St. Peter vom Hahnenschrei, Jerusalem |
Zu den menschlich bittersten Geschehnissen der Passion Jesu gehört sicherlich, wie Simon Petrus, der ein Fels sein sollte, seinen Meister verleugnete. Diese Geschichte von der Verleugnung des Petrus ist in allen vier Evangelien mit einem nächtlichen Verhör im Haus des Hohenpriesters Kajaphas verknüpft. Sie lautet beim Evangelisten Matthäus (Elberfelder Bibel):
57 Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn weg zu Kaiphas, dem Hohenpriester, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt waren. 58 Petrus aber folgte ihm von weitem bis zu dem Hof des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Dienern, um den Ausgang zu sehen. 59 Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat[13] suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen; 60 und sie fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei falsche Zeugen herbei 61 und sprachen: Dieser sagte: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen ihn wieder aufbauen. 62 Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts? Was zeugen diese gegen dich? 63 Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester sagte zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes! 64 Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels. 65 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat gelästert. Was brauchen wir noch Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Lästerung gehört. 66 Was meint ihr? Sie aber antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig. 67 Dann spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; einige aber schlugen ihn ins Gesicht 68 und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist es, der dich schlug?
69 Petrus aber saß draußen im Hof; und es trat eine Magd zu ihm und sprach: Auch du warst mit Jesus, dem Galiläer. 70 Er aber leugnete vor allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst. 71 Als er aber in das Torgebäude hinausgegangen war, sah ihn eine andere; und sie spricht zu denen, die dort waren: Auch dieser war mit Jesus, dem Nazoräer[14]. 72 Und wieder leugnete er mit einem Eid: Ich kenne den Menschen nicht! 73 Kurz nachher aber traten die Umstehenden herbei und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, auch du bist einer von ihnen, denn auch deine Sprache verrät dich. 74 Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht! Und gleich darauf krähte der Hahn. 75 Und Petrus gedachte des Wortes Jesu, der gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
Bei Ausgrabungen am westlichen Hang des Tyropoeon-Tals fanden 1889 französische Assumptionistenpatres den Kajaphas-Palast. Sie fanden die Reste einer byzantinischen Kirche (20x14), die über mehreren Höhlen an den Hang gebaut war. Der Zugang war von Norden her. Räume neben der Kirche lassen auf ein Kloster schließen. Eine Inschrift auf deren Fußboden zitierte den Psalmvers: Der Hüte behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst (Ps 121,8), während eine Stifterinschrift lautete: Für das Heil Marias.
Nach dem Vorbild dieser Kirche erbauten die Assumptionisten 1924-31 eine neue Kirche, die sie mittelalterlichen Pilgerberichten entsprechend St. Petrus in Gallicantu nannten, d.h. St. Peter vom Hahnenschrei. Diese Kirche wurde von 1994-97 renoviert (..).
Die Kirche hat die Form eines griechischen Kreuzes mit kleineren Nischen zwischen den Kreuzarmen.
Über dem Hauptaltar steht Jesus als Angeklagter vor dem Hohen Rat, der Hohepriester zerreißt wegen der vermeintlichen Gotteslästerung sein Gewand.
Jesus vor dem Hohen Rat |
die Zwischenapsiden (dünkler) sind Heiligen gewidmet, die in den Spuren des reumütigen Petrus getreten sind und im Heiligen Land Buße getan haben (ein andermal) |
Im rechten Kreuzesarm sieht man oben das letzte Abendmahl Jesu, darunter den Apostel und Evangelisten Johannes.
einer der Jünger lehnte an der Brust Jesu |
der Evangelist Johannes |
Gegenüber links blickt Petrus seinen Herrn an, den er eben verleugnet hat; darunter thront er als Papst, der krasseste Gegensatz, den einzig das Erbarmen Jesu zu überwinden vermochte.
da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an |
56 Eine Magd sah ihn am Feuer sitzen, schaute ihn genau an und sagte: Der war auch mit ihm zusammen. 57 Petrus aber leugnete es und sagte: Frau, ich kenne ihn nicht. 58 Kurz danach sah ihn ein anderer und bemerkte: Du gehörst auch zu ihnen. Petrus aber sagte: Nein, Mensch, ich nicht! 59 Etwa eine Stunde später behauptete wieder einer: Wahrhaftig, der war auch mit ihm zusammen; er ist doch auch ein Galiläer. 60 Petrus aber erwiderte: Mensch, ich weiß nicht, wovon du sprichst. Im gleichen Augenblick, noch während er redete, krähte ein Hahn. 61 Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an. Und Petrus erinnerte sich an das Wort, das der Herr zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 62 Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
(Lukas 22)
Im rückwärtigen Kreuzesarm fehlt wohl noch das Hauptbild, im unteren Teil hält die Muttergottes die Leidenswerkzeuge ihres Sohn in ihrem Schoß.
Maria mit den Leidenswerkzeugen |
Der Kirchenraum wird an der durchbrochenen Decke von einem Kreuz aus Glas überwölbt mit der Inschrift: Dieses Zeichen des Kreuzes wird am Himmel erscheinen, wenn der Herr zum Gericht kommt (vgl Mt 24,30). Darunter sind die 12 Apostel zu sehen mit der Verheißung: Ihr werdet auf 12 Thronen sitzen und die 12 Stämme Israels richten (Mt 19,28).
(H. Fürst, Im Land des Herrn, 359ff)
Wiederkunft des Herrn |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen