Heiliger Johannes Paul II, bitte für uns! |
Als von Gott bestellte Hirten im Volke Gottes habt Ihr sorgfältig
über das Euch anvertraute Gut des Glaubens zu wachen, damit der Glaube
vollständig und unversehrt an die nachwachsende Generation weitergegeben
wird.
Seid Euch aber stets bewußt, daß die Kirche nicht eine Sammlung
trockener, formelhafter Lehren zu hüten hat. Was die Kirche lehrt, ist
nie nur Formel. Es ist Frucht einer lebendigen Begegnung mit dem Herrn
und ist daher Türe zu ihm. Es ist Sichtbarwerden jener Wahrheit, die Weg
ist. Wo Lehre veruntreut wird, wird Leben angegriffen, werden Wege
verschüttet. Alle Lehren unseres Glaubens laufen zusammen in einer
lebendigen Person, Jesus Christus. Wir lieben die Erkenntnis des
Glaubens, weil wir darin ihn selber lieben; Glaube ist Erkenntnis, die
aus der Liebe geboren wurde. So geht es letztlich immer um die personale
Begegnung mit Jesus Christus. Sie ist entscheidend, bei Euch selbst und
auch bei den Euch anvertrauten Priestern und Lehrern und allen
Gläubigen. Hüter des Glaubens sein heißt Hüter des Lebens sein, das
Christus bringt, des Lebens in Fülle.
5. Wie das Zweite Vatikanische Konzil uns erinnert, erscheint in
dieser Aufgabe der Verkündigung der Botschaft Christi ”besonders
wertvoll jener Lebensstand, der durch ein besonderes Sakrament geheiligt
wird, das Ehe- und Familienleben“. Bemüht Euch darum um eine sehr
intensive und zeitgemäße Familienpastoral. Die Eltern sind nicht nur die
ersten, sondern in den allermeisten Fällen auch die wichtigsten
Glaubenszeugen. Schon von früh an spüren die Kinder, ob diese Wert
darauf legen, in lebendiger Verbindung mit Gott zu leben; im Vertrauen
auf seine Führung, in Gemeinschaft mit Jesus Christus und im Bewußtsein,
daß sie die Kraft des Heiligen Geistes nicht im Stich läßt. Schon früh
spüren sie, ob die Eltern die Kirche lieben, den Gottesdienst und die
Sakramente, vor allem aber, ob sie sich ernstlich darum bemühen, ihren
Glauben zu leben.
Ladet die Eltern ein, die vielen Gelegenheiten zu
nützen, die sich ihnen glücklicherweise in diesem Land bieten, um ihren
Glauben zu bilden und sie auf die wichtige Aufgabe vorzubereiten, die
sie an ihren Kindern als erste Glaubenszeugen zu erfüllen haben.
Gesprächsgruppen in der Gemeinde, Bildungshäuser, gute Bücher und vieles
andere stehen ihnen zur Verfügung. Ihr werdet darauf achten, daß diese
Einrichtungen von innen her dem Glauben der Kirche dienen, so daß Ihr
sie wirklich uneingeschränkt allen als Wege der Begegnung mit dem
Evangelium empfehlen könnt.
Bemüht euch zugleich um eine wirksame Erwachsenenkatechese, die ja die ”hauptsächliche Form der Katechese“ ist. Denn erst ein Glaube, der ernsthaft von erwachsenen Menschen vertreten, durchdacht, besprochen und in die eigene Sprache übersetzt ist, und bei dem Erwachsene gemeinsam fragen, wie sie diesen Glauben unter den heutigen Verhältnissen leben können, erst ein solcher Glaube bietet den Rückhalt, den die nachwachsenden Generationen brauchen, um sich auf ihre Weise den Glauben aneignen zu können. Erfreulicherweise gibt es in Eurem Land zahlreiche entsprechende Bemühungen. Sie werden um so fruchtbarer sein, je mehr sie in enger Verbindung mit Papst und Bischöfen den Glauben aller Zeiten in das Heute dieser unserer Zeit übertragen.
Sorgt Euch mit besonderer Aufmerksamkeit und Hingabe um eine angemessene katechetische Ausbildung der Priester und der anderen hauptamtlichen Mitarbeiter im pastoralen Dienst, Diakone, Ordensleute und Laien, Männer und Frauen. Durch den Dienst, den sie in den einzelnen Gemeinden oder auch an anderen Stellen des kirchlichen Lebens leisten, können sie viel und Wesentliches beitragen zu einer lebendigen und zündenden Weitergabe des Glaubens an die Euch anvertrauten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Mit besonderer Freude höre ich, daß es auch in eurer Diözese zahlreiche Männer und Frauen gibt, die sich ehrenamtlich im Rahmen der Gemeindekatechese um die Hinführung der Kinder zu einem frohen und innerlich befreienden Leben mit der Kirche bemühen, die sich bei der Vorbereitung der Kinder auf die erste hl. Kommunion und auf den Empfang der Firmung beteiligen. Hier wird sich bewahrheiten. Die wirksamsten Zeugen Jesu Christi sind immer diejenigen, die den betreffenden Menschen besonders nahe stehen: durch Verwandtschaft, durch den geringeren Alterunterschied, durch gemeinsames Leben in der Gemeinde.
aus der Ansprache von Johannes Paul II. an die österreichischen Bischöfe, 24. Juni 1988
S. Salvatore in Lauro, Rom |
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