Sonntag, 21. Februar 2016

Das Heilige Land 9 - Impressionen vom Berg Tabor


Die alten Impressionen ....

und die neuen:




In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.
Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte.
Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.
(Lukas 9,28-26, Evangelium vom 2. Fastensonntag)





Nachdem uns die Liturgie am letzten Sonntag das Evangelium von den Versuchungen Jesu in der Wüste vorgelegt hat, lädt sie uns, den Weg der Buße fortsetzend, heute, am zweiten Fastensonntag, dazu ein, über das außerordentliche Ereignis der Verklärung auf dem Berg Tabor nachzudenken.
Zusammen betrachtet, nehmen beide Episoden das Ostergeheimnis vorweg: Der Kampf Jesu mit dem Versucher lässt den großen Endkampf der Passion vorausahnen, während das Licht seines verklärten Leibes die Herrlichkeit der Auferstehung vorwegnimmt. Einerseits sehen wir Jesus, wie er ganz Mensch ist, mit dem wir sogar die Versuchung gemeinsam haben; andererseits betrachten wir ihn als Gottes Sohn, der unsere Menschheit vergöttlicht. Demgemäß könnten wir sagen, dass diese beiden Sonntage die Rolle von Pfeilern haben, auf denen das ganze Gebäude der Fastenzeit bis Ostern gegründet ist, ja mehr noch: die gesamte Struktur des christlichen Lebens, das wesentlich in der österlichen Dynamik besteht: vom Tod zum Leben.
Tabor wie Sinai: Der Berg ist der Ort der Nähe mit Gott. Er ist der hinsichtlich des alltäglichen Daseins erhöhte Raum, wo man die reine Luft der Schöpfung atmet. Er ist der Gebetsort, an dem man sich in der Gegenwart Gottes befindet, wie Moses und Elias, die neben dem verklärten Jesus erscheinen und mit ihm über den „Exodus“ sprechen, der ihn in Jerusalem erwartet, das heißt sein Pascha. Die Verklärung ist ein Ereignis des Gebetes: Betend taucht Jesus in Gott ein; er vereinigt sich in seinem Innern mit ihm, er schließt sich mit seinem menschlichen Willen dem Willen der Liebe Gottes an, und so nimmt ihn das Licht auf, und sichtbar erscheint die Wahrheit seines Seins: Er ist Gott, Licht vom Licht.
Auch die Kleider Jesu werden weiß und blendend. Dies lässt an die Taufe denken, an das weiße Kleid der Neugetauften. Wer in der Taufe neu geboren wird, wird mit Licht neu eingekleidet und nimmt so die himmlische Existenz vorweg, die die Offenbarung des Johannes mit dem Symbol der weißen Gewänder darstellt (vgl. Offb 7,9.13). Das ist der zentrale Punkt: Die Verklärung ist Vorwegnahme der Auferstehung, diese jedoch setzt den Tod voraus.
Jesus offenbart den Aposteln seine Herrlichkeit, damit sie die Kraft finden, dem Skandal des Kreuzes entgegenzutreten, und damit sie begreifen, dass es notwendig ist, große Not zu durchschreiten, um zum Reich Gottes zu gelangen.
Die Stimme des Vaters, die aus der Höhe erschallt, erklärt – wie bei der Taufe am Jordan -, dass Jesus sein geliebter Sohn ist, und er fügt hinzu: „Auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17,5). Um in das ewige Leben einzutreten, muss man auf Jesus hören, ihm auf dem Weg des Kreuzes folgen und dabei wie er die Hoffnung auf die Auferstehung in sich tragen. „Spe salvi“, gerettet in der Hoffnung. Heute können wir sagen: „Verklärt in der Hoffnung“.
Wenden wir uns jetzt im Gebet an Maria, erkennen wir dabei in ihr das menschliche Geschöpf, das innerlich von der Gnade Christi verklärt ist und vertrauen wir uns ihrer Führung an, um mit Glauben und Großherzigkeit den Weg der Fastenzeit zu beschreiten.
(Benedikt XVI. beim Angelus am 18.2.2008)



Die Basilika steht auf einem Gelände, das seit byzantinischer Zeit als Ort der Verklärung Christi verehrt wird. Sie wurde von den Franziskanern 1921-1924 nach syrisch-römischen Vorbildern errichtet. Das Innere gliedert sich in drei Schiffe. Von den Seitenschiffen führen Treppen zum hochgelegenen Hochaltar, der von einem Mosaik der Verklärung Christi überstrahlt wird. Eine Treppe in der Breite des Mittelschiffes führt zur darunter gelegenen offenen Krypta, wo die alte Apsis und der alte Altar noch erhalten sind.




Unveränderliches Licht vom Licht des Vaters,
o Wort, in deinem strahlenden Licht haben wir heute am Tabor das Licht gesehen,
das der Vater ist, und das Licht, das der Geist ist;
ein Licht, das jedes Geschöpf erleuchtet.
(Ostkirche, Matutin am Fest der Verklärung)


Die in der Krypta angebrachten Mosaike deuten das lateinische Wort für Verklärung transfiguratio: eine Verwandlung vollzog sich an Christus in seiner irdischen Geburt, in der Gabe der Eucharistie und in seiner Auferstehung.
(vgl. H. Fürst, Im Land des Herrn, 157)

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