinheit des Glaubens und der Sitten sowie das schlechte Vorbild vieler Amtsträger, beschränkte sich Karl Borromäus nicht darauf, zu klagen oder zu verurteilen oder einfach zu wünschen, die anderen mögen sich verändern, sondern er begann, sein eigenes Leben umzugestalten, das, nachdem er auf Reichtümer und Bequemlichkeiten verzichtet hatte, von Gebet, Buße und liebevoller Hingabe an sein Volk erfüllt war. Der hl. Karl lebte auf heldenhafte Weise die evangelischen Tugenden der Armut, Demut und Keuschheit, auf einem steten Weg asketischer Läuterung und christlicher Vervollkommnung.

Er war sich bewußt, daß eine ernsthafte und glaubwürdige Reform gerade bei den Hirten ansetzen mußte, um sich segensreich und dauerhaft auf das ganze Volk Gottes auszuwirken. Bei diesem reformierenden Wirken wußte er aus den traditionellen und immer lebendigen Quellen der Heiligkeit der katholischen Kirche zu schöpfen: die Zentralität der Eucharistie, in der er die anbetungswürdige Gegenwart Jesu, des Herrn, und seines Liebesopfers für unsere Erlösung erkannte und darbot; die Spiritualität des Kreuzes, als erneuernde Kraft, die die tägliche Ausübung der dem Evangelium gemäßen Tugenden anzuregen vermag; der häufige Empfang der Sakramente, in denen glaubend das Handeln Christi selbst empfangen wird, der seine Kirche erlöst und läutert; das Wort Gottes, das der Tradition folgend gelesen, interpretiert und betrachtet wird; die Liebe zum Papst und seine Verehrung, in bereitem und kindhaftem Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen, als Garantie der wahren und vollen kirchlichen Gemeinschaft.

Aus seinem heiligmäßigen Leben, in dem er sich immer mehr an Christus ausrichtete, geht auch das außergewöhnliche Reformwerk hervor, das der hl. Karl innerhalb der Strukturen der Kirche umsetzte, in vollkommener Treue gegenüber dem Auftrag des Konzils von Trient. Wunderbar war sein Werk der Leitung des Gottesvolkes, als gewissenhafter Gesetzgeber und genialer Organisator. All dies jedoch bezog Kraft und Fruchtbarkeit aus dem persönlichen Bemühen um Buße und Heiligkeit. Denn in jeder Zeit ist das die erste und dringendste Erfordernis in der Kirche, daß jedes ihrer Mitglieder sich zu Gott bekehrt. Auch in unseren Tagen fehlt es der kirchlichen Gemeinschaft nicht an Prüfungen und Leiden, und sie zeigt sich der Reinigung und der Reform bedürftig.

Das Beispiel des hl. Karl möge uns dazu anspornen, immer von dem ernsthaften Bemühen um persönliche und gemeinschaftliche Umkehr auszugehen, um die Herzen zu verwandeln und mit fester Gewißheit an die Macht des Gebetes und der Buße zu glauben. Ich ermutige auf besondere Weise die Amtsträger, die Priester und Diakone, ihr Leben zu einem mutigen Weg der Heiligkeit zu machen, nicht die Leidenschaft jener vertrauensvollen Liebe zu Christus zu fürchten, aufgrund derer Bischof Karl bereit war, sich selbst zu vergessen und auf alles zu verzichten.

Liebe Mitbrüder im Priesteramt, möge die Mailänder Kirche in Euch stets einen klaren Glauben und ein einfaches und reines Leben finden, die den apostolischen Eifer erneuern, über den der hl. Ambrosius, der hl. Karl und so viele Eurer heiligmäßigen Hirten verfügten!

2. Während des Episkopats des hl. Karl fühlte sich seine ganze weitreichende Diözese von einer Strömung der Heiligkeit erfaßt, die sich im gesamten Volk verbreitete. Auf welche Weise ist es diesem so anspruchsvollen und strengen Bischof gelungen, das Volk der Christen zu begeistern und zu erobern? Die Antwort ist einfach: der hl. Karl hat es mit der Glut seiner Liebe erleuchtet und mitgerissen. »Deus caritas est«, und wo die lebendige Erfahrung der Liebe ist, da offenbart sich das tiefe Antlitz Gottes, der uns anzieht und zu den Seinen macht.

