Im Mittelalter hat sich dazu auch eine Legende entwickelt: Der Statthalter von Antiochia namens Theophilus habe Petrus ins Gefängnis werfen lassen. Daraufhin bot der herbeigeeilte Paulus dem Theophilus seine Dienste in allerlei Handwerk an und erreichte, dass Petrus zur Probe freigelassen wurde. Petrus erweckte daraufhin den verstorbenen Sohn des Theophilus wieder zum Leben, sodass sich Theophilus bekehrte. Und mehr noch: Nun setzte Theophilus den Petrus öffentlich „auf einen hohen Stuhl“, weil alle ihn sehen und hören sollten. Petrus konnte so noch 7 Jahre lang als Bischof in Antiochia wirken, dann ging er nach Rom in das Zentrum des römischen Imperiums, um dort als
1. Bischof Roms das Martyrium zu erleiden.
Das Fest erinnert an die auf dem 1. Vatikanischen Konzil definierte Lehre, wonach dem Papst eine besondere „Unfehlbarkeit“ in Glaubens- und Sittenfragen zukommt, wenn er in bewusster und feierlicher Ausübung seines Lehramtes, also „ex cathedra“ spricht. In Sankt Peter in Rom wird daher am 22. Februar die Petrusstatue mit wertvollen Ornaten und der dreifachen Tiara bekleidet.(Martyrologium Sancrucense)
Liebe Brüder und Schwestern!
Die lateinische Liturgie feiert heute das Fest des Kathedra des heiligen Petrus. Es handelt sich um eine sehr alte Tradition, die in Rom seit dem Ende des vierten Jahrhunderts bezeugt ist, und mit der Gott für die Sendung, die dem Apostel Petrus und seinen Nachfolgern anvertraut worden ist, Dank gesagt wird. Die "Kathedra" meint wortwörtlich den festen Sitz des Bischofs, der in der Mutterkirche einer Diözese aufgestellt ist, die aus diesem Grund "Kathedrale" genannt wird, und sie ist Symbol für die Autorität des Bischofs und insbesondere für sein Lehramt, das heißt für die dem Evangelium gemäße Lehre, die er – als Nachfolger der Apostel – zu bewahren berufen ist und die er der christlichen Gemeinschaft weitergeben soll. Wenn der Bischof die Teilkirche, die ihm anvertraut worden ist, mit der Mitra und dem Bischofsstab in Besitz nimmt, nimmt er auf seiner Kathedra Platz. Von diesem Sitz aus leitet er als Lehrer und Hirte den Weg der Gläubigen im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.
Was war dann die "Kathedra" des heiligen Petrus? Derjenige, der von Christus zum "Fels" erwählt wurde, auf dem die Kirche errichtet worden ist (vgl. Mt 16,18), hat seinen Dienst in Jerusalem angetreten, nach der Auferstehung des Herrn und dem Pfingstfest. Der erste "Sitz" der Kirche war der Abendmahlsaal, und es ist wahrscheinlich, dass man in diesem Saal, wo auch Maria, die Mutter Jesu, zusammen mit den Jüngern betete, für Simon Petrus einen besonderen Platz reserviert hat. Später war der Sitz des Petrus Antiochia, eine Stadt, die am Orontes im antiken Syrien und in der heutigen Türkei liegt und in der damaligen Zeit nach Rom und Alexandrien in Ägypten die drittwichtigste Stadt des römischen Reiches war. Von dieser Stadt, die durch Barnabas und Paulus evangelisiert worden ist und in der die Jünger zum ersten Mal Christen genannt wurden (vgl. Apg 11, 26), war Petrus der erste Bischof. Tatsächlich sah das Martyrologium Romanum vor der Kalenderreform auch ein spezifisches Fest der Kathedra Petri in Antiochia vor. Von dort führte die göttliche Vorsehung Petrus nach Rom. Somit haben wir es mit einem Weg zu tun, der von Jerusalem, wo die Kirche entsteht, nach Antiochia führt, dem ersten Mittelpunkt der Kirche, die aus Heiden bestand und auch noch mit der Kirche, die von den Juden kam, verbunden war. Danach begab sich Petrus nach Rom, dem Mittelpunkt des römischen Reiches und Symbol der "Orbis" – jener "Urbs" ["Stadt", Anm. d. Übers.], die die "Orbis", Erde, bedeutet –, wo er mit dem Martyrium seine Laufbahn im Dienst des Evangeliums beendete. Aus diesem Grund hat der Sitz von Rom, dem damit die größte Ehre zuteil wurde, auch jenen Auftrag erhalten, der dem Petrus durch Christus übertragen wurde: allen Teilkirchen zu dienen, zur Erbauung und zur Einheit des ganzen Volkes Gottes.
