Emmerich und sein Erzieher Gerhard. Matthiaskirche, Budapest |
Namenstage: Gerhard, Gerd
Funktion: Heiliger, Benediktiner, erster Bischof von Csanád, Märtyrer
Gedenktag: 24. September
Patronat: Budapest; der Pädagogen
besonders verehrt in Budapest (Gellértberg)
Gherardo Sagredo (Gerhard), der Spross einer reichen patrizischen
Familie, wurde am 23. April um 980 in Venedig geboren. Nachdem er eine
schwere Krankheit nur knapp überlebt hatte, gab man ihn mit fünf Jahren
in das Benediktinerkloster San Giorgio Maggiore (auf einer Insel bei
Venedig), in das er nach Studien in Bologna eintrat und wo er mit 30
Jahren die Priesterweihe empfing und später Abt wurde. Seine wahre
Berufung sah er aber in einem Leben als Einsiedler, so dass er sich 1015
auf den Weg ins Heilige Land machte, um wie sein Vorbild, der Heiligen
Hieronymus, in Askese zu leben.
Ein Sturm trieb sein Schiff über die
Adria, wo es auf der Insel St. Andreas (nördlich von Dubrovnik,
Kroatien, heute unbewohnt) landete. Im dortigen Kloster machte er die
Bekanntschaft des ungarischen Gesandten, der ihn mit nach Ungarn nahm.
In Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) lernte er König Stephan I. (István;
Heiliger) kennen, der von seiner Ausstrahlung und seinen Fähigkeiten so
beeindruckt war, dass er ihn bat, die Erziehung seines Sohnes Emmerich
(Imre; Heiliger) zu übernehmen. 1023 machte ihn Stephan zum Bischof von
Csanád (heute im westlichen Rumänien); er konnte dieses Amt allerdings
erst sieben Jahre später antreten und begab sich in der Zwischenzeit in
die St.-Moritz-Abtei, wo er meditierte und seinen Studien nachging. Nach
der Übernahme seiner Diözese machte er sich durch eine erfolgreiche
Missionstätigkeit und sein mildes, menschenfreundliches Wesen bald einen
guten Namen. Er kümmerte sich um Arme, Kranke und Aussätzige und sorgte
persönlich für das Wohlergehen der frisch getauften Bevölkerung, der er
auch durch seinen asketischen Lebenswandel ein gutes Vorbild war.
Stephan I. unterstützte ihn nach Kräften, doch nach seinem Tod 1038 kam
es zu jahrelangen Streitigkeiten um die Nachfolge, die Gerhard zunächst
für seinen eigenen politischen Einfluss nutzen konnte: Zwei
Thronaspiranten, Aba Samuel und dem venezianischen Abenteurer Peter
Orseolo, versagte er mit Erfolg die kirchliche Unterstützung. Als die
Wirren in einen Volksaufstand mündeten, richtete sich die Wut der Ungarn
nicht nur gegen das unfähige Königshaus, sondern auch gegen die neu
etablierte Kirche. Während Gerhards Reise nach Székesfehérvár
(Stuhlweißenburg), wo er mit anderen Bischöfen den neuen Kandidaten für
den Thron vom Rückfall ins Heidentum abhalten wollte, flogen am 24.
September 1046 in Buda zunächst Steine gegen die Geistlichen, dann
stürzte man die Wagen um und erstach Gerhard mit einer Lanze. Nach einer
anderen Version wurde er in ein Fass gesteckt und vom Berg Kelen (dem
später nach ihm benannten Gellértberg) in die Donau gerollt. Zwei
weitere Bischöfe und ungezählte andere Geistliche kamen an diesem Tag
ums Leben.
Zunächst bestattete man Gerhard in der Kirche Unserer
Lieben Frau in Budapest, ein paar Jahre später wurden die Gebeine ins
von ihm gegründete Marienkloster nach Csanád überführt. 1083 wurde er
von Papst Gregor VII. (Heiliger) heiliggesprochen. Während der
Bauernaufstände 1514 wurden das Kloster und das Grab des Heiligen
zerstört, nur wenige Reliquien gelangten in die Abtei San Giorgio
Maggiore bei Venedig, deren Vorstand er gewesen war.
Auf dem Gellértberg in Budapest errichtete man 1904 dem Schutzpatron der Stadt ein imposantes Denkmal.
Darstellung: als Bischof im Ornat oder als Benediktinerabt im schwarzen Habit
Attribute: Mitra, Stab, Buch, Marienbild; von Pfeil durchbohrtes Herz, Lanze, Fass (Martyrium)
Dieser Text ist dem "Lexikon der Heiligen und Namenstage" entnommen. Albert Urban (Hg.), Herder-Verlag, Freiburg, 2010
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