Sonntag, 22. April 2018

Der Gute Hirte Sonntag - Gebet für Berufungen zum Priestertum

Mosaik des Guten Hirten aus dem 5. Jahrhundert, Mausoleum v. Galla Placidia, Ravenna



Liebe Brüder und Schwestern,

die Liturgie des 3. Sonntages nach Ostern eröffnet uns eines der schönsten Bilder, das seit den ersten Jahrhunderten der Kirche Jesus darstellte: das des guten Hirten. Das Evangelium des heiligen Johannes beschreibt uns im zehnten Kapitel  die charakteristischen Züge der Beziehung zwischen Christus, dem Hirten, und seiner Herde, eine Beziehung, die so stark ist, dass niemand die Schafe seinen Händen entreißen zu vermag.

Sie sind mit ihm durch ein Band der Liebe und des gegenseitigen Kennens verbunden, die ihnen das unermessliche Geschenk des ewigen Lebens sichert. Gleichzeitig wird die Haltung der Herde gegenüber dem guten Hirten, Christus, vom Evangelisten mit zwei spezifischen Worten beschrieben: hören und folgen. Diese Begriffe kennzeichnen die besonderen Charakteristiken derjenigen, die die Nachfolge des Herrn leben.

Vor allem durch das „Hören“ auf sein Wort wächst und nährt sich der Glaube. Nur wer aufmerksam auf die Stimme des Herrn hört, kann in seinem eigenen Gewissen die richtigen Entscheidungen treffen, Gottes Willen entsprechend zu handeln. 

Dem Hören schließt sich das „Nachfolgen“ Jesu an: Man handelt dann täglich als Jünger, nachdem man zugehört und innerlich die Lehren des Meisters aufgenommen hat. An diesem Sonntag kommt also spontan eine Erinnerung an die Hirten der Kirche in den Sinn, und an diejenigen, die sich vorbereiten, Hirten zu werden.

Ich lade euch dazu ein, an einem besonderen Gebet für die Bischöfe teilzunehmen – dazu gehört auch der Bischof von Rom! -, für die Pfarrer und für alle, die in der Leitung der Herde Christi  Verantwortung tragen, dass sie bei ihrem Dienst treu und weise handeln mögen.

Beten wir an diesem Welttag des Gebets besonders für Berufungen zum Priestertum, damit niemals fähige Arbeiter im Weinberg des Herrn fehlen.

Siebzig Jahre ist es schon her, dass der verehrte Papst Pius XII. das Päpstliche Werk für priesterliche Berufungen gegründet hat. Diese geglückte Institution meines Vorgängers gründete sich auf der Überzeugung, dass die Berufungen in den Teilkirchen wachsen und reifen und in einem familiären Umfeld erleichtert werden, das verankert ist in einem gesunden und im unerschütterlichen Glauben, in Liebe und Frömmigkeit.

In meiner Botschaft für diesen Welttag habe ich hervorgehoben, dass die Berufung sich erfüllt, wenn „man von seinem eigenen engen Willen und der eigenen Idee der Selbstverwirklichung absieht und sich in einen anderen Willen versenkt, den Willen Gottes und sich von ihm leiten lässt.“
Auch in dieser Zeit, in der die Stimme des Herrn inmitten vieler anderer Stimmen unterzugehen scheint, ist jede kirchliche Gemeinschaft dazu aufgerufen, sich um Berufungen zum Priestertum und dem gottgeweihten Leben zu kümmern und sie zu fördern. Den Menschen verlangt es immer nach Gott, auch in unserer technologisierten Welt, und es werden immer Hirten benötigt, die sein Wort verkünden und den Herrn in den Sakramenten gegenwärtig machen.

Liebe Brüder und Schwestern, legen wir gestärkt durch die Osterfreude und den Glauben an den Auferstandenen all unsere Intentionen und unsere Vorhaben in die Hände der Jungfrau Maria, die Mutter aller Berufungen, denn mit ihrer Fürsprache erweckt und unterstützt sie zahlreiche und heilige Berufungen im Dienst an der Kirche und der Welt.
(Papst Benedikt XVI., Regina Caeli, 16. Mai 2011)



+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
11Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.
12Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht,
13weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.
14Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich,
15wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.
16Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.
17Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen.
18Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

(Joh 10,11-18, Evangelium vom 4. Sonntag der Osterzeit)






O Vater,
laß unter den Christen viele und heilige Berufungen zum Priestertum entstehen,
die den Glauben am Leben erhalten
und die dankbare Erinnerung an deinen Sohn Jesus bewahren,
durch die Verkündigung seines Wortes und die Verwaltung der Sakramente,
durch die du deine Gläubigen ständig erneuerst.

Schenke uns heilige Diener deines Altars,
die aufmerksame und eifrige Bewahrer der Eucharistie seien,
des Sakraments der höchsten Gabe Christi für die Erlösung der Welt.
Rufe Diener deiner Barmherzigkeit,
die durch das Sakrament der Versöhnung die Freude deiner Vergebung verbreiten.

O Vater, laß die Kirche mit Freuden
die zahlreichen Inspirationen des Geistes deines Sohnes aufnehmen
und laß sie - deiner Lehre fügsam -  Sorge tragen
für die Berufungen zum priesterlichen Dienst und zum geweihten Leben.

Unterstütze die Bischöfe, die Priester, die Diakone,
die Menschen des geweihten Lebens und alle in Christus Getauften,
damit sie treu ihre Sendung erfüllen im Dienst des Evangeliums.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
Maria, Königin der Apostel, bitte für uns!


PAPST BENEDIKT XVI.



Mausoleum der Galla Placidia, Ravenna, im Hintergrund S. Vitale, Ravenna

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