Der Sitz von Rom wurde nach diesen Wanderungen des heiligen Petrus als Sitz des Nachfolgers Petri anerkannt, und die "Kathedra" des Bischofs von Rom repräsentierte die des von Christus dazu beauftragten Apostels, dessen ganze Herde zu weiden. Das bezeugen die ältesten Kirchenväter wie zum Beispiel der heilige Irenäus, Bischof von Lyon, der aber ursprünglich aus Kleinasien stammte. In seinem Traktat " Gegen die Häresien" beschreibt er die Kirche von Rom als die größte, älteste und bekannteste – "gegründet und errichtet in Rom durch die beiden ruhmreichen Apostel Petrus und Paulus". Und er fügt hinzu, dass "mit dieser Kirche wegen ihres besonderen Vorrangs notwendigerweise jede Kirche übereinstimmen muss, das heißt die Gläubigen, wo sie sich auch immer befinden" (III, 3, 2-3). Wenig später erklärt seinerseits Tertullian: "Diese Kirche von Rom ist gesegnet! Die Apostel vergossen für sie mit ihrem Blut die ganze Lehre" ("Prozessreden gegen die Häretiker", 36). Die Kathedra des Bischofs von Rom steht somit nicht nur für den Dienst an der römischen Gemeinde, sondern auch für die Leitungsaufgabe für das ganze Volk Gottes.
Die "Kathedra" des Petrus feiern, wie wir es heute tun, bedeutet also, ihr eine tiefe geistliche Bedeutung zuzuschreiben und in ihr ein bevorzugtes Zeichen der Liebe Gottes zu erkennen, dieses guten und ewigen Hirten, der seine ganze Kirche zusammenführen und sie auf dem Weg der Erlösung anführen will. Unter den zahlreichen Zeugnissen der Kirchenväter möchte ich gern jenes vom heiligen Hieronymus anführen, das einem seiner Briefe an den Bischof von Rom entnommen und besonders interessant ist, weil es die "Kathedra" Petri ausdrücklich erwähnt und sie als sicheren Hafen der Wahrheit und des Friedens darstellt. So schreibt Hieronymus: "Ich habe mich entschlossen, bei der Kathedra Petri anzufragen, dort, wo dieser Glaube ist, den der Mund des Apostels gerühmt hat; ich komme jetzt, um an jenem Ort Nahrung für meine Seele zu erbitten, wo ich das Kleid Christi erhalten habe. Ich folge keinem anderen Primat, sondern nur dem Primat Christi; deshalb setze ich mich mit deiner Heiligkeit in Verbindung, das heißt mit der Kathedra Petri. Ich weiß, dass auf diesem Fels die Kirche gebaut ist" ("Briefe" I, 15,1-2).
Kathedra Petri, Petersdom |
Liebe Brüder und Schwestern, in der Apsis der Basilika des heiligen Petrus befindet sich, wie ihr wisst, das Denkmal der Kathedra des Apostels, ein Werk Berninis aus dessen Blütezeit, verwirklicht in Form eines großen Thrones aus Bronze, der von den Statuen von vier Kirchenlehrern getragen wird. Zwei sind aus dem Westen – der heilige Augustinus und der heilige Ambrosius –, und zwei aus dem Osten – der heilige Johannes Chrysostomus und der heilige Athanasius. Ich lade euch ein, vor diesem anregenden Kunstwerk innezuhalten, das heute sogar mit Kerzen verziert bewundert werden kann, und ganz besonders für das Amt, das Gott mir anvertraut hat, zu beten. Ruft, wenn ihr den Blick vor dem Fenster aus Alabaster erhebt, das sich genau vor dem Bischofssitz befindet, den Heiligen Geist an, damit er den Dienst, den ich Tag für Tag an der ganzen Kirche leiste, stets mit seinem Licht und seiner Kraft tragen möge. Dafür und für eure nachsichtige Aufmerksamkeit danke ich euch von Herzen.
(Benedikt XVI. am Fest Kathedra Petri, 2006)
Komm, Heiliger Geist, entzünde die Herzen deiner Gläubigen
und entfache in ihnen das Feuer Deiner Liebe.
Danke für den ausführlichen Text.
AntwortenLöschenP. B. fehlt.
Viele Grüße. Morgen wieder bei der Cons.Affl.
Gebet ist die wirksamste Antwort auf die Krise. Herzlichen Gruß und Gottes Segen!
LöschenMit so manchem schönen Bild hier müßte man eigentlich mal einen "römischen" Bildband gestalten ...
AntwortenLöschenSollte ich vielleicht mein Hobby zu einem sicheren zweiten Standbein ausgestalten ;-)?
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