Die Liebe des hl. Karl Borromäus war vor allem die Liebe des Guten Hirten, der bereit ist, sein Leben ganz für die Herde hinzugeben, die seiner Fürsorge anvertraut ist, und die Anforderungen und Pflichten des Amtes jeder Form von persönlichem Interesse, Bequemlichkeiten oder Vorteilen voranzustellen. So besuchte der Erzbischof von Mailand, getreu den Vorgaben von Trient folgend, mehrfach die riesige Diözese bis in die entlegendsten Winkel, sorgte sich um sein Volk, indem er es ständig mit den Sakramenten und durch eine reiche und wirksame Verkündigung des Wortes Gottes stärkte; er hatte nie Angst davor, sich Auseinandersetzungen und Gefahren zu stellen, um den Glauben der einfachen Menschen und die Rechte der Armen zu verteidigen.

Der hl. Karl war dann als wirklich liebevoller Vater der Armen anerkannt. Die Liebe drängte ihn, seinen Hausrat zu verkaufen und seinen Besitz zu verschenken, um die Notleidenden zu unterstützen, den Hungernden zu helfen, um die Kranken zu kleiden und ihnen Erleichterung zu verschaffen. Er gründete Einrichtungen mit dem Ziel, den Bedürftigen beizustehen; doch seine Liebe zu den Armen und Leidenden erstrahlte auf außergewöhnliche Weise während der Pest im Jahr 1576, als der heilige Erzbischof bei seinem Volk bleiben wollte, um es zu ermutigen, um ihm zu dienen und um es mit den Waffen des Gebets, der Buße und der Liebe zu verteidigen.

Die Liebe drängte Borromäus zudem, ein wirklicher und engagierter Erzieher zu werden: für sein Volk durch die Schulen der christlichen Lehre; für die Geistlichen durch die Einrichtung von Seminaren; für die Kinder und Jugendlichen durch besonders auf sie ausgerichtete Initiativen und durch die Ermutigung, religiöse Kongregationen und Laienbruderschaften zu gründen, die sich der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen widmen sollten. Die Liebe war auch der tiefe Beweggrund für die Strenge, mit welcher der hl. Karl das Fasten, die Buße und die Selbstkasteiung beachtete. Für den heiligen Bischof handelte es sich nicht nur um asketische Praktiken, die auf seine geistliche Vollkommenheit ausgerichtet waren, sondern um ein wahres Werkzeug des Amtes, um Schuld zu sühnen, für die Bekehrung der Sünder zu beten und Fürsprache für die Bedürfnisse seiner geistlichen Kinder einzulegen.

In seinem ganzen Dasein können wir also das Licht der Liebe des Evangeliums betrachten, der langmütigen, geduldigen und starken Liebe, die »alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, allem standhält« (vgl. 1 Kor 13,7). Ich danke Gott, weil die Kirche von Mailand immer reich an Berufungen war, die besonders der Liebe geweiht waren; ich lobe den Herrn für die herrlichen Früchte der Liebe zu den Armen, des Dienstes für die Leidenden und der Fürsorge für die jungen Menschen, auf die sie stolz sein kann. Mögen das Beispiel und das Gebet des hl. Karl erwirken, daß Ihr diesem Erbe treu bleibt, so daß jeder Getaufte in der heutigen Gesellschaft jene faszinierende Verheißung zu leben weiß, die die Liebe des in uns lebendigen Christus in jeder Zeit darstellt.

3. Man könnte jedoch die Liebe des hl. Karl Borromäus nicht verstehen, wenn man seine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit dem Herrn nicht kennen würde. Diese Liebe hat er in den heiligen Geheimnissen der Eucharistie und des Kreuzes betrachtet, die er in enger Verbindung mit dem Geheimnis der Kirche verehrt hat. Die Eucharistie und der Gekreuzigte haben den hl. Karl in die Liebe Christi eintauchen lassen, und das hat sein ganzes Leben verwandelt und mit Glut entzündet, seine im Gebet verbrachten Nächte erfüllt, sein ganzes Handeln beseelt, die mit dem Volk gefeierte feierliche Liturgie angeregt und seine Seele so berührt, daß er häufig Tränen vergoß.

Der betrachtende Blick auf das heilige Geheimnis des Altars und auf den Gekreuzigten erweckte in ihm Gefühle des Mitleids für das Elend der Menschen und entzündete in seinem Herzen das apostolische Verlangen, allen das Evangelium zu verkünden. In der Kirche gibt es bekanntlich keine Mission, die nicht aus dem »Verbleiben« in der Liebe des Herrn hervorgeht, der im Eucharistischen Opfer für uns gegenwärtig wird. Begeben wir uns in die Schule dieses großen Geheimnisses!

Machen wir die Eucharistie zum wahren Mittelpunkt unserer Gemeinschaften und lassen wir uns von diesem Abgrund der Liebe erziehen und formen! Jedes apostolische und karitative Werk wird aus dieser Quelle Kraft und Fruchtbarkeit empfangen!

