Montag, 13. Januar 2020

Am Grab des hl. Bischofs Hilarius von Poitiers



Bischof, Kirchenlehrer
Namensdeutung: der Heitere, Fröhliche (lat.)
Namenstage: Hilarius, Ilario, Hilaire, weibl.: Hilaria, Ilaria, Hillary, Hilly
Gedenktag: 13. Januar
Lebensdaten: geboren um 310 in Poitiers, gestorben am 13. Januar 367 ebendort
Lebensgeschichte: Hilarius entstammte einer wohlhabenden gallorömischen Familie und schlug nach einer gründlichen Ausbildung besonders in Philosophie und Rhetorik die Beamtenlaufbahn ein. Seine Wahrheitssuche und das Studium der Heiligen Schrift führten ihn schließlich zur Anerkenntnis des Schöpfergottes und seines menschgewordenen Sohnes. 345 ließ er sich mit Frau und Tochter taufen, keine zehn Jahre später wählte ihn die kleine christliche Gemeinde von Poitiers zu ihrem Bischof.
Seine ganze Amtszeit hindurch musste er sich vor allem mit dem Arianismus auseinandersetzen, der sich mit Hilfe der Kaiser über das ganze Reich verbreitet hatte. Er trat gleich zu Beginn so entschieden gegen die Irrlehre auf, dass er ins Exil nach Phrygien (heutige Türkei) gehen musste. Dort geriet er ebenfalls ins Zentrum des theologischen Streits. Für seine Mitbrüder in Gallien übertrug er die rechtgläubigen Synodenbeschlüsse der orientalischen Kirche vom Griechischen ins Lateinische, womit er nach seiner Rückkehr nach Poitiers eine Wende verursachte, welche die Irrlehre zu überwinden half.
Bei aller Entschiedenheit in der Lehre war Hilarius geduldig mit denen, für die der Sohn dem Vater im Wesen wenigstens „ähnlich“ ist, auch wenn sie den vollständigen Glauben an die Dreifaltigkeit nicht teilen konnten. Hilarius verfasste ein umfangreiches theologisches Werk und gilt darüber hinaus als der erste Hymnendichter der Westkirche. Martin von Tours war sein berühmtester Schüler. Er starb am 13. Januar 367 und wurde in Poitiers beigesetzt.
Verehrung: Hilarius, der in der orthodoxen Kirche schon immer als Kirchenlehrer verehrt worden ist, wurde 1851 von Papst Pius IX. zum Kirchenlehrer erhoben.
Darstellung: in bischöflichem Ornat mit Schlangen oder als Drachentöter
Patron: von Poitiers, Parma, La Rochelle und Luçon, Helfer der schwächlichen Kinder und gegen Schlangenbiss
(Bistum Augsburg)


Heiliger Hilarius, bitte für uns

 „Die Kirche siegt dann, wenn sie verwundet ist.
Sie wird dann Erfolg haben, wenn sie verlassen scheint.“

Reliquienschrein des hl. Hilarius von Poitiers, 1892, Saint Hilaire le Grand, Poitiers

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute möchte ich über einen großen Kirchenvater des Westens sprechen, den heiligen Hilarius von Poitiers, eine der großen Bischofsgestalten des vierten Jahrhunderts. In der Auseinandersetzung mit den Arianern, die Jesus, den Sohn Gottes, nur als Geschöpf betrachtet haben, wenn auch als das hervorragendste Geschöpf, widmete Hilarius sein ganzes Leben der Verteidigung des Glaubens an die Gottheit Jesu Christi, Sohn Gottes und Gott wie der Vater, der ihn von Ewigkeit her gezeugt hat.

Wir verfügen über keine sicheren Angaben über den Großteil des Lebens des Hilarius. Die alten Quellen berichten, dass er in Poitiers wahrscheinlich um das Jahr 310 geboren wurde. Aus einer wohlhabenden Familie stammend, empfing er eine achtbare literarische Ausbildung, die in seinen Schriften gut erkennbar ist. Es hat nicht den Anschein, dass er in einem christlichen Umfeld aufgewachsen wäre. Er selbst spricht von einem Weg der Suche nach der Wahrheit, der ihn Schritt für Schritt zur Annahme des Schöpfergottes und des Mensch gewordenen Gottes geführt habe, der gestorben ist, um uns das ewige Leben zu schenken. Um das Jahr 345 empfing er die Taufe und wurde dann um 353/354 zum Bischof seiner Geburtsstadt gewählt. In den folgenden Jahren schrieb Hilarius sein erstes Werk, den Kommentar zum Matthäusevangelium. Es handelt sich um den ältesten erhaltenen Kommentar zu diesem Evangelium in lateinischer Sprache. 356 nahm Hilarius als Bischof an der Synode von Béziers im Süden Frankreichs teil, der „Synode der falschen Apostel“, wie er selbst sie nannte, insofern die Versammlung von Bischöfen dominiert wurde, die dem Arianismus freundlich gesinnt waren und die Gottheit Jesu Christi leugneten. Diese „falschen Apostel“ forderten von Kaiser Constantius die Verurteilung des Bischof von Poitiers zum Exil. So war Hilarius gezwungen, Gallien im Sommer 356 zu verlassen.

