Kapuzinerkirche "Zur hl. Maria von den Engeln", Wien |
Der von Johannes Paul II. 2003 seliggesprochene Markus wurde 1631 in Aviano (Friaul) geboren. Er wurde Kapuziner und wirkte nach seiner Priesterweihe im Jahre 1655 als begnadeter Prediger in Italien, Frankreich und Flandern. Als Berater und Seelsorger von Kaiser Leopold I. wirkte er an der Errettung Wiens im Kampf gegen die Türken mit. 1699 starb er und wurde in der Kapuzinerkirche in Wien begraben.
"Noch vor der Belagerung Wiens
durch die Türken ging Marco d'Aviano bei einer großen Predigt mit den lockeren
Sitten der Stadt hart ins Gericht, wie sein Chronist Cosma da Castelfranco
berichtet:
„Wien, Wien, bekehre dich, sonst
steht dir eine noch viel schlimmere Strafe bevor“ (als die Pest von 1679)!
Allgemein bekannt ist seine
entscheidende Rolle bei der Befreiung Wiens von der Türkenbelagerung im
September 1683. Buchstäblich in letzter Minute gelang es ihm, die heillos
zerstrittenen Heerführer des christlichen Entsatzheeres zu versöhnen und durch
sein Gebet und die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit das zahllos weit
unterlegene Christenheer zu einem heldenhaften Befreiungskampf zu motivieren.
Nach dem Sieg war der Jubel und die Dankbarkeit der Wiener, ja ganz Europas,
gegenüber dem Kapuziner aus Aviano grenzenlos.
(aus: Br. Erhard Mayerl, Marco d´Aviano und Österreich)
Die Predigt Marco d’Avianos stellt
an die erste Stelle den Ruf zur Umkehr. Es gibt keinen Frieden ohne Umkehr. Es
gibt keine Versöhnung mit Gott und untereinander. Er hat Menschen zur Reue
bewegt in einer für uns vielleicht etwas ungewohnten Weise, wenn er den
tausenden Zuhörer, italienisch, was sie meistens nicht verstanden, Rufe der
Umkehr zugerufen hat. Sie aufgefordert hat mit ihm Worte der Umkehr zu beten,
zu rufen und sich seinen Tränen anzuschließen. Er predigte Reue und Umkehr. Ich
möchte mit Ihnen diese Worte beten, nachbeten, die er so oft gesprochen hat.
Den Akt der vollkommenen Reue,
denn das ist seine wesentliche Botschaft. Alles andere kommt aus dieser
Botschaft. So lade ich Sie ein, im Herzen mitzubeten:
„Ich niedrige
und unwürdige Kreatur werfe mich vor Deinen heiligsten Füssen nieder und bekenne
im tiefsten Schmerz, mit zerknirschtem Geist, dass ich von Anfang meines Lebens an unzählige
Nachlässigkeiten, Sünden und Untaten begangen habe. Ich habe Dich beleidigt, o Gott.
Ich habe Dich beleidigt. Und wenn mehr Blut in mir wäre als der Ozean Wasser
fasst, ich wäre bereit es aus Liebe zu Dir zu vergießen. Nicht nur ein, zwei
oder drei Mal, sondern unendliche Male, immer und immer wieder bis zum letzten
Tropfen. Ich habe gesündigt, Herr.
Ich habe
gesündigt. Daher, Herr, bereue ich aus ganzem Herzen, aus tiefster Seele und
nehme mir fest vor, lieber den Tod zu erleiden als einer Todsünde zuzustimmen.
Und solltest Du höchste Weisheit es vorhersehen, dass ich wankelmütig und
treubrüchig noch jemals in eine Todsünde fallen würde, so bitte ich Dich mit
Demut und mit festem Willen - mich versehen mit deiner Gnade noch heute sterben
zu lassen. Möge doch diese meine reumütige Zerknirschung (.....) meinen Vorsatz unumstößlich machen, denn Dir gütiger
Gott gebührt mein voller und ungeteilter Dienst. Nicht aus Angst vor der Hölle,
den Qualen, die ich durch meine Sünden tausendmal verdient habe. Nicht in der
Hoffnung auf die ewige Seligkeit, der ich mich so oft als unwürdig erwiesen
habe, sondern allein aus Schmerz darüber deinen Zorn erregt zu haben. Du
höchstes Gut und göttliche Majestät, der unablässig Lob, Preis, Dank gebühren.
Amen.“
Das war das Geheimnis seines
Erfolges, dass er die Menschen mit seiner eigener Reue mitgerissen hat. Dass er
sie bewegt hat, ihre Herzen Gott wieder zuzuwenden. So hat er Frieden
gestiftet. So hat er die Fürsten hier bei der entscheidenden Stunde der
Befreiung Wiens zusammengebracht. Nicht durch diplomatische Schläue oder
diplomatische Kunst, sondern mit der Kraft seiner Reue. Das Wunder der Rettung
Wiens verdanken wir diesem Wunder der Umkehr. Der Eingriff des Himmels geschah
durch die ergriffenen Herzen. Und er hat die Herzen ergriffen mit der Kraft,
mit der Glut seiner Liebe und seiner Umkehr. Der selige Marco d’Aviano - Kraft
der Liebesreue. Und die Kraft seines Segens. Aus der Kraft seiner Liebesreue,
seiner Liebe kam die Kraft seines Segens. Viele, viele haben sie erfahren.
Kraft seines Segens. Mit diesem Kreuz. Es ist bewegend zu sehen, dass er mit
diesem Kreuz gesegnet hat: die Stadt Wien, die Entsatztruppen, das Entsatzheer,
nicht um Hass zu säen, sondern um Einigkeiten und um Kampf für das Gute. Kampf
für die Befreiung in höchster Bedrängnis. Dahinter steht die Kraft des
Glaubens, des Vertrauens. So sagte er einmal:
„Meine Lieben.
Vertraut auf Gott. Ruft zu eurem gütigen Vater. Ruft zu ihm: ‚Ich glaube, ich
glaube. Stärke Herr, meinen Glauben. Gib mir ein kindliches und aufrichtiges
Vertrauen auf dich. Vermehre Herr unseren Glauben an Gott.’ und seid sicher,
dass Er euch bestimmt erhören wird.“
(aus der Predigt von Christoph Kardinal Schönborn in der Kapuzinerkirche am 8. Mai 2003 während der Danksagungsmesse für die Seligsprechung von Marco d´Aviano, Niederschrift einer Tonbandaufzeichnung)
Ein militaristischer Heiliger, der u.a. mit der Soldateska durch die Gegend zog und die Multikulturalsierung der Neuzeit verhindern half ... voll no-go ... ;-)
AntwortenLöschenLeopold I. war jedenfalls sehr dankbar, dass die Multikulturalisierung in unserem Lande damals nicht stattfand, denn am Tag nach der Schlacht, am 13.9.1683, stellte er in einem Brief an P. Markus die Frage: Quid retribuam domino pro omnibus quae retribuit mihi? (Ps 115,3) - Was soll ich dem Herrn vergelten für alles, was er mir erwiesen hat?
Löschen