Zu seinen Schwestern hatte Pius oft gesagt: "Ich sehe einen großen Krieg." Wenn sie ihn dann mit allen möglichen Gründen aufzuheitern suchten, antwortete er: "Leider wird es zu einem großen Kriege kommen." Ähnliches sagte er auch zu seinem Staatssekretär. Während des Balkankrieges 1912-1913 äußerte er sehr bestimmt: "Das ist alles nichts im Vergleich zu dem großen Kriege, der kommen wird." Wenn der Kardinal dann meinte, das könne noch lange Zeit haben, so erklärte der Papst eindeutig: "Eminenz, bevor der Jahr 1914 vergeht."
Als am 28. Juni 1914 der österreichische Thronfolger mit seiner Gemahlin bei einem Attentat erschossen wurde, war der Papst tief erschüttert. Er erkannte mit aller Klarheit, daß der lang gefürchtete Krieg unmittelbar bevorstehe. Er versuchte alles, um ihn zu verhindern, und auf die Bitte des österreichischen Botschafters, die Waffen der Donau-Monarchie zu segnen, antwortete der Papst: "Ich segne nicht die Waffen, sondern den Frieden."
Am 2. August, als die Kriegserklärung Tatsache geworden war, richtete er ein "Mahnwort an die Katholiken der ganzen Welt", aus dem der ganze Schmerz spricht, den sein Vaterherz angesichts des Völkermordens empfand. Oft hörte man ihn in den folgenden Tagen die Worte wiederholen: "Ich möchte mein armes Leben hinopfern, um den Untergang so vieler meiner Kinder zu verhüten."
Einmal stöhnte er auf: "O dieser Krieg! Ich spüre, dieser Krieg ist mein Tod."
Leider hatte seine Ahnung ihn nicht getäuscht. Am 15. August überfiel ihn ein Unwohlsein, das sich bald verschlimmerte. Als die große Papstglocke den Römern verkündete, daß Pius im Sterben liege, füllten sich die Kirchen mit Gläubigen, die Gott um sein Leben anflehten und oft ihr eigenes zum Opfer anboten. Aber Gott hatte es anders beschlossen. Am 20. August, noch ehe der Morgen graute, gab Pius X. seine Seele in die Hand seines Schöpfers zurück. Er hatte sein Werk vollendet.
(aus: Kirch/Rodewyk, Helden des Christentums III, 430f)
Grab Pius X., Altarbild Tempelgang Mariä, Petersdom |
heiliger Pius X., bitte für uns!
AntwortenLöschen