Grab der hl. Angela Merici im rechten Kirchenschiff in der Kirche Sant`Angela Merici, Brescia Das Fresko beim Eingang zur Kapelle: Il Cristo Morto, 1588, Pietro Maria Bagnadore |
Als 1539 ihre körperlichen Kräfte spürbar
nachlassen, verfasst Angela zwei weitere Texte, die den Frauen helfen
sollen, wenn sie nicht mehr unter ihnen ist: die Ricordi, Gedenkworte
oder Ermahnungen, für die jungen Leiterinnen, und die Legati, also
Vermächtnisse, an die älteren Frauen gerichtet. Sie enthalten praktische
Hinweise für die religiöse Ausrichtung, für das Gemeinschaftsleben, aus
denen viel Lebenserfahrung spricht
„Seid untereinander durch das Band der Liebe
verbunden, indem ihr einander schätzt, euch beisteht und einander
ertragt in Jesus Christus“.
„Und wenn es sich gemäß den Zeiten und Bedürfnissen
ergeben sollte, etwas neu zu ordnen oder etwas anders zu machen, tut es
klug und nach guter Beratung.“
„Sagt ihnen auch, daß ich jetzt lebendiger bin als zu der Zeit, da sie mich in leiblicher Gestalt sahen.“
„Seid dessen gewiß, daß diese Regel unmittelbar von
seiner heiligen Hand gepflanzt worden ist und daß er diese Gemeinschaft
niemals verlassen wird, solange die Welt besteht.“
Rechtzeitig bestellt Angela Contessa Lucrezia
Lodrone zu ihrer Nachfolgerin, eine der älteren Frauen, Witwe wie die
meisten, denn die jungen geistlichen Leiterinnen der Bezirke hält sie
für noch zu unerfahren, um die ganze Gemeinschaft zusammenzuhalten.
Angela war in Cremona ernstlich krank. Sie hatte
wohl schon länger gesundheitliche Probleme, die sie mit eigenwilligen
Methoden behandelte. Arzneien nahm sie nur, um die Menschen ihrer
Umgebung zu beruhigen. Nun aber fühlt die Madre den Tod nahen.
Natürlich möchten ihr viele Menschen noch einen
Besuch abstatten. Giacomo Chizzola ist einer von ihnen; er kommt mit
einem Freund, der Angela bittet, ihm ein Wort mitzugeben. Sie sagt ihm:
„Handelt im Leben so, wie ihr in der Stunde des Todes gehandelt haben
möchtet.“
Am 27. Januar 1540 stirbt sie um 21.30 Uhr in ihrem
Zimmer bei Sant‘Afra, so hat es jemand auf der ersten Seite ihres
Officiums festgehalten .
Der Stadtchronist Pandolfo Nassino notiert: "Über
Sur Anzola di Merichi. Am 27. Januar 1540 starb die Tochter des
verstorbenen Tomaso di Merici aus Desenzano im Gebiet von Brescia; sie
war ungefähr 65 bis 70 Jahre alt, eine Frau von schmaler Gestalt und
mittlerer Größe; meistens in Grau gekleidet. Am 28. dieses Monats, um 10
Uhr früh, wurde sie zur Kirche S. Afra (...) getragen. Ich, Pandolfo
(...), habe es selbst gesehen. Sie wurde mit so großer Feierlichkeit und
inmitten solch einer großen Menschenmenge überführt, als sei es ein
großer Herr gewesen. Der Grund war, dass Madre Suor Angela allen den
Glauben an den höchsten Gott gepredigt hat und deswegen von allen
geliebt wurde."
Dass Angela schon zu Lebzeiten „La Santa“ genannt
wurde, war der Grund, sie später ohne das geforderte dritte Wunder
heilig zu sprechen: Hierbei wird die formelle Heiligsprechung damit
begründet, dass eine Verehrung „von Anfang an“ nachzuweisen ist. Bei
Maria von der Menschwerdung war es jetzt übrigens genauso.
Sant´Angela Merici, Brescia |
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