Heilige Cäcilia, bitte für uns! Ernstbrunn, NÖ |
Augustinus († 430)
Aus einer Auslegung zu Psalm 33 (32).
Singt dem Herrn mit Jubel"Preist den Herrn mit der Zither, spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe! Singt ihm ein neues Lied!" (1) Legt das Alte ab, ihr kennt das neue Lied: Zum neuen Menschen gehört der neue Bund, passt das neue Lied. Das neue Lied passt nicht zu dem alten Menschen, nur neue Menschen lernen es, die durch die Gnade aus alten zu neuen Menschen geworden sind, und zum neuen Bund gehören, zum Reich des Himmels. Danach seufzt all unsere Liebe und singt das neue Lied. Sie singt das neue Lied, aber sie singe es nicht mit der Zunge, sondern mit dem Leben.
’Singt ihm ein neues Lied, singt es ihm schön!’ (2) Ein jeder fragt, wie er dem Herrn singen soll. Singt ihm, aber nicht schlecht! Er will nicht, dass wir seine Ohren beleidigen. Singt gut, Brüder! Wenn du vor einem musikkundigen Hörer singst und man dir sagt: "Singe so, dass du seinen Beifall findest", dann fürchtest du dich, ohne Unterricht in der Musik zu singen. Du möchtest dem Künstler nicht missfallen, denn was der Unkundige an dir nicht bemerkt, das tadelt der Künstler. Wer möchte da nicht Gott ein gutes Singen anbieten, ihm, der Richter über den Sänger ist, der alles genau prüft und der gut zuhört? Wann könntest du eine so auserlesene Kunst anbieten, dass du diesem vollkommenen Gehör in nichts missfällst?
Siehe, er selbst gibt dir so etwas wie die Weise des Singens: Such keine Worte, als könntest du erklären, worüber Gott sich freut. Singe mit Jubel! Denn das heißt, gut für Gott singen: Singen mit Jubel! Was ist das: Singen mit Jubel? Inne werden, dass es unmöglich ist, in Worten auszusprechen, was das Herz singt! Wenn Menschen bei der Ernte singen, im Weinberg oder bei irgendeinem tief bewegenden Tun, und wenn sie dann anfangen mit den Worten der Lieder vor Freude zu jubeln, dann sind sie wie voll von Freude und können ihren Jubel nicht in Worte fassen. Dann verzichten sie auf die Silben und Worte und gehen über zum Jubeln in Tönen.
Der Ton des Jubilierens macht offenbar, dass das Herz gebiert, was es nicht aussprechen kann. Wem aber gebührt dieser Jubel mehr als dem unaussprechlichen Gott? Denn er ist unaussprechlich, weil du ihn in Worten nicht aussagen kannst. Kannst du ihn aber nicht aussagen und darfst du ihn doch nicht verschweigen, was bleibt dir dann übrig als zu jubeln? Das Herz freue sich also ohne Worte, und die ungemessene Weite der Freude soll an Silben keine Schranken finden: "Schön singt ihm in Jubel!"
1 Ps 33,2.3
2 Vgl. Ps 33,3.
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