In der Verbannung in Phrygien in der heutigen Türkei kam Hilarius mit einer religiösen Umgebung in Kontakt, die ganz vom Arianismus beherrscht war. Auch dort drängte ihn seine Hirtensorge, tapfer für die Wiederherstellung der Einheit der Kirche auf der Grundlage des rechten Glaubens zu arbeiten, wie ihn das Konzil von Nizäa formuliert hatte. Zu diesem Zweck nahm er die Verfassung seines wichtigsten und bekanntesten dogmatischen Werks in Angriff: De Trinitate (Über die Dreifaltigkeit). In ihm legt Hilarius seinen persönlichen Lebensweg zur Erkenntnis Gottes dar und trägt Sorge dafür aufzuzeigen, dass die Schrift eindeutig die Gottheit des Sohnes und seine Gleichheit mit dem Vater nicht nur im Neuen Testament, sondern auch an vielen Stellen des Alten Testaments bezeugt, wo bereits das Geheimnis Christi aufleuchtet. Den Arianern gegenüber besteht er auf der Wahrheit der Namen „Vater“ und „Sohn“. Seine ganze Trinitätstheologie entwickelt er von der Taufformel her, die uns der Herr selbst geschenkt hat: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Der Vater und der Sohn sind eines Wesens. Und wenn einige Stellen des Neuen Testaments vielleicht daran denken lassen, dass der Sohn gegenüber dem Vater einen niedereren Rang einnähme, so bietet Hilarius genaue Regeln, um irreführende Auslegungen zu vermeiden: Einige Stellen der Schrift sprechen von Jesus als Gott, andere hingegen rücken seine Menschheit in den Vordergrund; einige beziehen sich auf ihn in seiner Präexistenz beim Vater, andere wiederum legen das Hauptaugenmerk auf seinen Stand der Entäußerung (kenosis), seinen Abstieg bis hin zum Tod; andere schließlich betrachten ihn in der Herrlichkeit der Auferstehung.

In den Jahren seines Exils schrieb Hilarius auch ein Buch über die Synoden, in dem er für seine Mitbrüder im Bischofsamt in Gallien die Glaubensbekenntnisse und weitere Dokumente der Synoden wiedergibt und kommentiert, die Mitte des vierten Jahrhunderts im Osten stattfanden. Trotz seines stets standhaften Widerstands gegen die radikalen Arianer legt der heilige Hilarius einen versöhnenden Geist gegenüber jenen an den Tag, die bereit waren zu bekennen, dass der Sohn dem Vater im Wesen ähnlich war, wobei er natürlich versuchte, sie zum vollen Glauben zu führen, nach dem es sich nicht allein um eine Ähnlichkeit, sondern um eine wahre Gleichheit des Vaters und des Sohnes in der Gottheit handelt. Auch das scheint mir kennzeichnend zu sein: der Geist der Versöhnung, der sich darum bemüht, diejenigen zu verstehen, die noch nicht zum vollen Glauben an die wahre Gottheit des Herrn Jesus Christus gelangt sind, und ihnen mit großer theologischer Klugheit hilft, zu ihm zu kommen.

Im Jahr 360 oder 361 konnte Hilarius endlich aus der Verbannung in die Heimat zurückkehren. Er nahm sofort die pastorale Tätigkeit in seiner Kirche wieder auf. Der Einfluss seines Lehramtes fand aber weit über deren Grenzen hinaus Verbreitung.

Eine in Paris im Jahr 360 oder 361 abgehaltene Synode nimmt die Sprache des Konzils von Nizäa auf. Einige alte Schriftsteller denken, dass diese antiarianische Wende des gallischen Episkopats zu einem Großteil der Standhaftigkeit und dem Sanftmut des Bischofs von Poitiers zu verdanken sei. Genau darin bestand sein Talent: Standhaftigkeit im Glauben und Sanftmut in den zwischenmenschlichen Beziehungen miteinander in Einklang zu bringen.

In seinen letzten Lebensjahren verfasste er noch den Traktat über die Psalmen, einen Kommentar zu 58 Psalmen, die nach dem folgenden Prinzip ausgelegt werden, wie in der Einleitung dieses Werks hervorgehoben wird: „Es besteht kein Zweifel, dass alles, was in den Psalmen gesagt wird, gemäß der Botschaft des Evangeliums zu verstehen ist, so dass alles, welcher Art auch die Stimme sei, mit der der prophetische Geist gesprochen hat, auf die Erkenntnis des Kommens unseres Herrn Jesus Christus, Fleischwerdung, Leiden und Reich, sowie auf die Herrlichkeit und die Macht unserer Auferstehung zu beziehen ist“ (Instructio Psalmorum 5). Er sieht in allen Psalmen dieses Durchscheinen des Geheimnisses Christi und seines Leibes, der die Kirche ist. Zu verschiedenen Gelegenheiten traf sich Hilarius mit dem heiligen Martin: Gerade in der Nähe von Poitiers gründete der zukünftige Bischof von Tours ein Kloster, das es noch heute gibt. Hilarius starb im Jahr 367. Sein liturgischer Gedenktag wird am 13. Januar begangen. 1851 erklärte ihn der selige Pius IX. zum Kirchenlehrer.

