Dienstag, 24. September 2024

Gerhard / Gellert von Csanad

 

Emmerich und sein Erzieher Gerhard. Matthiaskirche, Budapest


Namenstage: Gerhard, Gerd

Funktion: Heiliger, Benediktiner, erster Bischof von Csanád, Märtyrer

Gedenktag: 24. September

Patronat: Budapest; der Pädagogen
besonders verehrt in Budapest (Gellértberg)

Gherardo Sagredo (Gerhard), der Spross einer reichen patrizischen Familie, wurde am 23. April um 980 in Venedig geboren. Nachdem er eine schwere Krankheit nur knapp überlebt hatte, gab man ihn mit fünf Jahren in das Benediktinerkloster San Giorgio Maggiore (auf einer Insel bei Venedig), in das er nach Studien in Bologna eintrat und wo er mit 30 Jahren die Priesterweihe empfing und später Abt wurde. Seine wahre Berufung sah er aber in einem Leben als Einsiedler, so dass er sich 1015 auf den Weg ins Heilige Land machte, um wie sein Vorbild, der Heiligen Hieronymus, in Askese zu leben.
Ein Sturm trieb sein Schiff über die Adria, wo es auf der Insel St. Andreas (nördlich von Dubrovnik, Kroatien, heute unbewohnt) landete. Im dortigen Kloster machte er die Bekanntschaft des ungarischen Gesandten, der ihn mit nach Ungarn nahm. In Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) lernte er König Stephan I. (István; Heiliger) kennen, der von seiner Ausstrahlung und seinen Fähigkeiten so beeindruckt war, dass er ihn bat, die Erziehung seines Sohnes Emmerich (Imre; Heiliger) zu übernehmen. 1023 machte ihn Stephan zum Bischof von Csanád (heute im westlichen Rumänien); er konnte dieses Amt allerdings erst sieben Jahre später antreten und begab sich in der Zwischenzeit in die St.-Moritz-Abtei, wo er meditierte und seinen Studien nachging. Nach der Übernahme seiner Diözese machte er sich durch eine erfolgreiche Missionstätigkeit und sein mildes, menschenfreundliches Wesen bald einen guten Namen. Er kümmerte sich um Arme, Kranke und Aussätzige und sorgte persönlich für das Wohlergehen der frisch getauften Bevölkerung, der er auch durch seinen asketischen Lebenswandel ein gutes Vorbild war.
Stephan I. unterstützte ihn nach Kräften, doch nach seinem Tod 1038 kam es zu jahrelangen Streitigkeiten um die Nachfolge, die Gerhard zunächst für seinen eigenen politischen Einfluss nutzen konnte: Zwei Thronaspiranten, Aba Samuel und dem venezianischen Abenteurer Peter Orseolo, versagte er mit Erfolg die kirchliche Unterstützung. Als die Wirren in einen Volksaufstand mündeten, richtete sich die Wut der Ungarn nicht nur gegen das unfähige Königshaus, sondern auch gegen die neu etablierte Kirche. Während Gerhards Reise nach Székesfehérvár (Stuhlweißenburg), wo er mit anderen Bischöfen den neuen Kandidaten für den Thron vom Rückfall ins Heidentum abhalten wollte, flogen am 24. September 1046 in Buda zunächst Steine gegen die Geistlichen, dann stürzte man die Wagen um und erstach Gerhard mit einer Lanze. Nach einer anderen Version wurde er in ein Fass gesteckt und vom Berg Kelen (dem später nach ihm benannten Gellértberg) in die Donau gerollt. Zwei weitere Bischöfe und ungezählte andere Geistliche kamen an diesem Tag ums Leben.
Zunächst bestattete man Gerhard in der Kirche Unserer Lieben Frau in Budapest, ein paar Jahre später wurden die Gebeine ins von ihm gegründete Marienkloster nach Csanád überführt. 1083 wurde er von Papst Gregor VII. (Heiliger) heiliggesprochen. Während der Bauernaufstände 1514 wurden das Kloster und das Grab des Heiligen zerstört, nur wenige Reliquien gelangten in die Abtei San Giorgio Maggiore bei Venedig, deren Vorstand er gewesen war.
Auf dem Gellértberg in Budapest errichtete man 1904 dem Schutzpatron der Stadt ein imposantes Denkmal.

Darstellung: als Bischof im Ornat oder als Benediktinerabt im schwarzen Habit

Attribute: Mitra, Stab, Buch, Marienbild; von Pfeil durchbohrtes Herz, Lanze, Fass (Martyrium)

 

Dieser Text ist dem "Lexikon der Heiligen und Namenstage" entnommen. Albert Urban (Hg.), Herder-Verlag, Freiburg, 2010

Matthiaskirche, Budapest


Mit dem Schiff durch Budapest

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