4. Die herrliche Gestalt des hl. Karl Borromäus gibt mir eine weitere Überlegung ein, die sich vor allem an die Jugendlichen richtet. Denn die Geschichte dieses großen Bischofs wird ganz von einigen mutigen »Ja« bestimmt, die er in noch sehr jungen Jahren gesprochen hat. Mit gerade 24 Jahren faßte er die Entscheidung, auf die Führung der Familie zu verzichten, um großherzig auf den Ruf des Herrn zu antworten; im folgenden Jahr empfing er als wahren göttlichen Auftrag die Priester- und die Bischofsweihe. Mit 27 Jahren übernahm er die Mailänder Diözese und widmete sich ganz seinem Hirtenamt. In seinen Jugendjahren verstand der hl. Karl, daß die Heiligkeit möglich ist und daß die Umkehr seines Lebens jede ihr entgegenstehende Gewohnheit besiegen konnte. So machte er seine Jugend zu einem Geschenk der Liebe an Christus und an die Kirche und wurde ein »Gigant« der Heiligkeit aller Zeiten.

Liebe Jugendliche, laßt Euch durch diesen Aufruf erneuern, der mir sehr am Herzen liegt: Gott will, daß Ihr heilig seid, weil er Euch zutiefst kennt und Euch mit einer Liebe liebt, die jedes menschliche Verständnis übersteigt. Gott weiß, was in Eurem Herzen ist, und er wartet darauf, jenes wunderbare Geschenk blühen und Früchte tragen zu sehen, das er in Euch gelegt hat. Wie der hl. Karl könnt auch ihr Christus und Euren Brüdern und Schwestern Eure Jugend anbieten. Wie er könnt Ihr in dieser Zeit Eures Lebens beschließen, auf Gott und auf das Evangelium zu »setzen«. Ihr, liebe Jugendliche, seid nicht nur die Hoffnung der Kirche; Ihr seid bereits Teil ihrer Gegenwart! Und wenn Ihr die Kühnheit besitzt, an die Heiligkeit zu glauben, werdet Ihr der größte Schatz eurer Mailänder Kirche sein, die auf den Heiligen erbaut wurde.

Mit Freude vertraue ich Ihnen, verehrter Mitbruder, diese Überlegungen an, und während ich um die himmlische Fürsprache des hl. Karl Borromäus und den beständigen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria erbitte, erteile ich Ihnen und der ganzen Erzdiözese von Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 1. November 2010, dem 400. Jahrestag der Heiligsprechung des
hl. Karl Borromäus.

Karl Borromäus im Kampf gegen die Pest, Notre Dame du Sablon, Glassfenster Brüssel

Deckengemälde in der Karlskirche in Volders, Benedikt XVI, 400 Jahre Heiligsprechung von Karl Borromäus

Verherrlichung des hl. Karl Borromäus (Wiener Karlskirche)

Die Herzreliquie des hl. Karl Borromäus in Rom, S. Carlo al Corso

Das Leben des hl. Karl Borromäus, seine Liebe zu Maria und zum Rosenkranz (Versorgungsheimkirche Lainz, Wien

Am Grab des hl. Karl Borromäus in Mailand

 

Heiliger Karl Borromäus, bitte für uns!

Samstag, 2. November 2024

Was hilft den Armen Seelen? (Maria Simma)

 

Wiener Franziskaner

Die wertvollste Hilfe ist zweifellos das Hl. Messopfer, aber nur insoweit, als es die betreffenden Verstorbenen zeitlebens geschätzt haben. Auch hier gilt: Was man sät, wird man ernten. Im übrigen werden auch die Werktagsmessen berechnet, nicht nur die Pflichtmessen an Sonn- und Feiertagen.

Freilich könnten nicht alle am Werktag dem Hl. Messopfer beiwohnen; man hat seine Berufsarbeit, seine Aufgaben und die Pflicht kommt zuerst.

Aber so mancher könnte gehen, ohne eine Pflicht zu verletzen, z. B. ein Rentner; er ist gesund, kann gut aufstehen, wohnt nahe bei der Kirche, aber er sagt sich:
Am Sonntag bin ich verpflichtet, die Woche hindurch nicht, also gehe ich nicht. Wer so denkt und handelt, muss nach dem Tod lange warten, bis ihm eine Hl. Messe zugute kommt, weil er sie im Leben gering geachtet hat.
(aus: Maria Simma, Meine Erlebnisse mit Armen Seelen, 54)

alle Posts zu Allerseelen

magna est velut mare contritio tua - deine Betrübnis ist groß wie das Meer
(aus den Klageliedern Jeremias)

Freitag, 1. November 2024

Die Rettung kommt von unserem Gott und vom dem Lamm

 


