Donnerstag, 21. November 2013

Unsere Liebe Frau in Jerusalem

Das Fest bezieht sich auf das nichtkanonische Protoevangelium des Jakobus, nach dem Maria von den Eltern als Kind in den Tempel gebracht und Gott geweiht wurde (Mariä Opferung), um dort erzogen zu werden:

"Das Kind wuchs heran. Als es zwei Jahre alt geworden war, sagte Joachim: "Wir wollen es zum Tempel des Herrn bringen, um das Versprechen einzulösen, das wir gegeben  haben"... Und Anna sagte: "Wir wollen bis zum dritten Jahr zuwarten, damit das Kind nicht durch die frühe Trennung Heimweih nach Vater und Mutter bekommt." .... Als aber das dritten Jahr um war, riefen sie die Töchter der Hebräer, die unbefleckt waren, und jede nahm eine Fackel und zündete sie an, damit das Kind dem Tempel zugewandt blieb und sich nicht ablenken ließ. So brachten sie es zum Tempel vor den Priester, der das Kind küßte, segnete und sprach: "Groß gemacht hat der Herr deinen Namen unter allen Geschlechtern, durch dich wird er den Kindern Israels am Ende der Tage die Erlösung offenbaren!" Und der ließ sie auf der dritten Stufe des Altares sitzen. Der Herr aber erfüllte sie mit Anmut, und das ganze Haus Israel gewann sie lieb. Die Eltern gingen staunend hinab in ihr Haus und lobten den Allerhöchsten; denn das Kind hatte sich ihnen nicht zugewandt. Maria aber blieb im Tempel des Herrn und nährte sich wie eine Taube, indem sie ihre Nahrung aus Engelshand erhielt."

Die Bibelexegese behauptet, dass es sich bei der Erzählung von der Opferung Marias nicht um eine geschichtliche Tatsache handelt, denn der Tempel durfte nur von Priestern, nicht einmal von Männern und schon gar nicht von Frauen betreten werden. Außerdem spricht das Alte Testament nie von einer Tempelschule für Mädchen und kennt auch den Brauch nicht, Mädchen im dritten Lebensjahr Gott zu weihen und im Tempel erziehen zu lassen. Dem entsprechend legt der neue Name "Unsere liebe Frau in Jerusalem", den das Fest Mariä Opferung durch die Liturgiereform erhielt, den Inhalt des Gedächtnisses nicht mehr genau fest.
So feiern wir gemeinsam mit der Ostkirche, dass sich Maria von Kindheit an Gott ganz geschenkt hat. Der Gedanke einer Opferung Marias bleibt somit bedeutsam, denn Maria hat sich Gott zum Opfer dargebracht. Als Urbild der Kirche und als Tempel des Heiligen Geistes zeigt uns Maria, dass Gott von uns bedingungslose Hingabe verlangt.

(vgl. Walter Lang, Marienverehrung und Marienfeste, 179ff)

Gütiger Gott, wir gedenken am heutigen Tag der seligen Jungfrau Maria,
die du mit der Fülle deiner Gnade beschenkt hast. 
Höre auf ihre Fürsprache und laß auch uns am Reichtum deiner Gnade teilhaben,
damit wir mit ganzer Hingabe und frohem Vertrauen vor dir leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
(Tagesgebet)


Deckenfresko, Kleinmariazell, Maria wird von ihren Eltern zum Tempel gebracht, wo sie als Tempeldienerin aufwächst

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