Um das Wesentliche seiner Lehre zusammenzufassen, möchte ich sagen, dass Hilarius eben den Ausgangspunkt seiner theologischen Reflexion im Taufglauben findet. In De Trinitate schreibt Hilarius:

 Jesus „hat befohlen, ‚im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘ zu taufen (vgl. Mt 28,19), das heißt im Bekenntnis des Urhebers, des Eingeborenen und des Geschenkes. Urheber von allem ist nur einer. Denn ‚einer ist Gott Vater, aus dem alles hervorgeht‘. Und ‚einer ist unser Herr Jesus Christus, durch den alles geschaffen ist‘ (1Kor 8,6), und ,einer ist der Heilige Geist‘ (Eph 4,4), Geschenk in allen. In nichts kann eine derart große Vollkommenheit als fehlend ausgemacht werden, in der im Vater und im Sohn und im Heiligen Geist die Unendlichkeit im Ewigen, die Offenbarung im Bild, die Freude im Geschenk zusammenkommen“ (De Trinitate 2,1). Da Gott Vater ganz Liebe ist, kann er dem Sohn seine Gottheit in Fülle mitteilen. Ich finde die folgende Formulierung des heiligen Hilarius besonders schön: „Gott vermag es weder, irgend etwas anderes als Liebe zu sein, noch etwas anderes als Vater zu sein. Wer liebt, neidet nicht, und wer Vater ist, der ist es in seiner Gesamtheit. Dieser Name lässt keinen Mittelweg zu, so als wäre Gott gleichsam in einer Hinsicht Vater und in anderer Hinsicht nicht“ (ebd. 9,61).

Daher ist der Sohn ganz Gott, ohne den geringsten Mangel oder die geringste Verkürzung: „Wer vom Vollkommenen kommt, ist vollkommen, denn wer alles hat, der hat ihm alles gegeben“ (ebd. 2,8). Nur in Christus, Gottessohn und Menschensohn, findet die Menschheit Heil. Indem er die menschliche Natur angenommen hat, hat er jeden Menschen mit sich vereinigt: „Er ist unser aller Fleisch geworden“ (Tractatus in Psalmos 54,9). „Er hat in sich das Wesen jedes Fleisches aufgenommen, und durch das Fleisch ist er der wahre Weinstock geworden; er trägt in sich die Wurzel eines jeden Rebschosses“ (ebd. 51,16).

Gerade deshalb ist der Weg hin zu Christus für alle offen – denn er hat alle in sein Menschsein aufgenommen, auch wenn immer die persönliche Umkehr geboten ist: „Durch die Beziehung mit seinem Fleisch ist der Zugang zu Christus für alle offen, unter der Bedingung, dass sie sich des alten Menschen entkleiden (vgl. Eph 4, 22) und ihn an sein Kreuz nageln (vgl. Kol 2,14); unter der Bedingung, dass sie die Werke von früher aufgeben und umkehren, um mit ihm in seiner Taufe begraben zu werden, in Erwartung des Lebens (vgl. Kol 1,12; Röm 6,4)“ (ebd. 91,9).

Die Treue zu Gott ist ein Geschenk seiner Gnade. Deshalb bittet der heilige Hilarius am Ende seiner Abhandlung über die Dreifaltigkeit darum, immer dem Taufglauben treu bleiben zu können. Das ist ein Merkmal dieses Buches: Die Reflexion wandelt sich zum Gebet, und das Gebet geht wiederum in der Reflexion auf. Das ganze Buch ist ein Gespräch mit Gott. Ich möchte die heutige Katechese mit einem dieser Gebete abschließen, das so auch unser Gebet wird:

 „O Herr“ – so betet Hilarius vom Geist erfüllt –, „lass mich immer die Treue zu dem wahren, was ich im Symbol meiner Wiedergeburt bekannt habe, als ich getauft worden bin im Vater, im Sohn und ihm Heiligen Geist. Lass mich dich immer anbeten, dich, unseren Vater, und zusammen mit dir deinen Sohn; lass mich deines Heiligen Geistes würdig werden, der aus dir hervorgeht durch deinen Eingeborenen… Amen“ (De Trinitate 12,57).
 (Katechese über Hilarius von Benedikt XVI., 10. Oktober, 2007)

Saint Hilaire le Grand

Heute gedenkt die Kirche auch des hl. Remigius von Reims.

Hilariusfenster in Saint Hilaire le Grand, Poitiers
Hilarius und der hl. Bischof Martin
Fresko des hl. Hilarius in der Kathedrale von Aquileia

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