Basilius von Cäsarea, Mansfield College, Oxford |
Gott auf Erden, Gott unter den Menschen. Nicht im Feuer und unter Posaunenschall, nicht auf rauchendem Berg oder bei Dunkel und herzerschütterndem, ohrenbetäubendem Sturmwind, wie er die Gesetze gab, sondern in leiblicher Erscheinung snaft und gütig mit Seinesgleichen verkehrend.
Gott im Fleisch, nicht aus weiten Entfernungen wirksam wie in den Propheten, sondern vereint mit einer der Menschheit wesensgleichen Natur, um so durch sein mit uns verwandtes Fleisch die ganze Menschheit zu sich zurückzuführen.
Wie nun, fragt man, ging die Herrlichkeit von einem auf alle über? Wie war die Gottheit im Fleische? Wie das Feuer im Eisen nicht durch Übergang, sondern durch Mitteilung. Nicht entweicht ja das Feuer in das Eisen, sondern es teilt ihm, am Orte verbleibend, nur von seiner Kraft mit; auch nimmt es durch die Mitteilung nicht ab, es erfüllt vielmehr ganz, was mit ihm in Berührung kommt. So ist auch Gott das Wort nicht aus sich herausgetreten und hatt dennoch unter uns gewohnt, und zwar, ohne eine Veränderung zu erleiden, `ward das Wort Fleisch`. Der Himmel verlor den nicht, der ihn umfaßt, und doch nahm die Erde den Himmlischen in ihren Schoß auf. Denke dabei nicht an ein Herabsinken der Gottheit; denn sie geht nicht wie ein Körper von einem Ort an einen andern. Auch bilde dir nicht ein, die Gottheit hätte sich verändert in Form einer Verwandlung ins Fleisch; denn das Unsterbliche ist unveränderlich.
Wie aber, fragt man: ward nicht Gott das Wort mit leiblicher Ohnmacht angefüllt? Wir antworten: So wenig, als das Feuer von den Eigenschaften des Eisens berührt wird. Schwarz ist das Eisen und kalt; aber vom Feuer durchglüht nimmt es doch die Form des Feuers an, wird selbst glühend, ohne das Feuer zu schwärzen, flammensprühend, ohne die Flamme abzukühlen.
Ebenso hat auch das menschliche Fleisch des Herrn an der Gottheit teilgenommen, ohne der Gottheit von seiner Schwachheit mitzuteilen. Oder gibst du nicht zu, daß die Gottheit ebenso wirke wie dieses sichtbare Feuer? Träumst du vielmehr in deiner menschlichen Schwäche von einem Leiden beim Leidensunfähigen und weißt nicht, wie die verwesliche Natur durch ihre Vereinigung mit Gott die Unverweslichkeit erlangt hat? Vernimmt das Geheimnis!
Deshalb ist Gott im Fleische, um den darin verborgenen Tod zu töten. Wie die Arzneien als Gegengift dem Zersetzungsprozeß Einhalt gebieten, sobald sie sich mit dem Körper verbinden, und die Finsternis im Hause verschwindet, sobald man das Licht herbeibringt, so ist auch der Tod, der in der menschlichen Natur herrschte, durch die Gegenwart der Gottheit verscheucht worden. Und wie das Eis im Wasser, solange Nacht und Schatten darauf liegt, die Nässe beherrscht, unter dem Strahl der wärmenden Sonne aber schmilzt, so hat auch der Tod bis zur Ankunft Christi geherrscht; als aber die rettende Gnade Gottes erschien und die Sonne der Gerechtigkeit aufging, wurde der Tod im Sieg verschlungen, weil er die Gegenwart des wahren Lebens nicht ertragen konnte.
O Tiefe der Güte und Liebe Gottes! Dank dieser übergroßen Menschenfreundlichkeit haben wir das Joch der Knechtschaft abgeschüttelt. Und da suchen Menschen noch nach dem Grund, weshalb Gott unter den Menschen weilte, indes sie doch seine Güte anbeten sollten.
(Basilius der Große: Predigt über die heilige Geburt Christi 2, in: Texte der Kirchenväter II, 99ff)
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