Tobias trifft den Erzengel Raphael, Andrea Vaccara (1640-1670), Museum National Art de Catalunya, Barcelona |
Tobias, biblisches Vorbild. Tobias ist die
Hauptperson in dem lehrhaften Buch Tobit des Alten Testament. Tobit, sein
gleichnamiger Vater, zeichnete sich durch Glaubenstreue und Nächstenliebe aus.
Sein Sohn Tobias wird von ihm auf Brautsuche geschickt. Auf der gefährlichen
Reise wird er durch den Erzengel Raphael begleitet und gelangt sicher zu seiner
Frau Sara, die er ehelicht. Nach der Rückkehr heilt Raphael die Blindheit des
alten Vaters. Tobias ist Zeuge für die lenkende und leitende Vorsehung Gottes,
der alles zum Guten führt, die auf ihn vertrauen und nach seinen Geboten
handeln.
(Martyrologium Sancrucense)
1 Da
antwortete Tobias und sagte zu Tobit, seinem Vater: Alles, was du mir geboten
hast, werde ich tun, Vater.
2 Aber
wie kann ich das Geld von ihm erhalten? Er kennt mich nicht und ich kenne ihn
nicht. Welches Zeichen gebe ich ihm, an dem er mich erkennt und mir glaubt,
sodass er mir das Geld wiedergibt? Außerdem kenne ich die Wege nach Medien
nicht, um dorthin zu reisen.
3 Da
antwortete Tobit und sagte Tobias, seinem Sohn: Gabaël hat mir seinen mit
eigener Hand geschriebenen Schuldschein gegeben und ich habe ihm einen mit
eigener Hand geschriebenen Schuldschein gegeben. Ich habe die Scheine geteilt,
sodass jeder von uns eine Hälfte erhalten hat, und diese habe ich zu dem Geld
gelegt. Siehe, zwanzig Jahre sind es jetzt her, dass ich dieses Geld hinterlegt
habe. Such dir also einen zuverlässigen Menschen, der dich begleiten kann,
Kind! Wir werden ihm einen Lohn zahlen für die Zeit, bis du zurückkommst. Und
hole dieses Geld bei Gabaël!
4 Tobias
ging hinaus, um jemanden zu suchen, der mit ihm nach Medien reisen könnte und
dem der Weg vertraut war. Er ging also hinaus und fand Rafaël, den Engel, vor
sich stehen. Er wusste aber nicht, dass es ein Engel Gottes ist.
5 Er
sagte zu ihm: Woher bist du, junger Mann? Er sagte ihm: Ich bin einer von den
Israeliten, deinen Brüdern. Ich bin gekommen, um hier zu arbeiten. Tobias sagte
zu ihm: Kennst du den Weg, auf dem man nach Medien gelangt?
6 Er
sagte zu ihm: Gewiss! Ich bin vielmals dort gewesen und ich bin erfahren und
weiß alle Wege. Ich bin mehrmals nach Medien gegangen und habe bei Gabaël,
unserem Bruder, der in Rages in Medien wohnt, übernachtet. Zwei volle
Tagesreisen ist Ekbatana von Rages entfernt; denn es liegt im Bergland,
Ekbatana hingegen in der Ebene.
7 Tobias
sagte zu ihm: Warte auf mich, junger Mann, bis ich heimgegangen bin und meinem
Vater Bescheid sage! Ich brauche dich nämlich, dass du mit mir gehst. Deinen
Lohn werde ich dir geben.
8 Er
sagte zu ihm: Gut, ich warte. Nur mach nicht lang!
9 Tobias
ging heim und sagte seinem Vater Tobit Bescheid. Er sagte ihm: Siehe, ich habe
jemanden aus unseren Brüdern, den Söhnen Israels, gefunden. Und Tobit sagte
ihm: Ruf mir den Mann, damit ich erfahre, was sein Geschlecht ist, aus welchem
Stamm er kommt und ob er vertrauenswürdig ist, um mit dir zu geben, Kind!
