Fußwaschung
Glasfenster, Notre Dame du Finistere, Brüssel (B16, Gründonnerstag 2006)
Glasfenster in Kathedrale Chalons en Champagne (Augustinus)
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Kreuzgang in Heiligenkreuz |
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Fußwaschung des Petrus, Heiligenkreuzer Kreuzgang |
Wenn wir dem Evangelium achtsam zuhören, können wir in der Begebenheit
von der Fußwaschung zwei verschiedene Aspekte feststellen. Die Waschung,
die Jesus seinen Jüngern schenkt, ist zunächst einfach seine Tat – Gabe
der Reinheit, der Gottfähigkeit, die er ihnen schenkt.
Aber die Gabe
wird dann zum Beispiel, zum Auftrag, gegenseitig füreinander dasselbe zu
tun. Die Väter haben diese Zweiheit der Aspekte der Fußwaschung mit den
Worten sacramentum und exemplum bezeichnet.
Sacramentum
meint dabei nicht ein bestimmtes Sakrament von den sieben, sondern das
Mysterium Christi als ganzes, von der Inkarnation hin zu Kreuz und
Auferstehung: Dies Ganze wird zur heilenden und heiligenden Kraft, zur
verwandelnden Kraft für die Menschen, wird unsere Metabasis,
unsere Umformung in ein neues Sein hinein, in die Offenheit für Gott und
in die Gemeinschaft mit ihm.
Aber dieses neue Sein, das er uns einfach
gibt ohne unser Verdienst, muß dann zur Dynamik neuen Lebens in uns
werden. Das Miteinander von Geschenk und Beispiel, das wir im
Fußwaschungs-Evangelium finden, ist charakteristisch für das Wesen des
Christentums überhaupt. Christentum ist nicht eine Art Moralismus, ein
bloßes ethisches System. Am Anfang steht nicht unser Tun, unsere
moralische Tüchtigkeit.
Christentum ist zuallererst Geschenk: Gott gibt
sich uns – nicht etwas gibt er uns, sondern sich selbst. Und dies steht
nicht nur am Anfang, im Augenblick der Bekehrung. Er bleibt immerfort
der Schenkende. Er beschenkt uns immer wieder. Er ist uns immer voraus.
Deshalb ist der zentrale Akt des Christseins Eucharistie: Dankbarkeit
für das Beschenktsein, Freude über das neue Leben, das er uns gibt.
(B16, Gründonnerstag, 2008)
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