Luigi Scrosoppi, Dom zu Udine |
Luigi Scrosoppi wird am 4. August 1804 in Udine geboren.
Seine Eltern, Domenico und Antonia, stammen beide aus christlichen
Kaufmannsfamilien. Neben einem um ein Jahr älteren Bruder, Giovanni Battista,
hat er einen Halbbruder, Sohn von Antonia aus erster Ehe, Carlo, der bei seiner
Geburt bereits 18 Jahre alt ist. Die Biographie von Luigi Scrosoppi ist stark
geprägt von den historischen Ereignissen in Europa und im Veneto: der Aufstieg
Napoleons, die Auswirkungen der französischen Revolution, die zeitweise
österreichische Herrschaft im Veneto, der Josephinismus, die italienischen
Unabhängigkeitskriege und das Risorgimento. Das ganze Jahrhundert hindurch
leidet die Kirche an der Unterdrückung seitens der Behörden. In diesem Saeculum
wird auch die Kongregation des Oratoriums in Udine zweimal aufgelöst, das erste
Mal (1810) unter französischer Herrschaft und das zweite Mal (1866) von den
italienischen Behörden selbst. Dies erklärt auch, warum P. Luigi zunächst
Oratorianer „in pectore“ wird. Erst im Alter von 52 Jahren wird er Mitglied der
Kongregation des Oratoriums im vollen Sinn.
Luigi tritt 1817 in das Priesterseminar der Diözese Udine ein und wird am 27. März 1827 zum Priester geweiht. Seine erste heilige Messe feiert er in der Kirche der heiligen Magdalena, in der er als Kind Ministrant war. Zunächst hilft er seinem Bruder, der 1806 in die zuvor 1658 gegründete Kongregation des Oratoriums von Udine aufgenommen worden war, in der Kirche St. Magdalena und unterstützt diesen als Vizerektor bei der Leitung eines Waisenhauses für verlassene Mädchen. Immer wieder müssen finanzielle Schwierigkeiten überwunden werden: So geht P. Luigi als junger Priester fast täglich unter großen Anstrengungen und Beschimpfungen betteln, um die notwendigen Lebensmittel für die ihm von Gott anvertrauten Mädchen sowie deren Erziehung sicherzustellen. Im Februar 1937 begründen sieben junge Frauen unter der Leitung von P. Scrosoppi die Schwestern-Kongregation von der Göttlichen Vorsehung. 1845 legen diese erste private Gelübde ab, erst 1862 kann die Kongregation formell errichtet werden, da unter der österreichischen Herrschaft die Gründung von neuen Kongregationen untersagt war.
In der Kirche der hl. Magdalena führt Luigi mit seinem Bruder Carlo das oratorianische Apostolat ganz im Geist des hl. Philipp fort. Dies zeigt sich vor allem durch die vermehrte Predigttätigkeit und die besonders aufopfernde Seelenführung. Die Förderung der Verehrung der heiligen Herzen Jesu und Mariens bildet sein ganzes Leben lang das Herzstück seines Apostolats, genau zu der Zeit, als in London die erste Kirche des Oratoriums entstand, die dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht wurde.
Anläßlich der Seligsprechung von P.
Scrosoppi (4. Oktober 1981) charakterisiert Papst Johannes Paul II. das Wirken
des großen Oratorianers mit folgenden Worten, die uns einen kleinen Einblick in
sein inneres Leben gewähren: „Der Oratorianer Luigi Scrosoppi macht das
Oratorium von Udine zu einem großen Zentrum echten geistlichen Lebens. ... In
seinem persönlichem Leben, in welchem er sich völlig für den Dienst an den
unsterblichen Seelen verausgabt, kennt er eine dreifache große Liebe, nämlich
jene zu Jesus Christus, dann jene zur Kirche mit dem Papst an der Spitze und
schließlich jene zu den ‚Armen’. ... Bereits von Kind auf entscheidet er sich
für Christus und liebt ihn: dabei betrachtet er Jesus arm und demütig in
Bethlehem, als Arbeiter in Nazareth, als Leidenden in Gethsemani und als
Gekreuzigten auf Golgotha, gegenwärtig in der Eucharistie. ‚Ich will Ihm treu
bleiben’, hat er geschrieben, ‚ganz mit Ihm vereint auf dem Weg zum Himmel, um
Ihm ganz ähnlich zu werden’.