10 Und
Tobias ging hinaus, rief ihn und sagte zu ihm: Junger Mann, mein Vater ruft
dich! Und der Engel trat ein. Tobit grüßte ihn als Erster und der Engel
antwortete ihm: Möge dir viel Freude zuteilwerden! Tobit antwortete ihm: Welche
Freude bleibt mir noch? Ich kann meine Augen nicht gebrauchen und das Licht des
Himmels sehe ich nicht, sondern liege in Finsternis wie die Toten, die das
Licht nicht mehr schauen. Lebend bin ich unter den Toten. Ich höre die Stimme
von Menschen, aber ich sehe sie nicht. Da sagte der Engel ihm: Sei guten Mutes,
bei Gott ist die Zeit schon nahe, dich zu heilen! Nur Mut! Tobit sagte zu ihm:
Tobias, mein Sohn, will nach Medien gehen. Kannst du mit ihm gehen und ihn
dorthin führen? Ich werde dir deinen Lohn zahlen, Bruder. Er sagte zu ihm: Ich
kann mit ihm gehen. Ich weiß alle Wege. Ich bin oft nach Medien gezogen und bin
durch alle seine Ebenen gegangen und die Berge und all seine Wege kenne ich.
11 Tobit
sagte zu ihm: Bruder, aus welcher Familie bist du und zu welchem Stamm gehörst
du? Teile es mir mit, Bruder!
12 Er
sagte: Was kümmert dich mein Stamm? Tobit sagte ihm: Ich möchte gern der
Wahrheit gemäß wissen, wessen Sohn du bist, Bruder, und wie du heißt.
13 Er
sagte zu ihm: Ich bin Asarja, der Sohn des großen Hananja von deinen Brüdern.
14 Da
sagte Tobit zu ihm: Willkommen und alles Gute, Bruder! Und nimm es mir nicht
übel, Bruder, dass ich die Wahrheit wissen und deine Familie kennen wollte. Zum
Glück bist du ein Bruder aus einem guten und edlen Geschlecht. Hananja und
Natan, die beiden Söhne des großen Schimi, habe ich gut gekannt: Sie zogen
immer mit mir nach Jerusalem und beteten dort mit mir an und ließen sich nicht
in die Irre führen. Deine Brüder sind gute Menschen. Aus einer edlen Wurzel
stammst du, sei willkommen!
15 Dann
sagte er zu ihm: Ich gebe dir als Lohn eine Drachme am Tag und das, was du wie
mein Sohn zum Leben brauchst. Reise also mit meinem Sohn
16 und
ich werde dir noch etwas auf den Lohn drauflegen!
17 Der
Engel sagte ihm: Ich werde mit ihm gehen. Und fürchte dich nicht! Wohlbehalten
werden wir fortgehen und wohlbehalten zu dir zurückkehren, denn der Weg ist
sicher. Da sagte Tobit ihm: Segen sei mit dir, Bruder! Und er rief seinen Sohn
und sagte zu ihm: Bereite alles für die Reise, Kind, und zieh mit deinem Bruder
fort! Gott im Himmel möge euch sicher führen und euch mir sicher und gesund
zurückgeben! Und sein Engel begleite euch zu eurem Schutz, Kind! Tobias ging
hinaus, um sich auf seinen Weg zu machen. Er küsste seinen Vater und seine
Mutter und Tobit sagte ihm: Gehe wohlbehalten!
18 Seine
Mutter aber begann zu weinen und sprach zu Tobit: Warum hast du mein Kind
weggeschickt? Ist er nicht der Stab in unserer Hand und geht vor uns ein und
aus?
19 Geld
braucht nicht zu unserem Geld hinzuzukommen. Es soll uns das Lösegeld für unser
Kind werden!
20 Was
uns vom Herrn zu leben gegeben wird, ist genug.
21 Er
sagte zu ihr: Mach dir keine Sorge! Unser Kind bricht wohlbehalten auf und wird
wohlbehalten zu uns zurückkommen. Deine Augen werden unseren Sohn sehen an dem
Tag, an dem er wohlbehalten zu dir zurückkommt. Mach dir keine Sorgen, fürchte
nicht um sie beide, Schwester!
22 Denn
ein guter Engel wird mit ihm gehen. Er wird gut auf seinem Weg geführt werden
und wohlbehalten heimkehren.
23 Da hörte sie auf zu weinen.(Tobit 5)
Tobitzyklus von vier Bildern, Museum National Art de Catalunya, Barcelona |
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