links Reste der zerstörten Basilika Saint Martin, rechts die neue 1925 geweihte Basilika in neo-römisch-byzantinischem Stil |
Martin
von Tours, Bischof. Martin wurde um 316 als Sohn eines
römischen Tribunen zu Sabaria geboren, das ist das heutige Steinamanger in
Ungarn. Mit 15 Jahren wurde er als Reitersoldat in die kaiserliche Garde
eingezogen und kam nach Gallien. Vor dem Stadttor von Amiens soll es sich
begeben haben, dass er seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Bettler
geteilt hat. Mit 18 Jahren empfing Martin die Taufe. Nachdem er die Armee verlassen
hatte, wurde er Schüler des hl. Hilarius von Poitiers. Nach dessen Verbannung 356
ging Martin nach Pannonien, um seine Eltern zu bekehren. Von den Arianern vertrieben,
zog er sich auf eine Insel vor Genua als Einsiedler zurück. Um 360 begab er
sich zu dem heimgekehrten Hilarius nach Poitiers und gründete 361 in Ligugé das
erste Kloster Galliens. 371 wählten Klerus und Volk von Tours Martin zu ihrem
Bischof. In der Nähe von Tours gründete Martin 375 das Kloster Marmoutier, das
ein Mittelpunkt asketischen Lebens und eine Schule für hervorragende Bischöfe
wurde. Martin verkündete der noch heidnischen Bevölkerung in den ländlichen
Gebieten das Evangelium und wurde als Wundertäter und Asket, aber auch wegen
seines Gerechtigkeitssinnes und seiner karitativen Gesinnung weithin berühmt.
Die Folge war freilich, dass ihm aus dem verweltlichten Episkopat und dem
verkommenen Klerus Galliens zahlreiche Neider und Gegner erwuchsen. Martin starb
auf einer Seelsorgereise in Candes am 8. November 397 und wurde in Tours
beigesetzt. Zu seinem Begräbnis kamen Tausende von Mönchen und gottgeweihten
Jungfrauen sowie eine große Volksmenge. Martins Bedeutung liegt darin, dass er
das Ideal des asketischen Mönchtums mit dem des Apostolates verband und damit
die Grundlage für das abendländische Mönchtum schuf. Über seinem Grab entstand
eine große Basilika, später auch die Abtei Saint-Martin. Sie war lange Zeit das
wichtigste Pilgerziel des Frankenreiches.
Chlodwig
erwählte Martin zum Schutzherrn und Reichsheiligen der Franken. Martins Mantel
wurde eine Reichsreliquie, die die fränkischen Könige auf ihren Heerzügen
begleitete. In Österreich ist Martin der Landespatron des Burgenlandes.
(Martyrologium Sancrucense)
Mantelteilung auf der alten zerstörten Basilika |
Die alte Basilika ist bis auf diesen Turmteil und einige Fundamente völlig zerstört. 1562 wurde sie von den Hugennotten geplündert, während der Französischen Revolution waren in der Basilika die Pferdestallungen untergebracht, um 1800 wurde sie unter Präfekt Francois Rene Jean de Pommereul weitgehend abgerissen.
Was aber geschah mit dem Grab des hl. Martin? Einem Priester soll es zur Zeit der Plünderung der Basilika durch die Hugenotten gelungen sein, einen Teil der Martinsreliquien zu retten. 1860 entdeckte man bei Grabungen Überbleibsel der urspr. Grabstätte. Dies führte zum Bau der neuen Basilika, die 1925 geweiht wurde.
Unterhalb des Altarbereiches führt ein Treppenabgang in die Krypta, "die ausgeschmückt ist mit Mosaiken, Erinnerungs-, Bitt- und Dankestafeln: auf Latein, Französich, Niederländisch, auf auch Deutsch. Es riecht nach Kerzenwachs, das Licht ist gedämpft. In der Tiefe erwartet Gläubige das `Tombeau` , was sich zwar mit Grab übersetzen lassen mag, doch statt eines Sarkophags beschränkt sich die Stätte auf eingefasste Steinreste des Originalgrabmals."
Pilgergebet zum Heiligen Martin an seinem Grab
Seliger Martin, wir kommen zu dir.
Soldat Gottes, Sendbote Christi,
Zeuge seines Evangeliums und Hirte seiner Kirche.
Wir bitten dich:
Mögest du vor Gott
in der großen Stille gegenwärtig sein,
in einsamen Nächten.
Gib uns durch ihn, dass wir treu bleiben
in unserem Glauben und im Gebet.
Du, der du noch nicht die Taufe empfangen hattest,
gabst einem Bettler die Hälfte deines Mantels,
hilf uns, mit unseren Brüdern zu teilen.
Nimm uns unter deinen Schutz
und bewahre uns vor dem Bösen.
Du, der du gegen Abend deines Lebens
der Tage Lasten und Arbeiten nicht verweigertest,
hilf uns, gehorsam dem Willen des Vaters zu folgen.
Wecke in unseren Herzen den Wunsch,
uns mit dir zu vereinen, und so nah wie möglich bei dir
die Freude der glückseligen Ewigkeit zu erkennen.
(Übersetzung Andreas Drouve)
"Ein Reliquiar, das Teile vom linken Arm und vom Schädel des Heiligen beinhaltet, wird am 11. November öffentlich gezeigt."
(zit. Andreas Drouve, der hl. Martin, 110f)
Stiege, die zur Sakristei führt |
Holzrelief des betenden und zelebrierenden hl. Martin, Sakristei, Saint Martin |
Die Zelebration hätte ich mir auch anders vorstellen können ;-), z. B. so wie beim hl. Martin im Bild vorher |
Martin lässt sich taufen, Glasfenster, Saint Martin |
Zwei Reliefe des Holzportals zeigen Symbole des hl. Martin, den Helm eines römischen Soldaten und die bischöfliche Mitra.
Mantelteilung und Martin als Bischof vor dem Hauptportal |
Bei einem Bild weiter oben dachte ich mir schon ... da hat man direkt einen Altar an dieser geheiligten Grabstätte ... aber nein, es muß natürlich ein Volkxaltar noch her. Danach las ich weiter unter "Die Zelebration hätte ich mir auch anders vorstellen können ;-), z. B. so wie beim hl. Martin im Bild vorher" und war getröstet, daß ich mit meinem Sinnen nicht ganz allein bin ...
AntwortenLöschenLieben Dank für die wundervollen Bilder!
Wie angemessen es ist, sich beim Beten gegenseitig anzuschauen, weiß jeder, der es mal ausprobiert. Nämlich gar nicht.
LöschenAm meisten hat mich mal die Aussage eines Priesters überzeugt, der bei einem Vortrag meinte: "wenn ich Sie jetzt anschaue und sage "allmächtiger Gott"... das trifft es wohl sehr gut. Da ist mir wirklich bewusst geworden, dass die Zelebrationsrichtung versus populum zumindest nicht immer Sinn macht.
LöschenIhr habt ja so Recht...
Löschenaber wagt das einmal als Priester bei uns zu sagen...