Eine tiefe Innerlichkeit bildet die Grundlage
seines vielseitigen pastoralen und karitativen Wirkens. Sein Tagesablauf
besteht aus ständigem Gebet: Meditation, Besuche des Allerheiligsten,
Breviergebet, tägliches Beten des Kreuzweges und des Rosenkranzes und
schließlich viel Gebet während der Nacht.
Auf solche Weise gibt er den Gläubigen, den Priestern und den Ordensleuten ein leuchtendes und wirkungsvolles Vorbild in einer ausgewogenen Verbindung von kontemplativem und aktivem Leben. Am Fest des hl. Philipp im Jahr 1846 wird die Kongregation des Oratoriums in Udine neuerlich gegründet. Jedoch kann erst 1856 das Gemeinschaftsleben der Priester (Gebet, seelsorgliches Wirken und Zusammenleben) wieder aufgenommen werden. P. Scrosoppi verfasst ein geistliches Programm und arbeitet einen Tagesablauf für das Gemeinschaftsleben aus. 1866 wird die Kongregation des Oratoriums jedoch neuerlich aufgelöst.
Nach dem Tod seines Halbbruders Carlo übernimmt P. Luigi mit großem Vertrauen auf Gott auch die geistliche Führung der Schwestern.
In den wenigen geistlichen Aufzeichnungen, die uns von ihm bis heute erhalten geblieben sind, finden sich diese Aussprüche: „Ich möchte ihm vollkommen nachfolgen auf dem Weg zum Himmel und zu seinem Abbild werden. Alles gut machen – und dann auf Gott vertrauen; alles gelassen ertragen; Tun, leiden, schweigen! ... Die Armen und Schwachen sind unsere Herren, sie verkörpern die Person Jesu Christi.“
Diesen Maximen bleibt Pater Luigi bis zu seinem Tod treu. In den verbleibenden Lebens-jahren stellt sich P. Scrosoppi ganz in den Dienst der Schwesterngemeinschaft von der Vorsehung. Bei seinem Tod bestehen bereits zwölf Häuser. Der selbstlose Oratorianer wirkt darüber hinaus in Udine weit über die von ihm geleiteten und geformten Institute hinaus: Er gründet ein Taubstummen-Institut, unterstützt mit seinem „Vermögen“ das Erscheinen einer christlich orientierten Zeitung (Giornale del Popolo), nimmt sich armer Priester an und hilft bedürftigen Priesteramtskandidaten.
Nach langer, schwerer und schmerzlicher Krankheit stirbt er am 3. April 1884 in seiner Heimatstadt, mit fast 80 Jahren. An ihm sollte sich erfüllen, was er zuvor zu einem Mädchen gesagt hatte: „Du wirst bald heilig sein, wenn Du Dich für ein Nichts hältst; wenn Du danach verlangst, verlassen und verachtet zu sein; wenn Du alles aus der Hand Gottes annimmst, was über Dich kommt; wenn Du Dich danach sehnst, den Willen Gottes zu erfüllen.“
Schließlich wurde der selige Luigi Scrosoppi von Papst Johannes Paul II. am 10. Juni 2001 auf dem Petersplatz in Rom feierlich heiliggesprochen. Sein Festtag im Oratorium ist der 5. Oktober. Im August 2010 hat die Österreichische Privatinitiative „Team Zukunft Wörthersee“ den hl. Luigi Scrosoppi zum weltweiten Schutzpatron der Fußballer „erwählt“. Der Heilige bleibt ein großes Vorbild für alle Mitarbeiter in der Kinder-, Mädchen- und Frauenarbeit.
(Quelle: www.fopos-ev.de/Downloads/Oratoriumsbeschreibung_12052017.pdf)
Kreuzkapelle, Dom von Udine |
Dom von Udine |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen