St Quen, Rouen |
Die Geburt Mariens nach dem apokryphen Jakobusevangelium (1-6):
Joachim war ein reicher Mann, der an hohen Festtagen Sühneopfer in den Tempel brachte, deren Umfang das übliche Maß weit überschritt. Was zuviel war sollte dem ganzen Volk zugute kommen. Da er keine Nachkommen hatte, war er sehr betrübt. Da kam ihm der Erzvater Abraham in den Sinn, dem der Herr noch in letzter Stunde einen Sohn geschenkt hatte. Er zog ohne Abschied von seiner Frau in die Wüste, schlug sein Zelt auf und fastete vierzig Tage und Nächte.
Seine Frau Anna aber beweinte ihrer Kinderlosigkeit und den Verlust des Mannes. Schließlich flehte sie den Herrn an und bat ihn, sie zu segnen, wie er Sarah, die Frau Abrahams gesegnet hatte.
Plötzlich stand ein Engel des Herrn vor ihr, der ihr mitteilte, daß Gott ihre Bitte erhört habe. Auch Joachim hatte ein Engel die Kunde gebracht. Annas Monate gingen vorüber, und als die geboren hatte, war es ein Mädchen und sie nannte es Maria.
(W. Lang, Marienverehrung und Marienfeste, 170)
Das Opfer des Joachim wird wegen seiner Kinderlosigkeit zurückgewiesen St Quen, Rouen |
In den `Geschichten der zwölf Stämme Israels´ war Joachim ein sehr reicher (Mann), und er brachte alle seine Opfergaben für den Herrn doppelt; denn er sagte sich: "Was ich zuviel darbringe, soll für das ganze Volk sein, und was ich zur Vergebung darbringen, soll für den Herrn sein, mir zur Versöhnung."
Nun war der große Tag des Herrn herangekommen, und die Kinder Israels brachten ihre Opfergaben dar. Da traten sie vor ihn, auch Rubel (Ruben), der sagte: "Es ziemt dir nicht, deine Opfergaben als erster darzubringen, denn du hast in Israel keine Nachkommen erzeugt."
Da wurde Joachim sehr traurig, und er ging weg zu dem Zwölfstämmeregister des Volkes (und sagte): Ich werde nachsehen in dem Zwölfstämmeregister Israels, ob ich der einzige bin, der in Israel keine Nachkommen erzeugt hat." Und er untersuchte und fand von allen Gerechten, daß sie in Israel Nachkommen erweckt hatten. Und er dachte an den Erzvater Abraham, daß ihm Gott in seinen letzten Tagen (noch) einen Sohn, den Isaak, geschenkt hatte. Und Joachim war sehr traurig, und er zeigte sich seiner nicht, sondern er begab sich in die Wüste; dort schlug er sein Zelt auf und fastete vierzig Tage und vierzig Nächte; und er sagte bei sicch: "Ich werde nicht hinuntergehen, weder um Speise, noch um Trank, bis Gott, mein Herr, mich heimgesucht hat; das Gebet soll mir Speise und Trank sein."
Ein Engel besucht Anna |
Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihr (Anna) und sprach: "Anna, Anna, der Herr hat deine Bitte erhört. Du wirst empfangen und gebären, und deine Nachkommenschaft wird in der ganzen Welt genannt werden"
Da sprach Anna: "So wahr der Herr, mein Gott, lebt, wenn ich gebären werde, sei es ein Knabe oder ein Mädchen, so will ich es dem Herrn, meinem Gott, als Opfergabe darbringen, und es soll ihm Dienste verrichten alle Tage seines Lebens."
Zwei Boten besuchen Anna |
Und siehe, da kamen zwei Boten und sprachen zu ihr: "Siehe, Joachim, dein Mann kommt mit seinen Herden; denn ein Engel des Herrn ist zu ihm herabgestiegen und hat ihm gesagt: Joachim, Joachim, Gott, der Herr, hat deine Bitte erhört. Ziehe hinab!. Siehe, Anna, dein Web, hat in ihrem Leib empfangen (wird in ihrem Leib empfangen). Und Joachim zog sogleich hinab und rief seine Hirten und sprach zu ihnen: "Bringet mir zehn Lämmer herbei, ohne Fehl und Makel und die zehn Lämmer sollen dem Herrn, meinem Gott, gehören. Und bringt mir zwölf (zarte) Kälber, und die zwölf Kälber sind für die Priester und Ältesten, und hundert Böcke, und die hundert Böcke sollen für das ganze Volk sein."
Joachim kommt aus der Wüste nach Hause zurück |
Und siehe, da kam Joachim mit seinen Herden, und Anna stand unter der Türe, und sie sah Joachim kommen, lief alsbald herbei, fiel ihm un den Hals und sprach: "Jetzt weiß ich, daß Gott, der Herr, mich (dich) reich gesegnet hat; denn siehe, die Witwe ist nicht mehr Witwe, und ich, die Kinderlose habe in meinem Leib empfangen (werde in meinem Leib empfangen."
Und Joachim ruhte am ersten Tage in seinem Hause aus.
Geburt Mariens, St Quen, Rouen |
Am nächsten Tage aber brachte er seine Gaben dar, indem er bei sich sprach: "Wenn Gott, der Herr, mir gnädig ist, wird mir das Stirnband des Priesters es offenbar machen." Und Joachim brachte seine Gaben dar und achtete auf das Stirnband des Priesters, als er zum Altar des Herrn hinaufstieg; und er sah keine Sünde an ihm. Da sprach Joachim: "Jetzt weiß ich, daß Gott, der Herr, mir gnädig ist und mir alle meine Sünden vergeben hat."
Und er stieg hinab vom Tempel des Herrn, gerechtfertigt, und ging in sein Haus.
"Es erfüllten sich aber ihre sechs Monate (ihre Monate), wie (Joachim kehr aus der Wüste zu Anna zurückr Engel) gesagt hatte: im siebenten (neunten) Monat gebar Anna. Und sie sprach zu der Hebamme: "Was habe ich geboren?"
Und die Hebamme sprach: "Ein Mädchen."
Da sprach Anna: Erhoben ist meine Seele an diesem Tag." Und die legte es nieder. Als aber die Tage erfüllt waren, da reinigte sich Anna von ihrem Wochenbett und gab dem Kinde die Brust, und sie verlieh ihm den Namen Maria.
(W. Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphe, I., Evangelien, 338ff)
Das Leben von Joachim und Anna, St Quen, Rouen |
St Quen, Rouen |
Deine Geburt, Jungfrau und Gottesgebärerin,
hat der ganzen Welt Freude gebracht.
Denn aus dir ging hervor die Sonne der Gerechtigkeit,
Christus unser Gott.
Er hat den alten Fluch gelöst und Segen gespendet,
er hat den Tod vernichtet und ewiges Leben geschenkt.
(Benediktusantiphon)
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