Das Allerheiligenfenster ist eine der ungewöhnlichsten Bildschöpfungen in der Kölner Glasmalerei des 14. Jahrhunderts. Über einem bestirnten Himmelssegment mit zwei Stifterwappen steigen neun Bögen mit Arkadenreihen auf, in denen abwechselnd Heilige und Engel stehen.
Es ist ein Abbild der himmlischen Hierarchie: Unten sind seelenbegleitende Engel zu sehen, dann folgen – im Wechsel mit Engel und erkennbar an den Attributen oder der Gewandung – Märtyrerinnen, Märtyrer, Bekenner, Könige, Bischöfe, Propheten und Päpste. Im obersten Rang stehen Apostel im Wechsel mit Seraphim. Oben thronen Christus und Maria. Beide tragen eine Krone auf dem Haupt.
(Quelle: Kölner Dom)
Wie selig ist die heil´ge Stadt,
die ewßgen Festtags Freuden hat;
wie glücklich ist der hohe Kreis,
der nichts von Leid und Sorge weiß.
Da ist nicht Alters Müdigkeit,
nicht Feindes Drohn und falscher Neid;
nur einig tönt der frohe Mut
und einig brennt der Herzen Glut.
Seht an: die Engel ziehn empor
im heilig dreigestuften Chor,
sie, throhnender Dreifaltigkeit
zu fromm beglücktem Dienst geweiht.
Bewundernd schaun sie unverwandt,
wo Gottes Antlitz sie erkannt;
sie trinken unerschöpftes Licht
und dürsten stets nach neuer Sicht.
Seht an: die Väter stehn gereiht
nach ihrer Werke Würdigkeit;
zerstoben ist des Nebels Nacht,
Licht strahlt aus Licht in reinster Pracht.
Die Heil´gen, denen feiernd wir
des heut´gen Fests Gedenken weihn,
sie sehn des Königs Ruhmeszier
von allen Schleiers Trübe rein.
Seht an: der Jungfrau´n Königin
schwebt ob den höchsten Rängen hin;
sie mög uns Gottes Huld erflehn,
wenn wir in Sünden uns vergehn.
Aus dieses Lebens Elendsnacht
führ´ Christi Gnade uns befreit
kraft aller Heil´gen treue Wacht
empor zu ew´ger Herrlichtkeit.
(Adam von Saint-Victor)
Allerheiligenfenster, um 1330/40, Kölner Dom |
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