Taufe des Herrn, Fassade des Doms von Orvieto |
Liebe Brüder und Schwestern!
Am heutigen Sonntag, der auf das Hochfest Epiphanie folgt, feiern wir die Taufe des Herrn. Dies war das erste Geschehnis in seinem öffentlichen Leben, von dem alle vier Evangelien berichten. Als Jesus das Alter von etwa dreißig Jahren erreicht hatte, verließ er Nazaret, begab sich an den Fluß Jordan und ließ sich neben vielen anderen Menschen von Johannes taufen. Der Evangelist Markus schreibt: »Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, daß der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden« (Mk 1,10–11). In diesen Worten »Du bist mein geliebter Sohn« wird offenbar, was das ewige Leben ist: es ist die kindhafte Beziehung zu Gott, wie Jesus sie gelebt und uns offenbart und geschenkt hat.
Heute morgen habe ich traditionsgemäß in der Sixtinischen Kapelle 13 Neugeborenen das Sakrament der Taufe gespendet. Die Eltern, die Paten und Patinnen fragt der Zelebrant üblicherweise: »Was erbitten Sie von der Kirche Gottes für ihr Kind?«; auf ihre Antwort: »Die Taufe« erwidert er: »Und was schenkt uns die Taufe?« Sie antworten: »Das ewige Leben«. Das ist die wunderbare Wirklichkeit: Die menschliche Person wird durch die Taufe in die einmalige und einzigartige Beziehung Jesu mit dem Vater hineingenommen, so daß sich die Worte, die vom Himmel über den eingeborenen Sohn erklingen, für jeden Mann und jede Frau bewahrheiten, die aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neu geboren werden: Du bist mein geliebter Sohn.
Liebe Freunde, wie groß ist doch das Geschenk der Taufe! Wenn wir uns dessen ganz bewußt wären, würde unser Leben zu einem unaufhörlichen »Danke« werden. Welch große Freude ist es für die christlichen Eltern, die aus ihrer Liebe ein neues Geschöpf hervorgehen sahen, es zum Taufstein zu bringen und zu sehen, wie es im Schoß der Kirche zu einem Leben in Ewigkeit neu geboren wird! Geschenk, Freude, aber auch Verantwortung! Die Eltern müssen nämlich die Kinder zusammen mit den Paten gemäß dem Evangelium erziehen.
Benedikt XVI, 11.1.2009, Angelus, Taufe des Herrn
Dom von Orvieto |
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