Lesung aus der Offenbarung des Johannes 7

2 Ich, Johannes,
sah vom Aufgang der Sonne her
einen anderen Engel emporsteigen;
er hatte das Siegel des lebendigen Gottes
und rief den vier Engeln,
denen die Macht gegeben war,
dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen,
mit lauter Stimme zu und sprach:
3 Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu,
bis wir den Knechten unseres Gottes
das Siegel auf die Stirn gedrückt haben!
4 Und ich erfuhr die Zahl derer,
die mit dem Siegel gekennzeichnet waren.
Es waren hundertvierundvierzigtausend
aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen:
9 Danach sah ich und siehe, eine große Schar
aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen;
niemand konnte sie zählen.
Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm,
gekleidet in weiße Gewänder,
und trugen Palmzweige in den Händen.
10 Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen:
Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt,
und von dem Lamm.
11Und alle Engel standen rings um den Thron,
um die Ältesten und die vier Lebewesen.
Sie warfen sich vor dem Thron auf ihr Angesicht nieder,
beteten Gott an
12 und sprachen:
Amen, Lob und Herrlichkeit,
Weisheit und Dank,
Ehre und Macht und Stärke
unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen
13 Da nahm einer der Ältesten das Wort und sagte zu mir:
Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen,
und woher sind sie gekommen?
14 Ich erwiderte ihm: Mein Herr, du weißt das.
Und er sagte zu mir:
Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen;
sie haben ihre Gewänder gewaschen
und im Blut des Lammes weiß gemacht.

 

Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke
unserem Gott in Ewigkeit

Romano Guardini († 1968)

Aus dem Buch "Vorschule des Betens".

In den Heiligen strahlt die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes
 
Die im Namen Christi sterben, gehen nicht ins Wesenlose, sondern in die Fülle heiliger Wirklichkeit ein. Das unwillkürliche Gefühl meint, die Toten würden schattenhaft, wendet sich von ihnen ab und sucht das warme Licht der irdischen Sonne; oder es glaubt, sie bekämen eine unheimliche, zerstörende Macht, und sucht sich davor zu schützen. Diese Empfindungen werden aber im Glauben überwunden. Er sagt uns, dass die in der Gnade Heimgegangenen zur "Herrlichkeit der Kinder Gottes" und zur reinen Vollendung ihres Wesens im ewigen Lichte gelangen. Liegt es da nicht nahe, jene Menschen, die schon auf Erden Zeugen göttlicher Liebe und Macht gewesen sind, auch in ihrer Erfüllung aufzusuchen? So ist es denn auch geschehen, und wir finden von den frühesten christlichen Zeiten an eine lebendige Beziehung der Glaubenden zu jenen, die sich auf Erden in besonderer Weise als Freunde Gottes erwiesen haben, den Heiligen. Und zwar ist diese Beziehung sehr mannigfaltig.
Auf den ersten Blick scheint sie ganz in der Bitte um Hilfe zu bestehen, und diese Bitte hat recht, denn die Not des Daseins ist groß. In ihr die Liebe derer zu suchen, die ganz in Gottes Gemeinschaft eingegangen, mit seinem Willen eins und seiner Gnade voll sind, bedeutet nichts anderes als die Verbundenheit des gläubigen Daseins.
Neben der Bitte tritt aber auch das Lob hervor: die Freude an dem frommen und edlen Leben der Heiligen; an der göttlichen Führung, die darin deutlich wird, an ihren Überwindungen und Taten. Sie sind Zeugen der Erlösung.
Die neue Schöpfung, die immerfort aus Christi Tat hervorgeht, ist verhüllt; alles widerspricht ihr, und der Glaube hat Mühe, sich der einstigen Vollendung gewiss zu halten. In den Heiligen strahlt "die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes" (Röm 8,21) auf und hilft der Hoffnung.
Die Heiligen können auch eine besondere Bedeutung für die Weise erhalten, wie der einzelne sein Leben führt. Sie öffnen den Reichtum Christi. Dieser ist "das Licht", einfach und alleinbegreifend zugleich; die Heiligen aber sind wie Prismen, welche seine Unbegreiflichkeit aufbrechen und bald diese, bald jene Farbe daraus erstrahlen lassen. So können sie dem Glaubenden helfen, sich selber besser aus Christus heraus zu verstehen und den Weg zu finden, den er gehen soll. Was aber im Tiefsten zu den Heiligen treibt, ist doch wohl einfach der Wunsch, bei ihnen zu sein, mit ihnen umzugehen, Anteil an ihnen zu haben. Es ist die Liebe, welche die Gemeinschaft derer sucht, die ganz in der Liebe gelebt haben und nun in ihr vollendet sind.