91.
Bereits im Alten Bund begegnen wir eindrucksvollen Zeugnissen einer Treue zum
heiligen Gesetz Gottes, die mit der freiwilligen Annahme des Todes bezahlt
wurde.
Beispielhaft ist die Geschichte der Susanna: Den beiden
ungerechten Richtern, die sie für den Fall, daß sie sich geweigert hätte, ihrem
unreinen Begehren zu Willen zu sein, mit dem Tode bedrohten, antwortete sie:
»Ich bin bedrängt von allen Seiten: Wenn ich es tue, so droht mir der Tod; tue
ich es aber nicht, so werde ich euch nicht entrinnen. Es ist besser für mich,
es nicht zu tun und euch in die Hände zu fallen, als gegen den Herrn zu
sündigen!« (Dan 13, 22-23).
Susanna, die es vorzieht,
»unschuldig« in die Hände der Richter zu fallen, bezeugt nicht nur ihren
Glauben und ihr Gottvertrauen, sondern auch ihren Gehorsam gegenüber der
Wahrheit und der Absolutheit der sittlichen Ordnung: durch ihre Bereitschaft,
das Martyrium auf sich zu nehmen, bekundet sie, daß es nicht recht ist, das zu
tun, was das göttliche Gesetz als Übel bewertet, um dadurch irgendein Gut zu
erlangen. Sie wählt für sich den »besseren Teil«: ein ganz klares und
kompromißloses Zeugnis für die Wahrheit des Guten und für den Gott Israels; so
tut sie in ihren Handlungen die Heiligkeit Gottes kund.
(Johannes Paul II., Veritatis splendor)
Aus Daniel 13, Lesung vom Montag der 5. Fastenwoche
36Die Ältesten sagten: Während wir allein im Garten spazieren gingen, kam diese Frau mit zwei Mägden herein. Sie ließ das Gartentor verriegeln und schickte die Mägde fort.
37Dann kam ein junger Mann zu ihr, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr.
38Wir waren gerade in einer abgelegenen Ecke des Gartens; als wir aber die Sünde sahen, eilten wir zu ihnen hin
39und sahen, wie sie zusammen waren. Den Mann konnten wir nicht festhalten; denn er war stärker als wir; er öffnete das Tor und entkam.
40Aber diese da hielten wir fest und fragten sie, wer der junge Mann war.
41Sie wollte es uns aber nicht verraten. Das alles können wir bezeugen. Die versammelte Gemeinde glaubte ihnen, weil sie Älteste des Volkes und Richter waren, und verurteilte Susanna zum Tod.
42Da rief sie laut: Ewiger Gott, du kennst auch das Verborgene; du weißt alles, noch bevor es geschieht.
43Du weißt auch, dass sie eine falsche Aussage gegen mich gemacht haben. Darum muss ich jetzt sterben, obwohl ich nichts von dem getan habe, was diese Menschen mir vorwerfen.
44Der Herr erhörte ihr Rufen.
45Als man sie zur Hinrichtung führte, erweckte Gott den heiligen Geist in einem jungen Mann namens Daniel.
Susanna im Bade, Georg Schweigger, Kunsthistorisches Museum, Wien
Jacobo Tintoretto, Susanna im Bade, |
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