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Altar von Johannes Paul II., als Kaplan in St. Florian, Krakau
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Im März 1949, acht Monate nach seiner Ankunft, wurde der Vikar von Niegowic in die Pfarrei St. florian in Krakau versetzt, in eine ganz andere Umgebung. Dort sollte Karol Woytyla eine Art der Seelsorge entwickeln und Freundschaftsbande knüpfen, die mehr als ein halbes Jahrhundert überdauerten. (..)
Die Studentenseelsorge hatte traditionell ihren Sitz an der Universitätskirche St. Anna. () Der dort wirkende Pfarrer Jan Pietraszko hatte unter den Studenten und der Krakauer Intelligenz so erfolgreich gewirkt, dass man das Studentenpfarramt vergrößeren mußte. Zu diesem Zweck hatte der Fürst-Kardinal den Vikar Wojtyla der Florianskirche zugewiesen, wo ein zweiten Seelsorgezentrum (...) geschaffen werden sollte. Woytila, der schon immer 16 bis 18 Stunden täglich arbeitete, packte die Aufgabe energisch an.
In seinen Jahren an St. Florian führte Wojtyla eine Reihe geistiger, liturgischer, kultureller und seelsorgischer Neuerungen ein, welche die Studentenseelsorge in der Erzdiözese Krakau einschneidend veränderten. Zugleich parierte er Punkt für Punkt die Bemühungen der stalinistischen Herrscher Polens, die Geschichte und Kultur des Landes umzuschreiben.
(in Stichworten):
- eine wöchentliche Verstanstaltungsreihe, die sich mit der Existenz Gottes und der geistigen Natur des Menschen befaßte
- Bildung einer Gruppe, die Thomas von Aquin im lateinischen Original las.
- durch seine Predigten lernte der Kaplan viele Intellektuelle kennen und kam rasch in den Dialaog mit den Naturwissenschaften.
- angeregt durch Pius Parsch gründete der Kaplan einen Studentchor und führte dialogische Messen ein, in denen die Studenten die Antworten gaben, die sonst den Meßdienern vorbehalten waren.
- Aufführung mittelalterlicher Mysterienspiele, die biblische Themen aufgriffen.
- der heftigste Kampf zwischen Kirche und Regime wurde auf dem Feld der Familie ausgetragen. Wohnungssituation, die Arbeitsstunden, die Schulstunden: alles war so organisiert, dass Eltern möglichst wenig Zeit mit ihren Kindern verbrachten. Die Ministrantentreffen fanden deshalb immer gemeinsam mit den Eltern statt, so daß die Familie Zeit miteinander verbrachte und dazu noch religiös unterwiesen wurde.
- 1950 führte Wojtyla den ersten Unterricht für Brautpaare in der Geschichte der Erzdiözese Krakau ein. Er schuf ein pastorales Programm, das junge Paare durch religiöses Nachdenken, theologische Unterweisung und offene Erörterung des Ehelebens und der Kindererziehung auf die christliche Ehe und Familie vorbereitete. Zu diesem Programm lud er auch Ärzte und Krankenschwestern ein.
- Während seiner zweieinhalb Jahre an der Florianskirche traute Wojtyla 160 Paare, im Durchschnitt eines pro Woche.
Die dauerhafteste Folge seiner Zeit an St. Florian war wohl, daß Karol Wojtyla hier tiefe persönliche, spirituelle und geistige Freundschaften mit jungen Laien schloß - Freundschaften, die in einigen Fällen mehr als 50 Jahre überdauert haben.
(aus: G. Weigel, Zeuge der Hoffnung, 98ff)
Johannes Paul bei einem Einkehrtag für Studenten:
Der Sexualtrieb ist eine Gabe Gottes. Der Mensch kann diesen Trieb ausschließlich Gott aufopfern und das Gelübde der Jungfräulichkeit ablegen.
Er kann ihn aber auch einem anderen Menschen schenken, in dem Wissen, daß er ihn einer Person gibt. Es kann kein Akt des Zufalls sein. Auf der anderen Seite steht auch ein Mensch, der nicht verletzt werden darf, den man lieben sollte. Nur eine Person kann eine Person lieben.
Zu lieben heißt, das Wohl des anderen zu wollen, sich selbst für das Glück des anderen aufzuopfern. (ebd)
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Heiliger Johannes Paul II., bitte für uns und deine Nachfolger im Petrusamt
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