Bei diesem Portal handelt es sich um das mittlere von fünf Eingangsportalen in den Petersdom. Der Florentiner Bildhauer Antonio Avelino, genannt Filarete, schuf das zweiflügelige Bronzetor etwa zwischen 1433 und 1445. Die untersten Felder zeigen die Martyrien der Apostelfürsten.
In mehreren Szenen werden die Ereignisse von Verurteilung, Verhaftung, Hinrichtung und die Erscheinung des hl. Paulus erzählt.
Auf der linken Bildseite gibt Kaiser Nero, der in einer Ädikula thront, den Befehl zu Verhaftung und Hinrichtung des Apostels. In der Mitte erfolgt die Verhaftung durch Reiter. Daneben rechts enthauptet der Henker den bereits durch einen Streich am Hals verwundeten Paulus.
Im oberen Bildteil öffnet sich der Himmel und Paulus überreicht Plantilla einen mit seinem Blut getränkten Schleier. Nach der legenda aurea war Plantilla Zeugin der Enthauptung des Paulus, dem sie den Schleier zum Verbinden seiner Augen gegeben hatte.
(vgl. Wikipedia)
Als man ihn nun zur Stelle seines Leidens führte, begegnete ihm am Tor nach Ostia eine Matrone namens Plantilla, die seine Jüngerin war; nach Dionysius hieß sie Lemobia - aber vielleicht hatte sie zwei Namen. Sie brach in Tränen aus und empfahl sich seinem Gebet.
Paulus sprach zu ihr: "Plantilla, Tochter des ewigen Heils, gib mir deinen Schleier, mit dem du dein Haupt bedeckst! Ich werde damit meine Augen bedecken und ihn dir nachher zurückerstatten."
Als Plantilla ihn Paulus gab, lachten sie die Henker aus und sagten: "Was gibst du da diesem Betrüger und Zauberer deinen kostbaren Schleier, um ihn zu verlieren?"
So kam nun Paulus an den Ort seines Leidens. Da wandte er sich nach Osten, hob seine Hände zum Himmel und betete lange unter Tränen in seiner Muttersprache und sagte Gott Dank. Dann stärkte er seine Brüder, verband sich die Augen mit dem Schleider Plantillas, kniete mit beiden Knien nieder und reichte seinen Nacken hin, und so wurde er enthauptet. Da sprang sein Haupt von seinem Leib, und da konnte man hören, wie er mit deutlicher Stimme auf hebräisch "Jesus Christus" rief, den Namen, der ihm im Leben so lieb gewesen war und den er so oft genannt hatte.
Es heißt, Paulus habe in seinen Briefen "Christus" oder "Jesus" oder beide Namen zugleich fünfhundertmal genannt.
Von seiner Wunde aber sprang Milch bis zum Kleid seines Henkers, und darauf floß Blut heraus. In der Luft erstrahlte ein gewaltiges Licht, und von seinem Leib strömte süßester Duft.
Dionysius aber sagt in seinem Brief an Timotheus folgendes über den Tod des hl. Paulus: "Mein geliebter Bruder, als in jener trauervollen Stunde der Henker zu Paulus sagte: Reiche deinen Nacken hin, da schaute der Apostel zum Himmel, bezeichnete Stirn und Brust mit dem Zeichen des Kreuzes und sagte: Herr Jesus Christus, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.
Dann reichte er ohne jede Trauer, und ohne daß man ihn hätte zwingen müssen, seinen Nacken dar und empfing die Krone des Martyriums. Als der Henker zuschlug und sein Haupt vom Leib trennte, nahm Paulus noch während des Schlages den Schleier, sammelte darin sein eigenes Blut, band ihn, wickelte ihn zusammen und übergab ihn wieder jener Frau.
Lemobia fragte aber den zurückkehrenden Henker: Wo hast du meinen Meister Paulus gelassen?
Der Soldat antwortete: Er liegt mit seinen Gefährten außerhalb der Stadt im Tal der Faustkämpfer, und sein Gesicht ist mit deinem Schleier bedeckt;
aber Lemobia antwortete: Siehe, eben sind hier Petrus und Paulus hereingekommen, beide in hellen Kleidern und mit Kronen auf ihren Häuptern, die von glänzendem Licht strahlen, und dabei nahm sie den mit Blut durchtränkten Schleider hervor und zeigte ihn.
Wegen dieses Ereignisses glaubten viele an den Herrn und wurden Christen. Soweit Dionysius.
(Jacobus de Voragine, Legenda aurea, Manasse, 211f)
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