Mittwoch, 11. Oktober 2017

Am Grab von Papst Johannes XXIII.

Grab des hl. Johannes XXIII., Petersdom

Johannes XXIII., Papst. Angelo Giuseppe Roncalli wurde 1881 als Sohn einer Bauernfamilie geboren. 1904 zum Priester geweiht, widmete er sich zunächst der Wissenschaft und veröffentlichte 5 Bände Studien zu Karl Borromäus, dem er zeitlebens in besonderer Weise nacheiferte.

Roncalli wurde Bischofssekretär, später Feldgeistlicher im 1. Weltkrieg, danach Vatikandiplomat in Bulgarien und in Griechenland. 1933 wurde er zum Apostolischen Delegaten für die Türkei mit Sitz in Istanbul bestellt und half in dieser Position während des 2. Weltkriegs vielen Juden auf der Flucht. 1944 wurde er Apostolischer Nuntius in Paris, 1953 Kardinal und Patriarch von Venedig.

Nach dem Tod Pius XII. wurde er im Alter von 77 Jahren am 28. Oktober 1958 überraschend zum Papst gewählt. Als Johannes XXIII. kündigte er schon drei Monate später das 2. Vatikanische Konzil an, da er ein „aggiornamento“ der Erscheinungsform der Kirche wünschte: Keineswegs wollte er eine Liberalisierung von Glaube und Sitten, sondern – wie es seiner persönlichen Art entsprach – die pastorale Öffnung auf die Welt von heute. Johannes XXIII., der sich als „papa buono“ allgemeiner Wertschätzung erfreute, wurde durch seine gewinnende und humorvolle Art, die freilich mit großer Glaubenstreue und Frömmigkeit gepaart war, selbst zum Symbol einer sympathischen Kirche. In seiner Enzyklika „Pacem in Terris“, die er 1963 kurz vor seinem Tod publizierte, forderte er mitten im Kalten Krieg die internationale Zusammenarbeit für Frieden und Gerechtigkeit. Die Ökumene verdankt ihm wichtige Impulse.

Sein „Geistliches Tagebuch“ offenbart eine glühende persönliche Askese, die als Grund für sei-ne Ausstrahlung gelten muss. Als er während des Konzils, am Pfingstmontag 1963 starb, weinten Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche um ihn. Seine Seligsprechung erfolgte am 3. September als einer der Höhepunkte des Jubeljahres 2000 am Petersplatz, zusammen mit ihm wurde Pius IX. selig gesprochen, den Roncalli seit seiner Jugend als Märtyrerpapst verehrt hatte.
Als Gedenktag wurde der 11. Oktober festgelegt. Das ist der Tag, an dem Johannes XXIII. das 2. Vatikanische Konzil eröffnet hatte. Bei der Öffnung des Sarges am 16. Jänner 2001 wurde der Leichnam unverwest vorgefunden, er wird seit Pfingsten 2001 in einem Glasschrein im Petersdom ausgestellt. Johannes XXIII. war mit einem Lächeln gestorben.
(Martyrologium Sancrucense)


Altarbild: die letzte Kommunion des hl. Hieronymus, Domenico Zampieri, Petersdom

Ein neu ernannter Bischof beklagte sich in der ihm von Johannes XXIII. erstmals gewährten Privataudienz, dass die neue Bürde ihn nicht mehr schlafen lasse. "Oh", meinte Johannes in mitleidsvollem Ton, "mir ging es in den ersten Wochen meines Pontifikats genauso, aber dann sah ich einmal im Wachtraum meinen Schutzengel, der mir zuraunte: "Giovanni, nimm dich nicht so wichtig..." Seitdem schlafe ich wieder."
(Johannes XXIII., Weisheit eines weiten Herzens, 74)

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