Bekehrung des Apostels Paulus, Singertor des Stephansdoms |
Das Fest der Bekehrung des hl. Paulus führt uns wieder die Gestalt dieses großen Apostels vor Augen, der von Gott dazu auserwählt wurde, »vor allen Menschen sein Zeuge« zu sein (Apg 22,15). Für Saulus aus Tarsus markierte der Augenblick der Begegnung mit dem auferstandenen Christus auf dem Weg nach Damaskus die entscheidende Wende seines Lebens. Da vollzog sich seine vollkommene Verwandlung, eine regelrechte geistliche Bekehrung. Der unerbittliche Verfolger der Kirche Gottes war in diesem Augenblick zu einem im Dunkeln herumtappenden Blinden geworden, aber mit einem großen Licht im Herzen, das ihn schon bald dahin bringen würde, ein glühender Apostel des Evangeliums zu werden.
Das Bewußtsein, daß allein die göttliche Gnade eine derartige Bekehrung hatte bewirken können, hat Paulus nie mehr losgelassen. Als er durch die unermüdliche Verkündigung des Evangeliums bereits sein Bestes gegeben hatte, schrieb er neuerlich voll Seeleneifer: »Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht – nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir« (1 Kor 15,10).
Unermüdlich, als hinge das Werk der Mission ganz von seinen Kräften ab, war der hl. Paulus jedoch zutiefst davon überzeugt, daß seine ganze Kraft aus der in ihm wirkenden Gnade Gottes stammte.
(Benedikt XVI., 25. Jänner 2008)
Bekehrung Pauli in der St Paul´s Cathedral, London
Bekehrung Pauli - St. Paul vor den Mauern in Rom
Bekehrung Pauli - Unterstinkenbrunn
Bekehrung Pauli - Westminster Cathedral
Bekehrung und Berufung Pauli - St John´s College in Oxford
Bekehrung Pauli in Pöllau (Kanzel)
Bekehrung Pauli und Stephanus (St Paul vor den Mauern)
der nur gelegentlich geöffnete südl. Seiteneingang des Stephansdoms |
Im heurigen „Paulus-Jahr“ verdient das
„Paulustor“, im Volksmund auch
„Singertor“ genannt, - der südliche Seiteneingang
des Domes, durch den man, von Süden her kommend,
den Stephansdom an der Apostelseite betreten konnte,
- wohl besondere Beachtung. In dessen Tympanonfeld – dem reliefartig
geschmückten Bereich über dem Tor –
sah sich der mittelalterliche Besucher unvermittelt mit einem zentralen Punkt seines christlichen
Lebens konfrontiert: mit der Umkehr.
Zwei übereinanderliegende Szenen zeigen in einer dramatisch bewegten
Bilderfolge Bekehrung und Opfertod des Apostelfürsten Paulus.
Links zu sehen
sein Abschied, noch als forscher Saulus. In der Mitte Christus, der den
vom Pferd Stürzenden anruft: „Saul,
Saul, warum verfolgst du
mich?“.
Und schließlich rechts – ein Bild voll Ruhe und Frieden – Paulus,
der mit bloßem Haupt vor
Ananias kniet, der ihn segnet und wieder sehend macht.
Diese Geschichte eindringlich zu
erzählen, war wichtiger als
formale Bedenken, darum beginnt die obere
Bildfolge auch gegenläufig: Über der Heilung des Paulus
durch Ananias steht die Darstellung der Taufe, die dann direkt zum Martyrium führt. Der
gebundene Paulus kniet vor dem
Kaiser, über ihm der Scherge mit dem erhobenen Schwert. Und über allem
Christus, begleitet von Engeln.
Damit ist alles ausgesagt. Saulus,
wie sein jüdischer Name lautete, erfuhr – etwa um 31/32 n. Chr. – vor Damaskus ein
Offenbarungserlebnis, das sein
ganzes Leben auf den Kopf stellte. Jesus selbst spricht
ihn an und führt ihn auf den Weg, weist ihn hin auf
den Willen Gottes. Und aus dem wütenden Verfolger wird der von Gott voll und ganz ergriffene
Apostel.
Die Apostelgeschichte, als deren
Verfasser der Evangelist Lukas
gilt, berichtet uns dreimal von dieser Bekehrung. Paulus selbst hat später in seinem Brief an
die Galater (1,13f ) in klaren
und einfachen Worten das Unerklärliche, das in seinem Leben geschehen
ist, beschrieben: Wenn die
Gnade Gottes einen Menschen erfasst, sind die
Konsequenzen daraus meist ganz unerwartet. Paulus blieb in seiner persönlichen Haltung
durchaus Jude und hat dies
persönlich auch nie bestritten (Röm 9,1f ). Aber mit
dem Ereignis von Damaskus hat sich sein Blickwinkel geändert. Er steht nun fest in der
Zeugenreihe der Auferstehung (1 Kor 15,8). Daraus schöpft er auch die Sicherheit
seines Auftrags. Und zugleich überträgt er seine eigene
Umkehr auf alle Menschen. An ihm wird sichtbar, was
Bekehrung, was „zum Glauben kommen“ bedeutet: Der
ganze Mensch wird neu geschaffen (2 Kor 5,17). Der
letzte Anstoß aber ist Gnade.
Bekehrung und Tod des Apostels Paulus, um 1360, Paulustor, Stephansdom |
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